Rohre als Helmholtz-Absorber

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UranusEXP
Neuling
#1 erstellt: 18. Jan 2006, 03:30
Hallo,

an alle Akustikexperten:

Spricht irgendwetwas dagegen, einen Helmholtz-Absorber aus Kunststoffrohren zu bauen?

Also z.B. folgendermassen:

-Kunststoffrohr mit Durchmesser 25cm und Höhe 150cm, Dicke 0,5cm

-Deckel oben und unten, luftdicht abschliessen

-berechnetes Loch reinschneiden

-Dämmstoff rein (oder halt gleich zu Beginn)

Fertig!

Evtl. könnte man auch zwei Rohre ineinander stecken (luftdicht) und könnte so das Volumen nachträglich anpassen.

So würde ich mir das vorstellen...

Wäre alles im Vergleich zu Holzkisten sehr praktisch, viel leichter und schneller zu bauen und wohl wesentlich billiger.

Folgende Probleme stellen sich mir aber:

-der Kanal (im Beispiel die 0,5 cm) ist dann nicht gerade sondern gebogen, ich hatte mal irgendwo gelesen (NUR einmal sonst nirgends), der solle möglichst gerade sein.

-ist die Lochgrösse (der Kanaldurchmesser) dann die Fläche des ausgeschnittenen Loches oder ist die effektiv wirksame Fläche kleiner, da der Kanal ja gebogen ist? (Praktisch die, die sich optisch in der Draufsicht ergibt?)

Es wäre auch denkbar, auf solche Weise Schlittplattenschwinger zu bauen, also einfach anstatt des Lochs regelmässige Schlitze in das ganze Rohr zu schneiden. Da beim Schlittplattenschwinger ja der Abstand zur Rückwand ein wichtiger Faktor ist, frage ich mich, ob der dann im Falle des geschlitzen Rohres immer gleich ist? Laienhaft gesagt, geht der Schall quasi am Radius entlang?

Vielen Dank für eure Hilfe!!!

Liebe Grüsse,

Oli


[Beitrag von UranusEXP am 18. Jan 2006, 03:32 bearbeitet]
Buddelfrosch
Stammgast
#2 erstellt: 18. Jan 2006, 18:37
Hallo Oli,

Kunststoffrohre als Helmholtzresonatoren geht. Das einzige Problem ist eigentlich, dass du mehrere brauchen wirst, um insgesamt auf eine vernünftiges Volumen zu kommen.
Eine genaue Bauanleitung dazu kannst du auch in Stereo 5/2000 ab Seite 42 finden. Vielleicht bekommst du die noch irgendwo in der Bibliothek.
Bei den Schlitzplattenschwingern hab ich dagegen so meine Bedenken. Da ich mich mit denen aber nicht gut auskenne ist das eher ein diffuses Gefühl , als irgendwas, was ich physikalisch korrekt begründen könnte.

BF
UranusEXP
Neuling
#3 erstellt: 18. Jan 2006, 18:58
Hi BF,

danke für deine Antwort!

Ich habe da schon an ordentliche Rohre gedacht, ruhig 30cm Durchmesser und 2 Meter hoch wenns sein muss...

Hast du die Stereo-Ausgabe? Muss man irgendetwas besonderes beachten im Vergleich zu den normalen Kisten? Ich würde dir das Heft auch abkaufen...

Noch eine Frage zu Helmholtz-Absorbern allgemein:

Wie ist das mit der Platzierung des Loches? In meiner laienhaften Vorstellung setzt die Wirkung des Absorbers erst dann ein, wenn der Schall an dem Loch angekommen ist. Stimmt das? Wenn ja, wäre der Abstand des Loches zur Schallquelle ja entscheidend...

Angenommen, die Teile stünden vier Meter hinter mir (Löher auf Höhe der Schallquellen)an der Rückwand, die Boxen 50cm von der Vorderwand und ich sitze einen Meter vor den Boxen, dann würde ich die erste Reflexion (von der Vorderwand) abkriegen, bevor die Wirkung einsetzt (nämlich, wenn der Schall die 5 Meter zur Rückwand zurückgelegt hat.)

Wenn ich dann einfach die Teile von vorne bis hinten längs an die Seitenwand machen würde, mit dem Loch ungefähr da, wo der Schall zuerst auf die Seitenwand trifft, würde die Wirkung einsetzen, bevor die ersten Reflexionen mich erreichen.

Stimmt das alles oder habe ich das Prinzip nicht richtig verstanden?

Beste Grüsse,

Oli


[Beitrag von UranusEXP am 18. Jan 2006, 19:17 bearbeitet]
Buddelfrosch
Stammgast
#4 erstellt: 18. Jan 2006, 20:00
Schick mir mal deine mail Adresse als PM. Ich versuch den Artikel mal zu scannen und dir dann zu schicken.


Angenommen, die Teile stünden vier Meter hinter mir (Löher auf Höhe der Schallquellen)an der Rückwand, die Boxen 50cm von der Vorderwand und ich sitze einen Meter vor den Boxen, dann würde ich die erste Reflexion (von der Vorderwand) abkriegen, bevor die Wirkung einsetzt (nämlich, wenn der Schall die 5 Meter zur Rückwand zurückgelegt hat.)


Das stimmt so nicht. Im Bassbereich haut das mit den frühen Reflexionen nicht so hin, wie bei höherene Frequenzen, da sich in diesem Bereich der Schall wellenförmig ausbreitet. Es gilt daher einfach die Resonatoren in den sogenannten Druckmaxima anzubringen (regelmäßig sind das die Zimmerecken). Der Abstand zu den Boxen bzw. zum Hörplatz ist in diesem Fall egal.
Ich will aber nicht verschweigen, dass ich aus eigener Erfahrung lieber Plattenschwinger als Helmholtzresonatoren empfehlen würde. Dir halt ich für wirksammer und unproblematisch.

BF
UranusEXP
Neuling
#5 erstellt: 18. Jan 2006, 20:17
Hi,

danke für die Antwort.

Wie auch immer der Nachhall (Reflexion) beim Bass entsteht, es ist doch sicherlich sinnvoll, es irgendwie hinzukriegen, dass es auf der Zeitlinie so aussieht:

1. Direktschall am Hörplatz
2. Bedämpfung setzt ein bevor Reflexionen am Hörplatz ankommen

Einen gewissen zeitlichen Ablauf der Phänomene Direktschall am Hörplatz, Reflektionen, Bedämpfung habe ich ja immer egal wie sich die entsprechenden Frequenzen nun ausbreiten.

Einen eigenen Denkfehler habe ich gefunden: Es wäre natürlich nicht sinnvoll, wenn die Bedämpfung stattfinden würde, bevor die entsprechende Frequenz am Hörplatz ankommt, denn dann hätte ich nicht den Raum kompensiert, sondern praktisch den gleichen Effekt, wie wenn ich nur den Frequenzgang der Boxen manipuliert hätte.

Nicht so einfach alles...:D

Gruss,

Oli
C.Smaart
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 18. Jan 2006, 20:43
BF hat das Wichtigste schon gesagt.

Was mich überdies nachdenklich stimmt ist die Wandstärke von nur 5mm. Ein HHR muß zwingend in sich resonanzarm sein. Das Schwingungsverhalten von langen Kunststoffrohren im Resonanzfall würde ich dagegen als ziemlich unvorhersehbar einschätzen. Ich gehe davon aus das Du an handelsübliches KG Rohr denkst. Diese Meinung ist übrigens von keinerlei Sachkenntniss oder Erfahrung mit diesem Werkstoff gestützt. Nenn es Bauchgefühl.

Auch die Öffnungslänge = Wandstärke schränkt doch sehr ein. Wenn überhaupt würde ich die Öffnung an eine der Stirnseiten verlegen und da lieber einen Verschluß aus z.B. MDF mit Silikon einkleben. Durch die beliebige Materialstärke erhält man sich einen Freiheitsgrad mehr. Alternativ könnten auch Bassreflexrohre aus dem LS- Bastelbedarfshandel verwendet werden. Die Öffnung an der Stirnseite hat zudem den Vorteil das man den Druckmaxima in den Ecken "näher" kommt.

Insgesamt teile ich aber BFs Skepsis. HHRs sind zwar von der Theorie einfach aber in der Praxis doch einigermaßen mysterienbehaftet. Ganz im Gegensatz zu Plattenresonatoren.

Aber dennoch, so ein Rohr kostet auch nicht die Welt. Warum also nicht mal experimentieren?

So ein in die Ecke gestelltes Rohr kann zudem tapeziert werden und damit der holden Gattin als "Säule" verkauft werden.

Gruß, Michel
C.Smaart
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 18. Jan 2006, 21:02
Holla, hier gehts ja rund.

UranusEXP schrieb:

Bedämpfung setzt ein bevor Reflexionen am Hörplatz ankommen


Ich bin nicht sicher ob ich Dich richtig verstanden habe aber ich glaube hier das eigentlich Verständissproblem zu sehen.
Im Tiefbassbereich entstehen störende Effekte nicht auf Grund von diskreten Reflexionen, sondern aufgrund der durch Raummoden veränderten zeitlichen Struktur des Diffusschallfelds. Im für HHRs relevanten Frequenzbereich hat schon längst ein Übergang von der geometrischen Akustik (Reflexionen etc.) hinein in die modale Akustik stattgefunden.


Nicht so einfach alles...


Wohl wahr.

Gruß, Michel
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