Läuft da *immer* ein Motor? Kassettendecks Anfang der 80er (Grundig, BASF, Telefunken)

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Old_Max
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 27. Feb 2018, 02:12
Hallo zusammen,

meinetwegen kann das hier auch in "Analogtechnik" verschoben werden; ich war mir unsicher, wo es besser passt.

Meiner Anlage fehlte bisher ein Kassettendeck; und da ich aus der Zeit vor dieser Anlage noch einige alte Kassetten habe, deren Inhalt mir wichtig ist (vor allem Radiomitschnitte wie "Zeitzeichen" usw.), wollte ich mir nun ein passendes Kassettendeck zulegen.

"Passend" bedeutet: Optik (und mit Abstrichen auch Qualität) zu meinem Grundig R 1000 passend. Nun las ich in Gert Redlichs HiFi-Museum zu den aus der gleichen Serie stammenden Grundig-Kassettendecks CF 5000 / C500-2 und CF 5100 "sehr bescheidene Technik". Vom hochwertigeren CF 5500 las ich irgendwo anders (leider Quelle vergessen), dass darin ein Zahnrad aus Plastik und Gummi verbaut sei, welches zerbrösele und für das es keine Nachfertigungen gebe. Darüberhinaus sind die bei ebay für ein (noch ...) funktionierendes Grundig-Gerät aufgerufenen Preise absurd hoch. Ich wich also auf ein BASF D6334 aus, welches ich zu einem akzeptabel günstigen Preis als "vom Verkäufer überholt" erstand.

Ich bekam ein optisch gut erhaltenes Gerät (dessen gebürstete Alu-Front aber leider einen etwas anderen Farbton hat als mein R 1000 -- grummmelbrummel ...).
Als ich es anschaltete, vernahm ich ein leises Brummen/Summen. Hmm, das kenne ich von keinem anderen meiner Geräte. "Geerdet" war es (über die Lautsprecher wurde das Brummen auch nicht wiedergegeben). Ich schob es auf Netzbrummen des Trafos oder so ...
Da es einwandfrei meine einzige derzeit griffbereite Kassette abspielte (die anderen habe ich noch in einem Lagerraum), war ich trotzdem zufrieden.

Irgendwie lies mich aber das Grundig-Design nicht los; ich wollte gerne ein auch optisch passendes Deck desselben Herstellers haben und suchte weiter nach einem Tapedeck der 100-mm-Serie zu einem angemessenen Preis. Ich stieß auf ein günstiges CF 5000-2. Das -2 gefiel mir deswegen, weil es ebenfalls den als Kipphebel ausgeführten Einschalter hat; ein schönes und sinnvolles Merkmal der Receiver und Verstärker dieser Reihe, was jedoch das CF 5000 (ohne "-2") nicht hat. Es wurde als "defekt" angeboten: die Beschreibung des Verkäufers deutete auf einen kaputten Riemen hin, und den sollte ich doch wohl noch getauscht kriegen.

Das Gerät traf exzellent verpackt bei mir ein und hatte sogar noch die meist fehlende Staubschutzkappe. Es ließ sich einschalten (wieder dieses leise Brummen ...), und die meisten Schalter/Drücker ließen sich betätigen. Bei "Start" (statt "Play") bewegte sich auch der Tonkopf in Position, die Spulenrädchen blieben jedoch bewegungslos. Lediglich der "Record"-Schalter ließ sich nicht eindrücken. (Erst später kam ich auf die Idee mit der Überspielsicherung -- ok, klemmt nicht! Gewollte Funktion. Lang ist's her ...)
Ich öffnete das Gerät, und beide Riemen waren tatsächlich so richtig hinüber. Der Rest der Mechanik sieht für mein laienhaftes Auge eigentlich gut aus; ich hatte zerbröselnden Kunststoff erwartet. Dass er nicht zerbröselte, war die positive Überraschung. Ansonsten eher Enttäuschung: Plastik-Zahnräder und -Gestänge, wohin man auch blickt! In meinen Augen allerbilligste Technik; ich hasse Plastik! Kein Vergleich zu dem hochwertigen und durchdachten Innenleben meines R 1000 derselben Reihe. -- Nun ja, selbst schuld; ich war ja gewarnt. "Sehr bescheidene Technik" hieß es.


Und dann fiel mir noch etwas auf:

1. Anders als der seilzugbetätigte Netzschalter im R 1000 ist der von mir so gewünschte Kipphebel hier im CF 5000-2 ein Kleinspannungsschalter, der lediglich den bei eingestecktem Stecker permanent unter Netzspannung stehenden Trafo vom Innenleben des Gerätes trennt. Noch mehr konstruktiver Murks! (Ein Blick in die Gebrauchsanweisung zeigt: Das wird da sogar ausdrücklich erwähnt!)

2. Sobald ich diesen "Einschalter" betätige (also Kleinspannung im Gerät anliegt), dreht sich der (einzige) Motor. Nicht erst wenn ich auf "Start" oder ">>" oder so drücke! Im ersten Augenblick hielt ich das für eine weitere Fehlfunktion des defekten Gerätes. Aber dann fiel mir mein BASF-Gerät ein, welches beim Einschalten ja auch leise vor sich hinbrummt ...
Dieses habe ich jedoch noch nicht geöffnet.


Nun meine Frage: Ist das Standard bei den Kassettendecks dieser Zeit, dass da permanent ein (der) Motor läuft? Wird der dann nur bei "Play" usw. mechanisch eingekuppelt oder so? Oder habe ich da tatsächlich einen weiteren Defekt?

Bevor ich einen Riemensatz kaufe, der noch einmal so viel kostet, wie mich das Gerät bisher gekostet hat, würde ich das schon gerne wissen.

Und weitergedacht: Ist das bei den hochwertigeren Mehrmotoren-Geräten ebenso? (Ich denke da z. B. an das CF 5500 oder an das Telefunken RC 300, welches mir ebenfalls noch "in der Nase steckt". Das CF 5500 soll quarzgesteuerte Motoren haben, kann mir nicht vorstellen, dass die immer laufen und bei Bedarf eingekuppelt werden, aber habe zugegebenermaßen wenig Ahnung.) (CF 5500 im HiFi Wiki)
Und weiß jemand, wie es bei denen hinsichtlich des "Einschalters" aussieht: Trennt der tatsächlich vom Netz oder ist das auch eher so ein "Stand-by"-Knopf?

Ich bin ein bisschen desillusioniert. Wenn die Ersatzteilproblematik bei dem CF 5500 nicht wäre, würde ich langfristig ja doch 'mal danach suchen / darauf warten ...

Es grüßt
Old Max
rupi99
Stammgast
#2 erstellt: 27. Feb 2018, 11:03
Das mit dem ständig laufenden Capstan-Motor war Standard bei vielen Decks.
Hier hatte ich eine technische Lösung zur Vermeidung dieses Umstands beschrieben.
Technische Lösung
Jetzt habe ich übrigens ein Yamaha KX-T950. Das schaltet schon von Hause aus die Capstan-Motoren nur ein, wenn sie gebraucht werden.
Passat
Inventar
#3 erstellt: 27. Feb 2018, 13:56
Das hängt vom Gerät ab.
Bei sehr vielen Geräten läuft der Capstanmotor, sobald man das Gerät einschaltet.
Das findet man i.d.R. nur bei Geräten mit 2 oder mehr Motoren.

Es gibt aber auch Geräte, bei denen der Motor erst läuft, wenn man die Wiedergabe oder Aufnahme startet.
Das ist insbesondere bei günstigeren Modellen so, die nur 1 Motor haben, der sowohl Capstan als auch Bandwickel antreibt.

Grüße
Roman
KuNiRider
Inventar
#4 erstellt: 27. Feb 2018, 14:24
Ich habe hier noch einen Denon DRM 820 rumstehen (galt damals als Drachentöter ) der hat beide Wickel und den Capstan direkt mit eigenen Motoren angetrieben - keine Riemen, keine Reibräder, keine Reibkupplungen! Außer der Capstan-Andruckrolle nichts was verschleißen kann

Da du ja einen funktionierenden Player hast, wäre es nicht viel sinnvoller mit diesem und einem A-D-Wandler deine Mitschnitte zu digitalisieren und auf eine Festplatte zu bannen? Denn Tapes gehen mit der Zeit kaputt
pedi
Inventar
#5 erstellt: 27. Feb 2018, 14:45
hat das ding keinen dualcapstan, von dem eine welle per riemen angetrieben wird?
Old_Max
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 27. Feb 2018, 17:39

rupi99 (Beitrag #2) schrieb:
Das mit dem ständig laufenden Capstan-Motor war Standard bei vielen Decks.


Danke (auch an die anderen Antworter)! Dann liegt da wohl kein Defekt vor.


Hier hatte ich eine technische Lösung zur Vermeidung dieses Umstands beschrieben.
Technische Lösung


Interessant, danke für den Link.
Old_Max
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 27. Feb 2018, 17:44

KuNiRider (Beitrag #4) schrieb:
Da du ja einen funktionierenden Player hast, wäre es nicht viel sinnvoller mit diesem und einem A-D-Wandler deine Mitschnitte zu digitalisieren und auf eine Festplatte zu bannen?


Ja, da wird es langfristig drauf hinauslaufen.
Ich finde es aber (derzeit noch) trotzdem interessant, solch ein Gerät da stehen zu haben. Mag sich vielleicht irgendwann ändern, aber da gibt es einfach noch den Spaß an der alten Technik.
Old_Max
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 27. Feb 2018, 18:24

pedi (Beitrag #5) schrieb:
hat das ding keinen dualcapstan, von dem eine welle per riemen angetrieben wird?


Ich bin gerade dabei, mich in diese Technik einzuarbeiten (leider wenig Zeit). Möglicherweise ist das so. Ich habe im Gerät einen großen und einen kleinen Riemen gefunden. Und dann hat die Kassettenaufnahme noch zwei "Wellen" o. ä., die ich noch nicht zuordnen kann:

Kassettenaufnahme Grundig CF 5000-2
Hier das Grundig-Deck.

Diese "Dorne"/"Wellen" fehlen bei dem BASF:

Kassettenaufnahme BASF D-6334
Hier das BASF.

Da ich diese "Dorne" nicht mit den Fingern drehen kann, könnten das aber auch einfach nur Führungsstifte für die Kassette sein.

Auf so etwas habe ich früher nie geachtet ...
Passat
Inventar
#9 erstellt: 27. Feb 2018, 18:37
Genau, es sind Führungsstifte für die Kassette.
Die hat deswegen auch dafür passende Löcher im Gehäuse.

Bei Geräten mit Klappe, bei denen sich die Scharnierseite auf der Bandseite befinden, fehlen die Führungsstifte i.d.R., da ja sonst beim Einschieben der Kassette diese an den Führungsstiften hängen bleibt.

Grüße
Roman
pedi
Inventar
#10 erstellt: 27. Feb 2018, 21:27
@Old Max,
ich habe KuNiRider gemeint.
OSwiss
Administrator
#11 erstellt: 27. Feb 2018, 21:34

KuNiRider (Beitrag #4) schrieb:
Ich habe hier noch einen Denon DRM 820 rumstehen ... der hat beide Wickel und den Capstan direkt mit eigenen Motoren angetrieben

Von einem Denon "DRM 820" habe ich bislang noch nie etwas gehört.

Ich kenne das DRM-800 und dessen Nachfolger, das DRM-800 A und wiederum dessen Nachfolger, das DRS-810.
Alle drei Geräte haben folgende Gemeinsamkeit: KEINEN Direktantrieb.

Direktantrieb waren bei Denon-Tape-Decks ohnehin eine Seltenheit: Das DR-F 8 (von 1981), DR-M 4 (von 1983) oder
DR-M 44 / DR-M 44 HX (von 1984 / 1985) haben Direktantrieb. Aber freilich nur bei einer Capstanwelle und schon gar nicht beim Wickel.
KuNiRider
Inventar
#12 erstellt: 27. Feb 2018, 23:10
Stimmt ich hatte mich vertippt es ist ein DRM 800
Der wurde mir aber als Direkttriebler ohne Reibkupplungen verkauft und auch die noch auffindbaren Berichte klingen danach - allerdings soll ein Riemen drin sein.
Auf jeden Fall wurde es früher extrem viel genützt und läuft nach über 25 Jahren noch einwandfrei!
OSwiss
Administrator
#13 erstellt: 27. Feb 2018, 23:15

KuNiRider (Beitrag #12) schrieb:
Der wurde mir aber als Direkttriebler ohne Reibkupplungen verkauft...

Was das DRM-800 aber definitiv nicht hat.
Anyway ... sorry für's OT.
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