SAT Technik verstehen

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Annex31
Neuling
#1 erstellt: 20. Aug 2010, 19:08
Hallo!

Mein Chef hat mir den Auftrag gegeben dass ich langsam mal anfangen könnte mich mit SAT Anlagen zu beschäftigen.(Mache gerade eine Lehre zum Elektriker).
Daher hat mir mein Chef Fotos von einer der letzen Baustelle gezeigt.
Fotos Sat Anlage

Ich soll nun bis Nächste Woche Dienstag herausfinden wie so eine Anlage grundsätzlich funktioniert, welche Komponenten dort verbaut sind, und warum diese Komponenten verwendet wurden, und warum diese Komponenten in gegebener Reihenfolge zusammengeschlossen wurden und ob man vielleicht nicht gewisse Komponenten weglassen könnte.

Mein Chef meint: nur durch selber machen lernt man. Wenn er mir erklären würde wie das ganze funktioniert, wäre der Lerneffekt gleich 0 ("Vorbeten tun eh die Lehrer in der Schule, hier wird gelernt" sagt er immer). Daher soll ich mich mal selbst mit der Materie auseinander setzen. Durch mein jetziges begrenztes Wissen würden dann nämlich Fragen auftauchen die sonst, wenn er es mir erklären würde ich nie kommen würde.

Was ich bis jetzt gemacht habe ist dass ich mir die Datenblätter der einzelnen Kathrein Geräten heruntergeladen habe.
Könntet ihr vielleicht weiterhelfen. Ganz ohne Hilfe wird dass sonst ein zähes Wochenende.
LG Annex
raceroad
Inventar
#2 erstellt: 20. Aug 2010, 19:44
Nur durch das Studium von Datenblättern wird man die Installation nicht nachvollziehen können . Auf den Fotos sieht man im Wesentlichen Multischalter-Kaskaden, ergänzt durch Verteilnetzverstärker, Stammleitungsabzweiger und kombinierte Blitzstrom-/Überspannungsableiter (find’ ich suboptimal ).

Um eine Idee dafür zu bekommen, was das alles soll, muss man verstehen, wofür man einen Multischalter braucht. Das sollte gelingen, wenn man sich Teil 4 von Beitinger’s "Einführung in den Satelliten-Direktempfang" durchliest. Auf diesen Seiten gibt’s noch reichlich Lesestoff..... viel Spaß dabei
Annex31
Neuling
#3 erstellt: 21. Aug 2010, 20:31
Hallo!

Danke für den Link! Habe mir auch schon ein Buch ausgeborgt und etwas darin gestöbert! Das mit dem Multischalter und dessen grundsätzliche Funktionsweise ist mir nun klar.

Was meinst du mit: kombinierte Blitzstrom-/Überspannungsableiter (find’ ich suboptimal ).
Würdest du das besser machen bzw. was ist daran nicht 100% in Ordnung?

Was machen der Verteilnetzverstärker und der Stammleitungsabzweiger. Für was sind die gut? Wie ein Verstärker funktioniert - ist mir grundsätzlich klar, warum dieser hier benötigt wird - aber nicht.

Mit bestem Dank im Voraus Annex
raceroad
Inventar
#4 erstellt: 22. Aug 2010, 11:15
Anders als den niederfrequenten 50Hz-Netzstrom lassen sich die hochfrequenten Rundfunksignale (bei Sat bis etwa 2150 MHz) nur mit Verlusten einhergehend per Kabel übertragen . Um diese Verluste halbwegs in Grenzen zu halten, muss die Spannungsquelle am anderen Ende mit einer konstanten Last verbunden sein (in konkreten Fall beträgt der Widerstand 75 Ω ). Die Geometrie eines Koaxkabels muss auf diesen Widerstand abgestimmt sein (> Wiki Wellenimpedanz). Oder umgekehrt: Man kann die Lastimpedanz nicht einfach verändern.

Dennoch: Auch unter Verwendung eines guten Satkabels (für Innenverlegung) fällt die Spannung (hohe Sat-Frequenzen) nach nur rund 20 m schon auf die Hälfte des eingespeisten Wertes ab!

Konstanter Lastwiderstand bedeutet aber auch, dass bei vorgegebener Spannung nur eine feste Leistung zur Verfügung steht (P=U²/R). Möchte man das Signal auf zwei Geräte aufteilen, muss sich jedes dieser Geräte mit einem Stück des Kuchens begnügen . An den Ausgängen eines idealen 2-fach-Verteilers liegen rund 70% der Eingangsspannung an, was der Bereitstellung von pro Ausgang 50% der Eingangsleistung entspricht. Beim vermutlich eingesetzten 2-fach Abzweiger EAX 2512 landen grob 80% der Eingangsleistung am Stammausgang, an den Abzweigausgängen stehen aber jeweils nur rund 6% zur Verfügung!

Jetzt solltest Du schon eine Idee dafür bekommen haben, warum man einen Verstärker benötigt. Man kann sich aber auch an dem typischerweise vom LNB gelieferten Pegel und der Eingangsempfindlichkeit der Receiver orientieren: Ein normalverstärkendes LNB (wie z.B. von Kathrein) liefert an einer 80er Antenne bei Empfang von Astra 19,2° einen Ausgangspegel im Bereich von etwa 78 db(µV). Norm EN 50083-7 fordert für DVB-S (QPSK) am Teilnehmeranschluss einen Signalpegel von 47...75 db(µV), anzustreben sind eher 52..70 db(µV). Auf dem gesamten Verteilungsweg sollte die Dämpfung also nicht mehr als 26 db betragen, der 2-fach-Abzweiger kostet aber alleine schon 12 db, die Multischalterkaskade EXR 2558 2,5 db (jede vorgeschaltete noch einmal rund 2 db zusätzlich), und pro 10 m Kabel gehen auch 2,5 db verloren (Werte jeweils grob für mittlere Frequenzen gemittelt), die Antennendose schluck etwa 2 db. Ein zu hoher Verteilverlust wird durch den vorgeschalteten Verteilnetzverstärker VWS 2500 ausgeglichen.


Annex31 schrieb:
Was meinst du mit: kombinierte Blitzstrom-/Überspannungsableiter (find’ ich suboptimal ).
Würdest du das besser machen bzw. was ist daran nicht 100% in Ordnung?

Na gut. Wer A sagt, muss auch B sagen :

Im Falle eines Blitzeinschlages (auch Naheinschlag) wird die Spannung an Abschirmung und Innenleiter des Antennenkabels auf einen hohen Wert gegenüber dem Erdpotential angehoben. Alleine schon durch den Potentialausgleich fließt daher kurzzeitig ein hoher Strom über den Schirmleiter des Kabels, die Funkenstrecke im Blitzstromableiter KAZ 12 (entspricht DGA GF TV von Dehn, Grafik) schließt bei hohen Spannungen den Innenleiter mit Außenleiter/Gehäuse kurz, so dass auch über den Innenleiter ein Ableitstrom zum Potentialausgleich fließt.

Den Fotos nach sieht es danach aus, als wäre nicht immer ein deutlicher Abstand zwischen den vom LNB kommenden Kabeln und den abgehenden vorhanden. So verschwinden auch das am Ausgang des Mehrbereichsverstärkers angeschlossene Kabel und Ausgangsleitungen der Multischalter-Kaskaden nach oben. Steigt aber bei einem Blitzeinschlag die Stromstärke in den LNB-Kabeln schlagartig auf sehr hohe Werte (bis in den kA-Bereich) an, so geht das mit einem ebenfalls sehr schnellen Anstieg des Magnetfeldes um die Kabel einher. Befinden sich nahe der LNB-Kabel weitere Leitungen, wird in diese durch das Magnetfeld eine Spannung induziert, wodurch wiederum Gerätedefekte nicht auszuschießen sind. Daher halte ich es für wesentlich sinnvoller, die Blitzstromableiter möglichst direkt nach Einführen der Kabel ins Haus zu montieren (ist übrigens auch in der BDA KAZ 12, Anwendungsbeispiel Seite 4 so nachzulesen).

Was noch auffällt:
Sollte die Antenne so montiert sein, dass sie geerdet werden muss, ist der Potentialausgleich durch Anschluss der Erdungsblöcke (in diesem Fall betrifft das auch die Schiene, auf der die Überspannungsableiter KAZ 11 montiert sind) an den geerdeten Antennenmast und nicht an die Hauptpotentialausgleichsschiene herzustellen. Der grün/gelbe Potentialausgleichsleiter ist aber nicht in Richtung der LNB-Kabel verlegt (eindeutig ist das anhand der Fotos natürlich nicht zu beurteilen). Eine Einbeziehung der Kabel zu den Teilnehmeranschlüssen in den Potentialausgleich ist nicht zu erkennen.

Rechts neben dem Mehrbereichsverstärker VCA28B kommt von oben das Kabel der UKW-Antenne herunter. Das Signal wird zunächst gesplittet. Nur das Kabel zum Verteilnetzverstärker wird über Blitzstrom- und Überspannungsableiter geführt, der UKW-Eingang des VCA 28B ist aber ungeschützt. Außerdem befindet sich die Leitung zu den Ableitern nahe an anderen Kabeln (Gefahr der Induktion von Überspannungen). Abgesehen davon, dass man mMn die Blitzstomableiter wie gesagt ohnehin besser direkt nach Einführen der Kabel ins Haus positioniert, scheint es mir sinnvoller zu sein, von der UKW-Antenne zuerst auf den Ableiter und erst dann zum Verteiler zu gehen. Es kann natürlich auch sein, dass man den MBV wegen des nach oben führenden Kabels bewusst dem ungeschützten Teil der Anlage zurechnet, nur sind dann mMn die Abstände zu gering.


[Beitrag von raceroad am 22. Aug 2010, 17:10 bearbeitet]
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