Sat-Mast im Garten. Erdung/Potentialausgleich

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MrKarlo
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 12. Jan 2012, 21:25
Hallo!

Nachdem danke eurer Hilfe die Komponenten endlich feststehen (Alps Uni Quad LNB, Gibertini OP 85 SE Schüssel) habe ich noch ein paar Fragen zum Aufbau.

Die Schüssel wird im Garten (ca. 3m vom Haus entfernt) auf einem Kathrein ZAS 04 Mast montiert. Dieser wird 1m einbetoniert. Ich hoffe mal, dass das auch bei Wind stabil genug ist. Die Kabel werden im Keller an den Potentialausgleich angeschlossen. Soweit ist mir das klar.

Muss der Mast selbst jetzt auch an eine eigene Erdung und/oder an den Potentialausgleich angeschlossen werden und wenn ja warum? Was kann passieren wenn nicht? Kenne mich da leider kaum aus.

Danke!
Dipol
Inventar
#2 erstellt: 13. Jan 2012, 14:53

MrKarlo schrieb:
Die Schüssel wird im Garten (ca. 3m vom Haus entfernt) auf einem Kathrein ZAS 04 Mast montiert.

Damit liegt die Antenne außerhalb des Schutzbereichs der Fassade und ist nach EN 60728-11 erdungspflichtig

MrKarlo schrieb:
Dieser wird 1m einbetoniert. Ich hoffe mal, dass das auch bei Wind stabil genug ist.

Wenn auch der Durchmesser stimmt, reicht die Tiefe statisch allemal. Dieser Mast erfüllt aber nicht die Bedingungen für einen Tiefenerder (2,5 m lang und auf 3 m Tiefe versenkt), nimmt jedoch bei Blitzeinschlägen bis in ca. 1,5 km Entfernung Blitzstrompotenziale auf.

MrKarlo schrieb:
Die Kabel werden im Keller an den Potentialausgleich angeschlossen.

Nach den Grundsätzen der Überspannungsvermeidung ist der PA der Kabel zur Vermeidung von Überschlägen möglichst mastnah zu setzen.

MrKarlo schrieb:
Muss der Mast selbst jetzt auch an eine eigene Erdung und/oder an den Potentialausgleich angeschlossen werden und wenn ja warum? Was kann passieren wenn nicht? Kenne mich da leider kaum aus.

Mit Blitzschutz, Erdung und Potenzialausgleich kennen sich ja selbst nur wenige Elektrofachkräfte aus. Du hast vermutlich schon mal den Begriff Schrittspannung gehört? Alle Erder müssen daher heute miteinander blitzstromtragfähig verbunden sein. Separate Erdstäbe für eine Antenne oder die früher üblichen separaten Erdspieße für Blitzschutzanlagen sind nur noch unter Bestandsschutzkriterien zulässig und bei Neuinstallationen absolut tabu!

Für die Erdung von Empfangsantennen sind die EN 60728-11 und EN 62305 maßgeblich. Die machen auch bezüglich dem Potenzialausgleich keinen Unterschied ob eine erdungspflichtige Antenne auf dem Dach oder im Garten aufgestellt wird. Bei Gartenmontage fällt aber ein sehr viel höherer Aufwand für eine sichere und normkompatible Ausführung an.

  1. Der Mast ist grundsätzlich mit mindestens 16 mm² Cu-Draht auf möglichst kurzem Weg und unter Vermeidung gefährlicher Näherungen (= Einhaltung eines Trennungsabstands nach EN 62305) möglichst außenseitig an eine Anschlussfahne des Fundament-/Ringerders, oder ersatzweise an eine für 100 kA ausgelegte Haupterdungsschiene zu erden.
  2. Sind im Kellerbeich die Trennungsabstände auch bei Verlegung des Erdleiters auf Kellerfußboden-Nivea nicht einzuhalten, ist ein normgerechter Entlastungserder -sinnvollerweise bei der Antenne- mit blitzstromtragfähiger Verbindung zur HES herzustellen.
  3. Die Kabel sind zur Vermeidung von Überschlägen möglichst mastnah in einen ersten Potenzialausgleich einzubeziehen. Bei erdungspflichtigen Antennen dürfen Multischalter im Keller, auch wenn sie unmittelbar neben der Haupterdungsschiene montiert sind, nach EN 60728-11 ausschließlich am Mast schleifenfrei geerdet werden.
  4. Bei Gartenmontage erfordert der Trennungsabstand von etwa 0,5 Meter zwischen Erdleiter einerseits und Antennenkabel + Potenzialausgleichsleiter andererseits zwei getrennte Kabelgräben.


Nach den geltenden Bestimmungen darf heute nicht mal mehr ein BK-Anschluss in Gebäuden ohne Hauserder oder Schutzpotenzialausgleich installiert werden.

Eine Antenne sollte man möglichst im Schutzbereich der Fassade oder noch besser einer optimalen getrennten Fangeinrichtung auf dem Dach montieren. Selbst eine konventionell direkt geerdete Dachantenne ist blitzschutztechnisch sicherer als eine Aufstellung im Garten.


[Beitrag von Dipol am 13. Jan 2012, 15:08 bearbeitet]
MrKarlo
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 13. Jan 2012, 20:17
Danke für die ausführliche Antwort!

Bei uns (in NÖ) ist es ja so, dass ein Blitzschutz nicht unbedingt verpflichtend ist. Somit hat das Haus auch keinen. Eine Anschlussmöglichkeit an den Fundamenterder ist ausschließlich im Keller vorhanden. Im Schutzbereich der Fassade ist ein Anbringen der Antenne leider nicht möglich (Bäume im Weg). Freie Sicht habe ich nur am Dach (oder max. 1 Meter unter der Dachkante) oder im Garten.

Was wäre wohl die einfachste/sinnvollste Möglichkeit zu einer normgerecht aufgestellten Sat-Antenne?

Danke!
Dipol
Inventar
#4 erstellt: 13. Jan 2012, 21:31

MrKarlo schrieb:
Bei uns (in NÖ) ist es ja so, dass ein Blitzschutz nicht unbedingt verpflichtend ist.

Auch in Deutschland ist nur für besondere Gebäude ein Blitzschutz baurechtlich vorgeschrieben. Das hat mit den Elektro-Normen nichts zu tun. Aber die EN 60728-11 und EN 62305 ist meines Wissens auch in Österreich harmonisiert.

MrKarlo schrieb:
Freie Sicht habe ich nur am Dach (oder max. 1 Meter unter der Dachkante) oder im Garten.

Was wäre wohl die einfachste/sinnvollste Möglichkeit zu einer normgerecht aufgestellten Sat-Antenne?

Das steht doch alles schon da. Am besten ist eine Dachantenne mit einer getrennten Fangeinrichtung. Als Erdleiter für eine getrennte Fangeinrichtung ist der 16 mm² Cu-Draht nicht zugelassen, obwohl der für 200 kA Blitzstrom tragfähig ist. Wenn man nicht ohne gefährliche Näherungen an die Haupterdungsschiene kommt oder der Fundamenterder gar abkorrodiert ist (gar nicht so selten!) braucht man einen Zusatz- bzw. Entlastungserder.

Die Kabel sind dann in einen mastnahen PA einzubinden, an den auch der Mast selbst angeschlossen wird


Ansonsten ist eine Antennendirekterdung angesagt, für die man ein 16 mm² Cu-Erdleiter ausreicht. Den kann man selbst verlegen, aber auch da muss man beachten, dass überall dort wo die Trennungsabstände nicht einzuhalten sind (z. B. gegen die Dachrinne, das Regenfallrohr oder Verwahrungen), gebrückt werden muss.


[Beitrag von Dipol am 13. Jan 2012, 21:33 bearbeitet]
karl_otto_paul
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 27. Okt 2012, 19:23
Hallo !

Ich lese schon lange hier im Forum, es gibt echt tolle Infos und Themen.
Jetzt habe ich selber ein Problem.
Mein Haus hat einen Fundamenterder welcher aber nur nach innen in den HWR zur Potischiene geführt wurde, welch ein Pech. Nach einem Volltreffer in der Nachbarschaft hat mich der Eifer gepackt und das Haus soll einen Blitzschutz erhalten, selbstverständlich innen und aussen. Dazu sollen drei oder auch vier Tiefenerder etwa 9 m geschlagen werden. Diese sollen dann mit einem Ring leicht unter dem Erdboden und teilweise auch oberirdisch einmal rund um das Haus verbunden werden.
Jetzt die Frage: Welches Material nehme ich da und welchen Querschnitt? Ich habe das Netz durchsucht, es gibt keine richtigen eindeutigen Aussagen, fragt man hier Elektrofirmen dann kommen die Augen weit nach vorne.
Ein richtiger Ringerder ist nicht möglich, die Aussenanlagen sind fertig, es ist viel gepflastert. Daher die Lösung.

Wer ist hier richtig vom Fach?
KuNiRider
Inventar
#6 erstellt: 28. Okt 2012, 14:15
Wozu der Ring? - was versprichst du dir davon?

Ein Ringerder wird anstatt von Tiefenerdern gemacht.
Als Material käme V4-Edelstahlband in Frage: http://www.dehn.de/p...403/B%C3%A4nder.html

Und vergiss auch den Grobschutz für deine Elektroleitungen nicht, sonst kann die Blitzspannung auch über das Stromnetz in dein Haus gelangen und alles zerstören.
karl_otto_paul
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 28. Okt 2012, 15:02
Danke, Edelstahl war auch mein Gedanke, nur - Rundmaterial 8 mm oder 10 mm? Flachmaterial fällt aus, ist einfach zu störrisch. Alle Tiefenerder ´müssen verbunden werden, damit alles auf ein Potenzial kommt, ausserdem muss unbedingt eine Verbindung zur Potenzialschine im Haus hergestellt werden. Weiterhin muss der weiter im Garten stehende Antennenmast mit der Potenzialschine im Haus verbunden sein. Weiterhin könnte mann einadriges Kupferkabel, 50 Quadrat, Erdvariante, zum Verbinden nehmen, ist wesentlich kostengünstiger und beweglicher - nur ist das erlaubt?
barsch,
Inventar
#8 erstellt: 28. Okt 2012, 18:14
Lies mal hier in der PDF Datei Seite 25.http://www.czora.com/h66/BlitzschutzAntennen_0511.pdf
karl_otto_paul
Schaut ab und zu mal vorbei
#9 erstellt: 28. Okt 2012, 20:15
Ja, die Infos sind nicht schlecht, meine Frage wird damit aber nicht geklärt. Tiefenerder 3,5 Meter tief, nein das reicht nie, oder wer wohnt schon im Moor. Ich habe hier Sandboden, das Grundwasser liegt zwischen 15 und 20 Meter, mein Brunnen ist 20 Meter tief, Spülbohrung mit 3 Zoll - Rohr und Tiefbrunnenpumpe von Grundfos ...
Dipol
Inventar
#10 erstellt: 29. Okt 2012, 22:14

karl_otto_paul schrieb:
Jetzt die Frage: Welches Material nehme ich da und welchen Querschnitt? Ich habe das Netz durchsucht, es gibt keine richtigen eindeutigen Aussagen, fragt man hier Elektrofirmen dann kommen die Augen weit nach vorne.

Solche Fragen richtet man auch besser an qualifizierte Blitzschutzfachkräfte. Aber Vorsicht, es gibt auch Blitzschutzbauer die nur bessere Eisenbieger sind.

Für Ringerder ist auschließlich V4A zulässig und vom Erdreich berührte Anschlussfahnen von Fundamenterdern müssen entweder ebenfalls aus V4A bestehen oder ummantelt sein. Vertikal- und Band-Erder Typ A dürfen dagegen inkonsequenterweise auch feuerverzinkt sein.

Die früher üblichen Separat-Erdspieße von Blitzschutzanlagen sind nicht mehr zulässig. Alle Erder sind nach EN 62305 miteinander und der HES blitzstromtragfähig zu verbinden. Wenn schon Edelstahlerdspieße verwendet werden, sollte man auch korrosionsverträgliche V4A-Zuleitungen bis zur Trennstelle an der aufgehenden Hauswand verlegen. Die passen auch besser zu 50 mm² Blitzableiterdraht.

Für die Verbindung der Erdspieße mit der HES reichen 16 mm² Cu aus, die verkraften 200 kA. Bei schlechter Erdfühligkeit können auch weitere Strahlenerder oder gar ein zusätzlicher Ringerder erforderlich werden.

karl_otto_paul schrieb:
Ein richtiger Ringerder ist nicht möglich, die Aussenanlagen sind fertig, es ist viel gepflastert. Daher die Lösung.

Für Fundamenterder einer Blitzschutzschutzanlage gelten erhöhte Anforderungen. Bei undokumentierten Fundamanterdern ist gewöhnlich ein nachinstallierter Ringerder die beste Lösung, weil damit am einfachsten die Verbindung der Erder untereinander und mit der HES herzustellen ist und gleichzeitig eine eingeschränkte Funktionstüchtigkeit des Fundamenterders geheilt wird.

Korrosionsschäden im Fundamenterder oder im Erdreich bleiben selbst mit Profi-Messequipment meist verborgen, da man nur Unterbrechungen eindeutig feststellen kann.
karl_otto_paul
Schaut ab und zu mal vorbei
#11 erstellt: 29. Okt 2012, 22:53
Meine Frage geht dahin: man stelle sich mein Haus vor, ca 10 x 12 Meter Grundriss. an jeder Aussenecke wird ein Tiefenerder ca. 9 Meter tief eingetrieben, hier sind später auch die Ableitungen die vom Dach kommen angeschlossen. Die Tiefenerder sollen erdnah komplett verbunden werden, einmal rund ums Haus. Dies ist kein Ringerder! Zum Teil erfolgt die Verbindung oberirdisch, es ist anders einfach nicht zu realisieren. Dieser Ring wird über eine Wanddurchführung mit dem Fundamenterder verbunden, welcher leider, leider nur im inneren des Hauses aus der Bodenplatte schaut. Hier befindet sich auch die Potentialaugleichsschiene, wo alle Metallteile auflaufen ( Heizung, Wasserleitung, Gas usw. ). Die Frage betrifft den äusseren Ring, der keine Erderfunktion hat, aus welchem Material baue ich den und wie dick? Reichen 8 mm VA oder müssen es 10 mm VA sein? Oder geht da auch Kupfer ? Ist alles eine Kostenfrage und eine Frage der Verlegung, daher scheidet Flachmaterial aus, einfach zu widerspänstig.
Dipol
Inventar
#12 erstellt: 30. Okt 2012, 00:34

karl_otto_paul schrieb:
Die Frage betrifft den äusseren Ring, der keine Erderfunktion hat, aus welchem Material baue ich den und wie dick?

Räusper, aber nach EN 62305 sind Arbeiten an der Blitzschutzanlage ausdrücklich nur qualifizierten Blitzschutzfachkräften vorbehalten. Du magst eine EFK sein, aber deine Fragen offenbaren, dass du keine qualifizierte Blitzschutzfachkraft bist.

karl_otto_paul schrieb:
Reichen 8 mm VA oder müssen es 10 mm VA sein? Oder geht da auch Kupfer ?

Dass 16 mm² Cu reichen wurde schon genannt. Alle 50 mm² Drähte sind blitzstromtragfähig. Die werden durch einen 200 kA Lemp aber ganz unterschiedlich stark erwärmt. Daher verwendet man V4A auch nicht für die Ableitungen.

Siehe Tabelle D.3 der EN 62305-1.

DIN EN 62305-1 (VDE 0185-305-1) Tabelle D.3


[Beitrag von Dipol am 30. Okt 2012, 00:36 bearbeitet]
karl_otto_paul
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 30. Okt 2012, 20:56
Folgendes: Ich habe mein Haus im letzten Sommer von mehreren Fachfirmen Zwecks Blitzschutz besichtigen lassen, teilweise inklusive Angebote erstellen. Die Ergebnisse und Aussagen sind teilweise erschreckend. Die beste Aussage war: dein Haus kann der Blitz garnicht finden, hier sind soooooo viele große Bäume, flieg für das Geld drei Wochen nach Afrika - da ist man einfach glatt platt. Eine andere Firma wollt schon Montag anfangen, aber in Frage kommt nur ein Ringerder, die wollten das ganze Pflaster und die Terrasse aufnehmen und einen ein Meter tiefen Graben rund ums Haus baggern, dauert so fünf Tage und kostet schlappe fast 8 TE. Fast ein Schnäppchen. Dem Typen habe ich gesagt, daß meine Haustür draußen eine Klinke hat und er hat zum Schließen nicht mehr als 10 Sekunden ....Der Hund hatte gerade Hunger und ich war satt .... Ein schriftliches Angebot kam dann trotzdem noch. Aber die Papiertonne war auch gerade leer.
Dann gab es da noch ein Unternehmen das mich auf die Idee mit den Tiefenerdern brachte. Leider hat der keine Zeit für solchen Kleinkram .... dieses Jahr nicht, nächstes Jahr nicht, eigentlich nie. Hätte ich drei Häuser würde er mal nachdenken. Den Firmen geht es einfach viel zu gut!
Ach so, darauf angesprochen, daß da so 20 Meter vor dem Haus der noch der stählerne Mast mit der Satschüssel und dem UKW Ringdipol steht, da gehen fünf Koax ins Haus - keine gute Frage. Mann! Wenn der da reinknallt passiert nichts, ist doch weit weg! Kabel nachsetzen und wieder alles wie neu! So eine Aussage von " Fachfirmen " !
Was die können kann ich auch. Ich werde die Anlage komplett selbtst errichten, zu 100 Prozent entsprechend den Vorschriften. Was andere dazu sagen ist mir egal. Viel schlimmer sind die Typen, die sich in Baumärkten mit billigem E-Material eindecken und glauben sie können alles. Schutzkontakt? Wozu? Das Licht brennt auch ohne! Ich habe in meinem Berufsleben selbstgebaute E- Installationen gesehen, da haben die Hände gezittert. Schukosteckdosen an zweiadriger Antennenlitze und diese noch mit Reißzwecken an die Sockelleiste befestigt, da hat die gut Frau des Hauses jahrelang dran gebügelt und gekocht und einen Schutzengel gehabt ....eine einzige 16 Ampere Schraubsicherung für das ganze Haus. Ich habe die Möglichkeit alles mit einem Kabelmesswagen durchmessen zu lassen, ich sehe daher kein Problem.
Komme da was es wolle.
Dipol
Inventar
#14 erstellt: 31. Okt 2012, 01:01
Die Warnung vor den Eisenbiegern unter den Blitzschutzfirmen hatte schon ihre Gründe.

Damit an der Fangeinrichtung Schutzwinkel und Trennungsabstand stimmen, stell vor der Materialbestellung eine Skizze ein, womit deine Berechnungen nachprüfbar sind. GFK-Distanzhalter haben ein km von 0,7, dabei zählt nur die reine Isolationsstrecke. Und auch km 0,5 für Gleitüberschläge auf den Dachplatten berücksichtigen!
vi-hifi
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 27. Apr 2021, 18:09
Hallo,

vielen Dank für die Registrierung im Forum! Ich lese es schon seit Jahren und nun ist es soweit, dass ich auch mal eine Frage hätte ;-) .

Der Chat ist hier zwar ziemlich alt, aber natürlich immer noch interessant und das Thema Blitzschutz wird wohl in Zukunft immer wichtiger.
Ich hatte auch die Idee eine kleine Flachantenne (selfsat h30d) im Blumenbeet ca. 4 Meter vom Haus weg zu installieren (vom Signal passt das sehr gut).
Alternative war im geschützten Bereich auf der Fassade, allerdings ist hier die Verkabelung sehr umständlich.

Ich verstehe die Notwendigkeit des Potenzialausgleichs (egal wo die Schüssel draußen steht), aber was die Erdung betrifft verstehe ich noch nicht den Unterschied, was eine Flachantenne am Boden von einem Alu-Tisch oder einen Alu-Gartenstuhl unterscheidet oder vielleicht einen Maschendrahtzaun der mit Alu-Stäben angebracht ist?

Wenn ich doch eine Flachantenne am Boden z.B. einer Betonplatte fixiere, erkenn ich ich ALS LAIE beim Blitzeinschlag keinen zusätzlichen Nachteil gegenüber anderen Aluteilen im Garten.

Was habe ich hier nicht berücksichtigt (wie beschrieben meine ich nicht den Potenzialausgleich, nur die Erdung) ?


[Beitrag von vi-hifi am 27. Apr 2021, 18:18 bearbeitet]
raceroad
Inventar
#16 erstellt: 27. Apr 2021, 18:49

vi-hifi (Beitrag #15) schrieb:
Ich verstehe die Notwendigkeit des Potenzialausgleichs (egal wo die Schüssel draußen steht), aber was die Erdung betrifft verstehe ich noch nicht den Unterschied, was eine Flachantenne am Boden von einem Alu-Tisch oder einen Alu-Gartenstuhl unterscheidet [...]

Führen vom Tisch oder Stuhl Kabel ins Haus?

Die Gefahr im Haus geht von den Kabeln aus, wird aber vom Potenzialausgleich, wofür (geschützt verlegt) bereits ein Kupferquerschnitt von 2,5 mm² reichen würde, nicht abgefangen. Denn es wäre selbst dann mit einer erheblichen Potenzialdifferenz zwischen dem Erdungsblock für den Antennen-PA und der HES (= Haupterdungsschiene) zu rechnen, wenn der PA-Leiter einen Einschlag zwar überstehen, aber blitzstrombelastet wäre. Erdung soll dafür sorgen, dass der größte Teil des Blitzstromes über den Erdungsleiter abfließt, über die Antennenkabel nicht vermeidbar nur ein kleiner / kleinerer Teil.

Bedeutet allerdings auch: Wenn es vorrangig um die von den Kabeln ausgehende Gefahr geht und man das Konzept der Antennendirekterdung mit minimalen Anforderungen umsetzt, dazu den PA ausschließlich über den geerdeten Antennenträger, aber ohne die früher nicht zulässige, heute jedoch empfohlene zusätzliche Vermaschung mit der HES herstellt, wird mMn ein geringeres Schutzlevel erreicht, als wenn man normwidrig (!) auf die Erdung der Gartenantenne verzichtet, dafür aber die Kabel direkt nach Eintritt ins Haus über einen Erdungsblock mit blitzstromtragfähiger (= Cu 16 mm²) Verbindung zur HES führt sowie Blitzstrom- / Überspannungsableiter ergänzt, um so die Potenzialdifferenz zwischen Innen- und (in den PA einbezogenen) Außenleiter zu begrenzen.
vi-hifi
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 27. Apr 2021, 19:26
Vielen für die ausführliche Info!
Ich verstehe es so: ohne Ableitung in die Erde würde dann die große Gefahr über das Sat-Kabel ins Haus geleitet.
Auf der Fassade im geschützten Bereich muss die Antenne baurechtlich nicht geerdet werden. Geht man demnach davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlags an der Fassade niedriger ist als am Boden? Wäre dann ja im meinem Fall besser doch auf die Fassade auszuweichen.

Wäre denn ein Alurohr 2m tief in den Boden geschlagen (also als eine Art Erdableitung) und daran die Antenne auf bodentiefe befestigt sicherer als die Antenne im geschützten Bereich ohne Erdung? Kann man das überhaupt beantworten?


[Beitrag von vi-hifi am 27. Apr 2021, 19:26 bearbeitet]
Dipol
Inventar
#18 erstellt: 27. Apr 2021, 19:33

raceroad (Beitrag #16) schrieb:
Führen vom Tisch oder Stuhl Kabel ins Haus?
Dipol
Inventar
#19 erstellt: 27. Apr 2021, 19:40

vi-hifi (Beitrag #17) schrieb:
Geht man demnach davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlags an der Fassade niedriger ist als am Boden? Wäre dann ja im meinem Fall besser doch auf die Fassade auszuweichen.

Da gehen die Meinungen auch unter Blitzschutzfachkräften auseinander. Die nicht erdungspflichtige Fassadenzone wurde 1971 willkürlich festgelegt und ist mit dem wissenschaftlich erwiesenen Blitzkugelverfahren komplett inkompatibel.


vi-hifi (Beitrag #17) schrieb:
Wäre denn ein Alurohr 2m tief in den Boden geschlagen (also als eine Art Erdableitung) und daran die Antenne auf bodentiefe befestigt sicherer als die Antenne im geschützten Bereich ohne Erdung? Kann man das überhaupt beantworten?

Erstens ist Alu kein zulässiges Erdermaterial und zweitens beträgt die normative Mindestlänge von Einzelerdern 2,5 m, Kopf um 0,5 m versenkt = 3 m Eintreibtiefe.


[Beitrag von Dipol am 27. Apr 2021, 19:42 bearbeitet]
vi-hifi
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 27. Apr 2021, 20:03
Scheinbar also schwer zu beantworten oder in eine Risikoreihenfolge zu setzen...

In dem Zusammenhang fallen mir die Außenlampen auf der Terrasse oder an der Eingangstür ein. Diese sind doch auch nicht doppelt geschützt sondern lediglich mit dem Schutzleiter und nicht einer separaten 16qmm Erdung verbunden. Ich würde jetzt also nicht verstehen, weshalb man eine Sat-Antenne an der Wand separat erden muss und eine Außenlampe nicht? Vermutlich würdest Du die Frage andersrum stellen, bzw. die Außenlampe als nicht ausreichend geerdet ansehen?
vi-hifi
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 27. Apr 2021, 22:24
[quote="Dipol (Beitrag #18)"][quote="raceroad (Beitrag #16)"] Führen vom Tisch oder Stuhl Kabel ins Haus? [/quote] :prost[/quote]

Demnach würde bei Gewitter ein Abklemmen des SAT-Kabels an der Schüssel oder ein mechanischer Schalter am SAT-Kabel vor dem Eintritt ins Haus, das Risiko auf eine Stufe mit einem Tisch oder Stuhl setzen, oder?

Bei mir ist es so, dass ich eigentlich fast nur noch über WLAN/Internet fernsehe, die SAT-Antenne möchte ich aber noch für spezielle Ereignisse (Bild teilweise besser und flüssiger) noch zur Verfügung haben.
Soll heißen ich würde die SAT-Schüssel ohne Erdung in den Garten stellen und das Kabel von LNB bis zum Haus bei Bedarf einstecken. Es ist also sicher gestellt, dass wenn ich schaue kein Gewitter da ist und wenn ich nicht schaue keine Kabelverbindung ins Haus besteht.
raceroad
Inventar
#22 erstellt: 28. Apr 2021, 11:51
Es mag inkonsequent sein, wenn es keine Bestimmung gibt, nach der eine Leuchte im Garten geerdet werden muss (Vorkehrungen gegen Überspannungsschäden sind für Neubauten inzwischen Pflicht.). Aber daraus kann man nicht ableiten, dass über eine EN-Norm definierte Maßnahmen zum Antennen-Blitzschutz nicht beachtet werden müssen. Faktisch kann man sich, wie viele das tun, um diese Maßnahmen drücken, aber man sollte sich das nicht schönreden. Mit Montage der Antenne (samt Verlegung der Kabel) im Gebäude-Schutzbereich wäre das zumindest versicherungstechnisch unkritisch.

Hier hat es einmal einen ersten Donnerschlag aus buchstäblich heiterem Himmel gegeben.
vi-hifi
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 28. Apr 2021, 21:06
Ist die folgende Einstufung des Risikos korrekt?
Annahme eine Wohneinheit.
1=kleinstes Risiko. 3=größtes Risiko

1) Sat-Antenne im geschützten Bereich (Fassade mit entsprechenden Abständen vom Dach), keine Erdung, kein Potenzausgleich
2) Sat-Antenne im Garten-Beet am Boden (also im ungeschützten Bereich), keine Erdung, kein PA
3) Sat-Antenne am Dach, keine Erdung, kein PA

Oder ist es so, dass beim Blitzeinschlag alle drei Varianten gleich schlecht sind, lediglich versicherungstechnisch ist man mit ein auf der besseren Seite.


[Beitrag von vi-hifi am 28. Apr 2021, 21:06 bearbeitet]
Dipol
Inventar
#24 erstellt: 28. Apr 2021, 22:17

vi-hifi (Beitrag #23) schrieb:
Ist die folgende Einstufung des Risikos korrekt?
Annahme eine Wohneinheit.

1) Sat-Antenne im geschützten Bereich (Fassade mit entsprechenden Abständen vom Dach), keine Erdung, kein Potenzausgleich
2) Sat-Antenne im Garten-Beet am Boden (also im ungeschützten Bereich), keine Erdung, kein PA
3) Sat-Antenne am Dach, keine Erdung, kein PA

Oder ist es so, dass beim Blitzeinschlag alle drei Varianten gleich schlecht sind, lediglich versicherungstechnisch ist man mit ein auf der besseren Seite.

Diese Pauschalierung ist zu undifferenziert.

1) Bereiche, in denen Direkteinschläge unwahrscheinlich sind, lassen sich nach dem Blitzkugelverfahren wissenschaftlicher als nach den willürlichen Fixabständen der IEC 60728-11 definieren. Dass 2,01 m Abstand unterhalb Traufen/Dachkanten signifikant sicherer als 1,99 m sind, glauben nur naive Naturen und das gleiche gilt für die max. 1,5 m Wandabstand.
2) Für die Risikoeinstufung von Antennen im Freiland kommt es auch auf die Standorthöhe sowie die Länge der Koaxleitung und wie tief sie im Erdreich oder als Freileitung verlegt ist.
3) Normkonform geerdete Dachantennen sind nach meinem persönlichen Ranking sicherer als normkonfom geerdete Gartenantennen, die sich außerhalb der von Blitzkugeln abgedeckten Bereiche befinden. Ohne Erdung und PA müsste ein Risikovergleich zwischen Garten- und Dachantennen nach Einzelfall berurteilt werden, das Ergebnis dürfte auch ansichtsabhängig sein.

Wo ausreichend isolierende Trennungsabstände gegen einschlagbedrohte metallische Hausteile wie insbesondere Regenfallrohre oder Balkongeländer unterschritten werden und Blitzströme überspringen können, wird der angenommene passive Fassadenschutz zur Fiktion. Normativ gelten aber die Traditionswerte ohne Einschränkungen und damit ist man bei Einschlägen jedenfalls versicherungsrechtlich sicher.

Aber auch bei nur einer angeschlossenen Wohneinheit kann bei Anlagen mit Quad-LNB oder Multischalter noch ein Potentialausgleich zum Schutz gegen den elektrischen Schlag gefordert sein.


[Beitrag von Dipol am 28. Apr 2021, 22:39 bearbeitet]
vi-hifi
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 28. Apr 2021, 22:39
Ok, ich verifiziere die Vorgaben:

Annahme eine Wohneinheit. Doppel-LNB, ergo 2 Leitungen direkt an 2 Fernseher angeschlossen.

0) Kein 1-3, TV übers Internet schauen

1) Sat-Antenne im geschützten Bereich (Fassade mit 2,5m Abstand vom Dach), kein Fallrohr oder metallische Teile in der Nähe. keine Erdung, kein Potenzausgleich

2) Sat-Antenne im Garten-Beet 10cm über dem Boden (im ungeschützten Bereich), keine Erdung, kein PA.
Kabel freiliegend, 4m bis zum Haus.

3) Sat-Antenne am Dach, keine Erdung, kein PA

Ist hier eine Risiko-Reihenfolge möglich (0 am geringsten, 3 am höchstens)?
Dipol
Inventar
#26 erstellt: 29. Apr 2021, 09:21
Noch so häufiges Nachfragen ergibt keinen Persilschein, der von der Verantwortung für eigene Handlungen befreit.

Bei 2 angeschlossenen intakten TVs mit integriertem Sat.-Tuner wird der max. zulässige Ableitstrom der Endgeräte von 3,5 mA(eff) nicht überschritten und dann darf auch - so nur eine WE angeschlossen ist und die Montage in nicht erdungspflichtigen Fassadenbereichen erfolgt - der PA entfallen. Bei direkt neben metallischen Regenfallrohren montierten Antennen wie HIER, können Blitzströme überspringen.

Persönlich stimme ich deiner Risikoeinstufung zu, was aber keinerlei rechtliche Relevanz hat.


[Beitrag von Dipol am 29. Apr 2021, 09:31 bearbeitet]
vi-hifi
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 29. Apr 2021, 10:09
Es ist klar, dass beim Thema Blitzschutz in einem Forum niemals eine verbindliche Ableitung der Handlung stattfinden kann. Dafür gibt es zu viele Unbekannte, nicht nur der Blitz, sondern andere Gegebenheiten am Haus, die nicht immer per Text beschrieben sein können.

Trotzdem habe ich in den letzten Tagen viel gelernt und finde es faszinierend wie viele Aspekte eine Rolle spielen. Vielen Dank für die Impulse hier, hat mich zum weiteren Stöbern in dem Thema angeregt.

Witzig hierzu die Informationen (in andere Quellen) rund um Kugelblitze. Es gibt Annahmen, dass sie beim Blitzeinschlag durch aus dem Boden entstehende Stoffe entstehen und über Aerosole als Kugel übertragen werden, andere bleiben bei der Behauptung es handele sich um eine optische Täuschung und es gebe sie nicht (auch wenn sie inzwischen wohl nachweislich aufgezeichnet wurden). Erinnert euch das an ein anderes aktuelles Thema ;-) ? Gibt es heutzutage noch Themen wo sich mehr als 1000 zufällig ausgewählte Menschen zu 100% einig sein können ;-) ?
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