Erfahrungsbericht Flächenstrahler

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pstark
Stammgast
#1 erstellt: 09. Jun 2005, 14:51
Da hier regelmäßig nach Erfahrungen beim Boxenkauf gefragt wird und mir dieses Forum schon viel gebracht hat, will ich mal meine persönlichen Erfahrungen auf dem Weg zu einem neuen Boxenpaar als Ersatz für meine alten Canton SCL kundtun.
Ich suchte in der Klasse bis 2.000 Euro und hab dabei eine ganze Menge verschiedener Systeme gehört. Was mich dabei an allen konventionellen Boxen mit Zwei-, Drei-, oder Mehrwegetechnik gestört hat ist die Inhomogenität des Klangbildes. Egal wie neutral und sauber die Box auch abgestimmt war, ich für meinen Teil empfand es immer so, als hörte man Musik aus jedem einzelnen Chassis, was mich insbesondere im Hochtonbereich störte. Ich denke, dieses Problem löst sich für mich erst in unbezahlbarer Preisklasse.
Auf den ersten Blick haben mich viele Lautsprecher fasziniert, egal ob von KEF (XQ5), T&A (Jubilee), B&W (704) oder andere, aber nach ein paar Sekunden, manchmal auch Minuten war es immer schnell vorbei mit der Begeisterung. Letztlich war das auch bei meinen alten Canton SCL so, die zwar lange nicht so schlecht waren, wie sie oft geredet werden, trotz ihres linearen (ja, die SCL waren linear abgestimmt im Gegensatz zur RCL) Frequenzganges aber nie echte Emotionen (wenn überhaupt dann nur im Bass) vermitteln konnten.
Dann bin ich durch Zufall auf eine Hifi-Selbstbaumesse in Gelsenkirchen gestoßen, wo ich die Visaton Solitude zum ersten Mal gehört habe, die mit einem Breitbänder arbeitet und im Bass (und nur da!) von zwei 20ern unterstützt wird.
Hier war es genau umgekehrt, zunächst sprachen mich die Boxen nicht an, aber nach wenigen Sekunden klang alles irgendwie zunehmend schlüssiger und richtiger. Tonal sind diese Boxen nicht unbedingt perfekt, dennoch hab ich fast eine Stunde „ausgehalten“ und war zunehmend begeistert. Nie zuvor hatte ich ein solch selbstverständliches Klangbild erlebt, selbst der etwas zurückhaltende Hochtonbereich störte überhaupt nicht. Ganz davon abgesehen war auch die Abbildungsqualität sehr, sehr gut.
Fast hätte ich mir diese Boxen auch gekauft, wären da nicht die schiere Größe von 1.30 Meter und die wuchtigen Abmessungen gewesen.
In einer Kurzschlusshandlung entschied ich mich dann für ein Paar Elektrostaten von Martin Logan, die Claritys.
Wider alle Unkenrufe über deren schwierige Aufstellung stellte ich diese Hybrid-Flächen (bis 450 Hertz arbeitet ein 20er Alu-Bass) mitten in meinen akustisch nicht perfekten Hörraum, schloss sie an meinem PM 17MK2 an und traute meinen Ohren nicht. Zum ersten Mal überhaupt stand Jack Johnson mitten im Raum und verzauberte auf Anhieb mit einer betörenden Stimme aus dem Off. Unglaublich sauber, präzise und feinauflösend schwebte die Musik vor mir, allerdings ein wenig schlank in der Abstimmung. Die Raumabbildung dieser Elektrostaten ist einfach überwältigend, wenn man in der Hörzone (und nur da!) sitzt und sie gut aufgestellt hat, staffelt sich die Musik zentimetergenau in die Breite und auch die Größe der Interpreten scheint stimmig.
Große Stimmen wie etwas Luciano Pavarotti werden zwar mit ein wenig geringerem Brustumfang wiedergegeben, dafür hört man gerade bei diesem genialen Künstler die Stimmbänder in unglaublicher Art und Weise vibrieren.
Wie schon bei den Visatönern ist auch bei den Martin Logans die Tonalität bei weitem nicht perfekt, das Klangbild ist eher ein wenig zu hell, es gibt ein kleines Loch im Grundtonbereich und der Bass könnte ein wenig tiefer und mit mehr Druck aufspielen, aber die Selbstverständlichkeit der Wiedergabe insbesondere von Stimmen und die geniale Räumlichkeit machen dies alles wieder wett und ich denke mit einem Subwoofer kann man da auch noch ein wenig nachhelfen.

So und jetzt bitte nicht schimpfen, sind halt meine Ohren, die diese Erfahrungen gemacht haben.


[Beitrag von pstark am 09. Jun 2005, 19:36 bearbeitet]
NORDMANN28
Inventar
#2 erstellt: 10. Jun 2005, 12:15
...einen solchen ah-ha effekt hatte ich auch mal...mit der acapella violin......
alles andere vorher gehörte klanf dagegen wie brei.....
Dualese
Inventar
#3 erstellt: 10. Jun 2005, 13:10
Hallo @pstark,

für mich als "Alt-Hifidelen" mit über 4 Jahrzehnten Hobby auf dem Buckel ist schon recht interessant "wozu" Du gekommen bist, aber noch viel interessanter "wie & über welche Auswahl" das Ganze passiert ist !

Nachvollziehen kann ich Deinen Bericht recht gut, weil mir ähnliches beim Probehören bei ´nem Kollegen passiert ist, der sich ein Pärchen riesengroße "Maggie´s" - MAGNEPAN... Modell weiß ich nicht mehr... so groß & breit wie Ich - angeschafft hatte.
Übrigens... ergänzt von Anfang an um 2 mittelgroße aktive Yamaha SUB´s, ohne die das Ganze deutlich zu schlank geklungen hat/hätte !

Ich hoffe doch ich darf das vergleichen... denn m.E. sind die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Systemen doch sicherlich viel größer als ihre Übereinstimmung mit konventionellen LS-Boxen... ODER !?

SELTSAM... war die Sache mit der von Dir als so wichtig beschriebenen "Hörzone"

Alle saßen in üblicher Stereodreieckanordnung(entfernung) den leicht eingewinkelten Maggie´s gegenüber... ICH FAND... den Klang an diesem Platz aber geradezu einschneidend scharf... außerdem irritierte mich das Gefühl, diese Riesen-Schranktüren könnten jeden Moment auch mich "draufkippen"

Ich habe mich dann sozusagen auf der Flucht auf ein 2-sitziges Ledersofa genau zwischen die beiden Maggie´s zurückgezogen UND SIEHE DA... leicht vor denen sitzend hatte ich ein absolutes TOP-Hörerlebnis !!!

Könnte es sein... daß im Gegensatz zum häufigen Problem Reflektion/Raumakustik bei konventionellen LS-Boxen, bei den Flächenstrahlern der Raum bei entsprechender Aufstellung (war hier dann evtl. Zufall...) sozusagen positiv "mitarbeitet" und ich an meinem Platz die Summe aus allem - nämlich den tollen Raumklang - gehört habe

P.S. Trotz des Eindruck´s für mich wegen Platzbedarf keine Lösung !

Grüße vom flachen Niederrhein...
Dualese


[Beitrag von Dualese am 10. Jun 2005, 13:12 bearbeitet]
pstark
Stammgast
#4 erstellt: 10. Jun 2005, 13:28
Hallo Dualese, also bei den Maggies ist es wohl noch ein wenig anders, da sie ja Vollbereichsmagnetostaten sind und meine als Hybriden arbeiten.
Zum Thema Raum: Die Elektrostaten richten den Schall extrem in der Vertikalen. Wenn man aufsteht, fehlen bei mir nahezu alle Höhen und der Klang wird dumpf. Man hört also größtenteils Direktschall und nicht den Raum, andererseits strahlen die Flächen aber aucn nach hinten ab und so kommt natürlich auch rückwärtiger Schall zu den Ohren - aber viel weniger von den Seitenwänden und Decken als bei konventionellen Boxen.
Bin kein Experte, kann nur sagen, dass das Ergebnis bei mir eine tolle Raumabbildung ist. Im Übrigen sind meine Claritys mit 1.30 Metern zwar etwas größer als normale Boxen, dafür aber nur 25 Zenteimeter breit und nicht viel tiefer,außerdem kann man oben durchgucken, sie erschlagen einen also ganz bestimmt nicht.
Die Maggies wären mir da auch zu mächtig. Von denen hab ich auch gelesen, sie würden Stimmen unnatürlich groß abbilden, was bei mir nicht der Fall ist, jedenfalls nicht, solange man die Flächen nicht mitten in den Raum stellt, aber wer macht das schon.

PS: Bei mir der Anleitung steht übrigens, dass man das klassische Stereodreieck etwas aufweichen soll: die Hörentfernung soll auf jeden Fall größer sein als die Basisbreite.


[Beitrag von pstark am 10. Jun 2005, 13:32 bearbeitet]
Mister_Two
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 10. Jun 2005, 13:44
Magnetostaten sind Elektrostaten "näher verwandt" wie dyn. LS.

Die Elektrostaten richten den Schall extrem in der Vertikalen. Wenn man aufsteht, fehlen bei mir nahezu alle Höhen und der Klang wird dumpf.

Ein Elektrostat hat ja auch 2m hoch zu sein

Alles andere kann ich voll verstehen und bestätigen. Der "sweet spot" verdient dort auch wirklich seinen Namen. Es ist aber nicht so, daß man die nicht auch für Hintergrundbeschallung verwenden könnte, oder es ausserhalb unerträglich wäre.
Der Ahh-Effekt ist dort eben nur ungleich größer zu dyn. LS.

Instumente werden auch nicht größer (Fabel: Mund von 2m Größe...), sondern variieren, je nach ESL-Größe, extrem in der Höhe der Darstellung (meistens "je heller desto hoch"), was natürlich nicht auf der Aufnahme ist, mich aber trotzdem immer wieder begeistert.

Ich habe auch zum direkten umschalten 2 dyn. StandLS dort stehen i.M. und kann nur sagen, diese klingen im direkten Vergleich wesentlich "halliger".

Die Ortung ist wesentlich besser wie bei den dyn. man kann Ortsbestimmungen auf 10cm im Stereobild machen (sofern die Aufnahme es hergibt).


Viel Spaß noch!
Dualese
Inventar
#6 erstellt: 10. Jun 2005, 13:47

pstark schrieb:
...strahlen die Flächen aber aucn nach hinten ab und so kommt natürlich auch rückwärtiger Schall zu den Ohren - aber viel weniger von den Seitenwänden und Decken als bei konventionellen Boxen...
...PS: Bei mir der Anleitung steht übrigens, dass man das klassische Stereodreieck etwas aufweichen soll: die Hörentfernung soll auf jeden Fall größer sein als die Basisbreite...

AHA... da ham´wers ja eventuell schon gelüftet das Geheimnis

1.) Trotz nicht ganz optimaler Sitzposition Hören ohne die "Störungen" die man sonst von den konventionellen kennt !

2.) "Das" war vor Ort genau falsch herum gelöst... also niedrigerer Hörabstand als Basisbreite !

Ansonsten kann ich nur nochmal bestätigen, daß das Bestechende der absolut räumliche Eindruck war.

Grüße vom flachen Niederrhein...
Dualese
pstark
Stammgast
#7 erstellt: 10. Jun 2005, 13:48
Interessanterweise steht ein Interpret sogar in der Mitte (natürlich leicht versetzt), wenn einer der beiden Lautsprecher aus ist. Ich hab's nicht geglaubt, aber es ist so.
US
Inventar
#8 erstellt: 13. Jun 2005, 16:43

pstark schrieb:
Interessanterweise steht ein Interpret sogar in der Mitte (natürlich leicht versetzt), wenn einer der beiden Lautsprecher aus ist. Ich hab's nicht geglaubt, aber es ist so.


Hallo Pstark,

hierbei hörst du die Reflexion des einen Lautsprechers an der Stirnwand!
Es handelt sich um einen Abbildungsfehler. Abhilfe schafft starke Absorption der Stirnwand. Hierzu sind großvolumige Absorber nötig; Wandteppich oder dgl. hilft nicht.

Gruß, Uwe
pstark
Stammgast
#9 erstellt: 14. Jun 2005, 00:30
Hallo US,
vielen Dank für die Aufklärung. Bin zurzeit erst mal super zufrieden (vielleicht bis auf den Bass) mit meinen MLs. Abbildungsfehler hin oder her, ich kann da gut mit leben.
Vielleicht haben meine alten Cantöner weniger Fehler gemacht, trotzdem klingen meine neuen Flächen um Welten besser.

Eventuell gelüstet es mich ja doch mal nach einer Raumoptimierung, aber wie gesagt, nobody is perfect - nicht mein Raum, nicht meine Boxen und ich auch nicht.
Dipak
Inventar
#10 erstellt: 11. Jul 2005, 18:36
hallo

habe vor einiger zeit die selbe erleuchtung wie pstark erleben dürfen und zwar hiermit:

Final 0.3MkII

das war wirklich mal etwas anderes. habe zum vergleichen im geschäft kef reference 2.2 benutzt, da mir die Q7 meines vaters sehr gut gefallen und die hatten nicht den hauch einer chance. noch nie stand zb. duke ellington so glaubwürdig im raum.

habe ich jetzt als ausstellungsmodell für 1300 gefunden, hoffe nächsten monat hab ich das geld zusammen. sobald sie dann hier stehen kommt ein hörbericht wie sie sich an den jungson-geräten machen..

gruss viktor
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