Magnepan MG .7 Erfahrungsbericht

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bigband33
Neuling
#1 erstellt: 30. Mrz 2018, 18:09
Erfahrungsbericht Magnepan MG.7

Vorab: Sowie es laut Pop-Lyrik angeblich “50way to leave your lover“ gibt, gibt es vermutlich auch mehr als 50.000 Wege hochwertig Musik zu erleben. Einer davon ist das in meinem Erfahrungsbericht dargestellte Magnepan- Einstiegsmodell .7.

Kurz zu meiner Hörhistorie: Alter Mitte 50. Musikhörer seit meinem 10. Lebensjahr. Kategorie Klangsammler – höre also alles was sich auf hochwertigem Equipment, für meine Geschmack, herausragend anhört – Schwerpunktmäßig Acoustic / Vocals / Jazz. Eigener Hörraum im Dachgeschoss (ohne weibliches Mitspracherecht).

Nach 4 Jahren Hörerfahrung mit der Vorgängerin MG12 hatte ich mir nach einer „Maggiepause“ das aktuelle Modell zugelegt. Gründe dafür waren:

1.Ansprechendere Optik der .7 (Schwarz silber) gegenüber der MG12 (Farbe beige mit Holzseitenleisten)
2.Altersbedingt mäßiger Zustand meiner MG12
3.Lust auf was neues

Da die Platzverhältnisse in meinem Hörraum limitiert sind, kam eine MG 1.7 leider nicht in Frage. Alternativ zur MG.7 höre ich gelegentlich auch noch über ein Paar KEF R300.

Die .7 stellt aus meiner Sicht eine klangliche Verbesserung gegenüber der MG12 dar. Diese Einschätzung bezieht sich in erster Linie auf das dynamische Verhalten und die Klarheit des Wiedergabespektrums. Die Verarbeitung wurde im Hinblick auf Bespannung und Randabschluss etwas modernisiert. Die historisch anmutenden Anschlussterminals wurden unverändert aus alten Serien übernommen. Eine, in Anbetracht des aufgerufenen Listenpreises (2.600€ zzgl. ovaler Standbasis, damit werden die 3T€ überschritten), aus meiner Sicht fragwürdige Modell- und Preispolitik zumal für das Vorgängermodell nur rd. 1.600€ verlangt wurden.

Magnepan scheint die in der Branche üblicherweise praktizierte Perfektionierung von Details (z.B. vergoldete Terminals, hochwertige Brücken, höchstwertige Frequenzweichenbauteile, Möglichkeit des Bi-Wiring / Bi-Amping) nicht als klanglich relevanten Weg zu sehen. Da hat sicherlich jeder der Lesenden eigene Vorstellungen!

Quellenmäßig werden die Maggis bei mir an einer Pro-ject RS-digital Vorstufe mit RS CD-laufwerk (Sonic-Modus), sowie an einem Raumfeld Connector2 Streamer (über die digitale Schnittstelle) betrieben. Als Endverstärker steht ein Mimetism 45.2 (MosFet mit 2*60.000µF Siebung und 2*400W an 4 Ohm) zur Verfügung. Die Verkabelung ist solide aber nicht „esoterisch“. Ich streame viel Musik über Spotify Premium (320Kbit). „Analog“ höre ich über einen Thorens Concrete (Betonlaufwerk) mit RB300 und Grado Reference TA.

Der Raum (Spitzboden) ist ca. 20m² groß, verfügt über keine parallelen Wände, ist normal bedämpft und im Trockenbau (Rigips) erstellt. Die Lautsprecher stehen relativ frei und sind stark zum Hörplatz eingewinkelt. Klanglich offenbaren sich die Lautsprecher, eine ausgiebige Einspielzeit vorausgesetzt, wie schon häufig beschrieben in einer „schlackenfreien“ Darstellung des Musikgeschehens. An diese muss sich das Gehirn des Zuhörenden aber erst einmal gewöhnen! Überragende Durchhörbarkeit und Transparenz stehen dabei auf der Habenseite. Allerdings fehlen aus meiner subjektiven Sicht auch entscheidende Aspekte des Audiospektrums.

Zwei wesentliche Punkte gibt es m.E. an dem Konzept zu bemängeln:

1.Die Lautsprecher können, entgegen der Behauptungen in Testberichten, keinen Bass. Ein 13cm Basslautsprecher (bsp. Visaton AL130) in 9l BR-Volumen klingt dagegen deutlich dynamischer.
2.Der Sweetspot, also die optimale Hörzone, ist flächenmäßig so groß wie ein Tischtennisschläger! Die Fokussierung würde ich insgesamt als etwas zu diffus beschreiben.

Meine Kompensationsmaßnahmen:

zu 1. >> 2 mal 15zoll (38cm) Tieftöner als Dipol in einer offenen Schallwand, aktiv angesteuert. Durch die aktive Ansteuerung (Übernahmefrequenz, Level, Phasenlage) ist eine perfekte Anpassung des Bassbereiches an die Raumakustik, je nach persönlichem Geschmack, möglich.

zu 2. >> Bändchen Superhochtöner (HiFi-Research RTpro) getrennt über Kondenstor und angesteuert durch zus. Endstufe mit Lautstärkeregelung. Somit kann die Intensität stufenlos, je nach Musikmaterial, angepasst werden.

Mit den von mir beschriebenen Kompensationen ergibt sich, entsprechendes Musikmaterial natürlich vorausgesetzt, ein für mein Musikverständnis faszinierendes Klangerlebnis. Dynamik, Spielfreude, Transparenz ohne Ende und ohne Lästigkeit im Klangbild. Unendliche Räumlichkeit und Tiefe.

Insbesondere die unter 1. beschriebene Tieftonlösung erzeugt auch bei niedrigen Lautstärken ein irrsinniges „Drehmoment“ ohne Dröhnen und Überdecken des angrenzenden Frequenzbereichs. Einziger Nachteil der TT-Variante ist der maximale Pegel der aufgrund der offenen TT-Konstruktion limitiert ist. Dabei spreche ich aber über Lautstärken bei denen die Ehegattin beteuert den Haushalt für immer verlassen zu wollen und der eigene Hund sich bereits im Körbchen unter einer Decke vergraben hat!!!!!

Einige Musikbeispiele bei denen die klanglichen Fähigkeiten der .7 sehr deutlich zutage treten sind:

Ferenc Snetberger, Friedemann, Marcin Wasilewski, Hadouk Trio, Tingvall Trio, Trio Elf, Paolo Fresu, Henri Texier, Michael Wollny, Wolfgang Haffner, Dhafer Youssef, Pat Metheney, Tord Gustavson, Lester Bowie, Trentemöller etc.

Im Vergleich zu meiner KEF R300 fällt auf, dass die Auflösung des KEFseitigen 130mm KOAX bei weitem nicht an die Magnepan (mit Bändchenerweiterung) heranreicht. Die KEF haben allerdings oberflächlich betrachtet mit ihrem 16cm Tieftönern auch ohne Subwoofer einen viel direkteren und involvierenderen Sound, den ich als alltags- und familientauglicher beschreiben würde, der aber auf Dauer auch anstrengend und ermüdend sein kann. Die schwächen verschiedener Aufnahmen werden hingegen über die Magnepan viel deutlicher hörbar, wodurch die Lautsprecher für Einzelhörer, Spezialisten und Klangfreaks m.E. besser geeignet sind.

Der sogenannte „Hotspot“ zum optimalen Hören beträgt gefühlte 50cm im Durchmesser!! Besonders die optional erhältlichen ovalen Stands erleichtern dabei eine optimale vertikale Ausrichtung auf den Hörplatz. Im Bereich des Hotspots ist der Erlebnisgewinn allerdings erschreckend phänomenal. Das Gehirn schafft dann einen musikalischen Zusammenhang, den man erlebt haben sollte, sofern man sich langfristig mit Musikwiedergabe auseinandersetzten will. Man kann stundenlang in der Musik versinken. Wow!!!

Die .7 benötigen für eine dynamische Darbietung aufgrund des schlechten Wirkungsgrades etwas mehr Leistung und Pegel, welche aber auch durch „normale Verstärker“ zur Verfügung gestellt werden dürfen. Für gehobene Zimmerlautstärke können m.E. auch qualitativ hochwertige 50W / Kanal ausreichen. Sie sollten allerdings an niedriger Last dynamisch aufspielen können.

Erstaunlich ist m.E. auch, dass im Bereich des Streamings mit 320kBit, klanglich herausragende Resultate, insbesondere was die Auflösung angeht, möglich sind. Im Vergleich zu meiner CD-Wiedergabe kein nennenswerter Unterschied. Da stellt sich mir oft die Frage, wozu in der Presse so viel über Hires-Audio, DSD-Formate etc. diskutiert wird. Auch eigene Versuche mit entsprechenden Downloads konnten mich bisher nicht überzeugen.

Schlecht aufgenommener Rock/Pop oder Internetradio mit <128kBit ist allerdings nicht das bevorzugte Genre der Magnepan! Es klingt dann, im Vergleich mit den oben genannten Musikbeispielen, wirklich grausam. Folglich wird die nutzbare Bandbreite des Musikmaterials durch die Lautsprecher eingeschränkt!! Meiner Auffassung nach aber durchaus bei höherwertigen Lautsprechern ein üblicher Effekt.

Ich hoffe mein Review kann einige Leser zur „magnetostatischen Kontaktaufnahme“ animieren. Eine Entdeckung lohnt sich auf jeden Fall.


[Beitrag von bigband33 am 30. Mrz 2018, 18:11 bearbeitet]
13mart
Inventar
#2 erstellt: 12. Apr 2018, 13:30

bigband33 (Beitrag #1) schrieb:

Ich hoffe mein Review kann einige Leser zur „magnetostatischen Kontaktaufnahme“ animieren..


Hallo bigband33,
zur schriftlichen Kontaktaufnahme hast du mich als Nutzer
einer 1.7 animieren können.
Auch scheinen wir ähnlich gelagerte musaikalische Vorlieben
zu haben: Wollny, Metheny, Fresu.
Bei der 1.7 kommt bei mir der Wunsch nach weiteren Bässen
nicht auf, sie reichen in meinem Hörraum bis 37 Hz herunter
und das ist für Kontrabass ausreichend. Ein paar Raummoden
habe ich mit dem dsp antimode 2.0 'unterdrückt', und die ab
Werk eingebauten Kondensatoren und Spulen gegen andere
getauscht; mit positiven Auswirkungen auf die Transparenz der
Wiedergabe.

schönes Weiterhören
Mart
pölsevogn
Stammgast
#3 erstellt: 17. Apr 2018, 17:11
Ach, wenn ich nur wüsste, wie erschwingliche Maggies in meinem Wohnzimmer klängen! Ich habe vor Monaten die .7 bei einem Händler gehört und war schon recht verzückt.

Allerdings habe ich auch festgestellt, dass das alleine noch nicht viel besagen will. So habe ich einmal sündhaft teure Rundumstrahler bei mir stehen (und klingen) gehabt – und die haben lange nicht das gebracht, was sie beim Händler (Großraum Stuttgart) konnten.

Aber die .7er habe ich noch im Ohr. Und sie gehen mir nicht aus dem Sinn. Dieses Livehaftige, diese (manchmal sicherlich zu große) Abbildung – das hatte etwas.

So schade, dass sie in Deutschland nur ein Schattendasein fristen.
13mart
Inventar
#4 erstellt: 17. Apr 2018, 18:19

pölsevogn (Beitrag #3) schrieb:
Dieses Livehaftige, diese (manchmal sicherlich zu große) Abbildung – das hatte etwas.


De etwas zu große Abbildung ist nach meiner Erfahrung oft einem etwas
zu mächtigen Grundton geschuldet. Als dsp-Nutzer kann man hier gezielt
eingreifen und die Brustumfänge und Celli auf Normalmaß schrumpfen. So
werden die Maggies zu Dipolen mit 'kleinen' Mündern bei großen Stimmen.

Gruß Mart
pölsevogn
Stammgast
#5 erstellt: 18. Apr 2018, 15:59
So avanciert bin ich nicht, dass ich mit einem DSP ins Intimleben eines Schallwandlers wollte. Zu viel Angst, etwas zu verschlimmbessern. Hätte ich das Geld, besäße ich längst einen Trinnov und ließe den alles tun, was er kann ...

So müssen meine paar Absorber sich eben mühen, das Schlimmste zu verhindern.

Übrigens – in den USA gibt es ja auch nicht eben zahlreiche Maggie-Dealer. Darum bietet der Hersteller dort Testsamples per Postversand an. Amerika, Du hast es – manchmal – besser.
13mart
Inventar
#6 erstellt: 18. Apr 2018, 20:40

pölsevogn (Beitrag #5) schrieb:
So avanciert bin ich nicht, dass ich mit einem DSP ins Intimleben eines Schallwandlers wollte. Zu viel Angst, etwas zu verschlimmbessern.


Es ist selbst für einen Laien wie mich nicht mehr schwierig,
eine Messung zu machen. Erledigt bei mir ein antimode 2.0.
Problematischer finde ich es, dann die Automatik irgend et-
was erledigen zu lassen, was ein Programmierer sich aus-
gedacht hat, ohne meine Hörgewohnheiten zu kennen. Greife
ich selbst ins Geschehen ein, ist das Ergebnis kontrollierbar.
Ich finde, bei den Magnepan lohnt sich die Mühe.

Gruß Mart
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