Ausprobiert: NAD C658 vs. MiniDSP DDRC-24

+A -A
Autor
Beitrag
the-caver
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 20. Mrz 2021, 19:25
Hallo allerseits,

mehr oder minder zufällig sind mir gleichzeitig die beiden Geräte ins Haus geflattert. Da ich vermutlich nicht der einzige bin, der die Qual der Wahl zwischen verschiedenen Dirac-fähigen Geräten hat, dachte ich mir, ich schreibe einfach mal meine Erfahrungen auf...

In Kurzform: Klanglich geben sie sich nicht viel, in der Bedienung schon. Wer eine unkomplizierte Lösung will, kauft NAD. Wer bereit ist, für eine erhebliche Ersparnis einige Unannehmlichkeiten (vor allem) beim Setup in Kauf zu nehmen, kann zum MiniDSP greifen. Die Entscheidung hängt natürlich auch davon ab, ob man BluOs nutzen will, einen Vorverstärker braucht u.s.w.


Tipps zum Kauf: Man sollte auf jeden Fall auch ein Mikrofonstativ anschaffen, alles andere (ich hab den ersten Versuch mit einem Fotostativ gemacht) ist elendes Gefrickel. Die Dinger gibt’s ab 15 Euro (z.B. bei Musik Thomann).
Für den NAD braucht man sonst erst mal nix, ein Mikrofon ist im Lieferumfang. Beim MiniDSP braucht’s noch ein Messmikrofon (sinnigerweise das UMIK-1 vom gleichen Hersteller). Ich würde auch das WLAN-Modul erwägen. Wer das nicht will, sollte auf jeden Fall die Fernbedienung dazu nehmen. Außerdem sollte man ein USB-Verlängerungskabel anschaffen, das Kabel des UMIK ist relativ kurz, ebenso wie das USB-Kabel des Geräts (nicht nötig, wenn man einen mobilen Rechner und das WLAN-Modul nutzt).

Geräte-Setup: Beim NAD völlig problemlos, die Konfiguration meines bestehenden Bluesound-Systems wurde übernommen. Eine BluOS-Ersteinrichtung kann allerdings durchaus tricky sein, dazu gibt es hier ja einige Threads. Ohne BluOS-Einrichtung ist das Teil sofort betriebsbereit wie ein konventioneller Vorverstärker auch.
Vom MiniDSP lässt sich das leider nicht behaupten: Erst mal auf der Website Software runterladen. Dafür muss man sich zunächst registrieren und anschließend den in der Packung enthaltenen Code eingeben. Danach bitte unbedingt die richtige Gerätebezeichnung auswählen, der Code wird nämlich nach einmaliger Nutzung ungültig. Dann Software runterladen (in meinem Fall für Win10, gibt’s auch für MacOS), ZIP-Archiv entpacken, Software installieren, anschließend nochmal separat Treiber installieren, je nach Softwarestand des PCs müssen noch Programmbibliotheken nachinstalliert werden. Wenn man sich dann mit der Bedienlogik des Programms (als „Plugin“ bezeichnet) vertraut gemacht hat, kann man das Gerät schon mal so weit konfigurieren, dass Musik rauskommt. Wenn man mit Tontechnik sonst nix am Hut hat, wird man dazu allerdings das (englische) Manual konsultieren müssen. Vorsicht Falle: Es gibt keine Möglichkeit, eine auf dem Gerät gespeicherte Konfiguration wieder auszulesen, das ist eine Einbahnstraße vom PC zum Gerät. Bei einer Neuinstallation oder einem Wechsel des PC muss man die hoffentlich noch im PC gespeicherte Konfiguration laden oder komplett neu anfangen. Nun gut – dafür spart man sich die Konfiguration des Streaming-Players, denn den gibt’s ja nicht ;-)

Zur Dirac-Einrichtung gibt's schon einen Thread mit >100 Seiten, deswegen hier nur die Fallstricke, über die ich gestolpert bin (habe übrigens alle Messungen mit dem UMIK gemacht):
Wenn die Dirac-Software den NAD sieht, aber keine Verbindung zu ihm aufbauen kann, liegt das an den Einstellungen von Firewall bzw. Antivirusprogramm (Kaspersky blockiert den dafür benötigten Port 5000). Übrigens: Einmessung des MiniDSP funktioniert nur, wenn man Dirac direkt aus der MiniDSP-Software heraus aufruft.
Wenn man trotz guter Lautstärke die Fehlermeldung „low Signal-to-Noise-Ratio“ bekommt, liegt das mit einiger Wahrscheinlichkeit daran, dass das Mikrofonsignal gar nicht ankommt (weil z.B. in der Windows-Konfiguration ein falsches Mikrofon ausgewählt ist). Eine Fehlermeldung „no signal from micophone“ wäre hilfreich, gibt es aber nicht.
In bestimmten Hardware-Konfigurationen stürzt das Programm zuverlässig beim Messen ab. Für eines dieser Probleme gibt es auf den Dirac-Hilfeseiten einen Workaround, hat bei mir leider nicht funktioniert (ich hatte das Problem bei zwei unterschiedlichen und nicht gerade exotischen Rechnern). Der Support hat mich zunächst auf ein demnächst erscheinendes Software-Update vertröstet, mir aber eine Stunde später einen Link zum Release-Candidate ebendieser Version geschickt (3.0.14), die auch tadellos funktioniert. Das Support-Ticket hatte ich Sonntagabend geschickt, Montag um 12 hatte ich die Lösung, cooler Service!

Beide Geräte können mehrere Dirac-Konfigurationen speichern (MiniDSP: 4; NAD: 5). Kleiner Nachteil DDRC-24: Man braucht zum Umschalten entweder die Fernbedienung oder die Software, die im Manual beschriebene Umschaltung direkt am Gerät gibt es nicht (da hat man wohl einfach den Text vom SHD reinkopiert).

Bevor es losgeht, noch ein schneller Blick auf den Energieverbrauch: Der MiniDSP zieht ca. 3,5W, der Node zwischen 2,5 und 3. Der C658 genehmigt sich ca. 12W – darf er aber auch, er ist ja schließlich auch noch ein Vorverstärker. Außerdem hat er einen Standby-Modus (0,3W), das gibt es beim Node nur umständlich und beim MiniDSP gar nicht.

So, jetzt aber endlich zum Klang:
Setup1: Bluesound Node 2i  Toslink  DDRC24 Mission Cyrus one (das Original aus den 90ern)  PMC twenty5.23  2 Ohren von 53 Jahren (D/A-Wandlung also im DDRC-24)
Setup 2: NAD C658 Mision Cyrus one  PMC twenty5.23  Ohren (ja, diese Variante ist etwas im nachteil, weil 2 Vorverstärker im Spiel sind – kann ich nicht ändern)

Vergleich war komfortabel möglich, weil ich beide Quellen in BluOS als Gruppe zusammenschalten konnte und mit einfachem Umschalten am Verstärker jederzeit innerhalb des Musikstücks wechseln konnte. Allerdings habe ich den Vergleich alleine gemacht, also kein echter Blindtest. Da ich aus beruflichen Gründen den Einfluss von Erwartungshaltung und Placebo-Effekt auf Sinneswahrnehmungen gut kenne, werde ich mich also mit Bewertungen vermeintlich wahrgenommener feiner Unterschiede zurückhalten.

Orientierender Test ohne Dirac: Kein für mich relevanter Unterschied zwischen Setup 1 und 2.

Mit Dirac vs. ohne Dirac: Im Bassbereich erwartungsgemäß ein enormer Unterschied (mein Raum hat eine fiese Mode unterhalb von 100 Hz). In der Standardeinstellung kam mir das Ergebnis zunächst zu nüchtern und schlank vor – ich war ja den Raum gewohnt. Also hab ich mir aus den vorhandenen Messungen noch ein weiteres Preset mit einer Bassanhebung gebastelt – damit war es dann gar nicht mehr sooo viel weniger Bass, aber weitaus trockener, klarer, strukturierter. Bachs Toccata in d hatte klar definierte tiefe Töne statt Bassbrei, bei Rock ähnliches Bild.
Ansonsten glaube ich auch, das wahrgenommen zu haben, worüber andere Dirac-Nutzer schreiben, nämlich ein etwas klareres Klangbild (so ein „weggenommener Schleier“) und etwas bessere Räumlichkeit. Das ist aber in einem Bereich, dass auch der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen sein kann.

NAD vs. MiniDSP jeweils *mit* Dirac: Da sollte es theoretisch Unterschiede geben, weil der NAD ja nur mit der „unter-500Hz-Varante“ von Dirac kommt. In der Tat meine ich, mit dem MiniDSP insgesamt ein etwas plastischeres und detaillierteres Klangbild zu hören, aber auch da würde ich mich ohne wirklichen Blindtest nicht festlegen wollen. Außerdem muss man natürlich berücksichtigen, dass es sich um die Ergebnisse von 2 unterschiedlichen Messungen handelt und ich die Mikrofonpositionen nicht mit dem Lineal vermessen habe.

Fazit: Klanglich evtl. leichter Vorteil für MiniDSP, aber insgesamt nahe beieinander. Damit ist für mich die Sache klar: Bei (für mich) gleichem Nutzwert spare ich mit MiniDSP über 1.000 Euro – dafür nehme ich gerne die etwas komplexere Konfiguration in Kauf, macht man ja nicht so oft. Und Platz spare ich auch noch. Die Entscheidung wäre aber anders ausgefallen, wenn ich nicht schon den Node 2i hätte und wenn ich einen Vorverstärker brauchen würde – dann hätte der NAD gewonnen. In jedem Fall ist Dirac die Investition mehr als wert, wenn man keinen optimalen Hörraum hat - und wer hat den schon...

EDIT: Wie kriege ich das blöde Ausrufezeichen vor dem beitrag wieder weg? War ein Versehen


[Beitrag von the-caver am 20. Mrz 2021, 19:29 bearbeitet]
WiC
Inventar
#2 erstellt: 21. Mrz 2021, 10:39
Moin,
vielen Dank für deinen Bericht, das ist sicher für so manchen Interessenten hilfreich

LG
FranG
Neuling
#3 erstellt: 26. Aug 2021, 10:28
Danke für den feinen Bericht!

Ich stehe aktuell vor der gleichen Entscheidung.
Meine Rotel Vorstufe hat gerade den Geist aufgegeben. Entsprechend gehe ich vom Analog-Ausgang des Node2i direkt in die Endstufe. Das ist „klingt“ sehr direkt - mit der Lautstärkeregelung in der App muss man allerdings etwas vorsichtig sein. Ich möchte das Dirac Dingens unbedingt ausprobieren, da ich mit den Lautsprechern nicht von der Wand weg kann.

Frage zur MiniDSP Lösung: Wie ist die optimale Lautstärkeregelung? Besser über den Bluesound Node (kommt da über Toslink ein unterschiedlicher Pegel an?) oder besser über den MiniDSP DDRC?
the-caver
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 28. Aug 2021, 08:02
Ah, es interessiert sich ja doch noch jemand für den Beitrag ;-)

Zur Qualität der Lautstärkeregelung kann ich dir leider nichts sagen, da ich sie aus praktischen Gründen nicht verwende - ich bevorzuge es einfach, die Bedienung des Systems an einer Stelle vereint zu haben, und das ist dann die BluOS App - schon deswegen, weil der Bluesound Flex in der Küche oft mitläuft. Die Fernbedienung des MiniDSP (am Gerät selber ist ja kein Lautstärkeregler) benutze ich nur zum Umschalten zwischen den Presets - und da ich das sehr selten mache, liegt die standardmäßig beim Gerät. Ich hätte einfach keine Lust, noch eine FB mehr suchen zu müssen ;-)

Ich bin mir auch nicht mal sicher, ob die Lautstärkeregelung des DDRC-24 digital oder analog läuft, vermute aber sehr stark ersteres. Dann sollte es ohnehin keinen wesentlichen Unterschied machen, ob der Node oder der MiniDSP regelt.
FranG
Neuling
#5 erstellt: 28. Aug 2021, 09:55
Danke für die Antwort. Ich möchte natürlich auch möglichst über die Bluesound App die Lautstärke regeln, aber das geht ja über den TOS-Link Ausgang, wie ich das aus deiner „Kette“ entnehme.

Dann werde ich einen Mini DSP DDRC-24 ordern. Bin noch am überlegen, ob ich das UMIK-1 mitbestellen soll, da ich Zugriff auf ein Beyerdynamic MM1 (mit Tascam US 2x2 Interface) habe. Hier konnte ich aber noch nicht herausfinden, ob und wie das Ganze in der Dirac Software kalibriert werden kann.
the-caver
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 28. Aug 2021, 11:11
Das Beyerdynamic-Teil sieht verdächtig baugleich zum UMIK aus. Es wird auch auf der Dirac-Website als "validated" angegeben. Wie es mit Kalibrierung aussieht, weiß ich natürlich nicht.
Wäre einen Versuch wert, nicht nur unter finanziellen Aspekten. Ein Mikro zu kaufen, das man nur ein mal benutzt, ist ja umweltmäßig auch eher suboptimal. Andererseits: Sicher, dass du auch in jahren noch Zugriff auf das Beyerdynamic hast, wenn du mal neu einmessen musst?
stranger2804
Stammgast
#7 erstellt: 08. Jan 2023, 19:58
Hallo
Ich weiß, der letzte Beitrag ist schon älter.
Ich habe mir jetzt auch dieses Minidsp bestellt. Ich würde direkt mit allen Quellen in das Minidsp gehen.

Das wäre einmal von Roon Rock über LAN auf Raspberry mit Ropiee Software und dann per USB in den Mini.
Der Umweg über Raspberry muss sein, da ich gerne die Titel Infos zum abgespielten Song sehe. Außerdem ist es noch meine Wohnzimmer Uhr😊

Das zweite wäre per Toslink vom TV. Natürlich wird der Ausgang auf PCM gestellt.

Zu guter letzt an den analogen Eingang von einer Phonovorstufe.

Leider ist mein Yamaha as 700 nicht auftrennbar. Deswegen sehe ich hier aber nicht unbedingt ein großes Problem.

Was passiert wenn man das Gerät stromlos macht? Merkt es sich das letzte Preset? Bleibt Dirac eingeschaltet?
the-caver
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 08. Jan 2023, 20:55
Die Benutzung von 2 Eingängen bedeutet natürlich, dass du immer die Fernbedienung parat haben musst, um umschalten zu können.

Warum in die Phono-Vorstufe des Verstärkers? Stelle ich mir Pegel-mäßig schwierig vor, die Spannungen unterscheiden sich um den Faktor 100. Warum keinen "normalen" Hochpegeleingang? Wenn ich das gerade richtig gesehen habe, hat der Yamaha immerhin 5 Stück davon.

Zur eigentlichen Frage: Ja, er merkt sich das letzte Preset. Dirac ein/aus gibt's nicht, das macht man über die Presets (z.B. Preset 1: Dirac aus; Preset 2: Dirac ein ; Preset 3: Dirac ein mit Tiefbass-Anhebung für Rock, Actionfilme und Nachbarn-ärgern).

Viel Spaß damit!
stranger2804
Stammgast
#9 erstellt: 08. Jan 2023, 21:13
Ich meinte natürlich von Plattenspieler in einen Phonovorverstärker und von dort in die analogen Eingänge des minidsp.
Das sollte doch so funktionieren??!!
Eine Fernbedienung habe ich gleich mitbestellt.
the-caver
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 08. Jan 2023, 22:30
Ah, so macht's Sinn - die Formulierung war semantisch nicht ganz eindeutig ;-)

Klar, sollte kein Problem sein.
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Dirac Live auf MiniDSP DDRC-24
awbauchig am 29.08.2019  –  Letzte Antwort am 22.07.2022  –  31 Beiträge
miniDSP SHD - Erfahrungen
sealpin am 02.12.2018  –  Letzte Antwort am 22.07.2023  –  244 Beiträge
NAD C658 mit C298 meine Erfahrung bis jetzt
derfrohe am 21.04.2021  –  Letzte Antwort am 21.08.2021  –  25 Beiträge
Vergleich NAD vs. Harman
Sirarokh am 30.06.2006  –  Letzte Antwort am 30.08.2006  –  47 Beiträge
NAD C515BEE vs. C542
engel am 21.11.2008  –  Letzte Antwort am 06.04.2009  –  13 Beiträge
NAD vs. TECHNICS vs. YAMAHA - VERSTÄRKER
Andreas_K. am 30.09.2006  –  Letzte Antwort am 08.10.2006  –  35 Beiträge
Alte Kombi vs. neuer Vollverstärker - T&A, Rotel vs. NAD
Glen_S. am 19.01.2008  –  Letzte Antwort am 02.07.2008  –  10 Beiträge
NAD C370 vs. Harman/Kardon HK 970
Sirarokh am 21.06.2006  –  Letzte Antwort am 23.06.2006  –  6 Beiträge
NAD 372 vs. Yamaha AX-596
Schnurksel am 25.11.2006  –  Letzte Antwort am 09.12.2015  –  27 Beiträge
Höreindruck Nad C352 vs. Rotel ra-06
black70' am 29.07.2007  –  Letzte Antwort am 15.09.2007  –  18 Beiträge

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.669 ( Heute: )
  • Neuestes Mitglied
  • Gesamtzahl an Themen1.550.883
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.533.133

Hersteller in diesem Thread Widget schließen