Welche Abhör-Monitore für DAW !und! Stagepiano?

Autor

Beitrag

schotenandi
Neuling

#1 erstellt: 07. Feb 2021, 22:10

Liebes Forum,

ich bin auf der Suche nach einer passenden akustischen Lösung für einen kleinen Studio-Raum in der Größe von 2,5 m x 4 m. Der Anwendungsbereich ist das Abhören und Mischen via DAW, wie auch kleine "Live"-Sessions mit Instrumenten zum Improvisieren und Komponieren. Am häufigsten wird dabei ein hochwertiges Stagepiano eingesetzt, vielleicht auch mal ein gutes Mikro für Gesang oder Gitarre.
Deswegen möchte ich keine Monitore, die nur "analytisch" und trocken für das Monitoring klingen, sondern sie sollen auch einfach schön zu hören sein, wenn Musik gespielt wird.
Preislich habe ich mir eine Grenze von ca. 4000€ gesetzt.

Meine bisherigen Überlegungen:

- Die Boxen stehen an der kurzen Wandseite des Raumes in ca. 2m Abstand auf Ständern oder auf einem Studiotisch entkoppelt.
- Ich bin kein Akustiker oder Profi und kenne mich nicht mit dem Einmessen aus, deswegen fand ich das "Neumann Monitor Alignment Kit 3" sehr interessant. Hier frage ich mich nur, ob die KH 80 wirklich reichen oder ob es nicht doch besser ist die KH 120 zu nehmen, damit man auch etwas mehr Druck hat. Der KH 750 DSP kann ja auch mit diesen umgehen.
- Als Alternative habe ich die KH 310 ohne Sub in Erwägung gezogen. Weitere Alternativen sind die KS Digital A200 (die wohl etwas klarer klingen sollen als die KH 310) und die Focal Solo 6 Be.
- Der Raum wird nur grob optimiert werden können. Ich versuche aber mein bestes

Jetzt meine Frage: bin ich mit meinen Überlegung grundsätzlich schon auf dem richtigen Weg oder was sind eure Empfehlungen für den Anwendungsbereich?

Herzlichen Dank schon einmal für jede Hilfe!

LG
Andreas

srabu
Stammgast

#2 erstellt: 08. Feb 2021, 14:08

Moin Andreas,

ich finde, du bist schon auf dem richtigen Weg.
Ich nutze sowohl die KH310 als auch zwei Paar KH120, ein Paar ohne Sub und ein Paar mit einem KH805. Zum Neumann DSP kann ich dir leider nichts sagen, aber es gibt im Studio-Monitor-Faden dazu reichlich Infos:

http://www.hifi-foru...m_id=30&thread=13717

Was nach meiner Erfahrung genau so wichtig wie die Lautsprecher ist: Du solltest den Raum optimieren, sonst fährst du bei Arbeiten in der DAW mit guten Kopfhörern besser. Auch mit Korrektursoftware oder DSP gilt: Wenn der Raum gut ist, haben DSP & Co weniger Arbeit und es klingt besser. Das muss nicht teuer sein - es geht sehr viel mit DIY. Dazu gibt es hier den Bereich "Akustik".

Du sagst, dass die Monitore nicht zu "analytisch" klingen sollen und du sie die "schön zu hören" wünscht.
Mein Ansatz ist eine möglichst lineare Abhöre zu installieren. Wenn ich will, dass sie "schön" klingt, kommt ein Bax-EQ in den Masterbus und schon klingt es nach "HiFi" und schön

Meine Abhöre muss mir erlauben, "durch den Mix" zu hören und die richtigen Entscheidungen schnell und sicher zu treffen. Und das bei möglichst geringer Abhörlautstärke und geringer Ermüdung meines Gehörs, das ist mir besonders wichtig.

Viele Grüße,
Stefan.

schotenandi
Neuling

#3 erstellt: 09. Feb 2021, 12:08

Moin Stefan,

vielen herzlichen Dank für deine Antwort!
Du hast vollkommen Recht mit der Raumoptimierung und dessen bin ich mir bewusst. Ich werde dabei auch nicht sparen

Ich habe tatsächlich gestern einfach mal bei Neumann angerufen und ich hatte einen freundlichen und kompetent wirkenden Mitarbeiter am Telefon. Dieser hat mir letztendlich mehr zu den KH310ern geraten und zwar weil diese analog sind und keine Latenz haben. Das Monitor Alignment Kit 3 hat wohl alleine schon wegen der DSP-Funktionalität eine Latenz von 1 ms. Diese kann nach dem Einmessen durchaus höher sein. Für mich war das letztendlich ein K.O.-Kriterium. Außerdem soll (genau wie du sagst) bei einem kleineren Raum, der nicht gut optimiert werden kann, die Einmessautomatik auch problematisch werden. Letztlich wäre es wohl "sicherer" eine Lösung ohne Subwoofer zu nehmen. So die Aussagen von Neumann.

An deine Lösung mit dem Bax-EQ habe ich so noch gar nicht gedacht bzw. ich habe nicht weiter gedacht. Ich werde mit meinem Stagepiano in mein RME-Interface gehen und habe ja dort die Möglichkeit latenzfrei DSP zu nutzen. Die KH 310 würde ich dann direkt an das Interface anschließen und dann müsste es ja eine super Lösung für beide Anwendungen sein.

Die KS Digital A200 gefallen mir tatsächlich (auch optisch) sehr gut. Der Frequenzbereich ist ja noch breiter. Allerdings scheint es ja hier auch eine Art Elektronik (FIRTEC Technologie) zu geben, die Latenzen verursachen könnte. Vom Gefühl her scheint mir da die analoge Variante von Neumann interessanter zu sein (zumal etwas billiger, aber das soll nicht entscheidend sein).

Viele Grüße
Andreas

srabu
Stammgast

#4 erstellt: 09. Feb 2021, 13:27

Moin Andreas,

zu den KS Digital Monitoren kann ich dir leider nichts sagen, weil sie mir bisher in freier Wildbahn noch nicht begegnet sind.
Mir persönlich würde für den kleinen Raum ein Paar KH120 ohne Sub reichen, zusammen mit einem guten Kopfhörer.
Mit den KH310 machst du nie etwas falsch finde ich. Beide Neumänner bieten sinnvolle EQ Möglichkeiten auf der Rückseite.

Den Bax-EQ kannst du einfach in TotalMix FX einstellen - zwei Punkte mit sehr breitem Q an die passende Stelle schieben und schon ists HiFi

Die Verkabelung betreibe ich genau wie du beschrieben hast: Instrumente - Soundkarte - Monitore. Statt eines Stage-Pianos nutze ich eine Doepfer Masterkeyboard mit gewichteter Klaviatur, Sounderzeugung in der DAW. Auch das klappt ohne hörbare Latenz, wenn man die Buffer Size niedrig und die Sample Rate hoch einstellt.

Das Stage-Piano ist sicher das kleinste Problem. Schwierig finde ich in so einem kleinen Raum zu Mixen und Stimme aufzunehmen, weil du dabei unterschiedliche Ziele verfolgst. Zum Mixen möchtest du einen möglichst neutralen, trockenen Raum, für die Stimme womöglich nicht.

Es gibt für Vocals ganz gute Lösungen für kleine Räume. So etwas hier nutze ich gerne:

https://www.thomann....reflexion_filter.htm

Viel Spaß bei der Planung und Gestaltung & viel Erfolg

Viele Grüße,
Stefan.

schotenandi
Neuling

#5 erstellt: 13. Feb 2021, 00:06

Moin Stefan,

vielen Dank für deinen Tipp mit dem Bax-EQ!
Welches System fährst du eigentlich (Windows/Mac, DAW)?
Darf ich noch fragen, welchen Kopfhörer du noch passend zu den Neumännern empfehlen kannst?
Das Problem bei den Masterkeyboards war bei mir immer, dass es echt mühselig war am Rechner die Sounds zusammen zu suchen. Ich hatte auch schon mit dem Arturia KeyLab 88 MkII und dem Native Instruments Komplete Kontrol S88 MK2 geliebäugelt, aber konnte mich noch nicht dafür entscheiden.
Danke auch für den Link zum "SE Electronics RF-X Reflexion Filter". So etwas wollte ich mir definitiv noch zulegen!

Schöne Grüße
Andreas

[Beitrag von schotenandi am 13. Feb 2021, 00:09 bearbeitet]

srabu
Stammgast

#6 erstellt: 14. Feb 2021, 13:36

Moin Andreas,

schotenandi (Beitrag #5) schrieb:

Welches System fährst du eigentlich (Windows/Mac, DAW)?

Logic + Reason. Meine eigenen Projekte mache ich ausschließlich in Reason. ProTools, wenn ich nicht drumherum komme. Und mein gepflegter Plugin-Zoo. iZotope RX für harte Fälle.

schotenandi (Beitrag #5) schrieb:

Darf ich noch fragen, welchen Kopfhörer du noch passend zu den Neumännern empfehlen kannst?

Kopfhörer 'passend' zu Monitoren zu empfehlen finde ich schwierig. Dafür sind zu viele Variablen im Spiel - Gehörgang und Kopfform zum Beispiel. Mein Schweizer Taschenmesser sind die geschlossenen AKG K271 MK2. Sehr gutes Preis/ Leistungsverhältnis und genial um zwischen Musikern rumzukriechen und die ideale Position für Mics zu finden, oder für Musiker als Monitore bei der Aufnahme. Zum Mixen bevorzuge ich offene Cans, AKG K712pro. Die finde ich auch für die gebotene Leistung günstig. Wie gut man die Cans reparieren kann finde ich auch wichtig. Im Alltag gehen die halt schneller kaputt als Monitore.

Ich versuche wenn immer möglich Kopfhörer zu vermeiden, weil es mein Gehör schneller ermüdet und ich die Tendenz habe, mit Cans zu laut abzuhören. Die Präferenz für Monitore und gegen Cans teile ich mit vielen Kollegen. Ich kenne aber auch Profis, die einen perfekten Mix mit Cans und einem Laptop aus dem Hotelzimmer abliefern und eine Abhöre als altmodischen und limitierenden Schnickschnack empfinden.

schotenandi (Beitrag #5) schrieb:

Das Problem bei den Masterkeyboards war bei mir immer, dass es echt mühselig war am Rechner die Sounds zusammen zu suchen.

Wenn du mit dem Stagepiano gut klar kommst dann bleib doch dabei, es spricht vieles dafür. Ist auf jeden Fall problemlos und im Zweifel schneller. Und ein Masterkeyboard hast du ja damit auch (MIDI).

Viele Grüße,
Stefan.

schotenandi
Neuling

#7 erstellt: 14. Feb 2021, 21:01

Mega, vielen lieben Dank noch einmal!

Den K712pro habe ich tatsächlich auch schon in Betracht gezogen

Bei den geschlossenen Varianten macht der Audio-Technica ATH-M50 X einen guten Eindruck. Mal sehen, ich denke ich teste mal gegen den AKG.

Viele Grüße
Andreas