Alte LS-Magnete magnetisieren: sinnvoll oder nicht?

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stummerwinter
Inventar
#1 erstellt: 14. Feb 2019, 14:15
Ausgehend von der Überarbeitung meiner Tannoy HDP315/8 (gute 40 Jahre alt) und der Diskussion *hier* würde mich so im Nachhinein interessieren, ob das magnetisieren von alten Magneten (speziell AlNiCo) Sinn macht.

Im speziellen geht es um AlNiCo-Magente, lt WiKi können die Eigenschaften nachlassen (c*klick* ), bei der Lautsprechermanufaktur ist dazu eine Messreihe aufgeführt: *klick*

Im Nachhinein hätte ich natürlich selbst Messungen (Frequenzgang usw) machen können, leider zu spät...

Gibt es hierzu Untersuchungen?

Hat jemand damit Erfahrungen?
M_arcus_TM88
Inventar
#2 erstellt: 14. Feb 2019, 14:32
Ohne Vorbehalte setze ich mich mal dazu.
Gruß
Markus
seychellenmanus
Inventar
#3 erstellt: 14. Feb 2019, 21:05
Interessante Frage, habe aber keine Antwort da drauf. War aber bisher nie ein Thema.
CarlM.
Inventar
#4 erstellt: 14. Feb 2019, 22:37
Zumindest was das Argument "Curie-Temperatur" angeht, finde ich das nicht schlüssig.

Bei AlNiCo-Legierungen liegt die Curie-Temperatur bei über 600°C.
Wie soll denn eine Schwingspule über den Luftspalt hinweg einen Magneten mit sehr großer Masse auf eine solche Temperatur bringen, ohne dass der Isolierlack der Spule schmilzt und das Kupfer der Wicklung oxidiert? Da solche Vorgänge (Oxidation und Schmelzen bis hin zur Pyrolyse von Lacken) bereits ab Temperaturen von 150-200°C relevant werden, wäre selbst bei sehr niedrigen Curie-Temperaturen in der Praxis kaum solch ein Defekt zu erwarten.


[Beitrag von CarlM. am 14. Feb 2019, 22:38 bearbeitet]
stummerwinter
Inventar
#5 erstellt: 15. Feb 2019, 00:11

Ein Grund ist, dass Alnico eine geringe magnetische Stabilität hat.[7] Das heißt, die Koerzitivfeldstärke von Alnico ist in Vergleich mit Seltenerdmagneten mit rund 50–100 kA/m vergleichsweise klein und die Gefahr der Entmagnetisierung durch ein externes Feld relativ groß.


Quelle: WiKi


Insbesondere Aluminium-Nickel-Cobald (AlNiCo)-Magnete sind von der Entmagnetisierung durch fremde Magnetfelder betroffen. Ferrite bzw. Hartferrite und Neodymmagnete werden hauptsächlich durch thermische Belastung und Impuls entmagnetisiert.


Quelle: LM

Hätte mir die Messwerte zeigen lassen sollen...

Tante Edit: spontan gestern beim ersten hören dachte ich, der Bass ist etwas trockener / härter, nicht so schwammig, kann aber täuschen...


[Beitrag von stummerwinter am 15. Feb 2019, 00:20 bearbeitet]
klausES
Inventar
#6 erstellt: 15. Feb 2019, 22:37
Wo soll denn in einer Lautsprecherbox, Bitte, wenn man dies nicht wissentlich absichtlich zuführt, ein externes Feld hergekommen sein ?
Zudem müsste der Magnet vorher zunächst erst einmal "aufgetrennt" (zerlegt) worden sein
da man solange er noch "in seinem eigenen Kreislauf mit Joch" existiert, gar nicht in dieses geschlossene Feld "eindringen" kann.

Dir ist schon klar dass das von dir verlinkte eine Firma ist und das diese darauf ihre "Entgeldlichen Dienstleistungen" anbietet.

Es gibt eine Reihe von Lautsprechern mit Alnico Magneten aus den 50/60/70er Jahren welche heute noch immer funktionieren
und was in deinem Fall wichtig zu bemerken ist, auch noch immer genauso "laut" sind.
Wenn ein Verlust stattgefunden hätte, wäre dies zwangsläufig an einem abnehmenden Wirkungsgrad zu bemerken.
jehe
Inventar
#7 erstellt: 15. Feb 2019, 23:02
seh ich genauso, darüber hinaus ist unter der zitierten Quelle auch folgende Aussage zu finden: "Ein Vorteil von AlNiCo ist, dass es nach künstlicher Alterung eine stabile Magnetisierung besitzt."
Somit dürfte eine Selbstentmagnetisierung aus heiterem Himmel heraus eher unwahrscheinlich oder zumindest nicht nennenswert sein.
M_arcus_TM88
Inventar
#8 erstellt: 16. Feb 2019, 01:03
Woher nimmt die Fa. denn die Sollwerte der magnetischen Feldstärke her? Werden die mit dem Chassis ausgeliefert? Besteht evtl. die Gefahr einer zu starken Magnetisierung? Wie würde sich das auf die Parameter des Chassis auswirken?
Sind jetzt nur blöde Fragen, aber wenn man die Sicken tauscht, wird auch nach Material, Steifigkeit u. ä. geschaut .
Gruß
Markus


[Beitrag von M_arcus_TM88 am 16. Feb 2019, 01:04 bearbeitet]
eckibear
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 16. Feb 2019, 01:39
Die maximale Magnetisierung des Materials ist gewissermaßen der Sollwert. Dazu wird kurzzeitig ein noch wesentlich stärkeres Feld aufgeprägt. Beim Abschalten bleibt dann die sogen. Remanenzfeldstärke im Material erhalten. Physikalisch bedeutet das, dass man fast alle magnetischen Bezirke (Weiss-Bezirk) in eine Orientierungs ausgerichtet bekommt. Gestört werden kann diese Ordnung durch hohe Temperaturen, starke Stöße und vergleichbar hohe magnetische Felder von Außen. Auch unterhalb der Curietemperatur finden Veränderungen noch statt, allerdings wesentlich langsamer. Metallurgische Einflüsse, wie innere Spannungen, sind oft stärker ausgeprägt, weswegen eine künstliche Alterung durch sog. Annealing das ganze System stabilisieren kann.
M_arcus_TM88
Inventar
#10 erstellt: 16. Feb 2019, 11:30
Habe ich mir gedacht. Eigentlich hätte man bei Auslieferung der Chassis im Neuzstand die magnetischen Werte protkollieren müssen um den Zustand nach 40 Jahren beurteilen zu können.
Hier scheint jetzt prophylaktisch drauflos magnetisiert worden zu sein.
Gruß
Markus
stummerwinter
Inventar
#11 erstellt: 16. Feb 2019, 12:05

klausES (Beitrag #6) schrieb:
Dir ist schon klar dass das von dir verlinkte eine Firma ist und das diese darauf ihre "Entgeldlichen Dienstleistungen" anbietet.

Es gibt eine Reihe von Lautsprechern mit Alnico Magneten aus den 50/60/70er Jahren welche heute noch immer funktionieren
und was in deinem Fall wichtig zu bemerken ist, auch noch immer genauso "laut" sind.
Wenn ein Verlust stattgefunden hätte, wäre dies zwangsläufig an einem abnehmenden Wirkungsgrad zu bemerken.


Ja, ist mir völlig klar...

Nur jeder Firma zu unterstellen, dass Sie Dinge tut, die unnötig sind (und das wird hier impliziert), ist nicht haltbar...natürlich besteht ein Interesse am Geld verdienen, gerade auch im HiFi-Bereich...

Dennoch sei der Gedanke gestattet, dass auch ein Magnet seine Feldstärke verliert. Ich bin in diesem Gebiet nicht bewandert, aber bei den mir bekannten physikalisch/chemischen Prozessen ist es zumindest in Grenzen möglich Zeit <-> Temperatur <-> Druck auszutauschen, damit meine Ich, dass ein zB eine lange schwache Belastung, vll nur nicht im gleichen Maße, wie eine kurze starke Belastung wirkt (vgl. Dauerschwingfestigkeit von Metallen).

Die Frage ist, kann man es bei Magneten völlig ausschließen? In meinen Augen nicht, darum:

Hast Du zu den Aussagen Lautstärke und Wirkungsgrad Messergebnisse? Ich selbst habe meine LS erst drei Jahre, dh ich habe keinen Vergleich zum ursprünglichen Zustand...

Aber auch das ist durchaus möglich:


Hier scheint jetzt prophylaktisch drauflos magnetisiert worden zu sein.


[Beitrag von stummerwinter am 16. Feb 2019, 12:06 bearbeitet]
M_arcus_TM88
Inventar
#12 erstellt: 16. Feb 2019, 12:29
Das mit der Prophylaxe ist ja nicht so schlimm.
Ist halt eine Dienstleistung ähnlich wie in einer Autowerkstatt.
Da wurde die Batterie früher auch schonmal vorsorglich durchgeladen.

Frage ist nur nach dem Stellenwert innerhalb der Hörkette. Bewege ich mich hier auf Kabelklangniveau oder wird hierdurch ein größerer Hebel bewegt. Ich denke hier an die Elkothematik oder der Umsortierung der Dämmwolle.

Gruß
Markus
ArLo62
Stammgast
#13 erstellt: 16. Feb 2019, 12:48
Wenn es dem TE besser damit geht. 40 Euro, 3 Kästen Bier😉 Blöd, dass er keine Messung vorher gemacht hat. Ist jetzt so. Es gibt Menschen die kaufen für 1000€ ein Netzkabel. Keiner wird jetzt in beiden Fällen einen Beweis erbringen das es vorher/ nachher besser ist/ war.

Gruß
Arnim
M_arcus_TM88
Inventar
#14 erstellt: 16. Feb 2019, 13:07
Man müsste eigentlich einen LS zur Revision geben und dann zu Hause mit dem anderen vergleichen.
Habe selbst vor einigen Tagen Sicken getauscht und den gleichen "Fehler" gemacht. Beide Chassis wurden im Arbeitseifer durchrepariert. Ich war so nah dran
Gruß
Markus
klausES
Inventar
#15 erstellt: 16. Feb 2019, 16:29
Wie "wollen" die dies überhaupt gemacht haben ohne die Magneten dazu aus ihrer Joch-Bindung zu befreien ?

Was das angebliche selbsttätige nachlassen bei Lautsprecher Magneten schon nach Jahrzehnten angeht
da frage ich mich wie z.B. selbst so extremst schwach (nur vom Erdmagnetfeld) aufmagnetisiertes Eisenerz und Magnetit,
also ihren dann dadurch ebenfalls eigenen Magnetismus,
(selbst durch die Zeiten eines später davon umgekehrten Erdmagnetfeld "als Störquelle zum schon bestehenden, eigenen gerichteten Magnetismus")
über Milliarden Jahre hinweg nicht verlieren konnten.
ArLo62
Stammgast
#16 erstellt: 16. Feb 2019, 16:38
Hi!
Da gibt es exakt einen Inhalt zu auf youtube. Die Vorgehensweise sieht da plausibel aus.
Gruß
arnim.loets@postbank.de
M_arcus_TM88
Inventar
#17 erstellt: 16. Feb 2019, 16:57
Naja, wenn man sich den "Magnetisierer" und den Arbeitsbereich anschaut scheint es kein boomendes Geschäftsmodell zu sein .
ArLo62
Stammgast
#18 erstellt: 16. Feb 2019, 18:03
Wie machen es denn die Hersteller! Auch nicht anders. Keine Raketentechnik.
Gruß
Arnim
M_arcus_TM88
Inventar
#19 erstellt: 16. Feb 2019, 18:27
Keine Raketentechnik, richtig.
Wird aber manchmal von den Herstellern so verkauft. Gerade im Hochpreissegment geht's da zumindest verbal hochtechnisch her.
Gruß
Markus
ArLo62
Stammgast
#20 erstellt: 16. Feb 2019, 19:38
Hi!
Da sind wir uns einig
Grtz

Arnim
.JC.
Inventar
#21 erstellt: 14. Jun 2019, 20:00
Hi,


stummerwinter (Beitrag #1) schrieb:
ob das magnetisieren von alten Magneten (speziell AlNiCo) Sinn macht.

Im speziellen geht es um AlNiCo-Magente, lt WiKi können die Eigenschaften nachlassen ..


überlege doch mal selbst was passiert, wenn die Feldstärke des permanenten Magnetfeld auf zB. 80 % reduziert ist.

Der Antrieb erfolgt ja durch das wechselnde Magnetfeld der Spule,
das statische Magnetfeld ist gewissermaßen der Boden auf dem gebaut wird.
Was ändert sich nun?

Weniger Boden, weniger Antrieb, geringere Lautstärke.
Aber: das merkst Du gar nicht, wenn du die Lautstärke nach Gehör einstellst,
also einfach lauter machst.
ArLo62
Stammgast
#22 erstellt: 14. Jun 2019, 21:08
Hallo JC!

Dafür müsste man aber die Feldstärke des Magneten kennen. Meistens stehen die Daten für die alten Chassis aber gar nicht mehr zur Verfügung.

Gruß
Arnim
eckibear
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 15. Jun 2019, 09:54
Weiter oben habe ich beschrieben, dass die maximal erreichbare Magnetisierung praktisch nur vom Material abhängt. Weil die maximale Magnetisierung auch gleichzeitig die stabiliste Konfiguration ist, wird sie auch angestrebt und mittels "Kawumms"-Elektromagnet erreicht. Mit einer anschließenden Wärmebehandlung werden innere Spannungszustände "gelockert" und die eingebrachte Magnetisierung kann stabilisiert werden ("künstliche Alterung").

Solange das Materialgefüge sich nicht verändert bleibt die Magnetisierung erhalten. Gefügeänderungen sind aber durch verbleibende innere Spannungzustände möglich, besonders über längere Zeiträume. Außerdem rufen die oft beträchtigen Kräfte des Magnetfelds selbst dauerhafte mechanische Spannungen hervor.
Ähnliche Betrachtungen gelten aber auch für hohe kurzzeitige Kräfte, die bei Stößen oft auftreten.

Im Fall sehr hoher Ströme in der Schwingspule dringen deren (Wechsel) Felder auch tiefer in den Magneten ein. Das kann bei geringer Koerzitivfeldstärke zum teilweisen Verlust der eingebrachten Magnetisierung führen. Wenn dieser Prozeß einmal losgetreten wurde altert das Material schneller in dieser Weise, weil die verbleibende geringere Magnetisierung leichter angegriffen werden kann. Allerdings gehen die meisten Schwingspulen weit vorher über die Wupper.

Die Curietemperatur wird hier kein Problem sein, außer vielleicht nach einem Wohnungsbrand.
hs65
Inventar
#24 erstellt: 15. Jun 2019, 10:08
Das ist ja mal wieder eine interessante Fragestellung. Wer von uns hat in seinem Leben bisher auch nur ein Chassis gesehen, dass deutlich "nachgelassen" hat, weil die Magnetisierung davon schlich?

Das schöne an den Chassis ist, dass die sich eigentlich immer wieder durch einfach Benutzung selbst magnetisieren. Regelmäßig mal eine wenig aufdrehen und das Magnetfeld wird es euch danken - So dumm sind die Hersteller übrigens auch nicht.
.JC.
Inventar
#25 erstellt: 15. Jun 2019, 10:10
Hi,

siehe dazu auch wiki
eckibear
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 15. Jun 2019, 12:46

hs65 (Beitrag #24) schrieb:
Das ist ja mal wieder eine interessante Fragestellung. Wer von uns hat in seinem Leben bisher auch nur ein Chassis gesehen, dass deutlich "nachgelassen" hat, weil die Magnetisierung davon schlich?

Bei Dampfradios ist das häufig anzutreffen.


Das schöne an den Chassis ist, dass die sich eigentlich immer wieder durch einfach Benutzung selbst magnetisieren. Regelmäßig mal eine wenig aufdrehen und das Magnetfeld wird es euch danken

Nein. Wenn überhaupt was passiert, dann wird die Magnetisierung schwächer. Magnethersteller setzen schließlich gepulste DC Hochstrommagnete ein, um die Magnetisierung möglichst vollständig in Sättigung zu fahren.


- So dumm sind die Hersteller übrigens auch nicht.

Eben
Ingor
Inventar
#27 erstellt: 16. Jun 2019, 10:02
Um den Magneten neu zu magnetisieren muss der Lautsprecher zerlegt werden und sogar der Magnet aus dem Joch entfernt werden. Wie sollte es ansonsten möglich sein den Magneten in der richtigen Feldrichtung zu magnetisieren. Das Zerlgen eines Lautsprechers,dazu noch eines so alten dürfte erhebliche Probleme mit sich bringen und eine hohen Zeitaufwand erfordern.

Die auf der Seite der Lautsprechermaufaktur beschriebenen Gründe für eine Demagentiesierung tauchen in der Lautsprecherpraxis nie auf. Die kleine Spule wird nie ein nennenswertes Feld zur Demagnetisierung aufbauen. Erhitzt wird auch nichts und selbst wenn man den Lautsprecher vom Schrank stößt wird das Letzte um was man sich Gedanken machen muss die Magnetisierung sein.

Ich halte das Ganze für nicht realistisch.
eckibear
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 16. Jun 2019, 10:53

Ingor (Beitrag #27) schrieb:
Um den Magneten neu zu magnetisieren muss der Lautsprecher zerlegt werden und sogar der Magnet aus dem Joch entfernt werden. Wie sollte es ansonsten möglich sein den Magneten in der richtigen Feldrichtung zu magnetisieren. Das Zerlegen eines Lautsprechers,dazu noch eines so alten dürfte erhebliche Probleme mit sich bringen und eine hohen Zeitaufwand erfordern.


Es gibt hier zwei Varianten:
1) Ältere Lautsprecherchassis sind oft vollständig zerlegbar. Und genau diese haben oft alterungsbedingten Magnatisierungsschwund (Erklärungen s. mehrfach oben). Problematisch sind "neuere" Verklebungen, die man oft nur mit Beschädigungen lösen kann. Allerdings wurden AlNiCo über die Jahre mehr und mehr verdrängt, eine reine Kostenfrage.
Natürlich ist der Aufwand beim Zerlegen relativ hoch. M.E. lohnt sich das Zerlegen nur zur Restauration wertvoller/selterer Chassis und bei ausreichenden Erfolgsaussichten. Bei der Gelegenheit können auch Staub und Krümel von der Schwingspule aus dem Spalt leichter entfernt werden.

2) Man kann bei den meisten Magnetdesigns (Hohlzylinder-Magnete) durch die Polplatten "brachial durchmagnetisieren". Wenn das äußere Feld groß genug ist (ist es) werden sämtliche Werkstoffe innerhalb der Feldregion in Richtung des angelegten Feldes in Sättigung getrieben. Die hartmagnetischen Werkstoffe behalten anschließend ihre Remanenz und die weichmagnetischen Polschuhe und -Platten werden damit wie gewünscht beaufschlagt.
Ein Problem dabei kann die Größe des gesamten Chassis sein, denn die benötigte Feldenergie des Magnetiergeräts wird entsprechend riesig. Der größte Volumenanteil ist gewissermaßen nutzlos, da nur Luft.


Die auf der Seite der Lautsprechermanufaktur beschriebenen Gründe für eine Demagentiesierung tauchen in der Lautsprecherpraxis nie auf. Die kleine Spule wird nie ein nennenswertes Feld zur Demagnetisierung aufbauen. Erhitzt wird auch nichts und selbst wenn man den Lautsprecher vom Schrank stößt wird das Letzte um was man sich Gedanken machen muss die Magnetisierung sein.

Das stimmt, keiner der dort aufgeführten Faktoren ist hier relevant. Die LS-Manufaktur hat einfach nur den wesentlichen Grund für schleichende Entmagnetisierung nicht erwähnt.
Ingor
Inventar
#29 erstellt: 16. Jun 2019, 13:46
Man könnte durch die Polschuhe durchmagentisieren? Nur wenn man sich den Aufbau eines alten Lautsprechers anschaut, dann erkennt man, dass der Alnico Magnet ein Zylinder ist, dessen Feldlinien senkrecht zu den Polplatten stehen. Also mit durchmagentisieren wird das wohl eher nichts. Zum Zerlegen eines alten Lautsprechers, ich habe das als Kind häufig gemacht, muss man die Membran ausbauen, da die Schrauben von der Vorderseite zu erreichen sind. Man muss also die Zentrierspinne und die Sicke lösen. Viel Spaß, wenn man das wieder richtig zusammenbauen möchte.

Der Verlust an Feldstärke bei einem Dauermagneten aus einer guten Fertigung dürfte vernachlässigbar sein, ohne Auswirkungen von außen. So steht es ja auch im Wiki Beitrag.
eckibear
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 16. Jun 2019, 14:53

Ingor (Beitrag #29) schrieb:
Man könnte durch die Polschuhe durchmagentisieren? Nur wenn man sich den Aufbau eines alten Lautsprechers anschaut, dann erkennt man, dass der Alnico Magnet ein Zylinder ist, dessen Feldlinien senkrecht zu den Polplatten stehen. Also mit durchmagentisieren wird das wohl eher nichts.

Doch, B geht dabei einfach senkrecht durch die Platten und schnurstacks durch den AlNiCo Hohlzylinder.
Alles eine Frage der Sättigung, also der extern erreichbaren Feldstärke. Weil es oft schon deutlich über zwei Tesla bedarf, werden praktisch immer gepulste Hochstrommagnete eingesetzt. Betrieb nur in geschlossenen Räumen und alle Mann sicher genug weit vor der Tür....


Zum Zerlegen eines alten Lautsprechers, ich habe das als Kind häufig gemacht, muss man die Membran ausbauen, da die Schrauben von der Vorderseite zu erreichen sind. Man muss also die Zentrierspinne und die Sicke lösen. Viel Spaß, wenn man das wieder richtig zusammenbauen möchte

Das ist eine der Dienstleistungen, die u.A. die LS Manufaktur routiniemäßig anbietet: Neue Sicken und Zentrierung. Alles ein Aufwasch.


Der Verlust an Feldstärke bei einem Dauermagneten aus einer guten Fertigung dürfte vernachlässigbar sein, ohne Auswirkungen von außen. So steht es ja auch im Wiki Beitrag.

Jein. Für steinalte Teile aus den 50i-60igern trifft das mit der "guten Fertigung" nicht immer zu.
Und, jetzt bestimmt zum dritten Mal in diesen Fred, verbliebene innere Spannungen und äußere mechanische Spannungen (Schraubung, Eigenfeld) verursachen langzeitig Materialveränderungen. Wir reden hier immerhin von etlichen Jahrzehnten.

Ganz leicht bekommt man so einen AlNiCo kaputt, wenn man ihn mit einem zweiten Magneten in falscher Weise (gleichpolig) zu nahe rückt, oder wenn man Teile der Magnetstruktur gleitend voneinander trennt, weil es so schön einfach geht.
Mechwerkandi
Inventar
#31 erstellt: 17. Jun 2019, 09:08
Ich würde an dieser Stelle gerne einen weiteren Aspekt einbringen, der nur indirekt etwas mit der Langzeitstabilität zu tun hat, und das ist die Verteilung der Feldstärke über den Magneten.
Bei jeder Magnetkonstruktion gibt es herstellungsbedingte Toleranzen, mal mehr, mal weniger. Die sorgen in der Summe dafür, das sich die Feldstärke des Magneten/der Konstruktion unsymmetrisch darstellt.
Das sorgt im Betrieb nachvollziehbar für schief laufende Schwingspulen, die immer zu "stärkeren" Seite gezogen werden.

Ich habe schon öfter wahrgenommen, das der so beschriebene Zusammenhang offenbar einige Nutzer dazu verleitet, "gut abgelagertes" Material zu verwenden, bei dem sich die Ungleichheiten über die Zeit verteilt/normalisiert haben.

Als jemand mit berufsbedingtem Hang zu metallurgischen Betrachtungen weiß ich, das Metalle einem Alterungsprozess unterliegen, d.h. sie verändern ihre physikalischen Eigenschaften über die Zeit.
Ich kann mir aber vorstellen, das solche Abläufe sowohl Material- als auch konstruktions-/fertigungsabhängig verlaufen.
Es wird also schwer werden, allein von dem Hintergrund der zeitlichen Verläufe, hier eine verbindliche Aussage zu treffen.


[Beitrag von Mechwerkandi am 17. Jun 2019, 09:09 bearbeitet]
rummsdikabumms
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 17. Jun 2019, 10:33

Mechwerkandi (Beitrag #31) schrieb:
Bei jeder Magnetkonstruktion gibt es herstellungsbedingte Toleranzen, mal mehr, mal weniger. Die sorgen in der Summe dafür, das sich die Feldstärke des Magneten/der Konstruktion unsymmetrisch darstellt.
Das sorgt im Betrieb nachvollziehbar für schief laufende Schwingspulen, die immer zu "stärkeren" Seite gezogen werden.

Das dürfte maximal im Bereich weniger Prozent liegen, alles andere wäre Ausschuss schon ab Werk. Man müsste sich Mühe geben, ein so inhomogenes Gemisch vor dem Sintern herzustellen. Chinesische Hinterhofwerkstätten schaffen das vielleicht.
Gelegentlich sind die Zentrierungen nach längerer Zeit nicht mehr perfekt, aber auch der Effekt hält sich in Grenzen.
klausES
Inventar
#33 erstellt: 17. Jun 2019, 11:25
Das einzig wichtige an der Geschichte, ob sie nun überhaupt zutrifft oder nicht oder vielleicht in x Nachkommastellen pro Zeitraum y,
wäre doch das dann daraus resultierende "Ergebnis", dass der Wirkungsgrad so nachlässt das die Chassis damit auch tatsächlich wahrnehmbar immer "leiser" würden.
Ist das bei euch der Fall ? Bei mir nicht.
Mechwerkandi
Inventar
#34 erstellt: 17. Jun 2019, 12:35

rummsdikabumms (Beitrag #32) schrieb:

Man müsste sich Mühe geben, ein so inhomogenes Gemisch vor dem Sintern herzustellen.

Es geht nicht nur um den Magneten an sich, sondern um den kompletten Antrieb.
Und hinsichtlich der ferromagnetischen Eigenschaften eingeschmolzener Friedhofszäune möchte ich mich zu keiner Prognose hinreißen lassen...
eckibear
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 17. Jun 2019, 14:38

klausES (Beitrag #33) schrieb:
Das einzig wichtige an der Geschichte, ob sie nun überhaupt zutrifft oder nicht oder vielleicht in x Nachkommastellen pro Zeitraum y,
wäre doch das dann daraus resultierende "Ergebnis", dass der Wirkungsgrad so nachlässt das die Chassis damit auch tatsächlich wahrnehmbar immer "leiser" würden.
Ist das bei euch der Fall ? Bei mir nicht. :.

Die erste Frage an dich wäre, ob du (sicher) weißt, dass du ein solch altes AlNiCo System oder eine Ferritkiste hast. Ich würde mal schätzen, alles was nicht älter als mindestens 30 Jahre ist, hat zu 99% schon Ferritmagnete. Mir ist das Problem schon ganz real in Form eines uralten Altec-Lansing über den Weg gelaufen.
ehemals_Mwf
Inventar
#36 erstellt: 17. Jun 2019, 21:21
Hi,
eckibear (Beitrag #35) schrieb:
... Die erste Frage an dich wäre, ob du (sicher) weißt, dass du ein solch altes AlNiCo System oder eine Ferritkiste hast. Ich würde mal schätzen, alles was nicht älter als mindestens 30 Jahre ist, hat zu 99% schon Ferritmagnete. ...

IMHO würde ich da nicht 30, sondern mindestens 40 - 45 Jahre ansetzen.

Gruss,
Michael
eckibear
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 17. Jun 2019, 21:24
Ja, ich meinte es auch eher großzügig
klausES
Inventar
#38 erstellt: 18. Jun 2019, 00:38
Z.B. wären da meine Sony SS-G3 TT und HT, SS-G5 TT aus 1977.
Kenne die seit der Zeit bis heute recht gut, was mir eine zumindest grobe Beurteilung einer möglichen Veränderung erlauben würde. Ist dort nicht der Fall.

Gut, da wären noch mehr Alnico Chassis (vorwiegend aus der Zeit der Röhrenradios),
bei denen ich mir allerdings nicht anmassen würde beurteilen zu können ob sich da was verändert hat.
Aber in den Geräten in denen sie verbaut sind, welche noch laufen ist, was die Stellung der Volumepotis angeht
keine Beeinträchtigung/Veränderung, bezüglich das man "lauter" als früher aufdrehen müsste zu bemerken.

Das soll und kann kein Beweis darstellen das es den angesprochenen Effekt nicht geben kann.
Vielleicht bei anderen LS ?!?
Keiner weiss wie diese meine Chassis, bei denen dieses Problem vermeintlich nicht besteht, damals gefertigt wurden,
deren Alnico in Material und Verfahren, im Detail genau "beschaffen" ist.
rummsdikabumms
Hat sich gelöscht
#39 erstellt: 18. Jun 2019, 11:21

klausES (Beitrag #38) schrieb:
.. meine Sony SS-G3 TT und HT, SS-G5 TT aus 1977. ...zumindest grobe Beurteilung einer möglichen Veränderung ... nicht der Fall.

Wenn die specs auf "thevintageknob.org" zutreffen haben zwei der drei Chassis AlNiCo Magnete. Der MT verwendet bereits Ferrit.
Erwähnenswert ist, dass der TT 0.9T hat (mäßig), der HT dagegen 1.6T (hoch). Ziemlich sicher beziehen sich beide Angaben auf die Spaltregionen, so dass man nicht sagen kann welche Magnetisierung der jeweilige Magnet hat. AlNiCo ist genau genommen ein Sammelbegriff für eine Vielfalt ähnlicher Werkstoffe, die anwendungsspezifisch Vor- und Nachteile haben.
klausES
Inventar
#40 erstellt: 18. Jun 2019, 12:10

rummsdikabumms (Beitrag #39) schrieb:

...Wenn die specs auf "thevintageknob.org" zutreffen haben zwei der drei Chassis AlNiCo Magnete. Der MT verwendet bereits Ferrit...

Genau so ist es. Deswegen

klausES (Beitrag #38) schrieb:
...SS-G3 TT und HT, SS-G5 TT...

bei der SS-G3 TT "und" HT, bei der SS-G5 nur TT.
stummerwinter
Inventar
#41 erstellt: 18. Jun 2019, 12:21
Und da meine Frage zu HPD315/8 war, die sind ~ 40 Jahre alt und haben AlNiCo-Magente...

Ich fasse mal zusammen, so wie ich den Konsens hier verstehe: bei Ferrit überflüssig, bei AlNiCo denkbar (sinnvoll)

Sofern ich mich recht entsinne, war das auch die Aussage der Lautsprechermanufaktur...
Bertl100
Inventar
#42 erstellt: 18. Jun 2019, 12:51
Hallo zusammen,

mich würde interessieren, was sich jetzt genau ändert, wenn die magnetische Feldstärke z.B. auf die Hälfte abgefallen ist? Sinkt dann der Schalldruck auch in etwa auf die Hälfte?
Das würde man ja kaum hören!

Gruß
Bernhard
rummsdikabumms
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 18. Jun 2019, 13:01

Bertl100 (Beitrag #42) schrieb:
mich würde interessieren, was sich jetzt genau ändert, wenn die magnetische Feldstärke z.B. auf die Hälfte abgefallen ist? Sinkt dann der Schalldruck auch in etwa auf die Hälfte? Das würde man ja kaum hören!

Der Schalldruck hängt linear von der Feldstärke ab. Zur Erzeugung gleicher Lautstärke muss also der doppelte Strom fließen, die Schwingspule bekommt dann vierfache Leistung ab. Außerdem verändern sich etliche T-S Parameter. Besonders die Dämpfung wird darunter leiden, bzw. der Qel Faktor steigt.Wie stark sich das akustisch auswirkt hängt auch von der Einbausituation ab.
ehemals_Mwf
Inventar
#44 erstellt: 18. Jun 2019, 13:01
Hi,

einige Hintergrundinfos zum Thema von JBL:
http://www.mariobon....-Ferrite%20Debat.pdf

Kandidaten für Magnetisierungs- /Pegel-Verluste (*) sind vor allem Tieftönern mit langer Spule und kurzem Spalt (typische Überhang-Konstruktion) nach vorheriger /früherer Höchstbelastung (Strom).

Entwarnung für alle anderen:
Unterhang-Konstruktionen, Mittel-/Hochton-Horntreiber

Gruss,
Michael

------------------
(*) = 1.5 bis max. 3 dB


[Beitrag von ehemals_Mwf am 18. Jun 2019, 13:05 bearbeitet]
Mechwerkandi
Inventar
#45 erstellt: 18. Jun 2019, 14:57
Mein Provider blockt die site wg. Viren/phishing etc.
Suche:
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