Klangverschlechterung wegen Bauteilealterung

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sonyfreak
Stammgast
#1 erstellt: 16. Mrz 2019, 00:03
Ein Bekannter meinte zu mir ich solle doch mir doch endlich mal einen richtig
guten Verstärker für 2-3 TEUR kaufen. Z.B. Arcam P49 Endstufe gebraucht. Er meinte
mein knapp 28 Jahre alter Sony TA F 770ES wäre wegen der Alterung der Bauteile,
insbesondere der Siebkondensatoren klanglich mittlerweile sicher weit vom Original-
zustand entfernt. Bin eigentlich der Meinung, dass das typisches Hifi-Verkäufer
geschwätz ist um den Leuten was Neues verkaufen zu können. Ein Techniker der
Firma Knopf Hifi aus Düsseldorf meinte, dass die Kapazität der Kondensatoren
dieses Verstärkertyps so gross ausgelegt ist, dass diese selten an der Leistungs-
grenze gefahren wurden und daher trotz des Alters keinen so hohen Verschleiss
ausgesetzt sind und waren. Bisher bin ich mit dem Klang noch sehr zufrieden.

Inflationsbereinigt dürfte ein vergleichbarer Amp. wie der TA F770 heute sicher
auch so um die 2-2,5 TEUR kosten. Hatte mal für 2 Jahre den Yamaha a s1100. Der
konnte dem SONY nicht das Wasser reichen.

Was ist aus Eurer Sicht dran an der Story mit der Bauteilealterung.
electronride
Inventar
#2 erstellt: 16. Mrz 2019, 00:52
Hallo,

eieiei, das ist so eine herrliche Pauschalaussage (Deines Bekannten), so etwas liebe ich. Du fragst Dich vollkommen zu Recht, ob man die so stehen lassen kann. Klar können einige Bauteile ihre Werte verändern, siehe einschlägige Foren-Beiträge. Doch bei der klanglichen Beurteilung sollte man sich auf sich selbst verlassen. Gefällt es MIR, gefällt es mir IMMER NOCH? Wenn ja, auf Pauschalaussagen jeglicher Herkunft pfeifen.

Gut gewartete alte wertige Komponenten können klanglich locker mithalten oder sogar besser sein, und sind haptisch nicht selten auch besser. Ich habe neben neuem Zeugs auch viele (30-40 Jahre) alte Geräte und einige sind gut vom Experten gewartet. Sie haben neben ausgezeichnetem Klang auch aktuell gute Messwerte, was will ich mehr? Und immer wieder kommt es auch vor, daß ich neue Geräte weggebe, so bspw. neulich einen NAD D7050, der ein völliger haptischer Plastik-Graus ist.

VG, T


[Beitrag von electronride am 16. Mrz 2019, 00:53 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#3 erstellt: 16. Mrz 2019, 01:40
Ich sehe das aus persönlicher Erfahrung differenzierter. Ich tobe mich ja an den älteren Japanern aus die heute so um die 35 bis 40 Jahre alt sind. Ich stelle fest:
Die kleinen Kerkos sind fast alle aus der Toleranz, zum Teil über 50%
Die Elkos zeigen zwar häufig noch den Kapazitätswert wenn man sie nachmisst aber der Leckstrom über den Frequenzbereich driftet weg, neue Kondensatoren klingen daher fast immer besser, ich habe nie erlebt das sie schlechter klingen
Zenerdioden gehen Reihenweise hinüber, ich wechsle daher alle Zenerdioden
Doppeldioden und Dreifachdioden gehen hinüber, die wechsle ich auch alle
TO-92 Transistoren halten bei Nennspannung nicht mehr; gemessen in Ordnung aber unter Spannung versagen sie
Widerstände driften (Kohle- Masse- Typen) und die Kontaktstelle an den Kappen korrodiert. Die rauschen am Anfang nur und später haben sie nur noch nach Erwärmung ihren Nennwert wenn die Feuchtigkeit an der Kontaktstelle weggeheizt ist
Schalter und Potis haben Kontaktschwächen, das sieht man häufig auf dem Oszi ohne das man es schon hört. Aber es wirkt sich Klangverschlechternd aus

Wenn ich nun also einen 40 Jahre alten Verstärker überhole gebe ich heute in Euro fast den ehemaligen Kaufpreis in DM für Neuteile aus. Ich brauche dafür pauschal gerechnet etwa 30 Stunden Arbeitszeit

für das eingesetzte Geld bekomme ich in neu keinesfalls eine vergleichbare Klangqualität.

Oder andersherum. Ich kaufe für 100€ einen alten Verstärker, versenke 300€ an Teilen und 30 Stunden und höre in der Klasse die heute etwa 5.000€ kostet.

Zu deinem Sony: Ich würde den auf keinen Fall verkaufen sondern eine Revision in Ruhe planen, mir die Teile besorgen und dann das Gerät gezielt überholen. Und danach wieder 30 Jahre Freude mit dem Gerät haben.

Richard
sonyfreak
Stammgast
#4 erstellt: 16. Mrz 2019, 02:00
Eine Revision traue ich mir ehrlich gesagt nicht zu. Eine Revision durch eine Werkstatt wäre ja sicher unbezahlbar.
Rabia_sorda
Inventar
#5 erstellt: 16. Mrz 2019, 02:50

insbesondere der Siebkondensatoren klanglich mittlerweile sicher weit vom Original-
zustand entfernt.


Brummt es in den Lautsprechern oder gibt es Verzerrungen bei "erhöhter" Lautstärke?
Wenn nein, dann werden die Pufferelkos der Endstufe noch i.O. sein. Bei den kleiner Siebelkos der Kleinspannungen werden sonst auch Brummgeräusche hörbar, falls sie schon schlechter sind.

Ich kenne den Sony nicht, nur weiss ich, dass in einigen Sony-Geräten (auch CD-Player u.ä.) auch Elna "for Audio" - Elkos verbaut wurden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Elko-Typen doch schon eher "schlapp" sind, als die "normalen" Elna´s es sind
Lennart777
Inventar
#6 erstellt: 16. Mrz 2019, 15:32
Lass Dir von niemandem einreden, der TA-F770ES sei (aus welchem Grunde auch immer) schlechter als irgendwelche heutige oder neuere Geräte - das stimmt einfach nicht. Auch für 2-3 TEURO bekommst Du keinen besser klingenden Verstärker, selbst ohne Revision nicht. Eine Revison solcher Verstärker ist nicht sooo teuer, wie Du wohl glaubst, sondern kostet in der Praxis maximal 300-400 Euro in einer Fachwerkstatt. Von diesen gibt es noch einige in Deutschland, wenn auch nicht mehr so viele.
Solange der Verstärker Dich aber in seiner Wiedergabequalität zufrieden stellt und störungsfrei läuft, solange brauchst Du ihn auch nicht in eine Restaurationswerkstatt für alte Hifi-Geräte zu bringen. Mach das einzig Vernünftige damit: Musik hören.

Grüße
Lennart
sonyfreak
Stammgast
#7 erstellt: 16. Mrz 2019, 16:07
Vielen Dank schon mal für Euro Resonanz. Ein Brummen ist
bisher nicht zu hören. Habe den Amp. Im letzten Jahr von
jemanden gekauft. der ihn seit Jahren
nicht genutzt hat.
Viele Grüße
Sony Freak
DB
Inventar
#8 erstellt: 16. Mrz 2019, 16:24

Broesel02 (Beitrag #3) schrieb:
Die kleinen Kerkos sind fast alle aus der Toleranz, zum Teil über 50%
Die Elkos zeigen zwar häufig noch den Kapazitätswert wenn man sie nachmisst aber der Leckstrom über den Frequenzbereich driftet weg, neue Kondensatoren klingen daher fast immer besser, ich habe nie erlebt das sie schlechter klingen
Zenerdioden gehen Reihenweise hinüber, ich wechsle daher alle Zenerdioden
Doppeldioden und Dreifachdioden gehen hinüber, die wechsle ich auch alle
TO-92 Transistoren halten bei Nennspannung nicht mehr; gemessen in Ordnung aber unter Spannung versagen sie
Widerstände driften (Kohle- Masse- Typen) und die Kontaktstelle an den Kappen korrodiert. Die rauschen am Anfang nur und später haben sie nur noch nach Erwärmung ihren Nennwert wenn die Feuchtigkeit an der Kontaktstelle weggeheizt ist

Kann ich so nicht ganz bestätigen. Ich repariere hin und wieder Funkempfangszeugs, welches auch im frequenzbestimmenden Teil randvoll mit Kerkos ist. Bisweilen ist ein moderater Nachgleich notwendig, viel mehr ist aber auch nicht. Selbst die Frequenzdrift bleibt im Normalfall bei dem, was der Hersteller vorgibt. Schalter, Potis und Steckverbinder sind da viel eher Wackelkandidaten.
Bei NF-Verstärkern, die sich ja aus dieser Sicht nur mit Gleichstrom beschäftigen, soll die Bauteilealterung auf einmal problematisch sein?


MfG
DB
klausES
Inventar
#9 erstellt: 16. Mrz 2019, 16:50
Der TA-F770ES hat "kein" Grundsätzliches Elko Problem.

Es kann bei ihm vereinzelt ratsam sein die kleineren der "vor Ort" Pufferung (auch die des U-Stabi für die Phono Stufe) zu erneuern.
Ein vermehrtes brummen ist durch die alten vor Ort Elkos aber nicht möglich.
Einen wirklich schlechten oder gar ausgefallenen Elko habe ich aber auch dort noch nicht feststellen können.
Das betrifft auch z.B.die Koppelelkos.
Man kann dies machen, das fällt dann aber eher unter "kosmetik", oder anders gesagt; es täte ihm "gut", oder es ist kein Fehler dort etwas zu machen.

Es wird im Netz oft behauptet man müsse bei diesem Amp die grossen Netzteilelkos unbedingt immer, quasi Grundsätzlich ersetzen.
Ich persönlich hatte (bei mehreren Dutzend die letzten ~10 Jahre) noch nicht einen einzigen Fall, das bei einem TA-F770ES
(ebenso wie bei den anderen verwandten grossen ES Amps) einer dieser Elkos "ausser Wert" (auch ESR nicht) gewesen wäre.
Im Gegenteil, alle (auch die letzten vier aus 2018) lagen immer weit über ihren Angaben.


[Beitrag von klausES am 16. Mrz 2019, 17:00 bearbeitet]
Bollze
Inventar
#10 erstellt: 16. Mrz 2019, 17:09
Die alten Gurken leiden bei den mechansichen Kontakten, wie schon erwähnt wurde. Relais, Poti, mechansiche Schalter.

Hier der Imput / Tape Selektor, eines Kenwoodverstärker, ein Extrembeispiel, aus den 90er, es sind die Selektoren, hergestellt von Alps, welchen man in vielen japanischen Geräten findet. Bei diesen Gerät war der Gammel so starkt, auch an den Relais und den Potis, dass das Teil kein Ton von sich gab, nur unter Kopfhörer konnte man ein Rauschen hören, juchhu ein Lebenszeichen von der Endstufe, aber keine Musik.
Vergammelter Imputselector von Alps

Der Kennwood hat feucht gestanden.


[Beitrag von Bollze am 16. Mrz 2019, 17:11 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#11 erstellt: 16. Mrz 2019, 20:52
Der ist doch noch harmlos . . .

am schlimmsten finde ich inzwischen diese Drehschalter von Alps:

Drehschalter

Drehschalter KA 501

Kenwood KA 501

Wenn man da nicht aufpasst bricht man beim putzen noch die kleinen Kontaktschleifer mit ab. Und dann hat man ein echtes Problem

Richard
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