Pioneer SA 900 - Frage zur Kapazität der Auskoppelelkos

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Deerbridge
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 07. Jun 2023, 17:39
Liebes Forums-Schwarmwissen,

momentan revidiere ich einen SA 900 Ser.Nr. 122

20 Transistoren und 50 Elkos.

Eigentlich bin ich schon durch, nur bei den beiden Auskoppelkondensatoren bin ich unsicher.
In der Parts-List des Service Manuals sind jeweils 1000uF/50v angegeben. Also habe ich 1000uF/100v Nichicons bestellt und beim Einbau gesehen dass die alten 2200uF hatten. Kurz gecheckt, Schaltplan sagt ebenfalls 2200uF. Nur die Parts-List sagt 1000uF.
Ich hab die 1000er eingebaut und der Amp klingt phantastisch.
Aber wahrscheinlich liegt die Grenzfrequenz jetzt Faktor 2 höher.

Ist es ratsam doch noch auf 2200uF zu tauschen ?

Was rät die Quasikomplementär-Fraktion?

Liebe Grüße, Martin
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 07. Jun 2023, 18:40
Das Problem ist, dass es auch an anderen Stellen widersprüchliche oder unpräzise Angaben gibt.

Ich habe zwei Manuals (bzw. zwei Teile eines Manuals) vorliegen, die beide von Hifiengine stammen:
- das eine enthält die Platinenlayouts und Teileliste (ich nenne es hier "A")
- das andere den eigentlichen Schaltplan inkl. einer Übersicht ("B")

Beispiele für Satz 1 (s.o.):

Im Schaltplan ("B") finde ich R25 180 Ohm und R27 18 Ohm.
Im Teil "A" haben diese Bauteile 220 Ohm und 10 Ohm.

R39 und R40 sind lt. "B" an einer Seite mit NF1 bzw. NF2 verbunden.
Laut Platinenlayout wären diese jeweils C-

C- ist hingegen im Schaltplan der eigentliche Endstufenausgang, wozu dann noch C+ gehören, die aber andernorts - auch in der Übersicht - nicht aufzufinden sind.

Kurz:
Ein solches Manual kann bestenfalls zur Orientierung dienen. Ein verlässliches Dokument ist es nicht.

Wenn Du das Gerät vor Dir ansiehst ... hat dann der Ausgangselko tatsächlich noch eine Drahtverbidnung C+, die irgendwo hinführt?

Mein Fazit:
Wenn der Sound stimmt, dann lasse es wie es ist. Ansonsten klemme zum Testen einfach einen weiteren 1000µF parallel zum verlöteten Elko.


[Beitrag von CarlM. am 07. Jun 2023, 18:41 bearbeitet]
Deerbridge
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 07. Jun 2023, 19:08
Hallo Carl, lieben Dank !

Ja, manche Unstimmigkeit ist mir auch aufgefallen, aber nachdem das mehr oder weniger Pioneers erster Transistoramp war sei's verziehen. Auch eine Info zum Einstellen der DC-Balance sucht man vergeblich

Vom Pluspol des Elkos geht lediglich jeweils ein Kabel zur Endstufenplatine zum Terminal C+ (neben den Anschlüssen der äusseren
Leistungstransistoren.

Gruß, Martin
uullii
Stammgast
#4 erstellt: 07. Jun 2023, 23:47
Hallo Martin,
die Grenzfrequenz des Hochpasses aus Ausgangskondensator und Lautsprecher ist:

40 Hz bei 1000uF und 4 Ohm
20 Hz bei 1000uF und 8 Ohm
18 Hz bei 2200uF und 4 Ohm
9 Hz bei 2200uF und 8 Ohm

Unterhalb der Grenzfrequenz wird der Lautsprecher leiser und der Dämpfungsfaktor viel schwächer. Ob man das hört, hängt vom Lautsprecher und Hörraum ab.
40 Hz halte ich für zu hoch. Wahrscheinlich gab es für Europa die 2200uF Version, da die 4 Ohm Lautsprecher hier sehr verbreitet waren.

Gruß Uli
Deerbridge
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 08. Jun 2023, 00:33
Hallo Uli,

ganz herzlichen Dank, das hilft sehr für die Entscheidung.

Ich hab 6 Ohm Lautsprecher (Japan), da läge ich dann bei 30Hz... Ich werde die Elkos wohl tatsächlich nochmal wechseln.

Lieben Dank und schönen Feiertag,

Martin
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 08. Jun 2023, 01:07
Zur eigenen Berechnung:

f = 1 / (2 x Pi x R x C)

C in Farad R in Ohm
gst
Inventar
#7 erstellt: 08. Jun 2023, 09:42
Für die quasikomplementären Endstufen (z.B. 2N3055) hat man seinerzeit sehr häufig Auskoppelkondensatoren verwendet. Wenn diese Endstufen mehr als 10 Watt an 4 Ohm abgeben konnten, wurden in der Regel 2200 bzw. 2500 µF Auskoppel-Kondensatoren verwendet, in seltenen Fällen auch mal 3300µF. Normalerweise solltest du den Unterschied zwischen 1000 und 2200 µF nur bei sehr balllastigem Matrial hören können.


[Beitrag von gst am 08. Jun 2023, 09:43 bearbeitet]
Deerbridge
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 09. Jun 2023, 17:43
Danke euch allen!

Herzliche Grüße, Martin
hf500
Moderator
#9 erstellt: 09. Jun 2023, 18:58
Moin,
wie gross ist der Ladekondensator des Endverstaerkernetzteiles?
Er sollte mindestens doppelt so gross wie ein Auskoppelelko sein (bei Stereoverataerkern).
Elektrisch liegen Auskoppel- und Ladekondensator in Serie und wenn der Ladekondensator knapp bemessen ist, verkoppeln sich beide Kanaele ueber den Ladekondensator, denn durch ihn fliesst der Ausgangsstrom beider Endstufen. Der Ladekondensator des Endstufennetzteiles bildet den Wechselstrominnenwiderstand.

"Traditionell" sind japanische Veraterker eher fuer 8 Ohm gebaut gewesen, daher sind 1000µ hierfuer noch ausreichend. Wenn es auch etwas mager aussieht....
Man muss auch daran denken, dass es seinerzeit ohnehin kaum/keine Programmquellen gab, die unter 30 Hz lieferten. Bei so ziemlich allen Zuspielern war da spaetestens Schluss, erst die CD konnte zuverlaessig auch 20 Hz liefern. Und Frequenzen dieser Groessenordnung von Plattenspielern waren Rumpeln ;-)

73
Peter
CarlM.
Inventar
#10 erstellt: 09. Jun 2023, 19:10

hf500 (Beitrag #9) schrieb:
Moin,
wie gross ist der Ladekondensator des Endverstaerkernetzteiles?


1x 2.200µF 100V

Nachtrag:
In der Übersicht steht 2.200µF aber im Schaltbild des Netzteils 3.300µF ...


[Beitrag von CarlM. am 09. Jun 2023, 19:52 bearbeitet]
Deerbridge
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 10. Jun 2023, 08:24
Hallo hf500, den Ladeelko habe ich bereits auf 4700/100 erhöht, könnte auch noch auf 6800uF hochgehen.
Den 470uF gäbe ich durch 1000uF/200 ersetzt.

Gruß, Martin
hf500
Moderator
#12 erstellt: 10. Jun 2023, 18:54
Moin,
4700µ sind da ausreichend, wenn schon 2200µ nach den Unterlagen gut genug gegen den Netzbrumm sind (das zweite Kriterium).
Ach, da gibt es auch noch eine Besonderheit:
Die angegebene Bemessung fuer den Ladekondensator gilt hier nicht, er ist nicht direkt an den Endverstaerkern angeschlossen.
Diese beziehen ihre Betriebsspannung aus einer Siebstufe mit Q1. Dieser Transistor bildet zusammen mit C2 und R1 eine Siebstufe, quasi einen "elektronischen Siebkondensator". Der Siebfaktor von R1/C2 und die Verstaerkung des Transistors erzeugen die Brummunterdrueckung auf dieser Spannung. Es ist tatsaechlich kein Fehler, hier C2 zu vergrossern, kann nur besser werden.
Parallel zur Z-Diode in der Stabistufe Q2/3 koennte man noch 1-5µF schalten, um das Rauschen der Z-Diode um Durchbruch zu reduzieren.


73
Peter
uullii
Stammgast
#13 erstellt: 10. Jun 2023, 23:42
Hallo Peter,

die Siebstufe mit Q1 kann höchstens die Treiberstufe versorgen.
Der Transistor ist zu schlapp und der Basisvorwiderstand von 1 kOhm viel zu hoch um einen Strom für die Endstufen zu versorgen.
Die Betriebsspannung der Endstufen wird wahrscheinlich direkt hinter dem Gleichrichter am Ladekondensator abgegriffen.
Deshalb finde ich deine Aussage, dass im Prinzip der Ladekondensator für die NF-Ausgangsspannung mit den Koppelkondensatoren in Reihe geschaltet ist, zutreffend ist (habe ich selbst noch nie beachtet).

@ Martin
Die Vergrößerung des Ladeelkos auf 4700 µF war wirklich sinnvoll und wird mit den 2200 µF Koppelkondensatoren wahrscheinlich vollkommen ausreichend für den Verstärker sein.

Gruß Uli
shabbel
Inventar
#14 erstellt: 11. Jun 2023, 07:15
Heisst das, der Ladekondensator hat ebenso Einfluss auf die untere Grenzfrequenz wie der Auskoppelkondensator?
gst
Inventar
#15 erstellt: 11. Jun 2023, 09:47
shabbel schrieb:

Heisst das, der Ladekondensator hat ebenso Einfluss auf die untere Grenzfrequenz wie der Auskoppelkondensator?

Mittelbar ja, da bei größerem Ladekondensator die Welligkeit der Betriebsspannung abnimmt und deshalb etwas ansteigt. Dadurch ist dann mehr Spannung bei den leistungsfordernden tiefen Frequenzen vorhanden, ggf. positive Auswirkungen auf den Klirrfaktor möglich.
Ich hatte seinerzeit (ca 1980) die Leistungsabgabe bei der Vergrößerung von Ladekondensator und Koppelkondensator immerhin schon mit dem Oszilloskop überprüft. Ein Klirrfaktormessgerät hatte ich nicht, aber bei geringerem Ladekondensator wurden die Spitzen der Sinuswelle eher verformt, was ja auch logisch war. Insgesamt gesehen war der Effekt aber wesentlich kleiner, als ich mir erhofft hatte.
hf500
Moderator
#16 erstellt: 11. Jun 2023, 16:50

uullii (Beitrag #13) schrieb:
Hallo Peter,
die Siebstufe mit Q1 kann höchstens die Treiberstufe versorgen.


Moin,
ja, ich habe nicht ueberprueft, was Q1 kann.
Aber wenn ich mir die etwas verunglueckte Darstellung des Netzteilschaltbildes ansehe, kommt der Verdacht auf, dass Q1 nur der Darlingtonpartner eines staerkeren Transistors ist, der in der Darstellung fehlt (und woanders zu suchen ist).
OK, im "Gesamtschaltbild" ist da nichts zu sehen, die Endstufen werden also tatsaechlich direkt vom Ladekondensator gespeist. So kann man Leute verwirren ;-)

73
Peter
Deerbridge
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 12. Jun 2023, 11:38
Hallo und erstmal herzlichen Dank an Euch, viel wertvolle Hilfe und Erkenntnisse

Der Austausch hat tatsächlich noch hörbar beim Bassfundament einiges gebracht, wunderbare tiefe, straffe Bässe.

Die externen Netzteil-Elkos sind nun C1 6800uF/100 , C2 1000uf/200 und die beiden Auskoppelkondensatoren jeweils 2200uF/100

Vorher alle Elkos mit Nichicon Muse FG getauscht und die 2SC458 und 2SC871 mit gematchten 2SC2240 ersetzt.

Jetzt spielt tatsächlich ein Träumchen, vor allem die MC-Stufe ist "out of this world".

Liebe Grüße, Martin
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