Diagnose und Reparatur Technics SA GX530

Man fängt immer mit einer präzisen Sichtprüfung an. Dabei wären dann auch die Feinsicherungen auf den Netzteilplatinen zu kontrollieren.
Diese misst man am besten - bei gezogenem Netzstecker - mit dem Multimeter.
Ebenso ist wichtig zu wissen, was genau passiert:
- werden nur die Lautsprecher abgeschaltet?
- schaltet das Gerät vollständig ab?
- ???

Wir empfehlen im Forum, bei defekten Geräten eine herkömmliche 230V~ Glühlampe mit ca. 60W in die Phase (braune Leistung) der Netzspannung einzuschleifen. Wenn sie auch nach dem Einschalten noch sehr hell leuchtet, liegt ein Defekt wie z.B. ein Kurzschluss vor.
In diesen Fällen begrenzt die Glühlampe den Strom auf nicht ganz 0,3A, so dass Folgeschäden zumindest begrenzt werden.

Alle Tests im eingeschalteten Zustand werden ohne Lautsprecher ausgeführt. Falls erforderlich, kann man einen Kopfhörer anschließen.

Receiver dieses Typs verwenden für beide Frontkanäle ein Hybrid-Verstärker-IC, das auch die Schutzschaltung beinhaltet.
Du kannst ggf. einmal gucken, ob es ein Originalmodul ist oder ob dort bereits ein ggf. nachgebautetes Bauteil aus China eingebaut wurde (Lötstellen?).
Falls dieses IC defekt sein sollte - ein hartes, kurzes Knachen ist dafür typisch - sieht es mit Ersatz schlecht aus.

p.s.
Es ist immer hilfreich, wenn hinreichend aufgelöste Photos mit der IMG-Funktion hochgeladen werden.

Das Service Manual gibt es hier:
www.manualslib.com/manual/688957/Technics-Sa-Gx530.html

Danke @CarlM. Ich denke dann werde ich das Ding mal aufmachen. Der Verstärker geht auf jeden Fall noch an. VFD und Input Selector gehen noch.

Bei diesen Geräten sind meistens kalte Lötstellen zu finden.
Hauptsächlich im Bereich der am Kühlkörper bedestigten Bauteile (SVI & Transistoren), wie aber auch an anderen heißen Teilen (Brat-Widerstände).
Da würde ich also als erstes schauen und natürlich auch gleich alle anderen Lötstellen "überfliegen".

Hier schon mal ein paar Innenaufnahmen:

Rabia_sorda (Beitrag #4) schrieb:

Bei diesen Geräten sind meistens kalte Lötstellen zu finden. Hauptsächlich im Bereich der am Kühlkörper bedestigten Bauteile (SVI & Transistoren), wie aber auch an anderen heißen Teilen (Brat-Widerstände). Da würde ich also als erstes schauen und natürlich auch gleich alle anderen Lötstellen "überfliegen".

Danke für den Hinweis. Was bedeutet SVI? Die beiden fetten Power Audio Chips am Kühlkörper?

Ja, ich denke ich werde das Mainboard mal ausbauen müssen um die Lötstellen begutachten zu können. Ich kann natürlich gerne mal alles was irgendwie suspekt aussieht nachlöten.

Was bedeutet SVI? Die beiden fetten Power Audio Chips am Kühlkörper?

Ja richtig, die meinte ich.
Sind aber keine SVI, sondern RSN-Hybriden, Sorry.

Noch eine gute Nachricht: Ich habe einen anderen Verstärker angeschlossen und die Lautsprecher haben den Knacks überlebt.

Ich versuche in den nächsten Tagen mal das Gerät komplett zu zerlegen, so dass ich ans Mainboard komme. Das Service Manual gibt da ja ziemlich genaue Instruktionen. Beim Internet Archive ist es auch in etwas besserer Qualität vorhanden:

https://archive.org/details/manual_SAGX530_TECH/

Allerdings sind die Schaltpläne dort etwas zerhackt. Muss man dann am besten ausdrucken und zusammenkleben.

Die Wärmeleitpaste sieht noch so verdächtig frisch aus.

Knulse (Beitrag #9) schrieb:

Die Wärmeleitpaste sieht noch so verdächtig frisch aus.

Das war sarkastisch, oder? :-D Ja, Paste kann ich gerne auch neue draufmachen.

Die WLP sieht bei Technics-Geräten der 90er eigentlich immer so "frisch" aus.

Paste kann ich gerne auch neue draufmachen.

Nein.
Tipp: Bitte den großen Kühlkörper mitsamt den angeschraubten Bauteilen herausnehmen!

Rabia_sorda (Beitrag #11) schrieb:

Die WLP sieht bei Technics-Geräten der 90er eigentlich immer so "frisch" aus. Paste kann ich gerne auch neue draufmachen. Nein. Tipp: Bitte den großen Kühlkörper mitsamt den angeschraubten Bauteilen herausnehmen!

Okay, kann ich auch gerne machen. Aber um mal Klartext zu sprechen? Meint ihr wirklich es sieht frisch aus, oder eben nicht? Und warum soll ich den Kühlkörper mit den Bauteilen zusammen herausnehmen?
Sind die nicht mit dem Mainboard verlötet? Ich hätte jetzt Kühlkörper, Bauteile und Mainboard insgesamt herausgenommen, und dann von unten inspiziert und nachgelötet.

war das nicht ähnlich zu:
http://www.hifi-forum.de/viewthread-220-8115.html

gst (Beitrag #13) schrieb:

war das nicht ähnlich zu: http://www.hifi-forum.de/viewthread-220-8115.html

Ja. Trotzdem kann der Fall hier wieder anders gelagert sein. Man muss auch aufpassen, dass am Ende nicht das kleinere Modul für den Center defekt und das große Modul okay ist. Ob die Protection dann selektiv abschalten würde, habe ich noch nicht geprüft.

CarlM. (Beitrag #14) schrieb:

gst (Beitrag #13) schrieb: war das nicht ähnlich zu: http://www.hifi-forum.de/viewthread-220-8115.html Ja. Trotzdem kann der Fall hier wieder anders gelagert sein. Man muss auch aufpassen, dass am Ende nicht das kleinere Modul für den Center defekt und das große Modul okay ist. Ob die Protection dann selektiv abschalten würde, habe ich noch nicht geprüft.

Kann ich neben der visuellen Inspektion der Lötstellen irgendwie rausfinden ob die ICs okay sind? Kann man da was messen?

Und warum soll ich den Kühlkörper mit den Bauteilen zusammen herausnehmen? Sind die nicht mit dem Mainboard verlötet? Ich hätte jetzt Kühlkörper, Bauteile und Mainboard insgesamt herausgenommen, und dann von unten inspiziert und nachgelötet.

Wir meinen dann das gleiche

Kann ich neben der visuellen Inspektion der Lötstellen irgendwie rausfinden ob die ICs okay sind? Kann man da was messen?

Wenn du schon so fragst, dann eher nicht.
Ein Fachmann würde da wohl ein Oszilloskop ansetzen ...

Das Einzige bliebe in deinem Falle wohl nur den DC-Offset zu messen.

Oszilloskop ist vorhanden. Ich muss nur wissen, welches Signal an welchem Pin zu erwarten ist. Dann kann ich gerne mal Bilder machen.

An welchen Pins welches Signal anliegen muss, kann ich dir auch nicht sagen. Wenn im SM dazu nichts steht, dann muss man sich systematisch im Gerät vorarbeiten.
Dazu speist man einen Sinuston ein und verfolgt die Signalpfade. Ein "Knacken" muss sich dann ja zwischendurch sehen lassen. Das ist aber alles mühselig und zeitraubend, denn das Knacken ist ja immer nur zwischendurch vorhanden.
Somit wäre meine erste Wahl, erst alles akribisch nach kalten Lötstellen und anderen Auffälligkeiten zu untersuchen.

Auf Seite 41 (24 nach PDF) des Service Manuals findet man IC601 mit den Sollwerten an den jeweiligen Pins.
Weil es dort eng zugeht, ist das Messen nicht ganz risikolos. Es empfiehlt sich, ggf. risikoarme Messpunkte zu suchen
Beispiel: Die Spannung an Pin10 ist auch an R615 messbar.

Natürlich sind das nur die Spannungen in VDC und keine Signale. Meine Erfahrung ist aber, dass bei defekten Modulen auch Abweichungen von den Sollwerten der Spannungen messbar sind.

Ansonsten: Ich bevorzuge einen Signalverfolger:
Wenn die eingespeiste Musik an C601 und C602 noch hörbar ist, nicht aber an R609/R610, sollte das IC defekt sein.

@CarlM. Danke für den Hinweis! Ich denke ich werde erstmal visuell inspizieren, nachlöten, mal mit meinem Signalgenerator ein Sinussignal einspeisen und dann mal mit dem Oszi am Speaker-Ausgang messen. Von dort aus kann ich mich ja zurückarbeiten bzw. an den von dir benannten Komponenten messen.

Heute endlich mal Zeit gehabt. Schaut euch mal diese Lötstellen an. Fällt euch was auf?

...soooo. Ich habe alle verdächtigen Stellen nachgelötet -- kurz gesagt ALLE Pins der Power-ICs. Schön mit Flux und Blei. Bis alles gut aussah. Und ja, er läuft wieder! Ich lasse ihn mal eine Weile an und dann sehen wir ja, ob der Fehler wieder auftritt...
Danke auf jeden Fall schon mal an alle, die geholfen haben! Tolle Community hier!

Ich drücke mal die Daumen, dass Du den/die Fehler beseitigt hast und er nicht nochmals auftritt.

Ich denke schon. Als Spoiler:

Geschützter Hinweis (zum Lesen markieren): Der zweite Pin von rechts war locker, man sieht auch schon an der Form, dass das keine gute Lötstelle ist... Ich habe alle Pins der Power ICs noch mal nachgelötet.