Marantz PM-75 - unklarer Widerstand

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musterfred
Neuling
#1 erstellt: 10. Feb 2024, 13:53
Hallo,
Bin gerade dabei meinen Marantz PM-75 zu reparieren und dabei über einen unklaren Sicherungswiderstand? gestolpert.

Laut Schaltplan sollten an der stelle 2.2k Widerstände mit 1/4 Watt auf dem linken und 1 Watt auf dem rechten Kanal verbaut sein.
Die unterschiedlichen Werte machen mich aber stutzig und habe auch schon andere Abweichungen vom Schaltplan gefunden, deswegen weiß ich nicht ob ich den Werten vertrauen soll.
In der Komponentenliste werden die nummern gar nicht aufgeführt.

Aus der Farbkodierung bin ich leider auch gar nicht schlau geworden.

Messung ergibt 1.5k auf dem linken Kanal und unendlich auf dem rechten. ( optisch sind beide Widerstände identisch )

Jetzt ist die Frage, 1.5k oder 2.2k verbauen und mit 1/4 Watt oder 1 Watt

Unbekannter sicherungswiederstand
schaltplan
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 10. Feb 2024, 14:55
In diesem Bereich ist der PM-80 sehr ähnlich aufgebaut. Da findet man für R727 1,2 kOhm 1/6Watt. Das ergibt bei den angegebenen Spannungen eine Stromstärke von ca. 2mA und somit etwa 4 mW Leistung. 1/6W = 160 mW sollten also hinreichend sein.

Ich würde also eher zwischen 1,2 und 1,5 kOhm wählen. 0,25W sollten immer ausreichen. Dennoch kann man z.B. 0,6W Metallfilm von Vishay nehmen.
2,2 kOhm scheiden für mich schon deshalb aus, weil 1mA an dieser Stelle sehr wenig wären.

Zur Beurteilung der Farbringe wäre ein dunkler Hintergrund deutlich besser als der gewählte weiße.
musterfred
Neuling
#3 erstellt: 10. Feb 2024, 15:17
Danke, habe nochmal ein besseres Foto aufgenommen.
widerstand2
CarlM.
Inventar
#4 erstellt: 10. Feb 2024, 16:00
Einen richtigen Reim kann ich mir auch nicht darauf machen. Auch spricht die Größe des Widerstandskörpers eher für 1W.

Ich teile mal meine Gedanken mit:
Es gibt Farbringe für den Zahlenwert des Widerstands sowie des 10er-Multiplikators. Dann gibt es noch einen Ring für die Toleranz und manchmal für den Temperaturkoeffizienten. Einen Ring für die Leistung gibt es normalerweise nicht.
Da es für Toleranz und Temperaturkoeefizienten keine weiße Ringe gibt, müsst man die Ringe von links beginnend mit weiß interpretieren.
Dann landet man aber ggf. bei 910 Ohm mit noch einem gelben und einem orangenem Ring. Das macht keinen Sinn.

Den Messwert 1,5 kOhm könnte man sich "hinbiegen", wenn man den weißen Ring ignoriert und alles von rechts nach links liest.
Die Ringfarben wären dann braun-grün-rot : 1,5 kOhm der nächste rote Ring stünde für 2% Toleranz.

p.s.
Wenn man im Service Manual keine Anaben in der Teileliste findet, kann dies dafür sprechen, dass die Entwickler sich noch nicht entschieden hatten. Dann wird der Redaktionsschluss verpasst und ...

Nachtrag:
die 10 Ohm-Widerstände sind optisch baugleich. Auch sie haben den weißen Ring. In der Liste sind sie mit 2% und 0,25W angegeben.

Der weiße Ring könnte auch für "schwer entflammbar" oder ähnlich stehen.


[Beitrag von CarlM. am 10. Feb 2024, 16:40 bearbeitet]
Knulse
Stammgast
#5 erstellt: 10. Feb 2024, 16:41
Hier mal hinunterscrollen bis

'Sicherungswiderstand (jede Gehäusefarbe vertreten) fusible resistor'

Dort steht: "Sicherungswiderstände sind Kohleschicht-, Metallschicht- oder Drahtwiderstände, die bei Überlastung definiert durchbrennen, normalerweise bei 10-facher Überlast innerhalb von 1 Minute, und haben oft einen schwarzen, blauen, violetten oder weissen letzten Farbring...".

Ich habe das erste Foto etwas aufgehellt:

unbekannter-sicherungswiderstand

Für mich sieht das von rechts nach links aus wie braun-grün-schwarz-braun -> 1,5 kΩ. Die Messung vom TE bestätigt das für einen der beiden Widerstände, der andere hat wohl schon seinen Zweck erfüllt. Evtl. haben sich die Farben einzelner Ringe durch Hitzeeinwirkung über die Jahre etwas verändert. Ich denke, es sind ¼-Watt-Widerstände.


[Beitrag von Knulse am 10. Feb 2024, 16:43 bearbeitet]
musterfred
Neuling
#6 erstellt: 14. Feb 2024, 00:23
Vielen dank!
habe mal 1,5 kΩ ¼-Watt-Widerstände bestellt und werde es damit probieren
Poetry2me
Inventar
#7 erstellt: 14. Feb 2024, 10:12
1. Genau diese beiden, R757 (links) und R758 (rechts), finde ich nicht in der Teilelist. Alle anderen Widerstände schon.

2. Diese Widerstände bilden jeweils den Arbeitswiderstand zwischen den Vortreiber Transistoren. Dort kommt es auf den exakten Spannungsabfall des Widerstandes an. Sollte davon einer (a) den Wert erhöhen oder sogar (b) durchbrennen, dann werden Treiber und Leistungstransistoren (a) heiß laufen oder (b) in die Ruhestrom-Vollaussteuerung gehen und die Endstufe ist in Millisekunden durchgebrannt.

3. Diese Widerstände sind exakt dimensioniert auf ein dazu passendes Design der Ruhestromschaltung. Daher sollte man unbedingt den Wert nehmen, der schon drin war. Der Wert 1,5k ist wohl die richtige Entscheidung.

4. Ich würde definitiv keine Sicherungswiderstände nehmen. Davon ist abzuraten, weil diese - wie wir heute wissen - über die Jahre und Jahrzehnte nicht stabil ihren Wert halten. Ideal für geplante Obsoleszenz. Lieber gleich 1W Typen nehmen, die halten im Zweifelsfall mehr aus und opfern sich nicht gleich wenn der Verstärker mal hustet. Zumal eine Durchbrennen an dieser Position - mag es noch so kontrolliert ablaufen - wie gesagt einen massiven Endstufenschaden verursacht.

- Johannes
musterfred
Neuling
#8 erstellt: 14. Feb 2024, 20:18

2. Diese Widerstände bilden jeweils den Arbeitswiderstand zwischen den Vortreiber Transistoren. Dort kommt es auf den exakten Spannungsabfall des Widerstandes an. Sollte davon einer (a) den Wert erhöhen oder sogar (b) durchbrennen, dann werden Treiber und Leistungstransistoren (a) heiß laufen oder (b) in die Ruhestrom-Vollaussteuerung gehen und die Endstufe ist in Millisekunden durchgebrannt.


Interessant, weil tatsächlich sind auf dem Kanal mit dem defekten Widerstand 2 Transistoren und der IC zur Ruhestrom Reglung durchgebrannt. Dann war das vielleicht die ursprüngliche Ursache.
Poetry2me
Inventar
#9 erstellt: 17. Feb 2024, 23:52
Ja, das wäre eine denkbare Fehlerursache. Oft kann man es hinterher nicht eindeutig sagen, was zuerst versagt hat.

Zur Unterstützung der weiteren Fehlersuche beim Marantz PM-75 habe ich hier mal den Schaltplan der Endstufen farblich nachbearbeitet und ein paar Korrekturen von offensichtlichen Fehlern vorgenommen. Die Schaltungsstufen sind farblich hervorgehoben und die Soll-Spannungen habe ich hellgrün markiert.

Man erkennt, dass der LA2500 Baustein "Pseudo Class A Bias Circuit" (Sanyo Datenblatt) bzw. "Non Cut-off Circuit" (Marantz-speak) eingeschleift ist in die Stufe 3 (rot). Der Ruhestrom in der letzten Stufe 6 (grün) wird definiert durch eine konstant gehaltene Gleichspannung zwischen den beiden Basisanschlüssen der ersten Stromverstärkungsstufe 4 (violett). Die Spannung an diesen Basis-Anschlüssen geht ansonsten mit dem Signal rauf und runter.

Marantz PM-75 schematic detail power amp and voltage regulator and protection circuit stages marked

Ausschnitt mit den beiden Endstufenkanälen des Marantz PM-75

Marantz PM-75 schematic detail both power amp channels stages marked


Möge es Dir und Anderen beim Troubleshooting dieses schönen Klassikers helfen.

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 17. Feb 2024, 23:58 bearbeitet]
musterfred
Neuling
#10 erstellt: 19. Feb 2024, 23:09
wow, vielen dank! ja das ist auf jeden fall sehr hilfreich
Poetry2me
Inventar
#11 erstellt: 15. Apr 2024, 19:53
Ist es hier weitergegangen?
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