4x EL84: Welcher Kathodenwiderstand für Auto-Bias?

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CYBERYOGI=CO=Windler
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 25. Jan 2011, 00:56
In meinem stark modifizierten Grundig 6199 sitzen als Endstufen 4x EL84 (gematchtes 4er-Set Sovtek EL84M).

Details siehe:
Grundig 6199 Röhrenreceiver (Umbau-Tips&Fragen: Welche Röhren,Bassregler,Schaltplan uvm.)

Die Stereo-Gegentaktendstufe hat einen gemeinsamen Kathodenwiderstand gegen GND (mit 100uF Stabilisierungs-Elko) für alle 4 Endröhren. Offenbar dient dies auch als Schutzschaltung, da wenn eine überlastete Röhre die Kathodenspannung ins positive zieht, hierdurch die Gitter der restlichen von der Kathode aus gesehen umso negativer werden und so den Gesammtstrom drosseln. Erstaunlicherweise läuft die Endstufe sogar einigermaßen, wenn nur 1 EL84 pro Kanal drin ist, da dies den Strom erhöht und ein Class-A-Betrieb entsteht.

Der Kathodenwiderstand war für 2x ELL80 dimensioniert und hat offenbar 43 Ohm (eingebaut gemessen, drauf steht 45). Ich las, dies sei zu niedrig für 4x EL84, doch das Gerät läuft seit >10 Jahren mit diesem Widerstand ca. 8 bis 12h/Tag ohne viel Röhrenverschleiß.

Der Spannungsabfall beträgt ohne Signal 3.85V (anfangs waren es 3.68V, manchmal 3.98V, im Tunerbetrieb nur 2.93V).

I=U/R

=> Gesammtstrom = 85.56mA
=> 21.39mA Ruhestrom pro Röhre

- Ist das ein sinnvoller Wert, oder läuft die zu heiß?

Der Klang ist ok, doch z.B. Männerstimmen sind etwas knarzig und der Bass sehr weich. Sind die 2 winzigen Endtrafos magnetisch übersättigt? Irgendwo stand, für EL84 würden schon je 7mA Ruhestrom ausreichen. Was haltet ihr davon?

- Wäre ein Ruhestrom-Justierpoti sinnvoll?


MÖGE DIE SOFTWARE MIT EUCH SEIN!

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CYBERYOGI Christian Oliver(=CO=) Windler

(Lehrmeister der LOGOLOGIE - der ersten Religion des Cyberzeitalters!)
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bukongahelas
Inventar
#2 erstellt: 26. Jan 2011, 06:35
Aus dem Datenblatt der EL84 müßte man ablesen können,
bei welchem Ruhestrom die Röhre "am besten" im
AB-Gegentaktbetrieb arbeitet.
Im Valvo Taschenbuch ´75 sind angegeben:
Röhre E84L,
Pentodenschaltung:
Ua 250V ; Ug2 250V ; Rk 135 Ohm ; Ia 48mA ; Ig2 5,5mA ;
s 11,3mA/V ; ra 40 kOhm .

Ua 250V ; Ug2 250V ; Rk 210 Ohm ; Ia 36mA ; Ig2 4,1mA ;
s 10mA/V ; ra 40 kOhm .

Triodenschaltung:
Ua 250V ; Rk 270 Ohm ; Ia 34mA ; s 10,2mA/V ; y("mü") 18,5 .

bukongahelas
Holger66
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 27. Jan 2011, 08:25
Als Erfahrungswert aus vielen Röhrenradios mit Eintaktschaltung kann ich 170 Ohm nennen. Da es diesen Wert in der Reihe E12 nicht mehr gibt, nehme ich als Ersatz, wenn nötig, immer 180 Ohm. Nächste Näherung sind 169 Ohm aus der Reihe E48.

H.
CYBERYOGI=CO=Windler
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 27. Jan 2011, 09:37

Holger66 schrieb:
Als Erfahrungswert aus vielen Röhrenradios mit Eintaktschaltung kann ich 170 Ohm nennen. Da es diesen Wert in der Reihe E12 nicht mehr gibt, nehme ich als Ersatz, wenn nötig, immer 180 Ohm. Nächste Näherung sind 169 Ohm aus der Reihe E48.

H.

Pro Röhre? Bei mir liegt eine Gegentaktschaltung mit Autobias vor und es sind alle 4 EL84 der Stereoendstufe mit einem einzigen gemeinsamen Kathodenwiderstand von 43 Ohm verbunden. Ich habe dem Ding gerade ein 60 Ohm 3W Drahttrimmer in Reihe gelötet, sodass ich den Saft reduzieren kann.

(Das Knarzen lag teils wohl auch dran, dass ich das Gegenkopplungspoti in Reihe zum gesammten GK-Zweig gelegt hatte, sodass auch der Kondensator gegen Schwingneigung kaum mehr wirkte. Ich habe es nun stattdessen nur dem 3 kOhm-Widerstand in Reihe gelötet, sodass der Kondensator und die Spule (reduziert eine von der Klangregelschaltung zugemischte Bass-Überdosis?) immer wirksam bleiben. Ansonsten sorgten Wackelkontakte an Röhrensockeln für viel Ärger. Auch die ECC83 könnten Toast sein.)
Holger66
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 27. Jan 2011, 12:26
Ich habe gerade mal nachgesehen und Widerstandswerte von 120 bis 250 Ohm bei Eintaktendstufen gefunden, die mit der EL84 arbeiten. Bei Gegentaktendstufen waren es Werte zwischen 50 und 120 Ohm. Insofern liegst Du mit Deinem 60 Ohm nicht schlecht, diese Lösung hat aber doch schon den Nachteil, daß Du die einzelne Röhren womöglich überlastest, wenn andere schwach sind. Sicher, bei einem gematchten Vierer ist das eher auszuschließen.

Besonders interessant finde ich diese Lösung hier, die beim Stradivari 2 von Sternradio Rochlitz aus der DDR angewendet wurde:



Dabei lassen sich die Kathodenspannungen individuell auf das eingesetzte Röhrenpaar anpassen. In einem westdeutschen Gerät habe ich das noch nicht gesehen, mag es aber geben.

Das könntest Du auch machen, indem Du Potis von sagen wir 220 Ohm nimmst, und zwar für jede Röhre eines. Dann kannst Du auch Röhren verwenden, die nicht gematcht sind.

Nichts für Puristen, eher für Praktiker, ich weiß...

H.
hf500
Moderator
#6 erstellt: 27. Jan 2011, 21:09
Moin,
der gemeinsame Katodenwiderstand fuer zwei Gegentaktendstufen ist eine reine Sparmassnahme des Herstellers. Spart immerhin einen Widerstand und einen Elko (in letzter Konsequenz sogar drei Widerstaende und Elkos). Die Methode ist als Kompromiss zu werten, anscheinend waren die Roehrendaten damals so stabil und zuverlaessig, dass man diese Vereinfachung durchfuehren konnte.

73
Peter
CYBERYOGI=CO=Windler
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 28. Jan 2011, 09:54

Holger66 schrieb:
Ich habe gerade mal nachgesehen und Widerstandswerte von 120 bis 250 Ohm bei Eintaktendstufen gefunden, die mit der EL84 arbeiten. Bei Gegentaktendstufen waren es Werte zwischen 50 und 120 Ohm. Insofern liegst Du mit Deinem 60 Ohm nicht schlecht, diese Lösung hat aber doch schon den Nachteil, daß Du die einzelne Röhren womöglich überlastest, wenn andere schwach sind. Sicher, bei einem gematchten Vierer ist das eher auszuschließen.

Soweit ich erinnere, lief der bei Tests sogar schon mal mit nur 1 EL84, ohne dass die glühte. Mir sind schon öfters 1 bis 2 Röhrenheizungen ausgefallen (Wackelkontakt), was die übrigen Röhren dann quasi 1-Takt-A-Betrieb einigermaßen kompensiert haben. (Lief mindestens 2 Wochen so, ohne dass ichs merkte. Danach mussten die anderen 2 EL84 erst mal wieder einige Stunden zusich kommen (Kathode/Anode vergast) aber danach gingen die wieder. Wenn 1 EL84 fehlt, ging Stromverbrauch von 74 auf 65W o.ä. zurück. So viel überlastet da nichts, und mehr als 2 Röhren muss der Endtrafo nicht ertragen.)

Für Einzelpotis ist wenig Platz im Gerät, und da ich oft Wackelkontakte habe (Gitter-Pin ab etc.), erscheint mir Fixed Bias eher zu gefährlich. Zumindest müsste zunächst eine elektronische Schutzschaltung zur Überwachung der Hochspannung nachgerüstet werden, und ob der Sound dann besser oder bloß noch greller wird ist fraglich.

Ob der Einzel-Elko wirklich nur eine Sparmaßnahme war, ist unklar. Dass beide Stereokanäle hier in ihrer Klangfarbe etwas seltsam verknüpft sind, widerspricht zwar komplett dem HiFi-Ideal der Kanaltrennung (Beispiel Monoblöcke), könnte aber den Klang sogar homogener machen - vergleiche den Unterschied zwischen 2 gleichzeitig gespielten Klavierton-Samples eines Keyboards und 2 echten Klaviersaiten-Anschlägen auf dem selben Resonanzboden. Letztendlich vermischt heute jeder digitale Raumklangprozessor Signale beider Kanäle mindestens ebenso stark, ohne das man es seltsam findet. Überigens macht offenbar auch der Balance-Regler ("Stereo-Dirigent") etwas seltsames Zeug, indem er auf der leiseren Seite hauptsächlich Höhen und Mitten reduziert, aber den Bass nicht mit absenkt.
Holger66
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 28. Jan 2011, 14:05

CYBERYOGI=CO=Windler schrieb:
und da ich oft Wackelkontakte habe (Gitter-Pin ab etc.)


Nanu, wieso das ? Fassungstausch erforderlich ?

H.
CYBERYOGI=CO=Windler
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 28. Jan 2011, 21:23

Holger66 schrieb:

CYBERYOGI=CO=Windler schrieb:
und da ich oft Wackelkontakte habe (Gitter-Pin ab etc.)


Nanu, wieso das ? Fassungstausch erforderlich ?

H.

Da stecken 2 selbstgebaute Adapter ELL80 auf 2xEL84 drin; deren Sockel sind aus Keramik (halbwegs robust, verzundern aber trotzdem), die dicken Volldrahtleitungen drunter entlöten sich gelegentlich selbst (zumindest gammelt das grau werdende Lötzinn durch Wärmespannungen, Ermüdungsbrüche etc.) und die Steckerpins der Adapter besteht auch aus evt. minimal zu dünnem (versilberten) Draht.

Die braunen ELL80-Bakelitsockel im Chassis sind angesengt und sehr ausgeleiert. Ich habe kürzlich die Kontakte gründlich sauber gestochert und wieder zusammen gebogen. Die fkt. nun ok, doch das Zeug gammelt regelmäßig wieder. Die Unmengen Drähte ab und in korrekter Reihenfolge wieder anzulöten und ggf. andere Chassislöcher zu bohren um Keramiksockel nachzurüsten trau ich mich nicht, und am Adapterproblem ändert das sowieso nicht.

Sinnvoll wäre nur, eine Schutzschaltung gegen HV-Überlast nachzurüsten, dann in dem Drahtgestrüpp aus wackelnden Nieten und angesengten Trabbipappe-Isolatoren sind gelegentliche Kurzschlüsse kaum sicher vermeidbar.


[Beitrag von CYBERYOGI=CO=Windler am 28. Jan 2011, 21:26 bearbeitet]
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