die zweite Chance - Neues Gehäuse für Pioneer AS-E700 (Bausatz der CS-E700)

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Herr_Mo
Stammgast
#1 erstellt: 05. Sep 2011, 14:58
Hallo zusammen,

das erste mal im Reparatur & Wartung-Forum für mich, auch wenn ich schon ein paar Klassiker in den Fingern hatte.

Angefangen hat es vor ca. 3 Wochen, im Biete-Bereich wurde beim Selbstbau Lautsprecher mit Pioneer-Chassis verschenkt ( Link).
Die Urlaubspläne passten so, dass wir ohnehin an Sindelfingen vorbeifuhren. Außerdem wollte ich schon länger wieder etwas basteln, die väterliche Werkstatt bietet da deutlich besser Möglichkeiten, als die Studentenbude (in der es nicht mal nen Akkuschrauber gibt...).
Scheinbar war ich der erste Interessent und so habe ich die Lautsprecher vor zwei Wochen abgeholt.

Anfangs hatte ich noch keine rechte Ahnung, was für Lautsprecher das sind. Wird sich schon ein Original finden, dachte ich, an dem ich mich beim Neubau orientieren kann.
Die Suche ergab dann, dass es sich um den Bausatz zur CS-E700 handelt, der Vergleich von Chassisdaten und Frequenzweichenschaltplan bestätigte das.
Zuhause im Elternhaus erstmal die Lautsprecher an den Revox B750 angeklemmt und geschaut, ob was rauskommt. War alles in Ordnung, nur die Potis kratzten (und fühlten sich schrecklich an, was sich allerdings als normal herausstellen sollte - Drahtpotis...). Klanglich gar nicht ohne, dachte ich mir, da hab ich schon deutlich schlechteres gehört (für das, nebenbei bemerkt, noch Geld ausgegeben wurde...).

Die Gehäuse waren 1. nicht sehr professionell gebaut, 2. nicht sehr hübst und 3. deutlich größer, als die CS-E700 es eigentlich vorgeben. Deshalb wäre ich an Bauunterlagen doch sehr interessiert gewesen, welche aber nicht aufzutreiben waren.
Die Entscheidung war dann doch recht schnell gefällt: Ich wollte mich beim Nachbau an den Maßen der CS-E700 orientieren. Die Chassis sollten ja auf jeden Fall passen, außerdem sind 66x38x30 schon groß genug (im Vergleich zu 80x40x40). Und bei diesen altehrwürdigen Lautsprechern muss kein modernes, superschlankes WAF-freundliches Gehäuse erfunden werden...
Also Holz bestellt (18mm Birken-MPX) und mich an's Design herangemacht.

Der Plan war, die Schnittkante des MPX in's Design mit einzubeziehen. Nämlich die Schallwand zwischen Seiten und Deckel einzusetzen (und die Verbindung Deckel-Seiten auf Gehrung). Die sichtbaren Kanten sollten in 15° zur Front angefast werden, dadurch versprach ich mir eine etwas schlankere Optik. Beim Zeichnen stellte sich dann heraus, dass die Fase gerne breiter als 18mm sein durfte, ich dachte da eher an 30mm.
Plan AS-E700

Also Teststücke geschnitten, um die Optik zu überprüfen:
Schnittkante 1 Schnittkante 2

Hmm, is ja logisch, dass da unterschiedlich breite Linien entstehen. Aber wirklich schön fand ich das nicht. Es hätte halt umlaufend einen optischen Rahmen gegeben, das wollte ich eher nicht.

also zum Baumarkt gefahren und 12mm MPX gekauft, welches ich in Streifen auf die vorderen Kanten von Deckel und Seitenwänden leimen wollte. Denkste, das MPX aus'm Baumarkt ist viel heller als das, das ich vom Holzhandel habe. Na gut, also doch aus dem 18mm Holz 12mm starke Leisten sägen...

Als dann alle Designentscheidungen getroffen waren, konnte es an den Zuschnitt und ans Zusammenbauen gehen. Die gebrauchte Tischlerkreissäge, die mein Vater vor ca einem Jahr erstanden hat, wurde das erste mal auf Herz und Nieren getestet. Dabei wurden noch allerlei Einstellungen an Führungsschienen und Winkeln vorgenommen, so dass der Bau insgesamt eine Woche gedauert hat (abends zwischen Papas Feierabend und meinen Freizeitplänen). Alle Kanten wurden mit Lamellos versehen, um ein Verschwimmen der Bretter zu vermeiden. Das ging wirklich gut und hat den Zusammenbau deutlich vereinfacht.

Zum Schluss musste noch das Anschlussfeld modifiziert werden. Es waren doch tatsächlich nur zwei Schrauben zur Befestigung vorgesehen (bei einem Ausschnitt von 12x16cm). Schon wenn man die Federklemmen gedrückt hat, hatte man ca. 5mm Spalt, aus dem die Luft pfiff... Das kann ja nicht dicht sein.
Weiche und anschlussfeld AS-E700

Jetzt halten 6-7 Schrauben das Anschlussfeld an Ort und Stelle, da habe ich aber keine Bilder mehr.

Vom Zusammenbau habe ich leider auch keine Bilder gemacht, da war ich mit halten, peilen, und festzwingen beschäftigt.
So sehen die Schätzchen jetzt aus.
AS-E700 r AS-E700 l
Aufstellung ausprobiert AS-E700
Plätze mit den Lokalmatadoren (Yamaha NS-1000M) tauschen AS-E700 2

Ich finde sie wirklich schon ganz hübsch. Die 15° Fase an der Front fehlt noch, ebenso wie das Finish. Diese Sachen werde ich bei meinem nächsten Heimaturlaub in Angriff nehmen.

Und nun zum Wesentlichen: Wie klingen die Kisten jetzt?
Hmm, zuerst war ich ein wenig skeptisch. Unbedämpft klangen sie schon ziemlich topfig. also habe ich mir eine alte Bettdecke vorgenommen und sie in Streifen geschnitten (ist ja auch nur Poliesterwatte), das klang schon deutlich harmonischer. Dennoch vermisste ich untenrum etwas, ich sah ein 30cm-Chassis, hörte es aber nicht so recht. Der Vergleich mit den elterlichen Yamaha NS-1000M fiel ähnlich aus, die brachten einfach etwas mehr und vor allem tieferen Bass. Das passte mir so garnicht, schließlich sind beide Boxen von den Abmessungen nahezu identisch, fast gleich alt und in beiden spielt ein 30cm Bass auf ein geschlossenes Gehäuse. Natürlich haben die Yamahas damals deutlich mehr gekostet, aber so ein krasser Unterschied? Verpolt war nix, daran kanns nicht liegen.
Die Lösung brachte dann die Aufstellung. Beide Boxen sind konzeptbedingt keine Tiefbassmonster, jedoch stehen die Yamahas an ihrem angestammten Platz direkt an der Wand. Dadurch verstärkt sich untenrum natürlich alles. Also Plätze getauscht und siehe da, die Pioneers spielen deutlich erwachsener auf.
Die Yamahas klingen insgesamt schon feiner und detailreicher. Im Vergleich kreischen einen die Pioneers fast an. Das heißt aber nicht, dass sie schlecht klingen, im Gegenteil. Es macht richtig Spaß Musik zu hören, die Stimmen kommen unglaublich direkt und verständlich, sehr klar obenrum. Dank des Wirkungsgrades von 93db/W/m (lt. Hersteller) sollten auch kleine Amps groß rauskommen. Wenn ich sie transportiert bekomme werden sie mal an meinen Musical Fidelity A1 angeklemmt...

Was ich jetzt noch ausprobieren möchte, ist eine andere Bedämpfung. Wer kann mir da Tipps geben? Hier sieht man, dass die Yamaha NS-1000M komplett mit Glaswolle gefüllt sind. Ist das auch für meine Pioneers empfehlenswert? Glaswolle ist ja nicht gerade mein Freund, aber wenn es dem Klang zuträglich ist, würde ich die auch noch verarbeiten...

Viele Grüße

Herr_Mo
shabbel
Inventar
#2 erstellt: 06. Sep 2011, 08:55
Was kostet denn so ein Satz zugeschnittene Platten im Baumarkt?

Ein paar Überlegungen zum Tiefbass. Viele Lautsprecher sind etwas kleiner konzipiert, als es der Tieftontreiber "wünscht". Man will ja keine Schränke bauen.

Groß => tiefer Bass
kleiner => Bass flacher, aber im "Punch-Bereich" eventuell mehr Druck

Die Dämmung des Gehäuses senkt erstens das Nachschwingen verschiedener Frequenzen. Also Tendenz trockener und sauberer. Außerdem vergrößert sich das wirksame Resonanzvolumen. Damit kann die Box maximal so klingen als wäre sie 30% größer als sie ist.

Lockeres Dämpfunsmaterial (durchpustbar) ist sinnvoll. Statt Glaswolle hilft auch eine synthetische Kissenfüllung, die ähnlich locker ist. Irgendwo ziwschen 30% und 100% unverdichteter Füllung des Gehäuses liegt das Optimum.
Herr_Mo
Stammgast
#3 erstellt: 06. Sep 2011, 10:22

shabbel schrieb:
Was kostet denn so ein Satz zugeschnittene Platten im Baumarkt?


Ich habe das Holz nicht beim Baumarkt geholt, sondern beim örtlichen Holzhandel. Da musste ich gleich ne ganze Platte (1,25x2,5m) abnehmen, die kostet original so um 18-20€/m² + USt. Das sollte dann aber eine Platte sein, die einseitig sauber und flickenfrei furniert ist. Meine Platte hatte leider beidseitig flicken, so dass ich sie für 14€/m² bekommen habe. Ich konnte aber immer eine Seite verwenden, die keine Flicken hatte, so ist es nicht tragisch für die Optik. In Summe also rund 50€ Holz und noch knapp einen m² übrig.
Die Platte haben wir per Handkreissäge grob zugeschnitten und alle Brette an Vaters Formatkreissäge auf Maß gebracht. So sind auch die Gehrungen entstanden.
Beim Baumarkt kriegt man es schon zugeschnitten, allerdings nicht 100% genau (+/- 1mm Toleranz) und auch nur ohne Gehrung. Zudem kostet der m² deutlich mehr, 12er Material kostete mich 37,99€/m², 18er kratzt bestimmt an der 50€-Marke...


shabbel schrieb:
Ein paar Überlegungen zum Tiefbass. Viele Lautsprecher sind etwas kleiner konzipiert, als es der Tieftontreiber "wünscht". Man will ja keine Schränke bauen.

Groß => tiefer Bass
kleiner => Bass flacher, aber im "Punch-Bereich" eventuell mehr Druck

Also Schränke sind es ja bereits fast... Ich habe mich an die Außenmaße der originalen Gehäuse gehalten, in der Hoffnung, dass die früher noch eher den Klang als die Optik im Visier hatten. Viel größer hätte ich zwar nicht bauen wollen, aber 5-10cm mehr Tiefe wäre zu verkraften gewesen. Naja, jetzt ist es nunmal so. Ich hätte meine Bastelllust wohl doch etwas bremsen sollen und mich erst mal um eine Vermessung des Tieftöners kümmern sollen (zur Gehäusedimensionierung siehe hier). TSP messen steht sowieso schon länger auf der To-Do-List. Man müsste es nur mal wagen...
So tragisch ist es jetzt nicht, es kommt ja Bass raus. Durch eine optimierte Dämmung erhoffe ich mir auch noch etwas mehr Tiefgang (siehe dein Beitrag unten).


shabbel schrieb:
Die Dämmung des Gehäuses senkt erstens das Nachschwingen verschiedener Frequenzen. Also Tendenz trockener und sauberer. Außerdem vergrößert sich das wirksame Resonanzvolumen. Damit kann die Box maximal so klingen als wäre sie 30% größer als sie ist.

Lockeres Dämpfunsmaterial (durchpustbar) ist sinnvoll. Statt Glaswolle hilft auch eine synthetische Kissenfüllung, die ähnlich locker ist. Irgendwo ziwschen 30% und 100% unverdichteter Füllung des Gehäuses liegt das Optimum.

Jo, soweit einverstanden. Deswegen habe ich ja auch die alte Bettdecke zerschnitte. Gut, das Material hat schon etwas "geklumpt", aber auf jeden Fall besser als leer...
Die Frage wäre jetzt nach der optimalen Füllung. In diesem Artikel von Hifi-Selbstbau wurden verschiedene Varianten durchprobiert. Das Ergebnis hier: Glaswolle in ausreichender Menge brachte das beste Resultat. Natürlich lässt sich das nicht 1 zu 1 auf meine Boxen übertragen, aber das Fazit ist ja auch, dass sich Polyesterwatte und Glaswolle eben nicht exakt gleich verhalten.
--> also doch alles mit Kissenfüllung (Polyesterwatte) füllen, oder doch noch Versuche mit der ekelhaften Glaswolle durchführen?
shabbel
Inventar
#4 erstellt: 06. Sep 2011, 14:05
Der Trick der Dämmung liegt in der Schallgeschwindigkeit. Schall bewegt sich in jedem Medium anders. In reiner Luft schneller als in gefüllten Räumen. Ähnlich aufgebaute Dämmmaterialien haben demnach einen ähnlichen Effekt. Und lockere Glaswolle tut sich im Gewicht, der Faserdichte und Fasergröße nicht viel. Auch die Elastizität der einzelnen Fasern ist nicht so verschieden.

Ich hatte schon Glaswolle in härteren Platten (ca. 7cm) und Glaswolle mit einer einseitigen stabilisierenden Alufolie (über 15cm). Die Platten sind bei einem Versuch etwas zu krass in der Dämpfung gewesen.
Herr_Mo
Stammgast
#5 erstellt: 09. Sep 2011, 17:31
Also, ich glaube ich lasse die Finger von Glaswolle. Ich mag das Zeug einfach nicht, drum werd ich drauf verzichten. Beim nächsten IKEA-Besuch kommt ne Ladung Kissen oder Bettdecken mit, dann hab ich frische Polyesterwatte. Die alte Decke tut ihren Dienst, ist aber von der Dichte her sehr ungleichmäßig.
Außerdem werde ich noch an der Bedämpfung des Gehäuses arbeiten, evtl. mit Weichfaserplatten oder mit schnöder Versteifung.

Eine Frage hatte ich eingangs vergessen: Wie vertrauensvoll sollte ich gegenüber den Kondensatoren in der Weiche noch sein? Ist ein Tausch nach 40 Jahren immer angebracht, oder sollte ich die Finger davon lassen, wenn sie vermeintlich funktionieren?

Grüße

Mo
shabbel
Inventar
#6 erstellt: 09. Sep 2011, 18:29
Die Kondensatoren in Lautsprechern können den Klang verschlechtern, sonst nichts. Nach 40 Jahren kann man schon an Austausch denken.
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