Überholung einer Aiwa SA-P 50 Endstufe

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Broesel02
Inventar
#1 erstellt: 18. Okt 2012, 22:01
Ich wollte mich hier mal mit einem kleinen Kleinod melden, dessen Aktualisierung und Nutzung sich ganz sicher lohnt und das aus meiner Sicht auch zum Glück noch völlig unterbewertet ist: Die Aiwa Serien 22, 30 und 50
Am Ende meines Studiums vor etwa 25 Jahren ist mir das erste mal eine kleine Aiwa Endstufe begegnet. Es war die erste bezahlbare Endstufe die klanglich eine ernste Konkurrenz zu meiner Mitsubishi DA-10DC darstellte. Trotz der erheblich geringeren Leistung! Die Toshiba Aurex 12 und 15 Serien haben mein Kommilitone und ich damals viel verkauft, sie kamen aus irgendwelchen P-Ex Quellen von den Amerikanern in Frankfurt, so genau wollten wir das garnicht wissen. Aber die klangen nicht so gut fand ich jedenfalls. Aber die kleine Aiwa. Leider hatte ich in dem Moment die 35 D-Mak nicht die der Verkäufer haben wollte und so hat ein Freund die Kleine gekauft. Er gibt sie auch immer noch nicht wieder raus
Aber inzwischen gibt es ja EBay und so habe ich die kleinen Aiwa Serien denn wieder gefunden. Manchmal als BASF, manchmal als WEGA aber meist doch als Aiwa. Ich habe mich dann inzwischen auf die 50er Serie eingschossen weil sie aus meiner Sicht den Höhepunkt der Serie darstellt. Die nachfolgenden 80 Serien waren Qualitativ erheblich schlechter und die 30 und 22 er Serie war nicht ganz so gut.
Außerdem ist bei der 50er Serie die gesamte Erfahrung der kleineren Geräte in Richtung Service- Freundlichkeit eingegangen. Hier ist bei der 22 Serie doch noch einiges im Argen, mein europäischen Riesenpranken kommen da nicht gut mit den filigranen Geräten zurecht

Aber jetzt zur Endstufe aus der Serie, der SA - P 50. Ein schlichter Klotz, 25 cm breit, 7 cm hoch und 25 cm tief, 5,4 Kg schwer. Eigentlich ganz unauffällig. Auch nicht gerade hübsch, aber zweckmäßig.

Bild1
Bild2

Wenn man den Deckel aufmacht sieht man erst einmal den alles dominierenden Rigkerntrafo, dahinter zwei gedrungen Elkos und dann haben wie auch schon eng layoutete Bauteile. Die Kabelverbindungen sind bis auf das Netzteil gesteckt was die Demontage der Endstufe sehr erleichtert.

Bild3

Wenn ich so einen kleinen Klotz aufarbeite bekommt er auch neue Netzteilelkos. Neu sollen sie 15.000 uF haben. Ich habe bei den von mir bisher ersetzten Elkos Restkapazitäten zwischen 5.000 uF und 8.000 uF gemessen. Aber woher bekommen? Die Größe muß ja aufgrund der beengten Platzverhältnisse recht genau stimmen. Zum Glück gibt es bei Mouser punkt com den passenden Kondensator mit genau passenden elektrischen Werten der pinkompatibel einrastet. Er hat sogar 105 Grad Temperaturfestigkeit.
Aber jetzt nehmen wir die kleine erst einmal auseinander
Das rückseitige Blech lösen, die Plastik Pins vom Anschlussfeld herausdrücken. Wenn sie klemmen wirk ein klein wenig Silikonspray Wunder. Kabel lösen, Netzkabel ablöten. Bodenblech lösen. Der Trafo bleibt am Bodenblech befestigt. Jetzt die beiden seitlichen Kühlkörper und die Aluminium Frontblende abschrauben. Die Befestigung der Endstufentransistoren am Kühlkörper mit Federblech und einer Zentralschraube finde ich genial, Das würde ich mir öfter wünschen.

Bild4

So jetzt haben wir die Endstufentreiber mit den Leistungsstufen vor uns. Die Eingangsstufe ist mit einem MosFet realisiert. Sehr schön. Wegen der hochohmigen Eingangsstufe kann man auf den Elko im Eingang gut verzichten (Wer geht denn auch mit Gleichstrom in die Endstufe ). Außerdem sind die über Zehnererdioden geregelten Spannungen der Eingangsstufe und der Zwischenstufe mit extrem kleinen Kondensatoren ausgestattet. Das klingt etwas unruhig und könnte rauschen. Hier mal im Schaltplan eingemalt (C 21 ist nicht markiert, sorry):

Bild5
Bild6

Diese Kondensatoren tausche ich daher gegen 1,0 uF Folien. Zwischen den beiden Vorteiberstufen hängt noch einmal ein Elko den man auch sinnvollerweise gut gegen eine Folie tauschen kann.

Weiter auf der Hauptplatine finden sich für jeden Kanal 2 X 470 uF zum Abpuffern der Versogungsspannung. Die tausche ich auch gegen Low ESR Typen 105 Grad aus Übrigens, die weissen Folienkondensatoren waren ein EBay Sonderposten, 1,5 uF 63 Volt im 100 Stück Gurt. Leider sind sie bald alle.

Bild7
Bild8

Ganz am Ende löte ich noch das Lautsprecherrelais aus und poliere die Kontakte.

Bild9

Alles wieder zusammenbauen, Arbeitspunkt und Ruhestrom einstellen.

Bjld 10

Hören

Ich finde die Kleine klingt so deutlich besser als meine Mitsubishi Endstufe. Mit ihren 2 X 50 Watt zwar nicht der Leistungskracher aber trotzdem: Sehr beherrschtes Klangbild, auch im Bassbereich, tolles dynamisches Antreten,- aber bevor ich hier wie beim Wein irgendwelche Attribute benenne: Hört selber.
Wenn jemand hier im Rhein-Sieg Kreis Lust hat die Kleine mal zu hören bin ich gerne dazu bereit.
Und wenn Intersse da ist beschreibe ich die Vorstufe und den Cassettenrecorder auch noch mal

Broesel02
bukongahelas
Inventar
#2 erstellt: 18. Okt 2012, 23:19
Wie lange hats gedauert die passenden Hauptsiebelkos bei Mouser zu finden ?
Genau mein Problem bei solchen Restaurierungen.
Man sucht quer über -zig Elektronikanbieter und wird evtl doch nicht fündig.
ZB finde ich keinen Lieferanten , der das gesamte Programm der roten Wima Fokos von 0,47 bis 10yF in kleinen Stückzahlen (100+) anbietet.
Problem ist der 10yF , die anderen sind meist verfügbar.
Siehe auch meinen Thread zur Glühlampensuche.
bukongahelas
Broesel02
Inventar
#3 erstellt: 18. Okt 2012, 23:27
Ich habe immer die Reiehnfolge ReicheltmBürklin, Mouser, EBay. Danach wirds eng! Aber bei den großen Siebelkos hat Mouser viel zu bieten. Und den 10 uF Wima im 5 mm Raster gibts da auch
Broesel02
krischof
Neuling
#4 erstellt: 20. Mrz 2015, 15:15
Hallo, erkenne in dem Beitrag einen Fachmann...: Vielleicht können Sie mir mit meiner Fragen weiterhelfen:
Habe einen schöne AIWA C80 Vorverstärker mit R 80 Receiver; (lief gut mit Mission-Verstärker der nun seinen Geist aufgegeben hat) War glücklich,jetzt einen AIWA P 50 Verstärker ersteigern zu können. Doch leider funktioniert die Anlage nun nicht mehr..Wissen Sie, ob derP 50 dazu nicht kompatibel ist, es also ein P80 sein müsste??? Würde mich über eine Antwort sehr freuen. Viele Grüße
Dominik.L
Inventar
#5 erstellt: 20. Mrz 2015, 17:26
Hi,

der P50 muß an deiner Restkombi laufen.
Der Unterschied zum SA-P80 ist die etwas geringere Ausgangsleistung und die leicht unterschiedliche Eingangsempfindlichkeit
SA-P80 -> 500mV / SA-P50 -> 800mV

Da das ein Stand-Alone-Gerät ist, funktioniert der Verstärker auch an anderen Quellen, von anderen Herstellern.

Wenns nun die ganze Anlage nicht mehr tut, bitte alle Steckverbindungen ( Netzstecker) prüfen.

Ansonsten bitte weiter erklären was denn nicht genau läuft.

Grüße
Dominik

BTW den Mission haben Sie noch, ist der zu verkaufen
Grundi69
Inventar
#6 erstellt: 20. Mrz 2015, 17:39
xxxx


[Beitrag von Grundi69 am 21. Mrz 2015, 00:08 bearbeitet]
krischof
Neuling
#7 erstellt: 20. Mrz 2015, 17:58
Hallo,

danke für die schnelle Antwort.
Bin in Elektronik-Dingen nicht sonderlich kundig. Werde also mal die Anschlüsse prüfen:

Mission: ist ein Verstärker mit integriertem Subwoofer - Modellbezeichnung kann ich erst am Sonntag heraussuchen. x-Space??? Hab glaube ich auch noch einen Beipackzettel mit näheren Angaben...

Interessiert?

Gruß
Krischof
Dominik.L
Inventar
#8 erstellt: 20. Mrz 2015, 21:16
ok, ich hoffte auf einen Cyrus
Ein All-in-One ist nicht so meins
Danke.

Grüße
Dominik
krischof
Neuling
#9 erstellt: 21. Mrz 2015, 21:18
Hallo Dominik,
mein AIWA läuft, nachdem ich alle Anschlüsse nochmal geprüft habe.
Mission: Ist tatsächlich Mission x-space, Verstärker/Subwoofer, 2x30 W
Viele Grüße
martinusbaum
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 01. Mai 2015, 21:46
hallo,
sind hier die Aiwa-Spezialisten? suche Schaltplan für AIWA BX-770 Verstärker.
Leider im Netz nix gefunden. Über Hilfe würde ich mich freuen! Danke!
Dominik.L
Inventar
#11 erstellt: 02. Mai 2015, 10:13
Fa. Schaltungsdienst Lange in Berlin kann DIr da weiterhelfen.
harlekin89
Neuling
#12 erstellt: 14. Okt 2015, 09:33
BITTE BITTE BITTE mach es doch wenn du zeit findest BITTE

Ich hab den vorverstärker und die enstufe und deine beschreibug einfach super .... du bist mein Held ...mann!!!


Aiwa c50 und fehlt nur noch aiwa P50 !!!


[Beitrag von harlekin89 am 14. Okt 2015, 09:34 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#13 erstellt: 03. Mai 2020, 22:41
Hier mal ein kleiner Nachtrag zu dieser Endstufe:
seit vielen Jahren habe ich an meinem Rechner externen V-DAC II und dann die Aiwa P50, genauer gesagt die baugleiche WEGA PV-400 zum Musik- hören am Rechner. Dazu zwei ganz kleine Magnat 2-Wegeriche.
Ich fand nun daß sich die Endstufe im Vergleich zu meinem übrigen Setup nicht mehr so ganz ebenbürtig anhört. Was tun:

Ein Blick auf den Schaltplan:

Aiwa P50

Der erste Differenzverstärker hat eine ordentlich Stromquelle. Aber der zweite Differenzverstärker hat nur einen Longtail- Widerstand, der R33 mit 3,3 kOhm. Da kann man nachhelfen

Es fliesst ein Strom am zweiten Differenzverstärker von I = U/R = 10,3V/3300Ohm = 3,1mA. Wenn man einen LM334 einsetzt ergibt sich der SET Widerstand zu 23,2 Ohm. Der lag aber leider nicht im Küchentisch herum, ich habe einen 22,6 Ohm genommen. Damit wird der Strom zwar etwas höher aber das sollte verkraftbar sein. Außerdem habe ich noch die beiden Fuse- Resistors R47/R49 erneuert. Die habe ich bei diesen Endstufen inzwischen so oft hochohmig angetroffen - lieber gleich erneuern. Un die Arbeitswiderstände des ersten Differenzverstärkers R19/R21, Eingangswiderstand R3. Alle mit Dale Typen ersetzt.
alles andere habe ich ja wie oben beschrieben vorher bereits gemacht.
Nochmal Ruhestrom und Offset einstellen. Der Ruhestrom ist mit 8 - 12 mV über beide Emitterwiderstände angegeben. Damit wid die Endstufe im Leerlauf fast gar nicht mehr warm. Sehr angenehm. Und?

Hier ein 20 kHz Rechteck, 1,5V Spannungshub, beide Kanäle:

Aiwa P50

Da kann man nicht meckern.
Klanglich ist auch eindeutig mehr Leben in der kleinen Endstufe. So macht mir das wieder mehr Freude

Richard
Poetry2me
Inventar
#14 erstellt: 05. Mai 2020, 12:12
Holla, das ist aber mal ein gutes 20 kiloHertz Rechteck.
Das lässt hohe Bandbreite und guten Klang erahnen

- Johannes
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