Gibt es gute Konzertführer?

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 09. Dez 2007, 20:48
Ich habe den Reklamkonzertführer. Ich wäre aber nachwievor auch an anderen Konzertführer interessiert. Meine Eltern hatten den Knaur. Den scheint es aber nicht mehr zu geben. Ich überlege mir den mal aus sentimentalen Gründen antiquarisch zu holen, weil dieser mein Einstieg in die Welt der Klassik war.

Ich sehe bei www.buchhandel.de, wenn ich nach "Konzertführer" suche, neben dem Reklam nur zwei andere:

Der große Beikircher ( Kiepenheuer und Witsch)

und von Csampai Konzertführer ( Rohwohlt)

Der Csampai scheint mir der bessere Kauf zu sein, 1376 Seiten, gebunden, nicht viel teurer als der Beikircher, der bloß halb so dick ist und Paperback. Kostet Euro 24,90. Sonst sehe ich nur kleinere Konzertführer.

Kann jemand etwas zu Beikircher und Csampai sagen?

Gruß Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#2 erstellt: 10. Dez 2007, 01:09
Beikircher würde ich auf keinen Fall nehmen ohne probezulesen. Der Kabarettist bespricht pro Band ein gutes Dutzend Werke (oder vielleicht sind es auch 20-30) in einer Art, die er (und einige Leser) wohl witzig finden, die mich aber nach kurzer Zeit ermüdet. Immer die gleichen platten Gags wie "fürs Pausengespräch" usw. Ein Konzertführer i.e.S. ist das überhaupt nicht. Aber manchen gefällt's...

In den Csampai habe ich vor Jahren mal reingeschaut, war eher enttäuscht (z.B. keine Notenbsp.)

Ob es wirklich gute Konzertführer gibt, weiß ich nicht. Die neueren Reclam-Ausgaben sind halbwegs brauchbar, leiden aber immer noch unter teils absurden Auswahlen. So werden in meiner, der vorletzten (17.) Auflage obskure Werke von Reger oder Pfitzner recht ausführlich diskutiert, aber Vaughan Williams und Nielsen erhalte jeder eine Druckseite, *kein einziges Werk* von ihnen wird exemplarisch besprochen. Für Standardrepertoire von Bach bis Mahler und was eben sonst noch besprochen wird, ist er aber solide (und um ein Vielfaches besser als die alten von Hans Renner verantworteten Auflagen).

Das beste, was mir bisher begegnet ist (was nicht heißen soll, dass nicht leicht besseres denkbar wäre), sind die von Wulf Konold herausgegebenen und erfreulicherweise kompakt wiederveröffentlichten Bände.
Es gab hier "Lexikon Orchestermusik" für Barock, Klassik und Romantik, ursprünglich je auf mehrere Bände verteilt. Leider scheinen z. Zt. nur Romantik und Barock als Neuauflage in einem Band lieferbar, aber zumindest die Klassik kriegt man recht leicht auch gebraucht.


link zu jpc
Barock doch noch gefunden

Das Billigste ist, falls nicht die schon vorhanden ist, die von Schweizer und Werner-Jensen hgg. 17. Aufl. (2001) des Reclam, die man über marketplace für nen Zehner oder so kriegt. Oder eben die 18. aktuelle, in der Hoffnung, dass wenigstens zwei Nielsen-Sinfonien (u.a.) exemplarisch vorkommen. (KEINE älteren Reclam-Aufl von Renner) Der Konold ist besser, aber insgesamt natürlich teurer, da mehrbändig und geht historisch nur bis ca. Nielsen/Sibelius, ohne gleichzeitig enstandene "moderne" Werke. Zum Csampai können sicher andere mehr sagen.

@Deukalion, ja ich habe anscheinend während Du gepostet hast, den Barock-Band auch noch gefunden und eingefügt. Klassik wurde als erster in einem Band veröffentlicht (ich habe die beiden anderen noch in unhandlichen dreibändigen Ausgaben), ist daher auch schon wieder vergriffen.

viele Grüße

JK jr.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 10. Dez 2007, 01:32 bearbeitet]
Deukalion
Inventar
#3 erstellt: 10. Dez 2007, 01:25

Es gab hier "Lexikon Orchestermusik" für Barock, Klassik und Romantik, ursprünglich je auf mehrere Bände verteilt. Leider scheint z. Zt. nur Romantik als Neuauflage in einem Band lieferbar, aber zumindest die Klassik kriegt man recht leicht auch gebraucht. Barock ist anscheinend noch nicht wieder aufgelegt.


Ist das nicht dieses Teil?





http://www.jpc.de/jp...?rk=books&rsk=detail

Gruß
Hartmut


[Beitrag von Deukalion am 10. Dez 2007, 01:26 bearbeitet]
Mellus
Stammgast
#4 erstellt: 10. Dez 2007, 01:59
Hallo Martin,

ist das Gedankenübertragung? Vorhin habe ich den Thread zum Tode von Stockhausen durchgesehen und bin dabei natürlich auf Deinen Beitrag gestoßen. Du hast sehr spannende Dinge über Konzertführer und die Musiksicht, die in ihnen fixiert wird, geschrieben. Da habe ich überlegt, Dich zu fragen, ob Du nicht Lust hast, einen Thread dazu zu machen. Und was sehe ich eben? Diesen Thread! Gut, dieser Thread geht in eine etwas andere Richtung, aber trotzdem...

Dummerweise kann ich zu Deiner Frage nache den beiden Konzertführern nichts beitragen, da sie ich sie nicht kenne. Einfach nur weil er sehr billig war habe ich mir einst folgenden gekauft:


Er ist 640 Seiten stark und hat etwas mehr als 200 Artikel zu Komponisten (laut Klappentext). Meine Erfahrungen damit sind gemischt. Man findet zwar viele Namen, aber nicht immer auch jedes Werk. Immerhin, um mal Kreisler_jun. aufzugreifen, ist der Eintrag zu Nielsen länger als diejenigen zu Reger und Pfitzner! Es gibt immer eine kleine Komponisten-Vita. Je nach "Wichtigkeit" des Musicusses gibt es eine (mehr oder weniger lange) Reihe von kurzen Einzelwerkbesprechungen oder nur ein kleines Essays, in dem ein paar Titel fallen. Mit dem Preis-Leistungsverhältnis bin ich jedenfalls zufrieden.

Es hängt natürlich alles davon ab, wozu man einen Konzertführer benutzen möchte. Zum Entdecken von Namen und Titeln eignen sich allgemeinere Musikbücher wahrscheinlich eher (zumindest ist das bei mir so). Für Interpretationshinweise taugen auch Booklets, Live-Konzert-Einführungen und das Internet (oder einfach nur die eigenen Ohren). Aber ich bin trotzdem gespannt auf Kritiken zum Csampai.

Viele Grüße und eine gute Nacht,
Mellus
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 10. Dez 2007, 10:26
Öh, mal dumm dazwischengefragt: Was steht denn in so einem Konzertführer drin? Geht es da um Aufführungen, die in dem Jahr in Deutschland stattfinden?
Kreisler_jun.
Inventar
#6 erstellt: 10. Dez 2007, 11:59

Gantz_Graf schrieb:
Öh, mal dumm dazwischengefragt: Was steht denn in so einem Konzertführer drin? Geht es da um Aufführungen, die in dem Jahr in Deutschland stattfinden?


Nein, dann müßte es ja jedes Jahr eine Neuauflage geben. Es geht gar nicht um konrete Aufführungen, sondern um Werke, die bei Konzerten gespielt werden. Oft stehen ähnliche Dinge drin wie in einem CD-Booklet oder in einem Konzertprogramm. Biographische Angaben zu Komponisten, musikhistorische Einordnung und Erläuterung der Werke mit Notenbsp. usw.

Schau Dir am einfachsten mal einen im Buchladen oder einer Bibliothek an.

viele Grüße

JK jr.
Joachim49
Inventar
#7 erstellt: 10. Dez 2007, 22:41
Ich habe zwei von den Harenberg Konzertführern, den für Kammermusik und den fûr Chormusik (und zwei französische aus der "Guide de ..." Reihe von Fayard, die ich hier ausser Betracht lasse; empfehlen würde ich sie nicht). Die Harenberg scheinen mir gut genug zu sein um auch dem Kenner etwas zu bieten, aber andererseits nicht zu anspruchsvoll um Anfänger zu frustrieren. Leider sind sie teuer und auch schrecklich unhandlich. Sie sind jedoch gut genug verarbeitet um auch häufiges Nachschlagen ohne Schäden zu überleben (in dieser Hinsicht kann man zu den Fayard-führern nur den Kommentar "merde" abgeben.Das Zeugs ist nach ein paar Wochen schon eine lose Blattsammlung)
Die besten Erfahrungen habe ich jedoch mit Taschenbuch bänden gemacht, die gemeinsam von dtv und Bärenreiter herausgegeben werden. Der Band zu den Brucknersymphonien hat mir sehr gut gefallen. Auch Reclam in Leipzig (!) bietet ein paar Nachschlagwerke an, etwa den Franz Schubert Musikführer (von Walther Dürr & Arnold Feil) Offensichtlich soll das eine ganze Rezihe werden, es gibt auch Musikführer zu Mozart und Beethoven (der nächste wird dann wohl Brahms sein, nehme ich an). Diese thematischen Taschenbücher sind wahrscheinlich interessanter als die allgemeinen Konzerführer.
Ich selbst wäre an einem guten Musikführer durch die Musik des 20. Jahrhunderts interessiert; das Ding wo für jeden Komponisten zwei Seiten vollgeschrieben sind, habe ich mal gesehen, aber mir wäre es lieber wenn über einige wichtige Werk mehr geschrieben wäre, statt über jeden und alles ein kleines bisschen.
(Vor ein paar Wochen hatte ich das geradezu unfassbare Glück, die zwei ersten Bände von Ulrich Schreibers Opernführer für Fortgeschrittene sehr gut erhalten für 13 euro antiquarisch zu erstehen; aber das wird wohl nicht nochmal passieren)
Freundliche Grüsse
Joachim
Mellus
Stammgast
#8 erstellt: 10. Dez 2007, 23:35
Hallo Joachim,


Joachim49 schrieb:
die zwei ersten Bände von Ulrich Schreibers Opernführer für Fortgeschrittene sehr gut erhalten für 13 euro


Glückwunsch! Wenn Du die letzten beiden auch noch für 13 EUR findest, bring mir bitte auch welche mit!


Joachim49 schrieb:
Ich selbst wäre an einem guten Musikführer durch die Musik des 20. Jahrhunderts interessiert; das Ding wo für jeden Komponisten zwei Seiten vollgeschrieben sind, habe ich mal gesehen


Meinst Du damit den hier:

Martin Demmler: Komponisten des Zwanzigsten Jahrhunderts. Stuttgart: Reclam, 1999

Wenn nicht, dann wäre der vielleicht einen Blick Wert. Weitere Infos gibt es auch hier, falls Du den Thread nicht eh schon kennst.

Viele Grüße,
Mellus
Deukalion
Inventar
#9 erstellt: 10. Dez 2007, 23:43
Hallo Martin!

Ich könnte einige Informationen zum Csampai/ Holland- Konzertführer geben.

Allerdings habe ich nicht die neue Auflage von 2005 (1.376 Seiten) sondern die Ende 1987 erschienene 1. Auflage (1.295 Seiten). Vermutlich hängt die Seitendifferenz damit zusammen, dass in der Neuauflage einige jüngere zeitgenössische Komponisten berücksichtigt sind, denn meine Ausgabe beginnt, nach einigen einführenden Seiten über die Gattungen "Sinfonia und Concerto" bei Vivaldi und endet, wenn man das Geburtsjahr des Komponisten berücksichtigt, bei dem 1957 geborenen Detlef Müller- Siemens, den ihr sicherlich alle kennt.

Schon dieses Beispiel zeigt: Berücksichtigt werden wirklich bekannte wie unbekannte Komponisten. Neben dieser Informationsbreite gibt es aber auch eine beeindruckende Informationstiefe: Bei allen großen und "halbgroßen" Komponisten aus Klassik und Romantik werden meinem Überblick nach wirklich alle Orchesterwerke besprochen, wobei sich die Länge der Besprechung natürlich an der Bedeutung des Werkes orientiert.

Und um auf Kreisler jun.´ s markantes Beispiel einzugehen: Pfitzners Werk werden dreieinhalb Seiten gewitmet, Reger ebenso, Vaughan Williams nur eineinhalb, aber Nielsen immerhin 6 Seiten, wobei alle 6 Sinfonien angemessen besprochen werden. Oder: Schostakowitsch: 31 Seiten.

Wichtig ist natürlich noch: Czampai und Holland sind ja nur die Herausgeber. An der ersten Auflage haben 33 Autoren (u. a. Michael Stegemann, Ulrich und Wolfgang Schreiber, Peter Cossé u. a.) mitgewirkt, das sichert glaube ich ein hohes fachlichs Niveau, da Autoren nur zu den Themen schreiben, bei denen sie sich auch auskennen (anders, als bei uns hier im Forum! )


Am Beispiel Schostakowitsch möchte ich noch beschreiben, wie die Artikel aufgebaut sind:

- Kulturgeschichtlicher (und bei Schostakowitsch:

- kulturpolitischer) Kontext der Musik des Komponisten;

- Bezüge zu Komponisten- Zeitgenossen, -vorgängern, -nachfolgern (hier: Prokofjew, Strawinsky,Mussorkskij, Tschaikowsky, Mahler, Berg, Ligeti)

- etwas unsystematische biografische Informationen

- summarische aber ausreichend informative Besprechung der Sinfonien 1-5

- Einzelbesprechungen aller Sinfonien 6- 15

- Einzelbesprechungen aller Instrumentalkonzerte

- Insgesamt wie gesagt informative 31 Seiten.


Was man nicht findet: Anders als in anderen Konzertführern gibt es keinen handlichen Überblick über wichtige biografische Daten oder zentrale Werke des Komponisten (quasi kein "Schostakowitsch auf einen Blick") das muß man woanders finden.

Fazit: Empfehlung! V. a. in der zeitnah aktualisierten Auflage von 2005!!

Schönen Gruß
Hartmut


[Beitrag von Deukalion am 10. Dez 2007, 23:59 bearbeitet]
Deukalion
Inventar
#10 erstellt: 10. Dez 2007, 23:54
Der Vollständigkeit halber noch das Buchcover:

Deukalion
Inventar
#11 erstellt: 11. Dez 2007, 00:08
Tschuldigung! Cover ein bißchen groß geraten. Ich versichere aber, dass ich kein Mitarbeiter des Rowohlt- verlages bin und auch nicht mit C+H verwandt bin!
Martin2
Inventar
#12 erstellt: 11. Dez 2007, 00:18
Hallo Deukalion,

das klingt ja schon recht gut und sieht nach einer dicken Empfehlung aus! Mal bloß interessehalber: Findet der von mir so hoch geschätzte Malcolm Arnold auch einen Fürsprecher in diesem Konzertführer oder wird er totgeschwiegen?

Gruß Martin
Deukalion
Inventar
#13 erstellt: 11. Dez 2007, 00:35
Oh! Der nun gerade nicht!
Jedenfalls nicht in der 1987er Auflage.
Obwohl er, 1921 geboren, wie ich gerade nachgesehen habe, schon alt genug wäre!

Wir schreiben mal an C+H, oder?


Hartmut
Martin2
Inventar
#14 erstellt: 11. Dez 2007, 19:53
Hallo Hartmuth,

ja das Problem mit dem Malcolm Arnold wird offensichtlich wohl dieses sein, daß er wohl vermutlich in deutschen Konzertsälen nie aufgetaucht ist. Die Konzertführer orientieren sich halt an den Konzertsälen und nicht an den CDs und das ist m.E. ein Manko solcher Konzertführer. Dabei ist es doch wohl so, daß die Konserve den Konzertsaal beim Kennenlernen von Musik längst verdrängt hat. Vor allem orientieren sich die Konzertführer auch an deutschen Konzertsälen. Und manche Stücke sind wohl irgendwann mal aufgeführt worden, insbesondere bei Musik nach 1945 und landen dann irgendwann im Konzertführer, andere, vielleicht bessere dann nicht.

Im Grunde ist da schon der Begriff "Konzertführer" antiquiert. Wenn es denn das Ziel wäre, die gängigste Musik in einem Führer zu versammeln, sollte man sich vielleicht doch eher an den Verkaufszahlen von CDs orientieren. Ob aber Malcolm Arnold in Deutschland viele Fans hat?

Irgendwo ist dies natürlich auch ein Teufelskreis. Ein Komponist wird nirgendwo in einem Konzertführer oder ähnlichen Erzeugnissen besprochen. Auch in der Presse nicht und auch in den Konzertsälen taucht er nicht auf. Wie soll er sich da durchsetzen, selbst wenn er gut ist?

Mir wäre es lieber, wenn es keine "Konzert"-Führer gäbe, sondern einfach Führer für sinfonische Musik, in denen versierte klassikbegeiserte Autoren ganz einfach die Musik vorstellten, die sie für am besten und hörenswertesten hielten. Dann hätte auch Malcolm Arnold eine Chance. Dann wäre die Palette einfach breiter. Aber so etwas gibt es wohl nicht. Glücklicherweise gibt es aber die CD und das Internet. So wollen wir denn nicht klagen.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#15 erstellt: 19. Dez 2007, 10:04
Hi!

Ich habe kürzlich verbilligt in Köln den Harenberg Konzertführer: Konzert für - ich glaube - 30,- € gekauft (bei Thalia, wenn ich mich recht erinnere; es handelt sich um die 2004er-Auflage).

Über die Auswahl und den jeweiligen Umfang des Besprochenen mag man sicher streiten. Für's Geld IMHO aber ein sehr guter Überblick. Zudem mit konkreten CD-Empfehlungen aus der Fono Forum-Redaktion ergänzt.

Eine tolle Sache für ernsthaft an der Materie interessierte Einsteiger und ein gutes Standardwerk.

Grüße

Frank


arnaoutchot
Moderator
#16 erstellt: 19. Dez 2007, 17:43
Mir sind Konzertführer wie der Reclam (den ich kenne und habe) eigentlich oft zu akademisch. Ich greife lieber zu den großen Sammler-Bibeln wie

Gramophone Classical Good Record Guide



oder den Penguin Guide to Recorded Classical Music



Natürlich ist der Nachteil, daß sie nicht nur in englisch sind, sondern in der Regel auch mehr (Gramophone) oder weniger (Penguin) britisch-lastig sind. Vorteil ist aber, daß neben knappen Werkübersichten auch gleich sehr gute Aufnahmen mit ihren Eigenheiten genannt werden. Insbesondere Gramophone nennt ohnehin nur "gute" Aufnahmen.

Grüße Michael
Mellus
Stammgast
#17 erstellt: 19. Dez 2007, 17:55
Hallo Michael,

täuscht es, dass die von Dir vorgestellten Bücher CD-Führer sind und keine Konzert-Führer?

Viele Grüße,
Mellus
arnaoutchot
Moderator
#18 erstellt: 19. Dez 2007, 18:03
Wo ist da der Unterschied ? Bei den CD-Führern hab ich noch den Vorteil, daß ich gleich sehe, was auf Platte erhältlich ist.

Grüße Michael
Mellus
Stammgast
#19 erstellt: 19. Dez 2007, 18:11
Hallo Michael,

von einem Konzertführer erwartet man, dass er biographische Angaben zu Komponisten und Erläuterungen zu ihren Werken (zumindest zu den wichtigsten) bietet. Ist das in den CD-Führern auch so? Die Jahreszahlen auf den Buchdeckeln bedeuten wahrscheinlich, dass nur Einspielungen aus dem jeweiligen Jahr besprochen werden, oder? Muss man sich dann jedes Jahr den aktuellen kaufen?

Viele Grüße,
Mellus
arnaoutchot
Moderator
#20 erstellt: 19. Dez 2007, 23:06

Von einem Konzertführer erwartet man, dass er biographische Angaben zu Komponisten und Erläuterungen zu ihren Werken (zumindest zu den wichtigsten) bietet. Ist das in den CD-Führern auch so?


Ja, zumindest in Kurzform schon (insbes. im Gramophone).


Die Jahreszahlen auf den Buchdeckeln bedeuten wahrscheinlich, dass nur Einspielungen aus dem jeweiligen Jahr besprochen werden, oder? Muss man sich dann jedes Jahr den aktuellen kaufen?


Nein, in der Regel werden alle zu dieser Zeit erhältlichen oder generell empfohlenen Aufnahmen besprochen. Da sich das aber natürlich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, empfiehlt es sich, ab und an upzudaten.

Grüße Michael
Maastricht
Inventar
#21 erstellt: 20. Dez 2007, 01:05
Und man braucht nicht immer den Neusten zu kaufen. Ich habe mir in diesem Herbst die Ausgabe 2006 zum günstigen Preis angeschafft und in einigen Jahren kaufe ich mir eine neuere Ausgabe.

Gruss, Jürgen
Martin2
Inventar
#22 erstellt: 20. Dez 2007, 01:28
Nein ein Konzertführer ist der Penguins Guide weiß Gott nicht. Immerhin lernt man doch so nebenbei eben etwas über klassische Musik. Da das Buch den Anspruch hat, über die gesamte Welt der klassischen Musik auf CD zu berichten ( inwiefern es den tatsächlich einlöst, weiß ich natürlich nicht), ist das schon sehr interessant. Mein Penguins Guide ist allerdings von 1996, also schon lange überholt. Den aktuellsten brauche ich auch nicht unbedingt, aber ich sollte mal gucken, ob ich mir nicht via Internet und Antiquariatsseiten einen neueren besorgen könnte - es muß ja nicht unbedingt der neueste sein. Der Penguins Guide war für die Erweiterung meines musikalischen Horizonts auf jeden Fall enorm wichtig.
Mellus
Stammgast
#23 erstellt: 20. Dez 2007, 12:58
Danke für Eure Erklärungen! Ich kannte die CD-Führer nicht und habe mir darunter auch etwas zumindest ein wenig anderes vorgestellt. Wieder was gelernt...

Viele Grüße,
Mellus
Martin2
Inventar
#24 erstellt: 20. Dez 2007, 19:34
Beim Penguinsguide ist es halt so, daß er gar nichts über Musik schreibt, jedenfalls in der Regel, sofern diese Musik als bekannt vorausgesetzt wird. Also keine Einführungen in die Beethovensinfonien. Sind die Werke aber unbekannter, so findet sich allerdings schon eine Beschreibung, zumindestens ein Urteil, meistens in durchaus britischer Prägnanz und Lakonie, was ich durchaus schätze.
Martin2
Inventar
#25 erstellt: 23. Dez 2007, 21:05
Ich habe mir vor zwei Tagen mal den Penguins Guide 2006/2007 antiquarisch bestellt. Kostete 10 Euro plus 2 Euro Porto, was mir als guter Preis erschien. Dieser alte von 1996 ist wirklich zu alt. www.zvab.com und www.abe-books.de sind die entsprechenden Seiten, wenn man sich Bücher aus dem Internet antiquarisch bestellen will.
Martin2
Inventar
#26 erstellt: 29. Dez 2007, 19:12
Der Penguins Guide kam heute an. Große Enttäuschung. Das ist nur so eine Art Jahrbuch, in dem Rezensionen aktueller CDs stehen. Kein "richtiger" Penguins Guide, der alles abdeckt und vergleicht.
Thomas228
Stammgast
#27 erstellt: 29. Dez 2007, 23:45
Tut mir leid für dich, Martin.

Beim P. Guide muss man unterscheiden zwischen dem kompletten Werk (links die gerade erst erschienene neue Ausgabe) und dem Jahrbuch (rechts). Bei weitem nicht alle Einträge aus dem Jahrbuch finden den Weg in das Hauptwerk.



Viele Grüße
Thomas
Mellus
Stammgast
#28 erstellt: 30. Dez 2007, 00:27
Hallo Penguin-Guide-Besitzer,

ein Bitte: wäre einer von Euch so freundlich und schaute nach, ob der Guide etwas zu Einspielungen von Schönbergs "Die glückliche Hand" sagt? Und wenn ja, was? In den von mir konsultierten Quellen wurde ich nicht so recht fündig.

Vielen Dank und beste Grüße,
Mellus


[Beitrag von Mellus am 30. Dez 2007, 00:28 bearbeitet]
Thomas228
Stammgast
#29 erstellt: 30. Dez 2007, 01:37
Hallo Mellus,

nein, im Penguin Guide (Ausgabe 2002) findet sich keine empfohlene Aufnahme.

Steger (Karsten Steger: "Opern, Ein Verzeichnis aller Aufnahmen") führt nur:

1959 Hermann Scherchen (Der Mann: Keith Engen, Chor des BR, Münchener RF-Orchester), Orfeo C2749.21 (1 CD)

1961 Rober Craft (Robert Oliver, Columbia Symphony Chorus and Orchestra), Columbia M2S 679 (1 LP, also nicht als CD erschienen)

1981 Pierre Boulez (Siegmund Nimsgern, BBC Singers, BBC Symphony Orchestra), Sony SMK 48 464 (1 CD)

1981 Zdenk Kosler (Antonin Svorc, Tschichers Philharmonischer Chor und Orcheste), live, Praga PR 250082 (1 CD)

z.B. hier:

Viele Grüße
Thomas

Nachtrag: Inzwischen hat auch Gielen das Werk eingespielt: http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/5636110


[Beitrag von Thomas228 am 30. Dez 2007, 01:41 bearbeitet]
Maastricht
Inventar
#30 erstellt: 30. Dez 2007, 11:44

Thomas228 schrieb:


1981 Pierre Boulez (Siegmund Nimsgern, BBC Singers, BBC Symphony Orchestra), Sony SMK 48 464 (1 CD)

[/url]


Ich habe mal in der Good CD&DVD Guide von Gramophone (2006) nachgeschaut. Steht auch nichts drin. Auf der Webseite fand ich dies:

Boulez is at his best in the vocal works, especially Die gluckliche Hand and the marvellous late psalm setting that ends the fourth disc, as well as in Jessye Norman’s spellbinding account of the Lied der Waldtaube. The conductor is at his most detached in the Variations for Orchestra (his full-price performance from Chicago for Erato is more convincing), and by including the first part of his notorious interpretation of Pierrot, in which song completely ousts speech, Sony risk giving an entirely misleading impression of what the composer’s intentions were.

Gruss, Jürgen
Mellus
Stammgast
#31 erstellt: 30. Dez 2007, 12:14
Hallo Thomas, hallo Jürgen,

vielen Dank für Eure Mühe! Das hilft mir schon weiter. Und wieder wird der Wunschzettel länger...

Viele Grüße,
Mellus
AladdinWunderlampe
Stammgast
#32 erstellt: 30. Dez 2007, 13:09
Hallo Mellus,

die Boulez-Einspielung der Glücklichen Hand (übrigens meiner Meinung nach trotz des merkwürdigen Szenarios eines der großartigsten Werke Schönbergs!) schätze ich sehr. Scherchen ist sehr spannungsgeladen mit teils überaus raschen Tempi, aber auch manchen Schlampigkeiten in der Ausführung (sowie einer zeitbedingt nicht gerade überwältigenden Aufnahmetechnik). Gielens Einspielung kenne ich nicht, allerdings habe ich ihn irgendwann in den 1990er Jahren einmal live in der Kölner Philharmonie mit der Glücklichen Hand erlebt und war damals zutiefst beeindruckt. Und was ich ansonsten von Gielen an Schönberg-Einspielungen kenne (z. B. die 5 Orchesterstücke op. 16 und die Erwartung), übertrifft in Hinblick auf die Transparenz und Farbigkeit des Klangbildes sowie auf die Expressivität der Darstellung sogar so manches der verdienstvollen Boulez-Aufnahmen.
Insofern wären aus meiner Perspektive Boulez und Gielen gute Empfehlungen.


Herzliche Grüße
Aladdin
jojomusi
Neuling
#33 erstellt: 03. Dez 2017, 16:53
Hallo Deukalion,

danke für Deine Erläuterungen zum Csampai/Holland-Konzertführer. Ich kann Ihnen kaum etwas Wesentliches hinzufügen. Nur eine Sache: ich finde keine Notenbeispiele (ich habe eine Auflage von 1996).

Für jeden, der ein wenig mit Noten anfangen kann, dürften solche aber essentiell sein. Gerade die gelungenen und großen Werke basieren doch auf motivisch-thematischen Ideen, die man in wenigen Takten zusammenfassen kann. Es hilft ungemein, den Aufbau eines Stückes zu verstehen und Entwicklungen nachzuvollziehen und nachzuerleben, wenn man diese Ideen mit Hilfe der Notenbeispiele fassen kann.

Da Csampai/Holland auch auf Abbildungen und Portrait-Fotos verzichten, ergibt sich der Eindruck einer öden Textwüste. Man sollte doch gerade in einem Buch, in dem es naturgemäß an vielen Stellen um "Form und Inhalt" geht, darauf achten, dass man auch dem Auge etwas bietet. In Abwandlung einer bekannten Redensart: das Auge liest mit!

Gruß jojomusi
Martin2
Inventar
#34 erstellt: 06. Dez 2017, 17:39
Ich denke, Deukalion, wird diesen netten Dank sicherlich nicht mehr zur Kenntnis nehmen, denn der schreibt lange nicht mehr hier.
op111
Moderator
#35 erstellt: 08. Dez 2017, 20:08
Hallo zusammen,
ich frage mich gerade, was in einem Konzertführer sinnvoll abgebildet sein sollte, die Partituren, Orchestersitzordnungen?
Hüb'
Moderator
#36 erstellt: 12. Dez 2017, 12:05

Martin2 (Beitrag #34) schrieb:
Ich denke, Deukalion, wird diesen netten Dank sicherlich nicht mehr zur Kenntnis nehmen, denn der schreibt lange nicht mehr hier.

Tja...
jojomusi
Neuling
#37 erstellt: 02. Jan 2018, 03:07

op111 (Beitrag #35) schrieb:
ich frage mich gerade, was in einem Konzertführer sinnvoll abgebildet sein sollte, die Partituren, Orchestersitzordnungen?
:prost


Grundsätzlich gilt IMHO die Redensart: "ein Bild sagt mehr als 1000 Worte".

Eine Kategorie von Bildern hatte ich ja schon angesprochen: Portraits - in diesem Zusammenhang natürlich von Komponisten. Ich glaube durchaus, dass diese einen heuristischen Wert haben können. Die Perücke eines J. S. Bachs sagt viel über seine Zeit und seine berufliche Situation aus, die widerspenstige Haartolle eines L. v. Beethoven viel über seine Persönlichkeit - und auch wieder über seine durch die Bürgerrevolution geprägte Zeit. Sicherlich ist der Umgang der Komponisten mit diesen Portraits und die entsprechende "Veröffentlichungspolitik" auch ein Ausdruck der Selbststilisierung - und bieten so einen weiteren Ansatz zur Interpretation ihrer Musik.

Ein herausragendes Beispiel für einen Einsatz von Bildmaterial zum Zwecke eines intuitiven Verständnisses der Musik und ihrer Zeit bietet "Das Cambridge-Buch der Musik" (ich habe den Reprint vom 2001-Verlag). Abbildungen von Franz Liszt im Kreise seiner Groupies oder von Oliver Messiaen bei der Aufzeichnung von Vogelstimmen, das ist überzeugend transportierte Musikgeschichte.

Und während ich mir das Buch in diesem Zusammenhang wieder einmal genauer anschaue, stelle ich fest: es funktioniert auch als Konzertführer besser als viele, die Konzertführer genannt werden. Schade - zu spät für dieses Weihnachten ;-)
op111
Moderator
#38 erstellt: 02. Jan 2018, 12:36
Hallo jojomusi,
das Cambridge-Buch hatten wir schon mal im Thread:
Bücher über (klassische) Musik #20
Das gab es in den 1990ern bei Zweitausendeins, meins (deutsch) ist von ca. 1996.
Das umfangreichere "The Oxford Companion to Music (División Academic) " ist m.w. auch schon seit 2002 nicht mehr aktualisiert worden.
Suche:
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