Hilfe bei Frequenzweichen-Umschalter für CT 285 "Killer Box"

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Omegendorph
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 22. Aug 2017, 23:42
Liebe Leute,

ich habe von einem Verwandten den Auftrag angenommen, für ihn ein Paar Standlautsprecher mit den folgenden Randparametern zu bauen:
- 8Ohm Impedanz und guter Wirkungsgrad (beides einem ältlichen Verstärker geschuldet)
- Kleiner als 1m
- nicht zu teuer (ich habe das mal als <400€ fürs Paar interpretiert)

Er hört vor allem handgemachte Musik mit Gitarren, aber nicht nur.

Die Besprechung der CT 285 klang ja wirklich gut und die Chassis sind auch nicht teuer. Außerdem wollte ich unbedingt mal was mit dem BG20 bauen. Um bei der ganzen Übung möglichst viel zu lernen, habe ich mir gedacht, ich baue alle drei Weichen. Das Löten macht mir an dem ganzen Boxenselbstbaugeschäft sowieso am meisten Spaß. Ein Bild von der Orgie von Weichenbauteilen mit dern ersten fertigen Weichen (FAST und SHT, 2-Wege grad angefangen):
Weichen Rohbau

Alle Weichen habe ich auf ~8*23cm Holzbrettchen aufgebaut, jeweils mit Eingang auf der einen Seite und Ausgängen auf der gegenüberliegenden. In Signallaufrichtung HT immer Links, TT rechts.

Nach Abschluss der Holzarbeiten folgen natürlich längere Hörtests (neben den CT 285 meine Referenz: die Benue):
Hörtests

Das war vor ca 2 Wochen. Obwohl ich den Schwirrkonus erst gestern herausgeschnitten habe, war ich damals schon ziemlich überrascht von der CT 285. Die macht ja richtig Attacke! Klar schält die Benue noch deutlich mehr Details aus egal welchem Material, aber die CT 285 hält mit Punch und einer gewissen Bodenständigkeit dagegen. Wo es je nach Musikstil mit der Benue manchmal fast schon zu sehr flirrt und ziseliert, klingt die CT 285 wie ein Livekonzert, und zwar nicht nur im Sinne von unkomprimiertem und direktem Sound, sondern auch wegen der Tonalität. Der BG20 ist ja durchaus nicht grundverschieden von den Treibern, die man in PA Equipment findet.

Es fiel mir allerdings nicht leicht, einen Favoriten unter den drei Weichen zu finden. Die Unterschiede sind schon deutlich hörbar, aber denn man beim Wechsel jedesmal 12 Kabel in 6 Lüsterklemmen umschrauben muss, hat man den vorherigen Klangeindruck schon wieder weitgehend vergessen. Aktuell würde ich am ehesten zur SHT Variante greifen, natürlich mit komplett auf den Hörplatz eingewinkelten Lautsprechern (BG20 bis 10kHz... da wird der Sweet Spot schon ziemlich klein!). Diese Variante macht aber kein Allround-Talent aus der CT 285, das ist klar. Es gibt Musik, die man so nicht hören kann. Die FAST Variante ist viel umgänglicher, aber ach viel zahmer. 2-Wege irgendwo in der Mitte mit Überhang zur SHT Variante.

Wie auch immer: man möchte auf keine der Weichen verzichten. Jede hat ihre Momente. Andererseits kann ich meinem Verwandten nicht verklickern, dass er je nach Musik eine Andere Weiche anschraube soll, die dann auch noch lose auf dem Boden rumfliegt: Ein Umschalter muss her!

Gesagt, getan. Hier der halbfertige Rohbau. Eine Kiste von 27,4 x 27,4cm Grundfläche, Höhe 22cm, die man aufklappen kann. Die drei Weichen für den linken Kanal liegen im Boden, die für den rechten hängen im Deckel. Die Masse habe ich hier schon mit verzinnten Kupferdrähten verbunden, aber die Schalter und die Plus-Leiter sind noch komplett ungestückt :
03 Umschalter

Zu den Schaltern muss vermutlich noch mehr geschrieben werden... Hier nur so viel: Ich will nur den Plus-Leiter schalten. Nach einem kurzen Test war klar, dass ich nicht damit davonkomme, nur den Eingang in die jeweilige Weichen zu schalten (und jeweils alle HT und TT Ausgänge auf den Ausgangsbuchsen zu vereinen). Ich muss also die Eingänge und die Ausgänge schalten. Ergo brauche ich einen Schalter mit drei Kanälen und drei Positionen. Gibt's nicht. 2 Kanäle mit 4 Positionen habe ich aber gefunden (China-Import über die Bucht, kam aber erstaunlich schnell aus UK). Daher 2 Schalter pro Seite, insgesamt vier.

Für eine Seite bin ich jetzt fertig mit der Löt-Orgie:
Umschalter

Und nun kann ich, wenn auch in Mono, schon mal einen Eindruck davon gewinnen, wie unterschiedlich die Tonalität der verschiedenen Weichen in Wahrheit ist! es ist wirklich krass! Jeweils in den ersten Sekunden nach dem Umschalten auf eine andere Weiche denkt man es wäre was kaputt oder verkorkst gelötet. Nach ein paar Takten Musik ist das vorbei und man erkennt die Charakteristik der Weiche wieder. Aber war der Klang der Weichen vor dem Einbau in die Schalterbox wirklich schon so verschieden?

Fragt sich also, ob das Konzept mit dem Umschalter überhaupt funktioniert!

Ich habe mir die Box so selbst ausgedacht, und an dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich diesen ganzen Elektrokram mehr so aus dem Bauch raus mache. Gelernt habe ich das nie.

Meine Idee war, dass die Masse nicht geschaltet werden muss. Aber sie wird ab dem Eingang in die Weichen für Hochton und Tiefton getrennt bleiben. Irgendwo habe ich eine Diskussion über Bi-Wiring Kabel mit nur drei Leitern gelesen, und das Fazit war, dass man das wohl besser nicht machen solle wegen der Kanaltrennung (die in diesem Fall ja die HT/TT Trennung ist, und von daher nicht zu vernachlässigen!). Minus vom Verstärker geht also in alle drei Weichen, und die Masse-Ausgänge der jeweiligen Tieftonzweige werden dann an der Bananenbuchse hinten für Masse/Tiefton wieder vereint. Ebenso für den Hochton. Dieses Bild mag das deutlicher machen. (Der Draht der nach rechts das Bild verlässt versort die Masseeingänge aller drei Weichen).
Masse

Die Plus-Leiter dagegen laufen erst einmal in den ersten der beiden Schalter und werden von dort in eine der drei zur Verfügung stehenden Weichen geroutet. Der zweite Schalter bekommt Eingang von allen Hoch-und Tiefton-Ausgängen der drei Weichen (es gibt ja zwei Kanäle und 4 Positionen, passt also). HT und TT von einer der Weichen (am besten die die auch den Einang bekommt) wird auf die Plus-Bananenbuchsen hinten geroutet.
Das Photo zeige ich nur, weil ich noch nie sowas krasses gelötet habe (bin gelernter Biologe und habe mir das Löten erst vor kurzem selbst beigebracht):
Schalter labelled

Die vierte Schalterposition am ersten Schalter habe ich als Pass-Through gebaut, da wird also einfach nur der Eingang vom Verstärker durchgeschleift. So kann man sich ohne zu viel Rumgestöpsel auch mal einen BG20 in komplett Natura anhören (irgendwie auch geil...).

Hier nun also die Frage: geht das so? oder muss ich etwa auch noch die Masse der Weichen schalten?

(EDIT: Typo)


[Beitrag von Omegendorph am 22. Aug 2017, 23:43 bearbeitet]
Elmk
Stammgast
#2 erstellt: 23. Aug 2017, 13:48
Die Massen brauchst Du nicht zu schalten, die können alle verbunden bleiben.
Omegendorph
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 23. Aug 2017, 14:48
Danke!
Dann werde ich die Kiste heute Abend fertig löten und vorher und nachher ein paar Messungen mit allen Weichen machen.
Omegendorph
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 23. Aug 2017, 20:12
Ermutigt von Elmk's Einschätzung, dass es OK ist die Masse nicht zu schalten, habe ich heute die Frequenzgänge der drei Weichenvarianten gemessen. Setup wie folgt:

Material:
- Laptop mit USB Soundkarte und REW Software
- Messmikro Dayton Audio imm-6
- Loopback-Kabel
- CT 285

Protokoll:
- Mit Loopback-Kabel die Frequenzantwort der billigen USB Soundkarte messen und als Kalibration benutzen.
- Kalibrations-Datei des Messmikros in die Software laden.
- 2ms Fenster einstellen, um Raumreflexe auszublenden.
- Jetzt die finale Verbabelung aufbauen: Audio-Ausgang des Messmikros zum Verstärker, 4-fach Klinke per Adapter in Mic-In und Line-Out der Soundkarte stecken.

Messaufbau

- Lautstärke am Verstärker aufdrehen bis mehr als 40db gemessen werden.
- Eigentliche Messung starten.

Das wichtigste Ergebnis vorweg: In der Tat macht es keinen Unterschied, ob ich die 2-Wege Weiche solo betreibe oder in der Kiste (wobei in der Kiste die Masseleitungen auch in die beiden anderen, nicht verwendeten Weichen verzweigen):
2-Wege solo vs Box

Wo ich schon dabei war, habe ich die Frequenzgänge der anderen beiden Weichen auch gleich gemessen:
3 Weichen roh

Ich habe die Messungen mit 10db Offset geplottet. Die Messungen waren natürlich in etwa gleich laut.

Und noch mal mit Oktave/6 Filter:
10 alle Weichen mit 10db offset 12th octave


Passt soweit alle, würde ich sagen!


[Beitrag von Omegendorph am 23. Aug 2017, 20:14 bearbeitet]
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