Anker Soundcore Life Q35 vs ATH M50xBT2 - ein Reisebericht

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AntiAntiAnti
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#1 erstellt: 09. Dez 2021, 01:13
Das ist jetzt kein richtiges Review zu irgendwas, sondern ein Reisebericht:
(Für ein ernsthaftes Review fehlt mir sowohl das technische Equipment, als auch das Know-How)

Wichtigste Prämisse ist einigermaßen Sound für einigermaßen wenig Geld - Nicht aus Geiz oder Armut, sondern schlicht aus dem Grund, dass ich für ausschließlich Betrieb per Bluetooth kaum Gründe für exorbitant teure Kopfhörer sehe und das Geld dann lieber bei den kabelgebundenen Varianten versenken würde.
Meine Suche nach ein paar halbwegs brauchbaren kabellosen Ohrhupen begann mit den Argon Audio Soul 2 von Hifi-Klubben.
Die Teile tönen echt ganz ordentlich und sind trotz V-Shape insgesamt recht transparent und aufgeräumt. Keinerlei Schnick-Schnack wie ANC, Apps und Zeugs, aber vom Sound sicher einen Horcher wert - Leider passt mein Primatenschädel samt Lauscherchen nicht gut darunter und es war dann mehr ein semi-on-ear Erlebnis, bzw. Blumenkohlohr im Hörer. Auf die Dauer leider nicht tragbar und damit gingen die leider zurück.

Als Trommler benutze ich zu Übungszwecken gerne Audio Technica und das letzte Paar hält schon wacker 10 Jahre durch und das hat lediglich optisch Federn gelassen und mal ein paar neue Pads spendiert bekommen. Damit war der Weg recht kurz zu den ATH M50xBT2.

Zum Vergleich habe ich mir die Soundcore Q35 für einen reduzierten Preis geholt.
(Jaja, die Q30 ftw, ich weiß, ich weiß - Auf Grund der sehr ähnlichen Bauweise und denselben Treibern, behaupte ich frech, dass der Unterschied nach EQ wahrscheinlich nicht allzu riesig sein dürfte)

Ab zum Shootout:

Die Audio Technica sind rundrum wertig gefertigt und vermitteln einfach grundsolide (Studio)Qualität. Nichts knarzt, nichts wackelt. Die Dinger sind ruckzuck gekoppelt und die App liefert alle Funktionen ohne Registrierung, Anmeldung oder sonstige Preisgabe von Informationen.
Inhaltlich bekommt man einen grafischen EQ und einen parametrischen EQ samt einiger Presets. Dazu kann man die Lautstärkeabstufungen der Volumetasten in der Rasterung selbst einstellen und einen Knopf nach Wahl belegen. Insgesamt sind die wenigen Funktionen durchdacht und gut einstellbar; lieber wenig und ordentlich, als viel und Murks.
ANC gibt's hier nicht, aber die passive Isolation ist gut und entspricht dem was ich von Audio Technica gewohnt bin - Vorteil eines fehlenden ANC ist absolute Rauschfreiheit.
Transparenzmodi und weiteres gibt's nicht; da hat AT eine Chance liegen lassen - Klar im Studio ist das kein Killerfeature, aber für den Consumermarkt wäre das echt was gewesen.
Das Tragegefühl ist recht stramm, er ist nicht wirklich leicht auf dem Kopf und der Anpressdruck ist vorhanden. Auszug für größere Schädel ist gegeben. Insgesamt tatsächlich eher ein Studiomonitortragegefühl und weniger ein luftig leichter Consumerhörer...für mein Vorhaben eher nachteilig.
Bluetooth per LDAC am Pixel 4a läuft ohne weitere Einstellerei, auch wenn meine müden Ohren da wohl wenig von profitieren aber mei, es ist halt an Bord.
Der Sound: Auch ohne EQ klingt es schon ordentlich. Bissle viel unten und oben rum, aber immer noch in Balance, wenn auch sicherlich kein linearer Klang.
Der Bass ist knackig und alles ist da. Per EQ (oder Wavelet App) kann man da alles nach eigenem Gusto feintunen.
Klassik, Jazz, Vocalzeugs, Akustik, Electro und die bunte Welt des Schwermetalls kommt ausgewogen rüber. Insgesamt ist das kein akustischer Höhenflug aber für ein Bluetoothgerät schon echt knackig und rund.
Klingt wie ein geschlossener guter Kopfhörer und für meinen Geschmack ist das ein absoluter Allrounder und klanglich vor dem Soundcore und aus der Erinnerung auch vor einem Bose 700 und einem Sony XM3/4 - Welten liegen nicht dazwischen, aber man merkt schon deutlich auf wen das jeweilige Material abzielt.

Zum Soundcore Life Q35

Ein deutlich filigraneres Gebilde als der ATH M50x. Die Verarbeitung ist in Ordnung, allerdings ist hier alles Kunststoff, auch der Bügel. Hab ich kein Problem mit, aber robuste Werkzeuganmutung bekommt man hier nicht.
Klappert und knarzt aber nix. On top gibt's hier auch ein ordentliches Transportcase mit, während beim ATH nur ein Stofftäschchen dabei ist, das wohl eher als Staubschutz, denn als Transportschutz dient.
Verbindung mit dem Pixel ist auch erstmal nicht möglich und erst ein Update des Kopfhörers per Ipad samt Soundcore App bewegt diesen zur Verbindung mit der Androidkonkurrenz.
Schwein gehabt für Menschen mit ausreichend technischem Überfluss, aber ärgerlich für alle die nicht allen möglichen Krempel rumliegen haben (wollen).
Die App erfordert erstmal eine Registrierung, bevor man an die Einstellungen ran darf...modern times, nichtsdestotrotz imho kompletter Käse, dieser Datentausch gegen Funktion.
Per App kann man dann am ANC (Zwischen den drei ANC-Modi höre ich keine Unterschiede), Transparenzmodus und Normalbetrieb einstellen, Software updaten, Start-/Stopfunktion und Touchfeld an und ausschalten. Ein grafischer EQ mit zahlreichen Presets ist mit dabei.
(Den Großteil der Presets empfand ich als, gelinde gesagt, experimentell - Keine Ahnung wer das so verwenden kann, aber irgendwie musste man wohl die Schaltfläche mit Zeugs auffüllen)
Das Tragegefühl ist tiptop. Deutlich leichter, wesentlich weniger Anpressdruck und dabei aber groß genug für meinen Kopf samt Anhang, sprich er ist ohrumschließend und kann größer ausgezogen werden, als für mich erforderlich.
Für bewegungsreiche Aktivitäten sitzt er vielleicht sogar zu locker.
Ein wenig duftet es auch nach Chemiefabrik...empfindliche Nasen seien vorgewarnt.

Wie klingt das Ding:
Nun in der Grundeinstellung (für Anker ist das der empfohlene Soundcoresound ) erstmal eingeschränkt bis kaum brauchbar - So den einen oder anderen instrumental schwer aufgeräumten Track kann man laufen lassen, aber ansonsten ist das ein völlig unbrauchbares Bassgewummere in meinen Ohren. Das überlagert den Mittenbereich ordentlich und drückt bei mir sogar unangenehm auf den Löffeln.
Ohne EQ ist der im Gegensatz zum M50x, bei aller Bescheidenheit, nicht zu ertragen. Wenn man den Bass entschärft, die Mitten ein wenig nach vorne schubst und das alles einigermaßen zurecht tüddelt, dann tönt der Q35 nicht übel.
Ist immer noch ein Spaßhörer und eher ein Dampfhammer als ein Seziermesser, insgesamt aber besser als befürchtet.
Es bleibt zwar immer noch zu viel Bass übrig, aber ich kann ohne Schmerzen Brubeck oder Archspire hören und das reicht. Ein gewisser Abstand zum M50x in Sachen Ausgewogenheit und Klarheit/Transparenz bleibt für meine Begriffe.

Das ANC funktioniert; für mich ist das einfach kein Entscheidungskriterium, deswegen ist es nice to have. Zeitnahe Vergleiche mit den Spartenriesen wie Bose und Sony kann ich nicht liefern. Das Noise Cancelling cancelt Noise, wenn auch nicht vollständig, aber in Kombination mit Musik reicht es um einen Fernseher oder Heizlüfter auszublenden. Im Transparency-Modus kann man sich ohne Musik problemlos mit anderen Menschen unterhalten.
Für mich und meine Bedürfnisse langt's dicke, bzw. hab ich bisher keine Bedürfnisse - Vielleicht etabliert sich in Zukunft noch was...

Das Fazit:
Tatsächlich geht der Audio Technica zurück und der Anker darf bleiben. Für ein wenig mobile Musik in Haushalt, Werkstatt und unterwegs schlägt sich der Anker ganz wacker und der mehr als doppelt so teure ATH M50xBT2 ist zwar besser aber nicht doppelt so gut.
Das gesparte Geld investiere ich ggf. lieber in etwas kablegebundenes halb- oder ganz Offenes.
Ansonsten empfehle ich auch ein Ohr auf den Argon Audio Soul2 zu werfen, sofern das Ohr nicht zu groß ist und man keinen Wert auf digitales Blingbling legt.

P.S.
Meine üblichen mobilen Hörer sind Tin Hifis IEMs und daheim nutze ich smarte Monitore von Genelec - Ich bin also eher der lineare Typ, falls das bei der Einordnung relevant sein sollte.


[Beitrag von AntiAntiAnti am 09. Dez 2021, 01:35 bearbeitet]
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