Audio Technica ATH-M50x vs. beyerdynamic Custom One Pro : Schwierige Entscheidung

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pcpanik
Stammgast
#1 erstellt: 16. Dez 2015, 19:33
Ich bin auf der Suche nach neuen Kopfhörern als Ersatz für meine AKG K551 gewesen, weil mir diese zu neutral und langweilig sind.
Bereits getestet habe ich die beyerdynamic DT990 Pro (siehe meine dortige Rezension). Auch einen DT880 habe ich mir angehört, dieser sprengt aber das angepeilte Budget. Begeistert hat mich der anschließend getestete Audio Technica ATH M50x. Doch der beyerdynamic Custom One Pro erschien mir nach den Bewertungen hier ein noch gelungenere, bzw. noch besser zu mir passende Alternative zu sein.

Also habe ich mir viel Zeit genommen und den Custom One Pro (Kurz COP) mit dem Autio Technica ATH-M50x (kurz ATH) in mehreren Hör-Orgien vergleichen und dann meine sehr schwierige Entscheidung - zugunsten des ATH - getroffen. Hier nun mein Vergleich der beiden Kopfhörer.

Tragekomfort:

Der beyerdynamic sitzt deutlich angenehmer, als der ATH. Er hat weniger Andruckkraft und besitzt zudem die größeren, weicheren Polster.
Der Audio Technica, mit seinen ovalen Polstern, drückt etwas zu stark. Sie sind auch nicht so weich und für große Ohren könnte es sogar Eng werden. Warm werden die Ohren unter beiden im Laufe der Zeit, aber es wird nie unangenehm.

Hier gewinnt der beyerdynamic in jedem Fall.

10 Punkte beyerdynamic
7 Punkte Audio Technica


Verarbeitung und Ausstattung:

Der beyerdynamic COP ist wirklich sehr gut verarbeitet, wobei ich jetzt nicht finde, dass der Audio Technica schlecht verarbeitet wäre. Der beyer wirkt nur etwas wertiger durch die Metallbügel und Schrauben, sowie die angenehmer anzufassnden Polster. Die Ersatzteilversorgung ist bei beyerdynamic zudem absolut vorbildlich. Die austauschbaren Cover sind ein netter Gimmick. Dafür finde ich den Klappmechanismus des ATH deutlich besser und praktischer. Er lässt sich schön klein zusammenfalten. Und auch sein schwarzes Design mit dem Aluring schaut sehr gut aus.
Beide bieten abnehmbare Kabel, der ATH liefert drei mit, der beyer COP nur zwei. Dafür gibt es beim COP eine Fernbedienung mit Mikrofon für das iPhone. Schon praktisch. Diese arbeitet aber unzuverlässig. beyerdynamic hat dem Stecker kleine Gummi-O-Ringe bei gelegt, damit die Funktion wieder hergestellt werden kann, sofern es Probleme gibt, damit der Stecker 1/10mm weiter aus der Buchse schaut. Eine etwas seltsame, an "Patchwork" erinnernde, aber funktionierende Idee.
Highlight des COP ist die Möglichkeit die Bässe in 4 Stufen durch veränderung des Resonanzraumes anzupassen. Viel individueller geht es eigentlich nicht. Das ist eine tolle Idee und die Umsetzung ist sehr gut und total einfach in der Handhabung. Dies war mein eigentlicher Kaufgrund des COP. Endlich den Bass den individuellen Bedürfnissen anpassen.

Beim Audio Technica sind die mitgelieferten Kabel übrigens nicht so simpel gegen etwas anderes zu tauschen wie beim beyerdynamic COP, welcher auf 3,5mm beiderseits setzt. Eine davon mit einer kleinen Nut versehen.
Der ATH verwendet auf der KH-Seite 2,5mm mit einem speziellen Bajonett.

Auch in diesem Abschnitt sehe ich den beyerdynamic COP im Vorteil.

10 Punkte beyerdynamic
8 Punkte Audio Technica


Abschirmung vor der Umgebung:

Klarer Sieger ist der Audio Technica. Man entschwindet der Umwelt. Vor meinem Fenster war gerade ein Laubbläser im Einsatz ... mehr als ein unterschwelliges dröhnen kam nicht durch. Der beyerdynamic schirmt zwar auch ganz gut, aber nicht so immens wie der ATH-M50x ab. Damit war vom Laubbläser noch deutlich mehr wahr zu nehmen.

10 Punkte für den Audio Technica
7 Punkte für den beyerdynamic


Sound:

Ich habe mir meine Lieblingsmusik angehört, kann also nur dazu etwas sagen. Ich werde jetzt nicht zu jedem Album was schreiben sondern versuchen meine Eindrücke zusammenzufassen und bei Bedarf einzelne Titel hervorheben. Die angehörten Alben stehen in Klammern neben dem Künstler.

Electronic von Jean-Michel Jarre (Oxygene, Equinoxe, Electronica 1)
Prog-Rock von Marillion (Brave) und IQ (Frequency)
Rock von Pink Floyd (The Division Bell), The Police (Certifiable) und Muse (The Resistance)
Poprock von Supertramp (Crime of the Century)
Pop von Marina Diamondis (Froot) und Gotye (Like drwaing Blood)
World bzw. Neo-Klassic von Dead Can Dance (Into the Labyrinth, Aion, Anastasis)
Klassik bzw. Soundtracks ( Harry Potter Soundtrack vom prager Philharmonieorchester gespielt, Enders Game, Inception).

Betrieben wurden beide sowohl direkt, als auch mit einem kleinen, dazwischen geschaltetem Röhren-Kopfhörerverstärker von XuanZu Audio mit zwei 6J9 Rören, an einem iPohne 6 und iPod Touch 2G betrieben.
Auf einen Test an meinem Verstärker habe ich bewusst verzichtet! Es ist genau die Kombination, mit der ich meinen Kopfhörer dauerhaft betreiben will. Was soll ich sie am Onkyo TX-SR508 testen, wenn ich sie so nie einsetzen werde?


Mein persönlicher Eindruck:

Beide Kopfhörer sind erst mal für sich genommen sehr, sehr gut und sich in gewisser Weise auch ähnlich. Wer sich ohne Vergleich einen von beiden Kauft wird sie lieben. Beide sind dazu geeignet ein großes Spektrum verschiedenster Musik abzuspielen.

Der beyerdynamic Custom Pro One ist etwas ausgelgichener aber weniger detailreich als der Autio Technica ATH-M50x. Beim ATH sind die Mitten und Höhen präsenter, was ihm einen Eindruck von mehr Direktheit und Klarheit vermittelt. Beim COP spielt sich alles etwas weiter entfernt und nicht ganz so direkt und deutlich ab. Der M50x lässt die Musik deutlich näher am Zuhörer geschehen.

Wer Musikdienste wie Spotify nutzt dürfte m.M.n. mit dem COP besser bedient sein, denn er verzeiht komprimiertes Audiomaterial deutlich besser, als der ATH, welcher hier durch seine Klarheit sofort das schlechtere Material aufdeckt.

Bei der Stimmwiedergabe gefällt mir der COP einen hauch besser, weil man nicht so angeschrieen wird, wie beim ATH. Die präsenteren Mitten sind beim M50x schon einen hauch zu viel. Gotye hat mir bei Hearts a Mess am ATH schon etwas weh getan. Das kommt auf dem COP einfach angenehmer und sanfter rüber.

Ganz anders die musikalischen Fähigkeiten. Über die Filmmusik von John Williams zu Harry Potter mag jeder denken was er will, aber die Inszenierung des prager Philharmonieorchesters ist grandios. Und hier zeigt der ATH-M50x ganz klar, dass er in diesem Genre die Hosen an hat. Instrumente werden punktgenau und klar wiedergegeben, lösen sich auch bei voll aufspielendem Orchester gut einzeln heraus. Hier kann der Custom One Pro nicht mithalten, dieverse Instrumente verschwimmen und sind bei weitem nicht so präsent. Sie gehen teils sogar etwas unter. Da hilft es auch nichts, die Bass-Einstellung am COP zu ändern und z.B. auf Stufe 1 zurück zu nehmen. Die Mitten und Höhen sind beim Custom One Pro einfach etwas zurück genommen und das macht sich hier nun im direkten Vergleich negativ bemerkbar. Der ATH-M50x kann Klassik und Orchester einfach besser darstellen.

Die wirklich geniale Bassverstellung des COP habe ich überigens meistens auf Stufe 2 (linear) gelassen. Das gefiel mir am besten. Wobei ich natürlich auch mal die anderen Einstellung je nach Song probiert habe. Was mich zur Basswiedergabe bringt.
Jean-Michel Jarres Eröffnungsstück "Time Machine" des neuen Albums Electronica 1 hat einen sehr fiesen Kickbass, der den ATH-M50x, welcher eine sehr knackige (neudeutsch: punchige) Spielweise der Kickbässe besitzt, an die Grenzen führt.
Der Custom One Pro kann hier mehr Volumen darstellen. Auch durch seine weitere Spielweise kommt mehr Raum auf. Wenn man nun die Basstrimmung des beyerdynamic auf Stufe 3 oder gar 4 stellt erlebt man eine fülle an Tiefe, die der ATH so nicht hin bekommt. Dafür ist er zu knackig abgestimmt und kann das tiefe Bett, dass einen mit dem COP nun umhüllt nicht darstellen. Hier punktet der COP enorm, weil sich der Bass trotz allem nicht auf das restliche Frequenzband störend auswirkt. Ganz hervorragende Leistung. Aber: der COP verliert wieder Punkte beim letzten Stück "The Train & the River", da er das Klavierspiel von Lang Lang bei weitem nicht so detailreich wiedergeben kann, wie der M50x von Audio Technica.

Und so zieht es sich nun durch alle Alben weiter hindurch. Jeder Kopfhörer hat seine Stärken und Schwächen, der Custom One Pro ist immer dann angenehmer, wenn es um tiefe und breite Soundbetten geht, bietet eine etwas weichere, zurückhaltendere, angenehmere Spielweise und Stimmendarstellung. Er verliert aber bei Klarheit und Detailreichtum ordentlich Boden gegenüber dem ATH. Der ATH-M50x wirkt spielfreudiger, direkter, knackiger. Wenn es darum geht direkt in der Musik zu stehen, ist er die richtige Wahl und bietet eine knackige Wiedergabe.

Eine Randnotiz: Der ATH-M50x ist in seiner Spielfreude und Klarheit nicht so aufdringlich und reizüberflutend, wie der beyerdynamic DT990 Pro. Der ATH-M50x ist zum DT990 Pro das, was der COP zum ATH darstellt. Ich würde den ATH-M50x als das goldene Maß ansehen. Nicht zu viel und nicht zu wenig Klarheit und Detailreichtum für aufmerksamen, aber nicht anstrengenden Hörgenuss.

Der COP ist eher zum entspannten zurücklehnen gedacht, wenn es nicht so sehr auf Detailtreue ankommt und man sich einfach gerne mit seiner Musik ausruhen möchte. Er loht sich vor allen Dingen dann, wenn komprimierte Musik von Streamingangeboten zum Einsatz kommt und man sich über viele Stunden einfach "beplätschern" lassen möchte, aber auch ein gewisses Maß an grundsätzlicher Qualität als Anspruch hat.

Nach meinem Empfinden geht der Sieg in Sachen Sound aber knapp an den Audio Technica mit 9 zu 8 Punkten. Für 10 Punkte müsste der ATH etwas sanfter den Bassbereich darstellen.

Ein Traum wäre der veränderbare, angenehme breite Bass des COP, gepaart mit der Klarheit und Detailtreue des ATH. Das wäre meiner Meinung nach das absolute Optimum. Weshalb mir auch die Entscheidung zwischen den beiden Kopfhörern extrem schwer gefallen ist. Beide haben ihre Vorzüge.


Zählen wir nach Punkten zusammen:

Platz 1: byerdynamic COP: 35
Platz 2: Audio Technica ATH-M50x: 34


Wer kann, sollte am besten beide behalten. ;-)

Ich allerdings muss und will mich entscheiden und der Audio Technica macht das Rennen. Er macht mir schlichtweg etwas mehr Spaß und kommt meinem Musikgeschmack mehr entgegen. Ich mag seine ausgewogene Klarheit und Detailtreue, die nie nervt, aber alles richtig schön sauber darstellt.

Empfehlen kann ich beide Kopfhörer absolut.
Ich hoffe, mein Bericht kann dem ein oder anderem Unentschlossenem helfen. Aber ich würde durchaus vorschlagen: beide unbedingt anhören!


[Beitrag von pcpanik am 17. Dez 2015, 16:42 bearbeitet]
Conrail
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 16. Dez 2015, 19:59
Nun, ich habe nur den ATH-M50x - sehe bei mir kein Bedarf eines weiteren/anderen KHs. Der spielt genau nach meinem Geschmack.
Ghoster52
Inventar
#3 erstellt: 20. Dez 2015, 08:13
Ich würde mal den AKG K267 testen, der hat ein genialen Kickbass
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