Plattenspieler an Yamaha RX-V 2500 - sehr dumpfer Klang

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bde2
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 30. Nov 2020, 23:02
Hallo,

meinen alten Technics SL1200 (mit Shure M97xE) habe ich heute zum ersten Mal mit dem Phono-Eingang meines Yamaha RX-V 2500 verbunden.

Der Klang kam mir sofort basslastig (nicht so schlimm) und extrem dumpf (schon eher schlimm) vor.

Nach einer kurzen Recherche fand ich heraus, dass die Phono-Pres vieler Yamaha-Receiver für den europäischen Markt über hohe Eingangskapazitäten (440 pF?) verfügen, die für den Tonabnehmer ungeeignet sind und zu solch einem dumpfen Klang führen.

Kann man da am der Schaltung etwas ändern? Das Service-Manual liegt mir vor und ich sehe dort, dass den Eingangs-Kondensatoren weitere (optional) parallel geschaltet sind. Die sind bei mir auf der Platine auf jeden Fall vorhanden und haben auch 220 pF Kapazität.

Also, einfach C303 und C304 (beide 220 pF) rausschmeißen und der Muff wird besser?

IMG_20201130_210101

Danke und viele Grüße
Gurkenhals
Inventar
#2 erstellt: 01. Dez 2020, 00:13
Tach,

Solch' hohe Kapazitäten am Phonoeingang können tatsächlich zu klanglichen Disharmonien führen, das kommt allerdings auch auf den TA selber an.

Shure ist dafür bekannt, für höhere Kapazitäten ausgelegt zu sein. Meistens so um die 300 - 400pF, deswegen vermute ich dein Problem eher woanders.

Allerdings ist es mit Sicherheit nicht verkehrt, die Eingangskapazität deines Amps an die heutigen Gegebenheiten anzupassen, indem du zumindest die beiden von dir genannten Caps entfernst. Was raufpacken kannst du extern jederzeit bspw. mit einem entsprechend höherkapazitivem Kabel oder speziellen Zusatzsteckern.

Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und C315/316 entfernen und durch bspw. hochwertige Glimmerkondensatoren mit jeweils 47pF ersetzen. Damit bist du auch für die "moderneren" TAs gerüstet, welche mittlerweile fast alle nur noch 100-200pF am Eingang sehen wollen.

Hab' ich an meinen beiden Phonopres auch gemacht. Da ist man einfach flexibler in der TA-Auswahl.




Gruß,

Ulf


[Beitrag von Gurkenhals am 01. Dez 2020, 00:15 bearbeitet]
MBurock
Stammgast
#3 erstellt: 01. Dez 2020, 00:59
Wenn die Kabel auch noch ein bisschen höher in der Kapazität sind kann man so schnell >600pF zusammen bekommen.
Einige TA sind da schon recht dumpf, bei diesem hier genannten weiß ich es nicht, aber Frequency-Response-Graph sollte im Web zu finden sein.
Mein Vorredner hat ja schon gesagt, wo man ansetzen könnte. Ein kleiner Phono-Pre, der sich leicht hinter dem Receiver verstecken lässt, wäre auch eine Option.
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass Nadel bzw Einstellung des Tonarms die Ursache sind.
Puuhbaer68
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 01. Dez 2020, 21:02
Hatte ich es nicht bislang immer so verstanden, dass eine zu hohe Eingangskapazität für "spitze Höhen" und "hellen Klang" sorgt, statt den Klang "dumpf" zu machen??
Also genau das Umgekehrte, wie beim TE.
Passat
Inventar
#5 erstellt: 01. Dez 2020, 21:11
Baßlastig und Dumpf klingt eher nach doppelter RIAA-Entzerrung.

Wiedergabeseitig werden durch den Phonoentzerrer die Bässe angehoben und die Höhen abgesenkt.
Beim Schneiden der Platte passiert genau das Gegenteil: Bässe abgesenkt und Höhen angehoben.

Das macht man, weil Bässe viel Platz brauchen und man so Platz und damit Spielzeit gewinnt.
Und das Absenken der Höhen bei der Wiedergabe senkt gleichzeitig auch das beim Abtastvorgang entstehende Rillenrauschen ab.

Hat der Technics evtl. einen eingebauten Phono-Pre?
Die neueren SL-1500C und SL-1200/1210 G/GAE/GR haben den eingebaut.
Ist ein Phonopre eingebaut, muß man den entweder abschalten oder den Plattenspieler an einen anderen Eingang als Phono anschließen.

Eine zu hohe Kapazität sorgt dafür, das die Resonanzspitze des Schwingkreises (Phonopre-Tonabnehmer) in den Hörbereich wandert.
Je höher die Kapazität, desto tiefer rutscht die Resonanzspitze und desto höher wird sie.
Das sorgt dann für überbetonte obere Mitten/untere Höhen mit anschließendem starken Abfall der Höhen.
Hier sieht man das gut:


Grüße
Roman


[Beitrag von Passat am 01. Dez 2020, 21:15 bearbeitet]
Puuhbaer68
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 01. Dez 2020, 21:18
Roman,
mit 2x RIAA-Entzerrung würde ich dir beim Klangbild ja Recht geben, aber müsste dann nicht auch die doppelte Vorverstärkung anliegen und der Phono-Eingang am AVR maßlos übersteuern?
Passat
Inventar
#7 erstellt: 01. Dez 2020, 21:23
Kommt auf den Phono-Pre drauf an, wie übersteuerungsfest der ist.

Bei meinem Grundig SXV 6000 kannst du z.B. über 400 mV drauf geben (bei 400 mV 0,7% Klirr! Also noch keine Übersteuerung.).
Den Eingang bekommt man also auch mit einer bereits erfolgten Phonovorverstärkung kaum übersteuert.

Grüße
Roman
Albus
Inventar
#8 erstellt: 01. Dez 2020, 22:43
Tag,

Shure M97xE - Kapazitäten als mehr-weniger machen sich gemäß dieser Besprechung bei TNT so bemerkbar, dargestellt sind Effekte der Lastkapazitäten von 150 pF-620 pF: https://www.tnt-audio.com/sorgenti/shure_m97xe_e.html

Freundlich
Albus
Passat
Inventar
#9 erstellt: 01. Dez 2020, 23:25
Bei 620 pF ist der Frequenzgang bis 8 kHz noch am besten, darübert schmiert es dann ab, wobei es bei 10 kHz immer noch auf dem Niveau wie bei niedrigeren Kapazitäten ist.
Bei niedrigeren Kapazitäten geht es zwar deutlich höher, aber es fällt schon ab 2 kHz sanft ab.

Aber selbst bei 620 pF wird es nicht dumpf klingen, es fehlt ihm nur etwas Brillanz bei den Obertönen.

Und baßlastig ist es auch nicht.

Der beschriebene Klangeindruck würde sich also selbst bei 620 pF nicht einstellen.

Grüße
Roman
Black_Cat_85
Inventar
#10 erstellt: 02. Dez 2020, 13:41
Wenn der Technics zuvor einwandfrei an einem anderen Verstärker gespielt hat, ist der Fehler beim neuen Verstärker zu suchen.
Kann der alte Verstärker zur Kontrolle noch mal angeschlossen werden?

VG
BC
ParrotHH
Inventar
#11 erstellt: 10. Dez 2020, 16:39

bde2 (Beitrag #1) schrieb:
Kann man da am der Schaltung etwas ändern? Das Service-Manual liegt mir vor und ich sehe dort, dass den Eingangs-Kondensatoren weitere (optional) parallel geschaltet sind. Die sind bei mir auf der Platine auf jeden Fall vorhanden und haben auch 220 pF Kapazität.

Also, einfach C303 und C304 (beide 220 pF) rausschmeißen und der Muff wird besser?

Hallo,

darauf hat irgendwie keiner geantwortet... einen Versuch ist es m. E. wert. Zusätzlich könnte man testweise C315 und C316 durch Exemplare mit 100pF ersetzen, damit kommt man dann inkl. Phonokabel mutmaßlich unter 300pF und bietet dem Shure angemessene Arbeitsverhältnisse.


Passat (Beitrag #9) schrieb:
Bei 620 pF ist der Frequenzgang bis 8 kHz noch am besten, darübert schmiert es dann ab, wobei es bei 10 kHz immer noch auf dem Niveau wie bei niedrigeren Kapazitäten ist.
Bei niedrigeren Kapazitäten geht es zwar deutlich höher, aber es fällt schon ab 2 kHz sanft ab.

Achtung Roman, das Kleingedruckte...

Beim Testsignal handelt es sich um Rosa Rauschen, der Pegel fällt also zu höheren Frequenzen hin ab. Somit ist der Verlauf bei 250pF am ehesten linear.

Parrot
bde2
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 10. Dez 2020, 21:02
Ist ein SL1200 MK2, also vermutlich keine doppelte Entzerrung.

Vorher hing der Plattenspieler an einer Rotel RC972 Stereoplay-Edition mit der extra Phono-Platine. Da habe ich den Klang als nicht so dumpf und bassig in Erinnerung. Ist allerdings auch schon ein paar Monate her, dass ich Platten angehört habe. Hab's nun nur mal wieder probiert, als ich den neuen Receiver angeschlossen habe.

Die Kondensatoren habe ich rausgeschmissen, Änderung subjektiv nicht nennenswert.
das_t.
Inventar
#13 erstellt: 11. Dez 2020, 12:59

Vorher [...] Da habe ich den Klang als nicht so dumpf und bassig in Erinnerung. Ist allerdings auch schon ein paar Monate her


hmmm... erinnerungen können trügen, und ein schlichtweg *anderes* klangbild kann die bewertung des klanglichen eindrucks durchaus auch negativ beeinflussen.

bislang ist nur der yamaha als mögliche ursache betrachtet worden. könnte schlichtweg die nadel *einen weghaben*... ist der ta ggf. unbewusst dejustiert worden oder, ganz easy... klebt einfach widerspänstiger süff am diamanten...?

ich habe nun keine manuals studiert... aber birgt so ein mehrkanal-avr mit jedweder software-manipulation onboard nicht durchaus auch fehlerquellen, die man oft einfach nicht auf dem zettel hat? --> tipp: wald und bäume


den dreher mal an einen anderen hochpegel-eingang angeschlossen? stereo-betrieb? dsp etc. aus? ist zwar leider, aber zum *ghören*, ob dumpf
und dunkel noch die oberhand haben...reicht es ggf.
korrodierter stecker/buchse? die möglichkeiten sind reichlich... try and error... und alles auf anfang...
yordi
Inventar
#14 erstellt: 11. Dez 2020, 20:16
@Passat,

da ist Dir leider ein Irrtum unterlaufen, der SL-1200G hat keine eingebaute Phonovorstufe.

Gruß yordi
MBurock
Stammgast
#15 erstellt: 11. Dez 2020, 22:34
Ja eben, deswegen kann nicht doppelt entzerrt worden sein und deswegen hängt er ja am Phonoeingang.
Nur um da irgendwelche digitalen Filter auszuschließen: gibt es etwas wie "Pure Direct" zum Testen?
bde2
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 18. Dez 2021, 21:55
Bitte entschuldigt die verspätete Auflösung:

Irgendwann habe ich mir einfach ein AT VM540ML angeschafft und bin seither rundum zufrieden. Habe mich dann nicht weiter mit dem Thema befasst und bin nur durch Zufall auf einen Test des M97xe gestoßen:

https://hometheaterh...no-cartridge-review/

Hier sieht man wunderbar den "dumpfen" Frequenzgang. Minus 6 dB bei 12 kHz sind halt schon eine Hausnummer. Für viele mag das "sanft" oder "englisch" klingen, ich fand das aber einfach nur muffig und stumpf.

Meine Erinnerung hat mir da wohl auch einen Streich gespielt.

Das AT VM540ML klingt nun tonal genau so wie eine CD, bloß mit Knacksern und Rillen-Gerumpel. Genau so, wie ich mir das vorgestellt habe.

Danke für eure Hilfe und Aufmerksamkeit!
frank60
Inventar
#17 erstellt: 19. Dez 2021, 00:11

bde2 (Beitrag #16) schrieb:
Hier sieht man wunderbar den "dumpfen" Frequenzgang.

Sehe ich in den Diagrammen eigentlich nicht in einer dramatischen Art.

bde2 (Beitrag #16) schrieb:
Minus 6 dB bei 12 kHz sind halt schon eine Hausnummer.

Bei wie vielen Platten spielt sich in dem Frequenzbereich noch nennenswertes ab? Davon abgesehen sehe ich bei 12KHz auf einem Kanal -2dB, auf dem anderen -4dB. Bei den für Vinyl relevanteren 10KHz liegen beide Kanäle relativ gleich bei -1,5 bis -2dB, das kann man schon eher als den warmen britischen Klang bezeichnen und mögen oder nicht. Auf jeden Fall hört sich das nicht so drastisch an, wie von Dir beschrieben.

Ich denke eher, nach mehreren Standjahren ist die Nadel am Shure schlicht und einfach voll verkrustetem Schmutz, eine ordentliche Naßreinigung hätte vielleicht schon Wunder bewirkt.

Daß die ATs je nach Modell heller als die TAs anderer Hersteller klingen, ist ja nicht neu. Einer der Gründe, warum meine MM Tonabnehmer im Schrank einstauben, so auch der AT150MLX. Mir sind meine Mittelklasse MCs lieber, sie klingen für meinen Geschmack neutraler und sind somit, sofern ich dank vorhandener Tonträger vergleichen kann, näher an der CD.
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