Alten Plattenspieler in Betrieb nehmen

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Big_Kahuna
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 10. Mrz 2024, 20:30
Hallo zusammen,

ich war die Tage gerade dabei, etwas den Keller auszumisten, und bin dabei auf einen alten Plattenspieler der Marke Wega gestoßen. Zustand scheint soweit okay zu sein. Nach dem Einstecken des Stromsteckers lässt sich das Gerät einschalten und leuchtet.

Weiter konnte ich allerdings nicht testen, da mir nicht ganz klar ist, wie ich das Gerät anschließen kann. Es werden wohl direkt Lautsprecher per Strichpunktstecker angeschlossen, d.h. ich würde davon ausgehen, dass es der Plattenspieler einen integrierten Verstärker hat. Ist das so richtig?

Mein Szenario wäre eher, dass ich das Gerät in meinen im Entstehen begriffenen Hobbyraum mitnehmen möchte. Dort würde ich Aktivmonitore an einem Audiointerface nutzen und müsste wohl besser mit dem Plattenspieler in einen Phonovorverstärker und damit dann ins Interface gehen. Wäre das mit den fotografierten Anschlüssen machbar? Ich kann die Symbolbeschriftung davon nicht deuten.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass das zentrale Element auf dem Drehteller zu fehlen scheint. Was genau müsste ich dafür nachkaufen und muss ich noch damit rechnen, dass andere Teile zu ersetzen sind?

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Ich freue mich über fundierte Einschätzungen. Plattenspieler haben mich zwar immer gereizt, aber bisher hatte ich selber noch keinen in den Fingern.
Tattermine
Inventar
#2 erstellt: 10. Mrz 2024, 21:37
Hallo,

zunächst mal: das ist nicht nur ein Plattenspieler, sondern das, was man seinerzeit Kompaktanlage nannte, Radio, Plattenspieler und Verstärker in einem - sogar noch mit Tonbandanschluss. Insofern liegst Du mit Deiner Vermutung richtig. Für Liebhaber ein sicherlich erhaltenswertes Gerät. Und in der Tat fehlt dem Plattenteller der Mitteldorn, Ersatz lässt sich aber berschaffen.

Zum Anschließen an halbwegs modernes Equipment gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

1) Über den Tonbandanschluss mit geeignetem Adapterkabel in einen gängigen Line-Eingang. Dann ist kein Vorverstärker nötig, Du bist allerdings auf das montierte Keramiksystem(?) beschränkt.

2) Wiederum mit geeignetem Adapter den Plattenspieler (das Anschlusskabel, das in der Buchse mit dem Q-ähnlichen Symbol steckt) in eine Phono-Vorstufe. Dafür müsstest Du einen MM-Tonabnehmer montieren, der dann aber auch besser klingt.

Die Frage ist, ob sich das lohnt. Wenn es Dir darum geht, das Fundstück wieder zum Laufen zu kriegen, dann nur zu. Das kann in Arbeit ausarten, das Gerät ist immerhin 50 Jahre alt, da kann sowohl mechanisch (Plattenspieler) und elektrisch (Rest) einiges im Argen liegen.
Holger
Inventar
#3 erstellt: 10. Mrz 2024, 21:48
Zudem ist der Dual 1211 nur ein einfaches Einsteigermodell selbst für damalige Verhältnisse.
Und die komplette Wega-Anlage dürfte - nur mal um einen Vergleich zu haben - selbst wenn alles funktioniert bei eBay kaum Interessenten finden und wenn überhaupt nur für wenige Euronen verkauft werden.
Würde mir so ein Ding auf dem Speicher begegnen... Wertstoffhof.
Sorry, aber ich bin Realist.
akem
Inventar
#4 erstellt: 10. Mrz 2024, 23:12
Diesen Plattenspieler hatte ich auch mal in meiner Jugend (war damals mein erster Dreher).
Fazit: weg damit...
Warum? Das verbaute Keramiksystem klingt bescheiden und ist nicht in der Lage moderne Platten abzutasten, es fliegt immer wieder mal aus der Rille. Da müßte man erst mal ein MM-System nachrüsten. Damit das aber läuft, müßtest Du die interne Signalleitung auftrennen und einen MM-Phonovorverstärker einschleifen. Ist einiges an Bastelei und das Ergebnis läßt dann immer noch zu wünschen übrig. Dann lieber gleich einen anderen Plattenspieler besorgen...

Gruß
Andreas
analognerd
Stammgast
#5 erstellt: 10. Mrz 2024, 23:33
Schliesse mich dem Vorredner an, die alten Billig-Fräsen waren vielleicht für die Super-Hits Platten und Volksmusik gut, moderne oder wertvolle Platten würde ich da niemals auflegen.
Aber, ein schönes Stück ist es aber trotzdem, rein vong Desein her.
8erberg
Inventar
#6 erstellt: 11. Mrz 2024, 14:44
Hallo,

die kleinen Wega-Anlagen haben schon ihren Reiz, aber nur als komplett- Ensamble.

Der kleine verbaute Dual ist wirklich eher Einstiegklasse, jedoch liegen Abspielprobleme an verhärteten Lagergummis beim Keramiksystem 650.
Das Ganze ist über 50 Jahre alt!

Mit genau dem Dreher hatten wir zu der Zeit viel Spaß bei Klassenfahrten (Dual P-Koffer mit 2 x 4 Watt Sinus).
Einige der Platten hab ich heute noch und die sind davon nicht gestorben...

Und sowieso klingen Keramiksysteme an modernen Verstärker immer lausig, das wird so auch nix.

Als MM-System würd ich lieber eins mit Auflagekraft > 3 Pond empfehlen.

Lieber die Wega-Anlage verkaufen für kleines Geld oder an einen Liebhaber abgeben.

Peter
einstein-2
Inventar
#7 erstellt: 11. Mrz 2024, 15:24
Hallo
Zumal dieser Dreher ja auch kein Antiskating hat und ausbalanciert wird der Tonarm nicht über ein Balancegewicht, sondern über eine Feder. Demzufolge ist die horizontale Lagerreibung unverhältnismäßig hoch.
8erberg
Inventar
#8 erstellt: 11. Mrz 2024, 15:41
Hallo,

ja, der war überwiegend für kleine Anlagen gedacht, die evtl. auch noch transportabel waren (wie eben z.B. die "P-Koffer" die zu zig-tausenden an fast allen Schulen im Land ihre Dienste taten). https://www.hifi-wiki.de/index.php/Dual_P_54

Da war nicht Hifi gefragt sondern narrensichere Bedienung und stabile robuste Verarbeitung.

Peter
Big_Kahuna
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 11. Mrz 2024, 19:10
Hallo zusammen,

herzlichen Dank für die regen Antworten!

Ich denke nach euren Schilderungen macht es keinen Sinn, noch groß in das alte Gerät zu investieren. Schade, ich mag die Optik und Haptik wirklich sehr gerne. Ein wenig blutet mir schon das Herz, solche Klassiker wegzugeben.

Ich muss hier noch einmal die genauen Besitzverhältnisse nachfragen, aber wahrscheinlich hätte ich das Gerät dann wie fotografiert abzugeben (abzuholen in Rheim-Main in der Nähe von Mainz). Wenn jemand Interesse hat, gerne mal per PN anklopfen.
8erberg
Inventar
#10 erstellt: 11. Mrz 2024, 20:04
Hallo,

wenn die Geräte Dir gefallen dann frag im Dual Board nach einen 1226 und 1228, das sind Hifi-"Versionen" mit besserenmTonarm und Antrieb.

Ein 1228 ist schon was Genaues.

Peter
Ingor
Inventar
#11 erstellt: 12. Mrz 2024, 14:03
@ Einstein - 1 Die Ausbalancierung erfolgt auch bei diesem Gerät über ein Gewicht. Die Feder dient, wie bei allen DUAL-Plattenspielern der Einstellung der Auflagekraft und dadurch wird auch keine erhöhte Lagerreibung erzeugt.

Da der Motor wahrscheinlich nicht abgeschirmt ist, kann man den Einbau eines Magnetsystems nicht empfehlen. Das Reibrad wird auch schon bessere Tage gesehen haben, das Kristallsystem u.U. auch defekt sein. Zudem benötigten Kristallsysteme hohe Eingangswiderstände, wie sie an den modernen Verstärkern nicht mehr zu finden sind.
Entweder als Museumsstück betrachten oder eben entsorgen.
einstein-2
Inventar
#12 erstellt: 12. Mrz 2024, 14:48
Hallo
Dann schau mal die Bilder von diesem Plattenspieler an. Der hat kein Balancegewicht, sondern hinter der Lagerung am Rohrende eine Einstellschraube welche mit einer Feder verbunden war. Mit dieser Einstellschraube wird die Balance eingestellt. Wenn diese Balance korrekt eingestellt war, konnte man mit dem Dual üblichen Einstellring die Auflage einstellen.
Und wenn du's immer noch nicht glaubst, dann schau dir nochmals die Bilder vom Themenstarter an, da siehst du, dass es sich um einen Dual 1211 handelt. Und dann Google nach dem 1211 und schau dir die Bilder an.


[Beitrag von einstein-2 am 12. Mrz 2024, 14:52 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#13 erstellt: 12. Mrz 2024, 21:18
Ja, du hast Recht, Warum dadurch allerdings mehr Reibung entstehen soll, erschließt sich mir immer noch nicht.
einstein-2
Inventar
#14 erstellt: 13. Mrz 2024, 04:42

Ingor (Beitrag #13) schrieb:
Ja, du hast Recht, Warum dadurch allerdings mehr Reibung entstehen soll, erschließt sich mir immer noch nicht.

Hallo
Stell dir einen Baukran, Drehkran, mit waagerechten Ausleger vor. Dieser hat auf der Gegenseite vom Ausleger ein Gegengewicht zum Ausgleich. Entfernt man dieses Gewicht, kommt dass ganze Gewicht vom Ausleger als Biegereaktion auf den senkrechten Turm. Und so ist es bei diesem Plattenspieler auch. Auf die senkrechte Tonarmachse kommt ein Kippmoment, welches logischerweise eine höhere Reibung erzeugt. Anders ausgedrückt, die senkrechte Belastung auf die Tonarmachse ist nicht mehr symmetrisch, sondern einseitig. Ich kann es leider nicht besser erklären.


[Beitrag von einstein-2 am 13. Mrz 2024, 09:02 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#15 erstellt: 13. Mrz 2024, 12:32
Ich versteh schon, aber greift die Feder nicht genau da ein, so dass diese wie das Gegengewicht wirkt? Die Feder stützt sich an der Achse ab und zieht am kurzen Ende des Tonarms und bewirkt so eine Kraft, die den Tonarm nach oben zieht. Ein Gewicht würde dasselbe erreichen, aber das Lager durch das zusätzliche Gewicht belasten.
Ist aber auch gar nicht so wichtig, wir sind uns beide einig, dass dieses Gerät auf Grund des Gesamtkonzeptes für heutige Ansprüche ungeeignet ist.
8erberg
Inventar
#16 erstellt: 13. Mrz 2024, 12:34
Hallo,

"für heutige Ansprüche"? Ähm...

Peter
Ingor
Inventar
#17 erstellt: 13. Mrz 2024, 16:32
Was meinst du? Heute erwarten doch alle eine Qualität, die besser als CD ist. Geht nicht, aber egal, erwartet wird es trotzdem. Damals reichte das Gerät den meisten absolut aus. Meine Kindheit reicht in die Ära dieser technischen Meisterwerke zurück und unser Bruns-Plattenspieler (Made in GDR) mit 2 x 6 W und Kristalltonabnehmer war schon eine deutliche Verbesserung zu dem Plattenspieler in der Musiktruhe. Nur der Empfang des nachbarlichen CB-Funkers störte ein wenig die Freude an Zuckerzeit, Pink Floyd und Vivaldi.
Holger
Inventar
#18 erstellt: 13. Mrz 2024, 16:45

Ingor (Beitrag #17) schrieb:
Heute erwarten doch alle eine Qualität, die besser als CD ist.


Kriegt man doch auch...

... wenn man's richtig macht.

Ingor
Inventar
#19 erstellt: 13. Mrz 2024, 17:50
Ja, daran glauben viele Retrofans. Man muss es nur richtig machen.
Holger
Inventar
#20 erstellt: 13. Mrz 2024, 17:53
... ist leider eine eher seltene Gabe.

8erberg
Inventar
#21 erstellt: 13. Mrz 2024, 19:31
Hallo,

Holger. Manchmal erinnerst Du mich an die Kadett C Coupe Fahrer die heute noch glauben der Golf GTI
wäre eine Dreckskarre gegen ihre geliebte Gehhilfen...

Peter
Holger
Inventar
#22 erstellt: 13. Mrz 2024, 19:41
Wenn ich auch letzteres nie geglaubt habe... mein erstes Auto war 1978 tatsächlich ein C-Kadett Coupe SR mit 1,6l-Motor, weiß mit schwarzer Haube...
als Rüsselsheimer und - wie jeder gute Rüsselsheimer - bei Opel beschäftigt (Opelaner) eine Selbstverständlichkeit.
einstein-2
Inventar
#23 erstellt: 13. Mrz 2024, 19:41
Hallo
Machen wir bei Autos weiter? Toll! Immerhin hatte der Golf hinten eine Verbund-Koppellenker Achse und der Kadett C immer noch diese antiquierte Zentralgelenk-Starrachse. Toll, machen wir hier weiter.😂😂😂👆👆👆


[Beitrag von einstein-2 am 13. Mrz 2024, 19:43 bearbeitet]
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