Loeten oder neu verkabeln?

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pitufito
Stammgast
#1 erstellt: 28. Dez 2005, 16:51
Hallo an alle,

ich habe mir zu Weihnachten einen neuen Tonabnehmer (Goldring 1042) fuer meinen Rega P2 schenken lassen. Heute habe ich mich hingesetzt um den alten TA (AT95) durch den neuen zu ersetzen. Bereits nach den ersten Handgriffen (Abziehen der Verbindungen am TA) hatte ich ein Stueck Draht in der Hand. Kurz hinterher vier Stueckchen Draht. Offenbar habe ich meine grobmotorischen Faehigkeiten unterschaetzt. Aufgefallen ist mir, dass die abgerissenen Stueckchen um einiges dicker waren als die restliche haardicke Tonarmverkabelung, also vom Hersteller oder Haendler angeloetet worden sind. Eine naehere Untersuchung zeigte, dass auch genau die vier Loetstellen gerissen sind. Nun meine Fragen:

1. Sollte ich mich hinsetzen und versuchen, die Stuecke wieder anzuloeten oder sollte ich den Tonarm komplett neu verkabeln?
2. Falls neu verkabeln, welches Kabel sollte ich nehmen? Ich habe im Forum von Kupferlackdraht gelesen. Ist das eine gute Idee? Oder tut es auch ein anderer Draht, der nicht zu schwer sein sollte?
3. Falls ich einen anderen draht nehme, wird sich ja wahrscheinlich das Gewicht des Tonarms erhoehen. Muss ich also anschleissend auch noch den Tonarm neu justieren?

Sind all diese Dinge das fuer einen grobmotorichen Leien mit einem Loetkolben und Schoen-Schablone machbar? Hat ein neues Kabel Einfluss auf den Klang oder bring eventuelle Nachteile mit sich?

Vielen Dank fue Eure Muehe
Salu2
2wheel
Stammgast
#2 erstellt: 29. Dez 2005, 02:06
Eine komplette Neuverkabelung würde ich an Deiner Stelle, so wie Du Deinen Fall beschrieben hast, einen Fachmann erledigen lassen. Manche Arme sind leichter komplett zu demontieren, was das Einfädeln des neuen Kabels erheblich erleichtert, manche sind nicht so gut komplett auseinandernehmbar. Hier ist nicht nur wegen der Demontage, bzw. des späteren Wiederzusammenbaus Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefragt, sondern auch bei der Verlegung des neuen Kabels sind Erfahrung und sehr gute feinmechanische Fähigkeiten von grossem Vorteil.
Prinzipiell spricht eigentlich nichts dagegen, die abgerissenen Kabelenden wieder an die Führungskabel dranzulöten, wenn denn die Stelle gut genug zugänglich für Dich, bzw. den Lötkolben ist. Wenn Du das Wiederdranlöten sauber durchführst, sollte danach klanglich und technisch wieder alles in bester Ordung sein - evtl. hörbare Unterschiede nach dem Wiederverlöten kann man -wenn sauber gemacht!- als winzigst bezeichnen, wenn überhaupt wahrnehmbar. Frische Lötstellen "klingen" manchmal anfangs geringfügig rauh und harsch, eine Behauptung allerdings, die für viele in die Schublade "Voodoo + Einbildung" gehört. Wie gesagt, wenn sauber gemacht, in Deinem Fall wohl die beste Lösung. Definitiv nachweisbar allerdings ist der klangliche Einfluss von Kabeln bei Phono MM Systemen, zu denen alle beide von Dir erwähnten TA's gehören, Goldring 1042 wie AT-95E. Entscheidend ist hier die sog. Kapazität des Kabels, die in Pikofarad (pF) pro Meter gemessen wird. Faustregel: Je höher der pF Wert, desto stärker der Höhenabfall (dumpfer), je niedriger der pF Wert desto höhenreicher der Klang. Je länger das Kabel ist desto höher fällt der Gesamtwert pF aus, als gängig und "gut" gelten für MM Systeme Werte zwischen 90 und 200 pF pro Meter. Bei MC Systemen, die Du ja aber augenblicklich nicht zu verwenden scheinst, ist nicht so sehr die Kabelkapazität "pF", sondern der Eingangswiederstand am Verstärker klanglich entscheidend.
Ich würde an Deiner Stelle erstmal versuchen die Kabelenden wieder an den Strang zu löten. Da hast Du dann auch schon mal ein gutes feinmotorisches Training für spätere, höhere "Weihen".
Viel Glück & ciao!


[Beitrag von 2wheel am 29. Dez 2005, 02:10 bearbeitet]
pitufito
Stammgast
#3 erstellt: 29. Dez 2005, 13:27
Hallo Andreas,

vielen Dank fuer Deine ausfuehrliche Antwort. Ich fuerchte, ich werde mich nach einem Experten umsehen muessen, der sich einer Neuverkabelung annimmt. Die Stellen, an denen das Kabel gerissen ist, ist fuer mich eigentlich nicht vernuenftig zugaenglich. Und das noch mit einem Loetkolben. Ich habe gestern noch ein wenig im Netz gestoebert und eine Anleitung zum Neuverkabeln eines RB300 gefunden.
http://www.vinylengine.com/hotwiredrega.shtml
Es sieht so aus, als gaebe es da keine groesseren Unterschiede zu meinem RB250. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie ich die neuen Kabel in den Arm hinein fummeln soll. Der Schreiber der Anleitung hat eine Gitarren Seite als "Fishing-Wire" genommen. Neue Kabel an die alten anzuloeten und die alten als "Fishing Wire" zu benutzen, wird wohl an der "Dicke" der alten Kabel scheitern. Ausserdem stuende ja auch hier das Loetproblem an. Vielleicht probiere ich das auch mal aus, falls ich niemanden finde, der die Arbeit fuer mich uebernehmen kann. Du kennst nicht zufaellig einen Experten in Barcelona und Umgebung?

Salu2
2wheel
Stammgast
#4 erstellt: 30. Dez 2005, 01:36
Hallo Pitufito!
Nachdem ich die Antwort geschrieben hatte, dämmerte es mir bald: Wahrscheinlich ist die abgerissene Stelle kaum von aussen erreichbar - logisch!
In Barcelona oder Umgebung ist mir leider in dieser Richtung niemand bekannt - kenne zur Zeit nur Leute aus der Gegend Madrid, die mit HiFi aber nichts zu tun haben.
Ich hatte in diesem Forum mal gepostet, dass es hier in Deutschland einen Fachbetrieb gibt, der das Neuverkabeln für ca. 30,- Euro übernimmt, ich weiss nicht, ob sie das noch zu diesem Preis machen und müsste erst nochmal nach Namen und Mailadresse suchen - ich kann Dir ja dann eine PM dazu schicken. Wie die Rega - Arme genau aufgebaut sind, weiss ich leider nicht, kann dazu also keinen Tipp geben. Habe dasselbe Problem übrigens am Linn Basik +, aber am anderen Ende des Arms, da wo der 5-Pol Stecker plaziert wird - beim tüfteln mit einem Audioquestkabel passiert (Hey Ivor, how about an Anaconda for the Linnies, hm? ).
Kinderleicht ist dagegen eine Neuverkabelung beim R. Tabriz, aber das hilft Dir jetzt nichts... In Deutschland muss man normalerweise z.Zt. mit 70,- Euro für das Neuverkabeln rechnen, plus Kosten für das neue Kabel!
Ich kuck nochmal, wie's mit der günstigeren Adresse aussieht. Vielleicht findet sich ja sonst noch Hilfe.
Gruss, Andy
P.S: Ich hab jetzt in dem von Dir erwähnten Artikel über die Rega Arme noch nicht gesehen, ob das separate Erdungskabel im Inneren des armes erwähnt wird - weiss auch nicht wie Rega hier beim Bau vorgeht - normalerweise muss man beim herausziehen der alten Kabel immer aufpassen, dass man das separate Erdungskabel nicht mit abreisst - ist schon ein bisschen schwierig beim ersten Mal - vielleicht meldet sich ja noch ein Rega Kenner zum Thema...!?


[Beitrag von 2wheel am 30. Dez 2005, 01:45 bearbeitet]
Wolfgang_K.
Inventar
#5 erstellt: 30. Dez 2005, 11:27
Für diese Art von Löten brauchst Du einen speziellen SMD-Lötkolben für ultrafeine Bauteile, viel Erfahrung und der Spaß ist auch nicht gerade billig. Das Problem ist es bei diesen filigranen Verbindungen eine optimale Lötstelle hinzukriegen.
Riker
Inventar
#6 erstellt: 30. Dez 2005, 11:54
Heiko Wingender, der manchmal im Analog Forum unterwegs ist, bietet seine Tonarm-Verkabelungen ("Finewire") auf Ebay an - meines Wissens kann man ihm den Arm auch einschicken und gegen Aufpreis verkabelt er ihn neu. Vielleicht wäre das etwas?
Persönliche Erfahrung mit H.W. und seinen Verkabelungen habe ich keine, aber das ganze macht keinen schlechten Eindruck auf mich.

Riker
pitufito
Stammgast
#7 erstellt: 30. Dez 2005, 14:37
Hallo Andreas, Wolgang und Riker,
vielen Dank fuer Eure Unterstuetzung. Ihr habt mir wirklich sehr geholfen.
Aufgrund der geschilderten Einbauschwierigkeiten und Eures Rates habe ich mich dazu entschieden, die Finger von einer eigenen Reparatur zu lassen. Ich habe jetzt zwei Adressen, die eine Neuverkabelung vornehmen. Einmal Rikers Tip Heiko Wingender und dann habe ich jemanden in Ciudad Real gefunden. Folgende Moeglichkeiten fuer eine Neuverkabelung stehen mir jetzt zur Verfuegung:

1. Neuverkabelung mit originbal Rega Kabeln incl. Einbau fuer 83,- EUR.
2. Neuverkabelung mit "Discovery" Kabeln durchgehend bis Cinch Stecker incl. der Stecker incl. Einbau fuer 250,- EUR
3. Neuverkabelung mit Finewire "C37+Cryo" Kabeln durchgehend bis Cinch Stecker incl. Stecker incl. Einbau fuer 278,- EUR.

Was haltet Ihr von den Angeboten? Die ersten beiden Angebote kommen aus Spanien, das dritte ist das von Heiko Wingender. Lohnt sich ein "Tuning" mittels der besseren Verkabelung? Kennt Ihr das "Discovery" Kabel? Dar ebay Auftritt von Heiko Wingender macht einen sehr guten Eindruck.

Vielen Dank noch einmal!
Saludos
Pitufito
directdrive
Inventar
#8 erstellt: 30. Dez 2005, 15:16
Hallo Pitufito,

das klingt alles nicht so überzeugend, das Angebot der Neuverkabelung mit Regakabel scheint mir zwar o.k., aber spätestens beim nächsten Tonabnehmerwechsel kannst du die selben Probleme bekommen. Dagegen bietet eine komplette Neuverkabelung natürlich die Chance, die eine oder andere Übergangs (Löt-)stelle zu vermeiden und das mechanisch nicht sehr belastbare Rega-NF-Kabel loszuwerden.

250,- bzw. 278,- sind dem Wert des RB-250 jedoch schlicht nicht angemessen, bei einem besseren (und teureren) Arm mag so eine Investition - je nach Sichtweise der Dinge - Sinn machen, bei einem RB-250 IMHO nicht. Für das Geld kannst Du Dir einen neuen Regaarm kaufen, alternativ gleich einen besseren Tonarm oder einen ganzen gebrauchten P-2.

Ich würde mich an die Neuverkabelung des Arm machen. Das bringt zwar überhaupt keinen Spaß, ist aber mit etwas Glück ohne komplettes Zerlegen des Arms machbar - zur Vereinfachungen kann man hier die Gegengewichtsachse abnehmen und Hilfsmittel wie die angesprochene Gitarrensaite oder einen recht steifen Nylonfaden (hier kann man natürlich nicht löten, hier muß man knoten...) verwenden. Der Engpaß ist bei den Regas der Tonarmschaft, hat man keine zu dicken Kabel, bekommt man hier auch keine Probleme, von daher ist Lackdraht eine gute Lösung.

Einen Spezial-Lötkolben benötigst Du definitiv nicht, Löterfahrung sollte jedoch unbedingt vorhanden sein. Als Anschlußpins kannst Du durchaus die alten Regasteckerchen benutzen.

Wenn's überhaupt nicht hinhaut, kannst Du immer noch die Dienste eines Profis in Anspruch nehmen...oder eben alternativ gleich 'nen neuen Arm kaufen ;-)


Viele Erfolg und viele Grüße von

Brent


[Beitrag von directdrive am 30. Dez 2005, 16:29 bearbeitet]
Riker
Inventar
#9 erstellt: 30. Dez 2005, 16:07
Huh,
Ich hätte nicht gedacht, dass H.W.'s Neuverkabelung so teuer ist! Auch wenn dabei ein besserer Klang resultieren kann, finde ich es unangemessen, eine Investition von ca. dem NP des Arms in die Verkabelung zu tätigen. Von dem her kann ich dies nur unterschreiben:

250,- bzw. 278,- sind dem Wert des RB-250 jedoch schlicht nicht angemessen, bei einem besseren (und teureren) Arm mag so eine Investition - je nach Sichtweise der Dinge - Sinn machen, bei einem RB-250 IMHO nicht. Für das Geld kannst Du Dir einen neuen Regaarm kaufen, alternativ gleich einen besseren Tonarm oder einen ganzen gebrauchten P-2.

Ich würde für das Geld wohl mindestens einen besseren, gebrauchten Tonarm, oder gleich ganzer Plattenspieler kaufen.

Von dem her würde ich es zumindest für den Anfang mal mit dem Selberlöten probieren, Kupferlackdraht ist sehr günstig zu bekommen. Im Analog-Forum gibt es die eine oder andere Anleitung zur Neuverkabelung (zumindest für einen SME, für die RBs gibt's viele Tipps, vielleicht keine komplette Anleitung). Falls du etwas verbockst, kannst du ja immer noch auf das Angebot für 83.- zurück greifen. Aber versuchen würde ich es...

Riker

P.S: Habe hier noch eine Cardas-Verkabelung, die ich eigentlich mal meinem SME spendieren wollte, traute mich bis jetzt (ehrlich gesagt) aber auch noch nicht an die Neuverkabelung. Aber wenn man eigentlich nichts mehr zu verlieren hat?
CP50
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 21. Aug 2008, 03:10
Hallo
Hab mal aus Not Samstag Nacht ne alte serielle Maus geschlachtet und das Kabel aus dem Stecker gepult (Vorsicht, eine Heidenarbeit!!), das "nackte Sub-D Weibchen" läßt sich mit etwas Nachdruck (Richtung beachten, Kraft muß exat parallel zu den TA-Pins sein) formschlüssig und satt passend auf den TA schieben und ist sogar vergoldet. Hab so einen Dual gangbar gemacht, ein Kabel war abgerissen, beim Versuch des Abisolierens wurds immer kürzer und war am End zu kurz (haardünne Leitung mit fieser Isolation, das Mauskabel ließ sich um Längen einfacher verarbeiten). Das Ding muß laufen und zwar jetzt, also die Maus gekillt, das Kabel direkt aufs System gesteckt und am anderen Ende an ein Cinchkabel (mittells kleinem Platinchen) angelötet. Das rockt nach genauer Justage schon mit Ortophon OMB5, mein Grado Blue ist natürlich nochmal ein Fortschritt.... Beim Systemwechsel müssen halt immer die Kabel neu angesteckt werden, ist fummelig, umständlich und könnte auch die Justage versauen (es wird ja Kraft auf den TA ausgeübt), aber eigentlich ist das Gerät zum Musikhören (und dahingehend ist die Bedienung ja erfreulich einfach) da, und nicht zum Systemwechsel im Halbstundenrhythmus.
Die Kabel sind dicker, zugegeben.
Aber es funktioniert sehr gut. Im spezielen Fall wurden so auch oxidierte Kontakte Headshell/Tonarm umgangen, es wird aber der orginale TK-Adapter verwendet, optisch nur bei sehr genauen Hinsehen vom Orginal zu unterscheiden.... und elektrisch nachweisbar besser!

Grüße
Stephan
doppelkopf0_1
Stammgast
#11 erstellt: 21. Aug 2008, 10:45
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