Lautsprecher auf Alterung testen

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*Jimmy*
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 03. Mai 2014, 20:57
Hallo ,

ich habe bei meinen Großeltern noch zwei alte Lautsprecher ausgegraben. Während meiner Suche nach einer neuen Musikanlage habe ich einen Fachverkäufer auf die beiden Boxen angesprochen. Der meinte zu mir, dass Lautsprecher, speziell wenn sie lange Zeit nicht benutzt werden, mit der Zeit kaputt gehen. Er hat mir auch einige Testkriterien an die Hand gegeben. Leider weiß ich nicht mehr welche.

Wie kann ich überprüfen, ob die Lautsprecher noch vollständig intakt sind? Nach Gehör, ja. Aber speziell worauf kann ich achten? Einzelne Teile, Rauschen in bestimmten Bereichen ... sowas.

Grüße
RocknRollCowboy
Inventar
#2 erstellt: 03. Mai 2014, 21:04

ich habe bei meinen Großeltern noch zwei alte Lautsprecher ausgegraben

Schön.
Welche denn?


Aber speziell worauf kann ich achten?

Dass die Sicken nicht zerbröselt sind.
Lass einen Sinus Sweep drüber laufen, ob es in einem Frequenzbereich kratzt.
Klassische Klaviermusik enttarnt auch gerne kratzende Mittel- und Hochtöner.

Alterung der Kondensatoren auf der Frequenzweiche.
Wird hier oft beschrieben, ist bei meinen alten Teilen aber noch nie der Fall gewesen.

Schönen Gruß
Georg
*Jimmy*
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 03. Mai 2014, 21:27

Schön.
Welche denn?


Berechtigte Frage. Habe ich mich vorhin auch gefragt, als ich den Beitrag verfasst habe. Leider habe ich meinen Zettel mit dem Namen verlegt. Es waren Quadral Lautsprecher, welche genau kläre ich die Tage nochmal.


Dass die Sicken nicht zerbröselt sind.


Sicken sind die äußeren Bereiche der Lautsprechermembran, wenn ich das richtig recherchiert habe?


Lass einen Sinus Sweep drüber laufen, ob es in einem Frequenzbereich kratzt.


Was zur Höll... bitte ist ein "Sinus Sweep"? Ein konstanter Ton?


Klassische Klaviermusik enttarnt auch gerne kratzende Mittel- und Hochtöner.


Guter Tipp.


Alterung der Kondensatoren auf der Frequenzweiche.


Schonmal gehört die Begriffe, aber wo finde ich die?

Lautsprecher sind für mich leider technisches Neuling. Ich freue mich über jede Hilfe.

Grüße
RocknRollCowboy
Inventar
#4 erstellt: 03. Mai 2014, 21:40

Sicken sind die äußeren Bereiche der Lautsprechermembran, wenn ich das richtig recherchiert habe?

Richtig.
Falls diese aus Schaumstoff sind, zerbröseln die nach einer gewissen Zeit.


Was zur Höll... bitte ist ein "Sinus Sweep"? Ein konstanter Ton?

Nein, das ist ein Sinuston, der von 20 Hz bis 20.000 Hz durchläuft.
Hier findest Du einen.


Schonmal gehört die Begriffe, aber wo finde ich die?

Auf der Frequenzweiche.
Nicht so wichtig, da hier am wenigsten Probleme zu vermuten sind.


Berechtigte Frage. Habe ich mich vorhin auch gefragt, als ich den Beitrag verfasst habe. Leider habe ich meinen Zettel mit dem Namen verlegt. Es waren Quadral Lautsprecher, welche genau kläre ich die Tage nochmal.


Ein Foto hilft auch schon weiter, da man sieht, wenn die Sicken hinüber sind.

Gruß
Georg
Matthias_M!
Stammgast
#5 erstellt: 05. Mai 2014, 18:10
Moin, moin,

Lautsprecher-Boxen können verschiedene Formen von "Alterung" zeigen.

I. Konstruktionsbedingt
Bestimmte Bauelemente und Materialien verändern sich in Folge von Umwelteinflüssen und (Nicht-)Betrieb, ganz egal, wie die Boxen behandelt worden sind.
Die Verbindung zwischen Membran und Korb, die sogenannte Sicke, hat eine wichtige Aufgabe für die Funktion eines Lautsprechers. Einerseits sorgt sie für die Abdichtung nach vorn, ist damit für den Wirkungsgrad und den Schutz vor Schmutz relevant, andererseits sorgt sie für die Führung der Membran, verhindert das die ins Taumeln gerät.
In früheren Zeiten wurden gern Papier- oder Gewebe-Sicken verbaut, die als relativ langzeit-stabil gelten. Weit verbreitet sind hingegen Sicken aus Schaumstoff oder Gummi. Beide Materialien altern und ändern ihre Eigenschaften. Schaumstoff-Sicken können porös werden und zerfallen oder fangen an zu einer schmierigen masse zu zerlaufen. Gummi-Sicken können aushärten und die Bewegung der Membran beeinträchtigen. In beiden Fällen hilft nur das Auswechseln der Sicke und der Ersatz durch ein in Abmessung und Material identisches Element. Dafür gibt es Fachbetriebe, die auch in der Lage sind das Ergebnis zu messen.
Folien-Membranen, dazu gehören insbesondere die von Elektrostaten, Magnetostaten und sogenannten "Bändchen" altern auf verschiedene Weise. Die Spannung der Folie kann nachlassen, die Folie kann porös werden, die Verbindung zwischen der Folie und ihrem Antrieb, einer aufgedampften Leiterbahn, kann nachlassen oder die Kontaktierung der Leiterbahn, meist durch Klemmung realisiert, kann schlechter werden. Üblicherweise lässt der Wirkungsgrad nach, d.h. die Lautsprecher werden leiser oder verstummen ganz. Hinzu kommt, Schmutz-Ablagerungen können für Kurzschlüsse zwischen den Leiterbahnen auf der Folie sorgen, was durch Nebengeräusche hörbar werden kann.
Kunststoffe, dazu gehören ebenso Membran- oder Sicken-Material, wie Klebstoffe oder Lacke, altern meist in Folge von Umwelteinflüssen wie Luft-Belastung (z.B. Nikotin, PH-Wert etc.) oder Sonnen-Einstrahlung, sowie durch das fortschreitende Ausdünsten von Weichmachern. Neben den schon beschriebenen Reaktionen können sich Verklebungen auflösen oder aushärten und in Folge dessen ihre Eigenschaften verändern (keine "schwimmende Verklebung" mehr, brüchig, porös etc.). Zudem können Lacke, insbesondere Lackierungen auf beweglichen Untergründen (z.B. Sicke), aufreißen.
Kondensatoren altern. Das trifft vor allem auf Elkos, aber kann auch auf Folien-Kondensatoren zutreffen. Vorhersehbar ist die Alterung nicht. Sie zeigt sich entweder durch eine Veränderung der Kapazität oder durch Kurzschluss.
Ein Thema ist auch die Oxidation. Überall dort, wo nicht gelötet, sondern nur geklemmt oder aufgesteckt worden ist, kann Schmutz oder eine Veränderung des Materials in Folge chemischer Reaktionen den Übergangswiderstand verändern, und somit Einfluss auf die Funktion nehmen.

II. Nutzungs-bedingt
Typische Nutzungs-bedingte Alterungserscheinungen von Boxen folgen aus der Überlastung oder anderer Form der "elektrischen Fehlbehandlung" (z.B. falscher Anschluss): Eine Box mit 20 Watt Belastbarkeit wird mit als Party-Box missbraucht oder ein Verstärker gerät durch Überlast ins Clippen. Meist ist die Folge ein Durchbrennen der Spule der Hochtöner oder eines Bauelements auf der Frequenzweiche.
Auch wenn die Spule nicht direkt durchbrennt, kann eine dauernde Hoch-Belastung doch mechanische Einflüsse auf die Funktion eines Chassis, meist der Tieftöner, haben. Denkbar ist eine Anschmelzen der Isolation der Spule und ein Wicklungsschluß, denkbar ist auch ein Aufquellen der heiß gewordenen Spule oder das Eindrigen von Schmutz in den Luftspalt, und damit ein Kontakt im Antrieb. Denkbar ist ein zu kurzer Hubweg im Antreib und ein Anschlagen zum Beispiel des Bechers am Magnet-Gehäuse. Denkbar ist auch ein beginnendes Taumeln der Membran, wenn die Aufhängung für die Anforderung nicht hart genug ist oder auf der Membran oder im Gehäuse, vereinfacht gesagt, Interferenzen entstehen. Die Folge einer nicht mehr kolbenförmigen Bewegung der Membran kann ein Anstoßen der Wicklung an dem Magneten sein, infolgedessen eine Beschädigung der Isolation und ein Durchbrennen der Spule. Dazu kommen Veränderungen der Eigenschaften der Sicke und der Zentrierspinne, in Folge dauernder Hochbelastung, was zu einem Taumeln der Membranbewegung führen kann.
Mechanische Einlflüsse auf die Sicke, auf die Staubschutzhaube oder die Membran können zu Dellen, Knicken oder Rissen führen. Insbesondere Kalotten und Folien sind gern gepiesackte Opfer von Fingern etc. Jede Veränderung der Form hat Einfluss auf das Schwingungsverhalten des Elements. Typische Sprüche, wie "das hört man nicht" oder "das kann man wieder ausbeulen" sind Unsinn; solche Fehler kann man höchstens bei Einfach-Boxen akzeptieren. Hätte der Entwickler an einer Stelle eine Delle gewollt, dann hätte er eine eingebaut! Insbesondere Risse, im Material oder in Verklebungen, können zu Nebengeräuschen führen. Andere Formen der Beschädigung zu einer Änderung der Eigenresonanz.

III. Basteleien
Wenn eine Box schon einmal "überholt" worden ist, oder wenn jemand einfach nur hatte rein schauen wollen, dann ist der Zustand oft nicht mehr so, wie sich der Entwickler es gedacht hatte. Mindestens ist die Dichtigkeit des Gehäuses in Frage zu stellen, was zum Beispiel Einfluss auf die "akustische Aufhängung" der Chassis hat, wenn zum Beispiel Dichtmittel nicht wieder ordentlich eingebaut worden sind. Das sind oft Unterleg-Ringe aus Schaum-Material oder Kork unter den Chassis, das sind auch oft zähe Dichtmassen die zur Gehäuseabdichtung eingesetzt worden waren.
Typisch ist auch der Einsatz von falschen Chassis, wenn die originalen Ersatzteile nicht (günstig genug) zu bekommen gewesen sind. Zu den falschen Ersatzteilen gehören auch die Umrüstung von zum Beispiel Schaumstoff- auf Gummi-Sicken oder der Einbau einer Spule eines anderen Chassis in ein defektes.
Manchmal sind zulässige Veränderungen nötig, wenn zum Beispiel Weichen-Teile oder Chassis erneuert wurden. Boxen-Hersteller nennen auf Nachfrage manchmal sogar verwendbare Ersatz-Typen. Ärgerlich ist es, wenn solch "zulässiger Umbau" nur an einer Box eines Stereo-Sets stattfindet und das Paar danach unterschiedlich klingt.
Gern wird auch "verbessert": Das beginnt beim Einsatz vermeintlich "edler" Bauelemente, die den Klang (Silber-Kabel, Mundorf Spulen etc.) beeinflussen sollen und reicht bis zu einer vorsätzlichen Änderung der Charakteristik, der Veränderung der Werte der Bauelemente der Weiche oder Einsatz fremder Chassis.
Zum Thema Pfusch am Bau gehören genau so schlechte Lötstellen, wie nicht gereinigte oder nicht ordentlich zusammengesteckte Klemm-Kontakte, oder wie der Verzicht darauf, alle oder die originalen Schrauben zu verwenden. Dazu gehört auch die Veränderung der Dämmung. Die alte wird gar nicht oder nicht wieder richtig eingesetzt oder es wird einfach eine andere verwendet. Dazu gehört auch, die Kabel-Führung zu verändern. Einst verklebte Kabel wurden nicht wieder fest geklebt oder anders in der Box verlegt, so dass sie plötzlich lose an einer Wand vibrieren können. Schließlich werden gern Anbauten weg gelassen oder falsch oder unzureichend verklebt: So die Beflockung der Schallwand mit Schaum oder Samtstoff, falls man sie hatte abnehmen müssen, um an die Schrauben der Chassis zu kommen.

Grundsätzlich hat man davon auszugehen, elektronische Konsum-Artikel haben eine begrenzte Lebensdauer. Die Halbwertzeit, bis erste relevante Fehler auftreten, liegt um fünf, die Lebenserwartung bei zehn Jahren. Danach hat man zu erwarten, das Defekte auftreten bzw. bereits afugetreten sind und auch Ersatzteile nicht mehr zu bekommen sind. Das bedeutet auch, bei alten Geräten ist oft bereits gebastelt worden und das oft auch mit nicht originalen Teilen.
Wer alte Boxen kauft oder in Betrieb nehmen will, für den gibt es nur eine Lösung: Zur Probe hören ... hören ... hören. Wenn das Ergebnis einen zufrieden stellt, ist alles gut. Die Meinung Anderer zählt dann nicht. Es geht um Eure Ohren. Das Gequatsche Anderer über den Zustand oder die Reperatur-Fähigkeit von Boxen sollte aber auch niemanden interessieren. Bei vorhandenen Fehlern also immer erst prüfen, ob es noch Teile gibt und was die kosten, bevor Ihr Euch auf ein Abenteuer einlasst.

Tschüß, Matthias
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