anderer Klang trotz gleichem Frequenzgang

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the_green_village
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 14. Sep 2009, 15:39
Servus,

ich habe gestern mal den Test gemacht und zwei verschiedene Päärchen Aktivlautsprecher von verschiedenen Herstellern (Yamaha, etc.) miteinander verglichen. Die Lautsprecher habe ich nacheinander aufgebaut und auf die exakt gleiche Stelle gestellt (Ständer), um Einflüsse beim Vergleich möglichst auszuschliessen. Später habe ich dann mit einem Equalizer (parametrisch)leichte Eingriffe (+-2-3db) auf beiden Lautsprechern gemacht (Das Mikro war ebenfalls an der gleichen Position). Somit hatten laut Messung anschliessend beide Lautsprecher den exakt gleichen Frequenzgang.


Nach nur kurzem Höhren ist mir aufgefallen, das eine Box deutlich frischer klang und die andere eher dumpfer und wärmer. Darauf hin habe ich nochmal peinlichst genau nachgemessen. Beide haben den gleichen Frequenzgang. Welcher parameter ist nun verantwortlich für die doch recht starke unterschiedliche Wahrnehmung?? Hat es evtl. was mit dem Phasengang zu tun oder ähnlichem??
Der Raum ist akustisch schon recht gut designt.
Chriz3814
Inventar
#2 erstellt: 14. Sep 2009, 17:13
Mit was für einem Mikrofon hast du den Frequenzgang gemessen? Welche Lautsprecher hast du getestet? Ich hoffe du hast die Aufstellung penibelst berücksichtigt -> ABAB-Anordnung.

Der Frequenzgang lässt sich nicht mit einem herkömlichen "billigen" Mikrofon messen und schon garnicht in einem normalen Hörraum.

Nehmen wir dennoch an der Frequenzgang beider Lautsprecher wäre identisch, ebenso der Wirkungsgrad. Dann würden sich allerdings unterschiede zeigen im Abstrahlverhalten, im Volumen, am Membranmaterial, an der Filterung der Weiche, an der Gehäuseform (Schallwand) etc.

Es wird also schwer für die Chinesen den Klang eines anderen Herstellers nachzubauen
the_green_village
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 15. Sep 2009, 08:41
Hallo Chriz,

danke für deine Antwort.
Ich will nun mal nicht viel näher auf den Raum eingehen (wurde von einem Akustiker designed). Das Mikro ist ein Beyer MM-1. Die Boxen sind yamaha Hs80 und 8050.

Die Parameter, die du nennst, die für die den doch recht deutlich hörbaren Unterschied verantwortlich seien könnten...sind die in irgendeinener Form messtechnisch erfassbar, oder wäre das zu komplex? Membranmaterial würde sich ja wahrscheinlich in der Impulswiedergabe äussern. Gibt es noch eine andere Messtechnische größe die diesen Hörbaren unterschied irgendwie belegen kann? Natürlich ist mir klar, dass die Lautsprecher nicht gleich klingen, obwohl der Frequenzgang gleich ist. Ich dachte aber, dass der Eindruck von Höhe, Mitte und Bass zumindest gleich wäre und das sich Abweichungen durch die Box eher durch Tranparenz oder Druck oder ähnlichem äussern.
Chriz3814
Inventar
#4 erstellt: 15. Sep 2009, 13:16
Der Eindruck ist nie gleich ferner die Lautsprecher nicht dem gleichen Modell entsprechen. Parameter können niemals aussagen wie der Lautsprecher klingen wird. Auch der Frequenzgang nicht. Hier hilft nur: Selber anhören.

Hinzu kommt, dass Geschmäcker verschieden sind.
Passat
Inventar
#5 erstellt: 15. Sep 2009, 14:40
Der Frequenzgang ist nur ein Teil der Abbildung des Klanges.

Auch 2 Lautsprecher mit völlig identischem Frequenzgang können tonal unterschiedlich klingen.
Das liegt an einer Eigenheit des menschlichen Gehörs: Länger anhaltende Töne werden trotz gleicher Lautstärke wie kürzer anhaltende Töne als lauter empfunden.
Hast du z.B. einen Ton mit 85 dB und 2 ms Dauer, so wird der für das Ohr leiser klingen als ein Ton mit 85 dB aber 5 ms Dauer.

Daher nimmt man bei Lautsprechern neben dem Frequenzgang auch noch das sog. Wasserfalldiagramm hinzu. Das zeigt schön, wie das Ausschwingverhalten über die Frequenz aussieht.
Das sollte möglichst kurz sein und über die Frequenz konstant.

Oftmals sieht man im Wasserfalldiagramm auch Membranresonanzen, die im Frequenzgang nicht sichtbar sind.

Daneben sieht man am Frequenzgang auch nicht das Abstrahlverhalten eines Lautsprechers etc. etc.

Grüsse
Roman


[Beitrag von Passat am 15. Sep 2009, 14:43 bearbeitet]
Chriz3814
Inventar
#6 erstellt: 15. Sep 2009, 19:26
Eben habe ich zwar geschrieben, dass ein Frequenzgangdiagramm garnichts zu dem Klang aussagt, was zwar auch stimmt aber in gewisser Weise stellt er auch einige Eigenschaften der Lautsprecher dar.
Zum Beispiel zeigt er ob ein Lautsprecher Basspotent ist, ob dieser tief in den Frequenzkeller reicht oder ob die Mitten/Höhen angehoben oder gar gesenkt wurden. In gewisser Weise gibt er auch Aufschluss über die Linearität oder Nichtlinearität.

Hier kann man beispielsweise sagen, dass der Frequenzbereich um 100 und 200 Hz angehoben ist und der Tiefbass schwächelt, dass eine Senke bei 7 kHz besteht und, dass der Lautsprecher nicht unbedingt genau auf den Hörer sondern eher auf 30 Grad ausgerichtet sein sollte:


Hier kann man sagen, dass der Lautsprecher einen hohen Wirkungsgrad aufweist aber ebenso im Tiefbass etwas schächelt. Ab 55 Hz -3dB scheint hier Ende der Fahnenstange.
Die Übergangsfrequenzen soweit in Ordnung aber eine TT-Resonanz beim Pegelabfall zwischen 2 und 5 kHz besteht. Der Hochton ab 5 kHz recht wellig (s.o.) und fällt ab 10 kHz stark ab.


So kann man zwar Schlüsse ziehen aber den Klang kann man so trotzdem nicht bestimmen. Ein Lautsprecher mit einem eher schlechten als rechten Frequenzgang kann sich durchaus gut anhören.
Mickey_Mouse
Inventar
#7 erstellt: 17. Sep 2009, 21:10
Wer misst, misst Mist!
das war die Einleitung zur Messtechnik Vorlesung bei uns im Studium ;-)

du vergisst zwei wesentliche Aspekte:
das Mikrofon hat eine völlig andere Richt-Charakteristik als deine Ohren und die LS strahlen unterschiedlich ab!
Mein Reden, aber mir glaubt ja niemand, der "Klang" hängt zu einem großen Teil von den Reflexionen ab, Boden, Decke, Wände...
Chriz3814
Inventar
#8 erstellt: 18. Sep 2009, 19:07

Mickey_Mouse schrieb:
Wer misst, misst Mist!

du vergisst zwei wesentliche Aspekte:
das Mikrofon hat eine völlig andere Richt-Charakteristik als deine Ohren und die LS strahlen unterschiedlich ab!
Mein Reden, aber mir glaubt ja niemand, der "Klang" hängt zu einem großen Teil von den Reflexionen ab, Boden, Decke, Wände...


Erstrecht wenn man nicht weiss, was man misst

Ja, Reflexionen machen 80 % des Klangs aus!
Ein schalltoter Raum bietet nichtsdestotrotz ideale Bedingungen für einen Lautsprecher um Musik abzumischen. Hört man sich einen exklusiven Schallwandler aber mal in solch einem schalltoten Raum an, dann werden viele meinen, dass es einfach nur grausam klingt.
Es gibt aber verschiedene Reflexionsgrade ab wann ein Lautsprecher noch gut und natürlich klingt. Ein Lautsprecher in einem voll befliesten Bad wird sich schlecht anhören.
Dass Gehäuse soll übrigens nicht klingen, wie einige meinen. Die Chassis sollen klingen.
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