Was muss man für Musik halten?

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struindzer
Neuling
#1 erstellt: 07. Okt 2014, 13:50
Nicht jede Tonkomposition kann man für Musik halten.

Um Musik zu sein, muss die Komposition tonal und melodisch sein, und klassische Musik muss noch dazu seelisch und ernsthaft sein.
Musik existiert ohne Melodie nicht.
Es ist ungenügend, Gefühle in Tönen zu äußern. Noten sind um zu singen oder zu tanzen. Mit Hilfe der Noten und Tönen darf man zum Beispiel nicht malen. Wenn ein Komponist mit Tönen malt, dann schreibt er keine Musik, dafür gibt es andere Instrumente wie Pinsel, Bleistift, Palette. Leider haben sich viele Komponisten seit dem 20. Jahrhundert zu malen verdingt.


* Der 1. Opponent:
Was den Versuch die Musik in den Rahmen zu treiben betrifft, bin ich nicht einverstanden. Für jeden ist sie eigen, individuell. Wer visuell wahrnimmt, der „malt“. Auf Anhieb, hat Rachmaninow bildhafte Etüden, die einigen konkreten Erscheinungen entsprechen. Dann ist es keine Musik? Wirklich?
Andere können nicht sehen, aber sie singen und tanzen, und sie stellen sich diese Musik auf andere Art vor. Das hängt von der individuellen inneren Auffassung ab. Kurz zusammengefasst kann ein Mensch etwas in Form eines Bildes sehen, und dasselbe wird von einem Anderen als Tanz oder noch irgendwie dargestellt. Musik ist universal im Ganzen und individuell in Einzelheiten.

* Antwort dem 1. Opponenten:
Stimmt, verschiedene Leute sehen auf verschiedener Weise. Es gibt innere, individuelle Vorstellungen. Aber realer, objektiver und wahrer Sachverhalt hängt davon nicht ab und verändert sich gar nicht. Gleichfalls ist es bekannt, irren ist menschlich. Einige tun es mehr und schwerer, Fehler der Anderen trifft man seltener, und sie sind überhaupt nicht so schwer.
Es gibt wesentlich verschiedene Musen, jede hat ihre Besonderheiten, ihren Instrumentarium, deswegen gibt es einige Musen, und nicht eine "universale", wie Sie sagen. Wenn ein Komponist aus irgendeinem Grund (weil er nicht kann oder nicht will, weil er geschmacklos ist) melodischer Notenschrift ausweicht und mit den Noten das tut, was man mit Pinseln, Bleistiften und Paletten machen muss, oder wenn er etwas in der Art von Tontheater tut, bedeutet das ... zwischen zwei Stühlen zu sitzen.
Versuchen Sie zwischen zwei Stühlen zu sitzen, die nicht nebeneinander stehen. Was passiert dann? Wo finden sie sich? Auf jeden Fall nicht im Gebiet der Musik oder im Bereich von Muse der darstellenden Kunst.
Und noch über die individuelle Wahl und Neigung - es ist immer wichtig, Maß zu kennen.

Was erwähnte Werke von Rachmaninow betrifft, ist Rachmaninow ein bekannter Melodiker, seine bildhaften Etüden (Études tableaux, op. 33 und 39) sind Musikkompositionen. Vermutlich sind Sie von der Benennung „bildhafte“ verwirrt. In diesen Werken gibt es ziemlich starke melodische Grundlage mit einigen selten treffenden Abweichungen.

Und noch ein Gedanke: Musik muss immer Schönheit tragen, auch wenn sie etwas Trauriges darstellt. In diesem Fall ist sie der schöngeistigen Literatur ähnlich, im Gegensatz zur Dokumentarliteratur. Leider geraten einige Autoren auf Abwege und werden Chronikschreiber.


* Der 2. Opponent:
1. Tonart ist ein Sonderfall des Tongeschlechts. Aus der historischen Sicht gesehen entstand die Tonart als solche relativ vor kurzem. Russische Bauernvolksmusik hat nichts mit der Tonart zu tun, doch war es die Musik.
2. Musik ist auch ohne Melodie möglich. Beispiele sind zahlreich, vom Bach bis Debussy.
3. Man trifft noch viel unernste Musik bei Mozart zum Beispiel. Das heißt nicht, daß sie nicht genial ist.
Deshalb meine ich, muss man danach nachdenken…

* Antwort dem 2. Opponenten:
Also, zum Ihren ersten Punkt -
Gleichsam verstehen Sie nicht, daß es um Ordnung und Unordnung geht. Das, worüber sie schreiben, sind in diesem Fall unbedeutende Einzelheiten. Tonart und Tongeschlecht setzen Ordentlichkeit der Töne voraus. Aufgrund der geordneten Tonleiter kann man deutliche und unteilbare sinngemäße Fassungen bilden. Fehlordnung der Tonleiter ermöglicht das nicht, obwohl sie etwas dem Malen und Tontheater Ähnliches zu tun lässt.
Zum dritten Punkt -
Erkläre: Nach meinem Verständnis bedeutet ernsthafte Musik, daß sie seelisch, tiefsinnig, mit hohem ästhetischen Qualität ist. Selten könnte ich sagen, daß Musik von Mozart unernst ist, weil die Kunstqualität hoch ist.
Zum zweiten Punkt -
Ach nein! Musik von J.S.B. enthält die Ganzheit der harmonischen Ordnung, Melodie ist zu wahrnehmen oder gedacht, aber Debussy ist kein gleicher Brüder!

(Ich orientiere mich in der ersten Linie an seinen Images – Livre I und Images – Livre II)

Worin besteht das Unterschied zwischen dem Inhalt des Abfallkorbes und einem Organismus?

Ich gebe die Antwort: Das erste bedeutet eine Summe, das zweite ist die unteilbare Ganzheit. Das erste kann man zum Beispiel durch zwei dividieren, und dann? Es wird schon zwei Summen. Das zweite kann man nicht dividieren, weil Qualität ganz anders wird und Ganzheit entschwindet. Warum ist es genau so? Darum das Erste keine bedeutende innere Beziehungen hat, doch das Zweite hat sie wiederum.
Also, in diesem Fall ist Musik von Debussy zum Abfallkorb nah. Ebendarum kann man die Musik dieser Art wie von Debussy so spielen:
von Anfang bis Ende;
von Mitte bis Ende und dann von Anfang und in der Mitte beendigen;
man kann sie auch anders herum zu spielen versuchen.
Vermutlich wird es manchmal noch besser klingen. Warum so? Weil der Stoff fehlgeordnet, segmentiert, mosaikartig und aus Teilchen bestehend ist. Auf solcher Weise kann man Kilometer lang schreiben, aber es ist nicht erwünscht, das heißt Geschreibsel.

Ein Musikwerk muss keine überflüssigen oder zufälligen Noten enthalten, jede Einzelheit muss zur folgenden passen, um das logisch gebildete Ganze zu bauen. Dazu bringt das Tongeschlecht. Hier aber gibt es eine ganze Menge freier Noten. Man kann viele Noten hinzuspielen, einige wegwerfen oder an einen anderen Platz stellen. Und was? Schlechter wird es überhaupt nicht. Weil innere Beziehungen gestört, unverbindlich, unbedeutend sind. Es hat sich so ergeben, daß wir Tonbildung, Tonschaffen haben, aber … keine Musik.

Dieser Sachverhalt ist in seinem frühen Entwicklungsstadium bemerkbar in der Musik von Berlioz. Es scheint, daß Berlioz Schwierigkeiten mit der Melodie hatte, er verbindet Teile ganz flüchtig und missbräuchlich. Als Beispiel gilt die Ouvertüre „Le Roi Lear“, die ein volles Fiasko oder sehr vorläufiger Sudel ist. Wie kann man das für Fertigwerk halten und der Öffentlichkeit präsentieren?

Debussy ist auf der späteren Phase dieses entwickelnden Prozesses (der auch Skrjabin angegriffen hat).

Trotzdem tritt etwas Interessantes auch bei Debussy auf. Einzelne Teilchen, Striche, aus deren er seine Summierungen konstruiert, sind interessant aus dem Sicht von Motiven und Sonorismus, wie zum Beispiel der Anfang von Images – Livre II. Doch ist es eine nicht talentlose Tastenbewegung, vorläufige Fragmente der Improvisation. Wenn ein Melodiker sich damit beschäftige!.. Ich hoffe, Sie verstehen wie groß ist die Arbeitsdistanz, die zwischen vorläufigen (besonders bruchstückartigen) Improvisationen und einem beendeten Werk liegt.

Das Schaffen von Debussy und anderen Komponisten solcher Art bilden das Beispiel der Degeneration und Abweichung von der Musik und ist Merkmal des Grenzbereiches.


Schlüsselwörter nach Debussy und ähnlichen Komponisten:
Mosaizität, Strichartigkeit, Unterteilung des Ganzen, Zerstörung der inneren Beziehungen, Bruch der Melodie, Summierung, Teilbarkeit, Chaos, unrecht bekanntgemachte Person.

Genommen aus
http://aleksandr_bys...icles/view/1861.html


[Beitrag von struindzer am 07. Okt 2014, 13:51 bearbeitet]
Giustolisi
Inventar
#2 erstellt: 07. Okt 2014, 17:28

Musik existiert ohne Melodie nicht.

Das ist schlicht falsch

Was du darunter verstehst mit Tönen zu malen, ist mir schleierhaft. Mit farbtönen kann man malen, mit Tönen (im akustischen Sinne) nicht, denn die kann man nicht sehen.
Hörbert
Inventar
#3 erstellt: 07. Okt 2014, 19:35
Hallo!

@struindzer

Ja, undd gewisse Sachen tut man nur zur Zeugung der Nachkommenschaft.


........ Noten sind um zu singen oder zu tanzen........


Das nennt man dann Funktional- oder Gebrauchsmusik.


....Um Musik zu sein, muss die Komposition tonal und melodisch sein....


Nach welchen Maßstäben soll das sein? Was tonal und melodisch ist bestimmt einzig und alleine der Bezugsrahmen.

Sorry aber das ist alles etwas altbacken und ca. 120-150 Jahre hinter der heutigen Zeit und selbst damals hätte das kein Mensch ernstgenommen.

MFG Günther
peacounter
Inventar
#4 erstellt: 07. Okt 2014, 19:39
als ich den thread angeklickt habe, hab ich noch gedacht, jetzt kommt wieder sowas von wegen "hiphop ist keine musik" oder "kunst kommt von können"...

man wird doch immer wieder überrascht!
dktr_faust
Inventar
#5 erstellt: 08. Okt 2014, 10:36
@struindzer: Musik ist per Definition eine "organisierte Form von Schallereignissen"*, ergo musst Du alles was dieser Definition entspricht für Musik halten. Auf einem ganz anderen Blatt steht, ob Dir alle Musik dann auch ganz subjektiv gefällt - das muss sie sicher nicht.


Hörbert (Beitrag #3) schrieb:

Sorry aber das ist alles etwas altbacken und ca. 120-150 Jahre hinter der heutigen Zeit und selbst damals hätte das kein Mensch ernstgenommen.


Du bist noch zu vorsichtig...selbst bei Bachs wäre man mit den Ansichten entweder als Pausenclown bei den "Musikalischen Concerten, oder Zusammenkünffte" eingeladen oder einfach mit Unrat beworfen und davon gejagt worden.

Ich bin zwar kein Spezialist für diese Zeit und Musik aber für mich hört sich das nach heftig von den Regeln der Kulturpolitik in der UdSSR beeinflusst an.

Grüße

* und bevor diese unseelige Debatte aufkommt: Nein, ein Presslufhammer oder Maschinengewehr im regulären Gebrauch sind mit dieser Definition keine Musik. Dort ist das "Schallereignis" nämlich primär nicht gewollt
peacounter
Inventar
#6 erstellt: 08. Okt 2014, 10:41

dktr_faust (Beitrag #5) schrieb:
Nein, ein Presslufhammer oder Maschinengewehr im regulären Gebrauch sind mit dieser Definition keine Musik.
Kann aber bei gezieltem Einsatz doch Musik werden.

Die "Wiki-Definition" (organisierte schallereignisse) ist herrlich nihilistisch, die gefällt mir auch sehr gut und ich hab sie schon öfter gepostet.
Sie holt einen auch ganz gut auf den Boden zurück, wenn man mal gegenüber Ballermann und musikantenstadl ungerecht zu werden droht.


edit:
ich weiß selbst nicht warum, aber ich hab mir den eingangspost eben nochmal durchgelesen.
wie sehr mir der inhalt gegen den strich geht, ist mir beim ersten mal garnicht aufgefallen!
da war das gefühl zunächst nur mangelnde zustimmung.

beispiele:
struindzer (Beitrag #1) schrieb:
Das Schaffen von Debussy und anderen Komponisten solcher Art bilden das Beispiel der Degeneration und Abweichung von der Musik und ist Merkmal des Grenzbereiches.

...Weil innere Beziehungen gestört, unverbindlich, unbedeutend sind.

unrecht bekanntgemachte Person.
sowas klingt für mich "kulturfaschistisch" und erinnert mich stark an "entartete kunst" und ähnliche termini.
aber BITTE nicht falsch verstehen! ich will dem te absolut nichts negatives unterstellen. die dahinterstehende meinung kann man ja diskutieren.


[Beitrag von peacounter am 08. Okt 2014, 12:10 bearbeitet]
op111
Moderator
#7 erstellt: 08. Okt 2014, 13:14
Hallo zusammen,
letztlich mag jeder mit seiner eigenen Kunst- und Musikauffassung glücklich werden, aber wenn sie schon öffentlich zur Diskussion gestellt wird erlaube ich mir eine Anmerkung.
Ich fühle mich beim Anfangsartikel ein wenig an die längst auf den Müllhaufen der Geschichte geworfene Diskussion um den "volksfeindlichen Formalismus" vs. "Sozialistischer Realismus" erninnert, unter der sowjet. Komponisten der Stalinära (Schostakowitsch, Prokofjew, Chatschaturjan u.v.a.) zu seinerzeit litten.
Bekannt ist evtl. der Artikel "Chaos statt Musik" der Schostakowitschs Oper "Lady Macbeth von Mzensk" vernichtend kritisierte.
Kennzeichen der akzeptierten Musik nach den Regeln des "Sozialistischen Realismus" war u.a. eine Musiksprache, die überschaubare Formen und (volksnahe) auffaßbare Melodik verwendet.
Damit war jede Annäherung an westlichen Modernismus (z.B. Atonalität) unerwünscht.



[Beitrag von op111 am 08. Okt 2014, 13:17 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 08. Okt 2014, 14:35

struindzer (Beitrag #1) schrieb:

Ach nein! Musik von J.S.B. enthält die Ganzheit der harmonischen Ordnung, Melodie ist zu wahrnehmen oder gedacht, aber Debussy ist kein gleicher Brüder!


Ich weiß ja nicht, geht das nur mir so aber einige Phrasen kommen mir schon allein von ihrer Satzstellung und geschwollenen Ausdrucksweise so vor wie aus einer Lektüre des Mittelalters. Ich bin mir ja noch nicht sicher ob sich da einer nicht nur einen Spaß erlaubt um zu sehen wie so die Reaktionen ausfallen. Gibs zu Hüb, dahinter steckt dein neu erfundenes Pseudonym und deine neue Methode um hier wieder für Zündstoff zu sorgen.
WolfgangZ
Inventar
#9 erstellt: 08. Okt 2014, 16:40

Ich weiß ja nicht, geht das nur mir so aber einige Phrasen kommen mir schon allein von ihrer Satzstellung und geschwollenen Ausdrucksweise so vor wie aus einer Lektüre des Mittelalters.


Es ist an vielen Stellen mehr oder minder grob falsches Deutsch, klingt wie eine schlechte Übersetzung. Gut, der Urheber mag tatsächlich Russe sein - zum Beispiel.

Die Thesen halte ich für hanebüchen und nur bei sehr gutem Willen für eine Diskussionsgrundlage. Diesen Willen besitze ich eigentlich nicht.

Wolfgang
struindzer
Neuling
#10 erstellt: 08. Okt 2014, 17:53
Hallo zusammen!

Danke fuer Ihr aktives Interesse!

Das ist wirklich ein sehr bedeutender Gegenstand.

Leider kann ich nicht so schnell und leicht auf Deutsch umgehen.

Vielleicht werde ich später Möglichkeit haben auf Ihre Zuschrifte näher zu antworten.

Der Artikel verdient eine besinnliche Lesung. Manche Fragen koennen darin beantwortet werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Struindzer
Hörbert
Inventar
#11 erstellt: 08. Okt 2014, 18:40
Hallo!


.....sowas klingt für mich "kulturfaschistisch" und erinnert mich stark an "entartete kunst" ........


Für mich klingt das eher wie die abstrusen Thesen die z.B. Rudolf Steiner über Musik verfasst hat für den die Musik mit Hayden und Mozart zu Ende war.

Auch andere "Propheten" die die Welt durch vegane Ernährung und reinigung der "Kunst" retten wollten haben ähnliche Thesen abgesondert, vor allem vor dem ersten Weltkrieg waren solche Ergüsse in den damaligen Eso-Zirkeln in.

MFG Günther
peacounter
Inventar
#12 erstellt: 08. Okt 2014, 18:45
yep!
an steiner hab ich vorhin auch denken müssen.
aber der war ja ideologischer wegbereiter der ekelhaften braunen, gerade was rassenlehre und kultur angeht.
insofern bleib ich bei "kulturfaschismus".

WolfgangZ
Inventar
#13 erstellt: 08. Okt 2014, 19:15

Der Artikel verdient eine besinnliche Lesung. Manche Fragen koennen darin beantwortet werden.


Ich glaube nicht, dass solche "Fragen" ernsthaft gestellt werden können oder sollten.

Wenn ich den Thread-Ersteller denn verstehe.

Wolfgang
Lichtboxer
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 08. Okt 2014, 19:22
Mein erster spontaner Gedanke war: gravierender Urheberrechtsverstoß. Der TE scheint aber gleichzeitig der Blogger zu sein oder steht in engen Kontakt mit diesem und hat dessen Genehmigung.
Klassikkonsument
Inventar
#15 erstellt: 08. Okt 2014, 20:02

Hörbert (Beitrag #11) schrieb:
Für mich klingt das eher wie die abstrusen Thesen die z.B. Rudolf Steiner über Musik verfasst hat für den die Musik mit Hayden und Mozart zu Ende war.

Auch andere "Propheten" die die Welt durch vegane Ernährung und reinigung der "Kunst" retten wollten haben ähnliche Thesen abgesondert, vor allem vor dem ersten Weltkrieg waren solche Ergüsse in den damaligen Eso-Zirkeln in.

Ich würde aber nicht ausschließen, dass Esoterik, so fragwürdig sie in der Regel in Bezug auf Aussagen über die Welt ist, in Bezug auf ästhetische Programme durchaus anregend sein kann. So war ja u.a. Skrjabin ein Fan von Madame Blavatsky, wenn ich mich recht entsinne.
spacelook
Stammgast
#16 erstellt: 08. Okt 2014, 22:30

peacounter (Beitrag #6) schrieb:

dktr_faust (Beitrag #5) schrieb:
Nein, ein Presslufhammer oder Maschinengewehr im regulären Gebrauch sind mit dieser Definition keine Musik.
Kann aber bei gezieltem Einsatz doch Musik werden.

In der Tat!
Das haben die "Einstürzenden Neubauten" ja in beeindruckender Weise bewiesen
peacounter
Inventar
#17 erstellt: 08. Okt 2014, 22:59
Nicht nur die.
Martin2
Inventar
#18 erstellt: 09. Okt 2014, 18:38
Ich denke, wir hatten alle solche Diskussionen schon mal. Ich erinnere mich noch der langen Kontroverse, die ich mit Aladdin Wunderlampe hatte und anderen.

Wenn ich mich an die Frage des Threads halte, so wird meine Antwort vielleicht den einen oder anderen überraschen, aber meine Antwort ist: Man muß offen gesagt gar nichts für Musik halten. Man kann auch sagen, Beethoven ist für mich keine Musik, oder Bach ist für mich keine Musik. Das ist zwar ein bißchen albern, aber ich finde das OK.

Die Sache ist einfach die: Ich habe bestimmte Vorlieben in der Musik, Musik, die für mich Musik ist. Dann gibt es andere klangliche Kreationen, mit denen ich persönlich nichts anfangen kann und die sind dann für mich eben dann auch keine Musik.

Ich denke einfach, wir müssen dann uns über die Frage der Toleranz verständigen. Ich bin ein überaus toleranter Mensch und jeder kann hören, was er will und gut finden, was er will. Anderseits muß ich auch sagen, daß man mich nun auch nicht unbedingt mit dem Stockhausen beglücken muß, wenn ich damit nichts anfangen kann.

Das heißt letzlich für mich: Bestimmte Avantgardemusik ist für mich ein Teil der Musik, über die ich schlicht nicht urteile. Urteile überlasse ich dann Leuten, die sich dafür interessieren. Ich sage nicht: Diese Musik ist gut, ich sage nicht: Diese Musik ist schlecht, ich enthalte mich schlicht des Urteils.

Das sieht bei anderer Musik dann schon anders aus, ich kann etwa sagen, daß die Klavierkonzerte von Johann Christian Bach an die Mozarts nicht ran reichen. Damit ist gesagt: Ich habe zu den Klavierkonzerten von Johann Christian Bach zwar durchaus einen "Zugang", aber ich finde sie trotzdem nicht so doll.

Etwas anderes ist meinetwegen Stockhausen. Ich will nicht sagen, daß ich zu Stockhausen "keinen Zugang" habe. Man muß nicht gegenüber jeglichem klanglichen Ereignis, mit dem man nichts anfangen kann, gleich sagen, daß man demgegenüber "keinen Zugang" hat. Es kann also sein, daß dieser Stockhausen einfach nur ein Hochstapler war und daß das, was er da produziert hat, keine Musik im engeren Sinne war. Ja, das kann durchaus sein und ich lasse mir nicht einreden, daß die Sinnlosigkeit eines Klangereignisses nun unbedingt immer am mangelnden Zugang liege. Insofern mag es durchaus Musik geben, die eigentlich keine Musik ist, weil sie mit ästhetischer Klanggestaltung schlicht nichts mehr zu tun hat. Meine Position ist aber dann einfach nur die zu sagen: Ich bin in diesen Dingen sehr vorsichtig und urteile nicht schnell und das finde ich auch vernünftig.

Ansonsten aber sollte man gegenüber Musik offen sein. Sicher ist melodische Musik schön, aber es kann auch Musik geben, die schlicht andere Qualitäten hat. Musik kann auch purer Rhythmus sein oder Variationen der Klanggestaltung, wie etwa in einem Stück von Schönberg, was eigentlich nur einen einzigen Akkord permant umorchestriert. Warum sollte das denn nun "keine Musik" sein, das ist doch schlicht albern, ich bin doch zunächst einmal für jedes ästhetische Konzept in der Musik offen, wichtig ist doch nur das Resultat, nicht das ästhetische Konzept. Dann komme ich dazu zu sagen: Musik ist ästhetische Klanggestaltung und das wäre meine Definition von Musik. Auf dieser Basis bin ich im Prinzip auch für jede Musik offen. Das heißt, ich wäre vielleicht nicht mehr offen, wenn zum Beispiel nur ein Zufallsgenerator beliebige Töne ausspuckt, das kann man sich zwar gerne anhören, aber Musik ist das dann eben nicht mehr. Musik ist auch keine beliebige Klangkulisse. Aber sobald nur jemand anfängt, ästhetisch Klang zu gestalten und sei es auch mit irgendwelchen Geräuschen, ist das für mich Musik. Ob ich sie dann mag ist eine ganz andere Frage und ob ich sie gut finde, wieder eine andere.

Gruß
Martin


[Beitrag von Martin2 am 09. Okt 2014, 18:39 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#19 erstellt: 09. Okt 2014, 19:55
Hallo!

@Klassikkonsument

Durchaus, ich bin nicht unbedingt der Meinung das esoterisches Denken sich nicht mit einer freien Auffassung von Kunst vereinbaren könnte, -nur ist es eben in diesem Bezugsrahmen äusserst selten anzutreffen.

Natürlich können auch Werke die in einem solch engen Bezugsrahmen geschaffen wurden ihren ästhetischen Reiz haben (wie ja z.B. auch die Musik des sozialitstischen Realismus durchaus eine ganze Reihe von ansprechenden Werken hervorgebracht hat)

Mich stößt bloß diese ganze Kulturgängelei ab die eben sehr oft mit esoterischen und politischen Ideologien einhergeht.

@Martin2

Dazu ist eigentlich nichts weiter zu sagen, den größten Teil deiner Ausführungen könnte ich direkt unterschreiben.

MFG Günther
peacounter
Inventar
#20 erstellt: 10. Okt 2014, 12:03

Hörbert (Beitrag #19) schrieb:
Mich stößt bloß diese ganze Kulturgängelei ab die eben sehr oft mit esoterischen und politischen Ideologien einhergeht.
das geht auch oft genug mit anderen unschönen erscheinungen wie homophobie, chauvinismus und vielfältigen formen von desavouirung (tschuldigung ) hand in hand.


[Beitrag von peacounter am 10. Okt 2014, 13:08 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#21 erstellt: 10. Okt 2014, 18:22
Hallo!

@peacounter

Stimmt schon, das wollte ich aber gerade nicht ansprechen da sonst das Thema schnell ausufert.

Bleiben wir doch bei der Musik.

@struindzer

Hier einige Gedanken zum Thema:


.......Das Schaffen von Debussy und anderen Komponisten solcher Art bilden das Beispiel der Degeneration und Abweichung von der Musik und ist Merkmal des Grenzbereiches.......


Wie bitte soll Musik eine Abweichung von der Musik darstellen, und überhaupt konnte ich mir gut vorstzellen das bei einer Definition der "wahren echten Musik" diese sofort durch eine Definition der "echten wahren Musik>" negiert würde.

Der Begriff Evolution wäre in diesem Zusammenhang angebrachter als der Begriff Degeneration obwohl man aus Sicht der anderen Affenarten den Affen "Mensch" insgesamt als ein degeneriertes Inzuchtsprodukt betrachten könnte. (nicht daß icht das täte,) -Es ist eben alles relativ-.

Aus der Sicht heutiger Musik könnte man ebensogut jede andere Musik als primitive Vorform definieren bei der es nicht möglich war die volle Palette der "sonanzen" einzubinden und die mit einem unbehofenen System die Musik in das tonale Korsett binden wollte da die gesellschaftlichen Realitäten der Vergangenheit eine derart erweiterte Musiksprache nicht erfassen konnten und jeder der das anders sieht stellt heute selbst ein Atavismus dar der im eigentlichen Sinne krankhaft ist.

Du siehst, -jeder wie er will-.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 11. Okt 2014, 18:46 bearbeitet]
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