Stellenwert und Aufgabe "Klassischer Musik" in verschiedenen Epochen

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 13. Mai 2004, 12:38
Hallo liebe Forianer,

Anfangs war alles sehr leicht.
Wenn ich "anfangs" sage, dann meine ich das Mittelalter, wobei das ja mit Sicherheit nicht der Beginn musikalischer Artikulation ist....

Im Mittelalter war die Aufgabe der Kunstmusik (in erster Linie)Gott zu preisen und zu verherrlichen. Der Anteil geistlicher Musik überwog merklich.
Daneben gab es natürlich auch weltliches, wie Tanzmusik und die Lieder der Troubadoure, Liebeslieder etc


In der Renaissance und ihren diversen Strömungen waren die Stücke schon weltlicher, vieles für offizielle Veranstaltungen bei Hof wurde geschaffen, daneben auch Lautenlieder zur Erbauung der Hofdamen und Höflinge, Stücke fürs Theater etc.


Im Barock war der Mensch schon soweit in den Mittelpunkt der Schöpfung gerückt, daß die Stücke immer prunkvoller wurden, auch geistliche, wo das "Lob Gottes" nur mehr zum Vorwand genommen wurde, um sich selbst zu preisen, bzw sich selbst "Musikgenuss" zu verschaffen, von den weltlichen Konzerten mal ganz zu schweigen. Musik zur "Erbauung und Unterhaltung des Adels"

Die "Klassische Periode" die ja nicht plötzlich kam, sondern sich über die Zeit hindurch entwickelte, verstärkte diese Tendenz, allerdings mit kleinen Korrekturen: Die "Klassische Musik" war "allgemeiner" geworden, Kleinadel, aber auch gehobenes Bürgertum begannen eine immer größere Rolle zu spielen.Haydns Messen beispielsweise, sind IMO keine Musikschöpfungen, die ausschließlich der Gestaltung der Liturgie dienen, nein sie sind einfach wunderbar anzuhören.

Im 19 Jahrhundert übernahm nach und nach das Bürgertum die Rolle der Mäzene und Auftraggeber für die "Klassische Musik". Die war inzwischen in die Salons begeisterter Dilettanten (im guten Sinn des Wortes) gedrungen und hatte einen enormen Stellenwert in der gesamten Gesellschaft. Zahlreiche musikalische Vereinigungen entstanden, die teilweise in veränderter Form noch heute existieren.
So war die Musik des 19 Jahrhunderts einerseits zur Erbauung im häuslichen Bereich, andererseits als repräsentativer Faktor des aufstrebenden Bürgertums ein wichtiger gesellschaftlicher Aspekt.


Das war auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht wesentlich anders, jedoch es entstanden neue musikalische Strömungen, und ein neues Verständnis der Musik (zumindest bei den Musikern, beim Publikum zumeist nicht, wie etliche "Musikskandale" zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigen). Komponist und Publikum, so behaupte ich mal, hatten erstmals andere Vorstellungen.
Es entstanden diverse "experimentelle" musikalische Richtungen, die teilweise abgelehnt, teilweise radikal verteidigt wurden. Neue Thesen über Musik wurden entwickelt,
der "schöne Klang" wurde von einigen verteufelt, oder zumindest belächelt, Musik sollte plötzlich "interessant, spannend, zeitgemäß, und (ich glaube das ist für viele das Wichtigste) "anders" sein als alles Bisherige. Dabei wird Wert darauf gelegt (oder zumindest wird es positiv gesehen), daß ein Werk sich nicht beim ersten Hören "erschließt"
Hier habe ich mir wirklich oft die Frage gestellt, welche Klientel durch diese neue "klassische" Musik angesprochen werden soll. bzw. welche es wird. Zur "Unterhaltung" ist diese Musik ja wohl nicht gemacht, "repräsentieren" kann man damit auch nicht, der Faktor "Religion" ist wohl heutzutage auch eher eine Randerscheinung.
Was ist der Stellenwert heutiger "Klassik", wer konsumiert sie, und aus welchen Motiven ?
Wie schaut die Zukunft aus ?
Wird man sie in 100 Jahren noch akzeptieren?
Was kommt danach ?

Gruß
aus Wien
Alfred
Markus_Berzborn
Gesperrt
#2 erstellt: 13. Mai 2004, 13:42

wer konsumiert sie, und aus welchen Motiven ?
Wie schaut die Zukunft aus ?
Wird man sie in 100 Jahren noch akzeptieren?
Was kommt danach ?


Meine Güte, Alfred, Deine Fragen werden ja immer schwieriger und spekulativer...
Ich könnte schon ein paar Gedanken zu diesem Thema äußern, verschiebe das aus Zeitmangel aber lieber mal aufs Wochenende.

Gruß,
Markus
Tommy_Angel
Inventar
#3 erstellt: 13. Mai 2004, 14:49
Ich denke, man sollte die Musik (auch Literatur, etc.) auch immer wieder aus der Zeit sehen, aus der sie kommt, will sagen, irgendwie waren Mozart und Beethoven doch die Mick Jaggers und John Lennons ihres Jahrhunderts! Das war damals alles sehr neu und wurde teilweise auch nicht verstanden/abgelehnt von Leuten, die auf "Bewährtes" fixiert waren.

Vielleicht wird man in hundert Jahren auch dieser Epoche, in der wir leben, einen Namen geben, vielleicht "Zeitalter der Rockmusik" oder ähnlich.

Warum hört man heute noch Klassik? Zum einen ist es ja doch irgendwie eine Rückwärtsgewandtheit...man weiß ja, was danach kam, kann das ganze besser beurteilen, kann es einordnen. Wer will schon sagen, ob Sarah Connors in hundert Jahren noch gehört wird?

Zum anderen ist es bestimmt auch der "Naturklang". Wer weis, wie eine Elektrogitarre wirklich klingt, oder ein Syndeziser? Bei einer Geige kann man dies aber!

Das waren jetzt mal meine ersten Gedanken, mal sehen, ob mir noch was einfällt...muß jetzt weiterarbeiten, ggg.
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