Akustikberatung: Bass Traps + Breitband Absorber im Wohnraum

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dcc
Stammgast
#1 erstellt: 06. Jun 2017, 19:11
Hallo Akustikgemeinde,

wie viele andere hier im Forum möchte ich meine Raumakustik verbessern. Ich hoffe, ich bin hier für eine Beratung an der richtigen Stelle.

Prinzipiell fehlt mir es mir an Tiefgang, was sicherlich a) an meinen relativ kleinen Stand-LS und b) an den Raummoden liegt. Ich plane auf jeden Fall meine Anlage in absehbarer Zeit um zwei kleinere geschlossene 20cm Subwoofer zu erweitern, um etwas mehr Druck zu erzielen. Da ich jedoch die Befürchtung habe, die Akustik in einigen Bereichen zu verschlimmbessern, wollte ich mich zunächst der Raumakustik widmen.

Ausgangssituation:
Nachfolgend seht ihr Bilder vom Hörraum respektive Wohnzimmer:

Front
Front 2
Front rechts
Front rechts
Front links
Front links
Back rechts
Back 1
Back links
Back links

Anbei eine Sehr triviale Skizze vom Raum:

Skizze

Wie ihr seht, habe ich kein quaderförmigen Standardraum. Dachschrägen und ein mehr oder weniger fünfeckiger Raum sind die wichtigsten Charakteristiken.

Mit REW habe ich folgende Messung erhalten (ich habe erst einmal lediglich den Bereich bis 200Hz abgebildet):

REW

Der Frequenzgang sieht alles andere als linear aus:

REW Messung 2

Ich hoffe, ich habe die Messung korrekt durchgeführt. Aus Basis einer Hörprobe sollte sich das mit meiner Wahrnehmung zumindest annähernd decken.

1.) Was stört mich?
Offensichtlich habe ich mit einigen Raummoden zu kämpfen. Bei einigen Frequenzbereichen bis 300Hz ist eine deutliches Dröhnen im Bass wahrzunehmen, bei anderen fällt der Bass extrem ab. Unschön.

2.) Was will ich erreichen?
Ich möchte mit vertretbarem Aufwand die signifikantesten Schwächen im Raum bekämpfen. Vertretbar ist ein dehnbarer Begriff, was für mich preislich +-600€ bedeutet. Vor allem möchte ich den Tiefton-Bereich linearisieren, um eine günstige Ausgangsposition für eine Subwoofer-Erweiterung zu schaffen.

3.) Was gedenke ich zu tun?
Da ich leider in der Thematik noch relativ neu bin und mich erst ein eingelesen habe, kam ich zu der Überlegung im vorderen Eckbereich der LS als aller erstes Bass Traps/Kantenabsorber einzusetzen. Im zweiten Step sollen Breitbandabsorber seitlich und hinter dem TV eingesetzt werden (1. Reflektionspunkte). Nach div. Recherche habe ich mich auf Basotect-Absorber fokussiert, da diese formstabil sind und ich sie leichter mit Akustikstoff beziehen kann.
http://www.schaumsto...x-48cm-hellgrau.html
http://www.schaumsto...hellgrauklebend.html

4.) Was gedenke ich nicht zu tun?
Maßnahmen lassen sich sicherlich viele ergreifen. Ich möchte jedoch mein Wohnzimmer nicht mit Absorbern zustellen, da es weiterhin wohnlich bleiben soll. Ich habe auch nicht den Anspruch einen vollkommen linearen Frequenzgang zu erzielen. Daher kommt es für mich nicht in Betracht an allen Ecken und Enden die Schwächen des Raumes zu bekämpfen. Darüber hinaus möchte ich mich dem Einsatz von Deckensegeln oder Diffusoren in der Nähe des Abhörplatzs wenn erst später widmen – insofern sinnvoll.

Nun zu meinen Fragen:

a) Bass Traps

Haltet ihr die vorgeschlagenen Basotect Kantenabsorber für sinnvoll? Hierbei soll ja die Kante in den Raum zeigen. Wie viele würden benötigt? Was ist mit den hinteren Ecken (Dachschräge)?
Sind andere Absorberformen zu bevorzugen? Bspw. https://www.muziker.de/alfacoustic-basstrap-fire-retardant
Wie kann ich diese positionieren? Vorne links fängt die Dachschräge bei ca. 80cm Höhe vom Boden an. Vorne rechts führt der Schornstein durch den Raum, wodurch ich quasi zwei Ecken habe. Wie kann ich hier am besten vorgehen?
Bis zu welcher Höhe müsste ich die Kantenabsorber einsetzen? Bis komplett unter die Decke wäre mir dann doch zu teuer.

b) Breitbandaborber
- Sind die 10cm dicken Basotect-Platten ausreichend? Meine Gedanke war jeweils 2 100x50cm Platten vorne links und rechts einzusetzen – also insg. 4 horizontal, wobei links einer an die Dachschräge soll. Und dann noch zwei weitere hinter den TV.

Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mein Vorhaben bewertet, damit meine Investition nicht vollends ins Leere läuft.
Vielen Dank vorab fürs Lesen!

Viele Grüße
Daniel


[Beitrag von dcc am 07. Jun 2017, 09:39 bearbeitet]
meg_fan
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 06. Jun 2017, 21:17
Ein bemasster Grundriss wäre hilfreich, kann mir die "Form" nicht ganz vorstellen... Bite auch einzeichnen wo Lautsprecher und Hörplatz sind.

Ich finde aber, das sieht im Bass sogar schon ziemlich gut aus. Die Nachhallzeit im Bass ist hochgerechnet im Schnitt bei 400-450 ms, wenn man die Moden mal unberücksichtigt lässt. Bass ist da bis 30 Hz, wozu braucht man da zwei Subwoofer?
dcc
Stammgast
#3 erstellt: 07. Jun 2017, 09:42
Hi!
Ich habe in meinem Beitrag eine Skizze eingefügt, allerdings keine sehr gute. Ich hoffe, sie ist dennoch aussagekräftig.

Ich muss vermutl. nochmal einige Messungen mit REW machen. Laut dem SPL Verlauf sollte ich bei 30Hz ja noch ordentlich Pegel haben, was ich aber subjektiv nicht so empfinde.
sealpin
Inventar
#5 erstellt: 07. Jun 2017, 12:03
Einen Subwoofer sehe ich nicht, bedeutet, die (Main) Speaker geben den Tiefton wieder?

zur Messung: mit welchem LS hast Du die Messung gemacht?

Bassbereich bekommt man nicht mit Wandabsorbern in den Griff. Dazu ist die Wellenlänge von Tiefton einfach zu groß.
Wenn man das (rein) passiv machen will, schaufelt man schnell Massen von Material ins Zimmer...ist dem Wohnambiente und dem WAF meist nicht wirklich zuträglich.

Ansonsten google mal nach "Basstrap" und schau Dir (z.B. hier) mal die Grafik an.

ciao
sealpin
dcc
Stammgast
#6 erstellt: 07. Jun 2017, 12:22
Hi!

sealpin (Beitrag #5) schrieb:
Einen Subwoofer sehe ich nicht, bedeutet, die (Main) Speaker geben den Tiefton wieder?

Nein, die Subwoofer sollen ja erst noch kommen. Der Tiefton kommt ergo rein von den Stand-LS.


sealpin (Beitrag #5) schrieb:

zur Messung: mit welchem LS hast Du die Messung gemacht?

Die Messung wurde gleichzeitig mit beiden LS durchgeführt.

sealpin (Beitrag #5) schrieb:

Bassbereich bekommt man nicht mit Wandabsorbern in den Griff. Dazu ist die Wellenlänge von Tiefton einfach zu groß.

Ausschließlich Wandabsorber wollte ich ja nicht einsetzen. In erster Linie sollen es ja Kantenabsorber in den Ecken werden. Die runden Basstraps aus dem Link sind natürlich nicht gerade preiswert. Sind sie effektiver als die Basotect Bass Traps?
sealpin
Inventar
#7 erstellt: 07. Jun 2017, 12:38
wenn der/die SUBs noch kommen sollen, dann würde ich warten, bis die da sind.
Ggf. mal ein Antimode mit einplanen.

Und dann erst schauen, was an zus. Maßnahmen noch nötig ist.
Durch geschickte Aufstellung, vorzugsweise 2 (oder sogar mehr) Subs kann man das eine oder andere Problem umgehen.

Bzgl. der Basstraps: ob die bässer wirken als die von Dir verlinkten? weiß nicht...ich habe keine Messdaten von Deinen.

Ansonsten ist Thomann da recht kulant: kaufen und ausprobieren (aber erst wenn die Anlage komplett ist )

ciao
sealpin
ehemals_Mwf
Inventar
#8 erstellt: 07. Jun 2017, 13:48

dcc (Beitrag #3) schrieb:
... Laut dem SPL Verlauf sollte ich bei 30Hz ja noch ordentlich Pegel haben, was ich aber subjektiv nicht so empfinde.

Das rel. breite "Loch" um 47 Hz dürfte den Höreindruck dominieren ...
meg_fan
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 07. Jun 2017, 14:13

dcc (Beitrag #3) schrieb:
Laut dem SPL Verlauf sollte ich bei 30Hz ja noch ordentlich Pegel haben, was ich aber subjektiv nicht so empfinde.

Dann muss natürlich die Messung falsch sein

Bist Du sicher dass Du 30 Hz richtig einordnest? Dass was unser Gehör als Bass wahrnimmt, spielt sich zwischen 50 und 150 Hz ab. Unter 35 Hz ist/wird unser Gehör extrem unempfindlich, 30 Hz spürt man eher, als dass man es hört.

Ich denke daher, Dir fehlt Bass um 50 Hz und um 100 Hz herum, da wo Du Senken gemessen hast.

Bevor man Akustikelemente kauft, würde man erst mal die Aufstellung optimieren. Die Lautsprecher stehen zu wandnah, die Couch, also der Hörplatz, ist zu weit weg.

Aber man kann das natürlich auch einfach lösen: Subwoofer kaufen (am besten immer gleich zwei oder noch mehr), Antimode kaufen, hoffen, beten.
dcc
Stammgast
#10 erstellt: 07. Jun 2017, 15:11

Mwf (Beitrag #8) schrieb:

Das rel. breite "Loch" um 47 Hz dürfte den Höreindruck dominieren ... :hail


Da hast du vermutl. Recht! Danke



meg_fan (Beitrag #9) schrieb:

Bist Du sicher dass Du 30 Hz richtig einordnest? Dass was unser Gehör als Bass wahrnimmt, spielt sich zwischen 50 und 150 Hz ab. Unter 35 Hz ist/wird unser Gehör extrem unempfindlich, 30 Hz spürt man eher, als dass man es hört.

Ich denke daher, Dir fehlt Bass um 50 Hz und um 100 Hz herum, da wo Du Senken gemessen hast..


Nein, sicher bin ich mir nicht. Selbes wie oben. Ihr habt vermutl. beide recht, dass ich es als bassarm empfinde, weil ich die Löcher im Bereich um 50Hz und 100Hz habe.


meg_fan (Beitrag #9) schrieb:

Bevor man Akustikelemente kauft, würde man erst mal die Aufstellung optimieren. Die Lautsprecher stehen zu wandnah, die Couch, also der Hörplatz, ist zu weit weg. .


Mein Verständis war bislang immer, dass ich durch Positionierung der LS zwar ein klein wenig optimieren kann, die Schwächen des Raumes physikalisch bedingt weiterhin bestehen bleiben und ich mir die "Probleme lediglich verschiebe" (Dröhnen bzw. Löcher in anderen Frequenzbereichen.
Daher war meine Erwartungshaltung, dass ich per se eine Optimierung Akustik mit Kantenabsorbern erreichen kann - ob nun marginal oder signifikant.

Ich werde heute noch einmal weitere Messungen durchführen und sukzessive die LS weiter von den Wänden wegrücken und schauen, wie sich das auswirkt. Denkt ihr, das bewirkt eine Linearisierung im Bassbereich?
meg_fan
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 07. Jun 2017, 16:07

dcc (Beitrag #10) schrieb:
Ich werde heute noch einmal weitere Messungen durchführen und sukzessive die LS weiter von den Wänden wegrücken und schauen, wie sich das auswirkt. Denkt ihr, das bewirkt eine Linearisierung im Bassbereich?

Ja, normalerweise sollte sich damit im Bassbereich eine insgesamt etwas gleichmässigere Anregung ergeben.

Musik ist ja aber nicht nur Bass. Je grösser der Abstand zu den Lautsprechern, desto grösser der Hallanteil, desto verbogener ist auch der Frequenzgang, das gilt über etwa 200 - 250 Hz im Wesentlichen. Daher sollte der Hörabstand halbwegs im Rahmen bleiben, da ist er bei Dir aktuell nicht.

Und diese grobe Positionierung macht man eben zuerst, die individuellen Peaks/Dips im Bass schwanken stark mit der Position im Raum. Darauf kann erst optimieren, wenn die Aufstellung grob steht.

Um Dir eine Idee zu geben. Ich würde die Couch gut einen Meter in Raum hinein verschieben. Und die Lautsprecher etwa 30 - 40 cm. Dann wärst Du bei etwa 3m Abstand zu den Lautsprechern. Man muss ja bedenken, wenn man gemütlich in der Couch sitzt, ist der Kopf schon "hinter" der Couch.
SmoothR
Inventar
#12 erstellt: 07. Jun 2017, 17:10
Habe mir mal deine Daten angeschaut.

Gebe mega_fan auf jeden Fall recht bezüglich des Abstandes.
Da solltest du näher ran. Je weiter weg man ist, desto mehr "Fehlerquellen" schleichen sich ein.

Das Problem mit der Mode um 30hz herum wirst du nicht in den Griff bekommen. Da braucht man so extrem viel Dämmmaterial das ist nicht Wohnzimmertauglich. Diese Mode und die bei 40hz führt auch dazu, dass du einen Dip hast, jede weitere Mode führt wieder zu einem Dip und so geht es eben weiter.... Allerdings kannst du mit Basstraps auf jeden Fall den Nachhall gut reduzieren und auch etwaige Moden abmildern, was sich wiederum positiv auf den gesamten Frequenzverlauf auswirkt. Es wird unterschieden zwischen breitbandigen und schmalbandigen Dips bzw. Auslöschungen.
Die breitbandigen sind Wand bedingt und die schmalbandigen, Raum bedingt. Die schmalbandigen hört man bei Musik eher nicht oder wenig.
Da du eine Schräge hast wird eine Raumebene weniger angeregt, dass ist schon mal gut.
Als aller erstes, würde ich mit der Sitzposition hantieren und mit der LS Aufstellung. LS weiter rein in den Raum und näher zusammen. Immer wieder messen. Wenn man eine gewisse Verbesserung messtechnisch sieht, Platz nehmen und Musik hören. Das Problem ist vor allem wenn man die LS enger aufstellt geht auch die Bühnenbreite verloren. Da muss man einen Kompromiss finden. Hat man die "richtige" Aufstellung gefunden, dann sollte man schauen, dass man anfängt mit Absorbern. Basotect mit 10cm Stärke für die Rück und Seitenreflexionen (Spiegelprinzip). Schauen bzw. hören und messen was sich genau verbessert hat. Dann kommt die Kür mit den Basstraps. Ich empfehle Thermohanf da geringer Strömungswiderstand ab 35cm Stärke, somit sehr gut für tiefe Frequenzen geeignet. Bitte aufpassen, das man dementsprechend (zb. Lochplatten aus dem Bauhaus) verkleidet, sonst dämpft man die Mitten und Höhen extrem und es hört sich sehr dumpf an... Ist mir zu Anfangs passiert. Google mal nach Acousticmodelling, gutes Tool!
13mart
Inventar
#13 erstellt: 12. Jun 2017, 14:26
Die Messung zeigt, dass der Tiefbass nicht fehlt.
Auch ich schließe mich dem Rat an, zunächst zu
schieben und weiter zu messen, bis ein relatives
Optimum gefunden ist. Danach kann man über
verschiedene weitere Maßnahmen nachdenken.

Gruß Mart
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