Klingen restaurierte Klassiker wirklich besser?

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raphael.t
Inventar
#1 erstellt: 13. Mrz 2013, 09:43
Hallo Leute!

Ich frage mich schon seit langem, ob meine Klassiker anders (besser?!) klingen würden, wären die Geräte restauriert.
Beispiele: Meine Kombi 3800 und 250M. An sich drängt hier nichts zur Tat, denn die beiden spielen anstandslos, was sie sollen. Ich verwende jedoch die Marantze kaum, sie stehen in einem meiner beiden Racks, aber ich schaue sie immer wieder gerne an.

Ändert sich die Klangcharakteristik durch die Restauration eines Klassikers?
Wird der Klang straffer, klarer und dynamischer?
Oder ändert sich außer der erhöhten Betriebsicherheit und angenehmeren Bedienung (keine Umschaltknackse, keine Aussetzer...) rein gar nichts?

Ich könnte mir nie die Restaurierung aller meiner Geräte leisten, beim 2275 bestünde allerdings Handlungsbedarf, da ein Kanal wesentlich leiser und höhenärmer daherkommt.
Da reichte es mir schon, wenn der Originalzustand hergestellt werden könnte, aber bei meinem Sansui 990, der mir im Bass zu weich erscheint für seine Größe und Kraft, bin ich mir nicht sicher, ob da eine Restaurierung etwas zum Guten bewirken könnte, da ich nicht weiß, ob ein Service daran wirklich etwas ändern würde.

Gäbe ich zwei drei Hunderter aus (incl. Versand Österreich-D, D-Ö) und es bliebe klanglich allles gleich, wäre ich mehr als frustriert.

Lange Rede ---kurzer Sinn: Macht eine Restaurierung auch deshalb Sinn, weil der Klang danach wieder jugendfrisch wird? Sind wirklich deutliche Unterschiede im Vorher und im Nachher zu vernehmen?
Ich bitte euch um eure Erfahrungen und danke im Voraus für eure geschätzten Beiträge!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael


[Beitrag von raphael.t am 13. Mrz 2013, 09:45 bearbeitet]
shabbel
Inventar
#2 erstellt: 13. Mrz 2013, 09:54
Ja, es gibt eindeutige Klangverbesserungen.
Broesel02
Inventar
#3 erstellt: 13. Mrz 2013, 11:42
Ja, es klingt besser.

Das sagt sich so einfach dahin. Wenn du ein Auto 30 Jahre lang fährst nimmst du selbstverständlich an das an deinem Auto etwas gewartet und auch erneuert wird.
Wenn due eine Werkzeugmaschine 30 Jahre lang betreibst ist es selbstverständlich das du sie überholst.
Und ein HiFi Gerät? Ich finde es erst einmal nicht ungewöhnlich das nach rund 30 Jahren ein Wartung sinnvoll wird. Ich habe meine HiFi Geräte bisher selber gewartet. Manchmal brauche ich etwas länger, manchmal brauche ich Hilfe.

Und der Klang?
Das hängt davon ab wieviel und was du machst. Und das Gerät wird seinen Charakter behalten. Ein paar Beispiele: Überholung/Recap von einem Hitachi HCA 8500: Das Gerät klingt strukurierter, klarer, lebendiger. Der Charakter des etwas kühlen Klangbildes bleibt erhalten, wenn auch viel weniger ausgeprägt. Technics SE 9070. Klingt im etwas rauh, hart, "lieblos". Nach der Überarbeitung habe ich dieses Gerät nicht wiedererkannt: Warm, räumlich, natürlich, feinzeichnend,- ja ja ich höre schon auf zu schwurbeln. Im Moment mein bester Vorverstärker. Harman Kardon HK 725. Klingt etwas dünn. Nach überarbeitung sind die Wackelkontakte weg. Der Klang ist immer noch etwas dünn, schnell und hart. Kenwood Basic C2: Klingt nach der Überarbeitung wesentlich freier, räumlicher und natürlicher und so weiter.

Endstufen: Ich habe bisher überarbeitet: Eine Mitsubishi DA-10 DC und eine DA-15 DC. eine Kenwood Basic M2a (das Tier!), Hitachi HCA/HMA 7500 (MKI), Aiwa SA-P50 und SA-P 30, Sanyo Plus P55, Toshiba SC 330 und andere. Und viele Vollverstärker.

Aus einem Mittelklasse Gerät macht man kein High End Gerät. Aber gewonnen haben alle Geräte. Einige mehr und andere weniger. Mir macht das Löten in den alten Schätzchen Freude, ich mache es als Hobby. Wenn ich es bezahlen müsste sähe das ganz anders aus. Dann würde der Arbeitslohn dieser Überholungen häufig den Zeitwert der Geräte übertreffen. Und wenn man ein solches Gerät verkaufen (muss) will bekommt man diese Arbeit nicht bezahlt. Da zählt nur: funktioniert oder funktioniert nicht.
Ein Aspekt ist allerdings auch noch der langsame Verschleiss der zu teuren Schäden führen kann. Beispiele: Die Löschkondensatoren am Netzschalter sind hinüber. Es passiert erst einmal nichts aber der Schalter zieht funken. Mit der Zeit wird der Netzschalter verbrennen und versagt, er muß erneuert werden. Das ist viel teurer als rechtzeitig die Löschkondensatoren zu erneuern.
Der Ruhestrom der Endstufe ist zu hoch. Folge: Das Gerät wird zu warm, die Fuse Resistor brennen durch und ziehen mit ihrem Ableben häufig eine Reihe weitere Halbleiter mit in den Tod. Ich habe schon Endstufen- Emitterwiederstände und Endstufen Transitoren gesehen die sich ausgelötet hatten wegen zu großer Wärmeentwicklung.

Was auch immer du am Ende machst: Viel Erfolg!
Broesel02
ev13wt
Stammgast
#4 erstellt: 13. Mrz 2013, 13:23
Besser ist immer sehr subjektiv.

Z.B.: Oft sind die Geräte auch nicht richtig eingestellt und geben etwas DC an die Lautprecher ab, das ganze verzerrt dann etwas.

Es ist sehr sinnvoll alte Geräte zu warten, oder einen Profi es machen zu lassen.

Die Frage ist nur, wem vertraut man in so einer Angelegenheit? Müsste 2 Endstufen auch mal weggeben.
marantzdohle
Stammgast
#5 erstellt: 13. Mrz 2013, 13:54

die Frage ist nur, wem vertraut man in so einer Angelegenheit? Müsste 2 Endstufen auch mal weggeben


Irgendwie unglaublich diese Fragestellung ev13wt = Du bist seit 2009 hier im Forum, da müsstest Du Dich doch auskennen. Meine ich - oder?
Timo
Inventar
#6 erstellt: 13. Mrz 2013, 15:37
Keine Ahnung, ob ein restauriertes Gerät besser klingt, aber es gibt einem vermutlich ein besseres Gefühl. Wenn mein Auto nen Ölwechsel bekommen hat und frisch gewaschen und poliert wurde, habe ich auch immer den Eindruck, dass es besser fährt...irgendwie leichtgängig ....

Ist natürlich totaler Quatsch, wirkt aber immer wieder
raphael.t
Inventar
#7 erstellt: 13. Mrz 2013, 16:20
Hallo Leute!

Danke für eure Antworten!
Im Falle meines Sansui 990 ist es so, dass ich meine, er habe den Bass weit weniger unter Kontrolle als z.B. der Pioneer SX 939, letzterer ist jedoch von den Daten her deutlich leistungsärmer.
Ändert sich dieses Verhalten etwa durch eine fachmännische Restauriertung?!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Umstand konstruktionsbedingt ist, aber, was weiß schon ein Fremder?

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
shabbel
Inventar
#8 erstellt: 13. Mrz 2013, 19:12
Normal nicht. Etwas größere Ladeelkos könnten helfen, aber maximal 150% der Originalgröße. Ich gehe mal davon aus, daß der Sansui nicht mit Koppelelkos arbeitet. Da würde eine Vergrößerung der Elkos nicht helfen.
hifi-collector
Stammgast
#9 erstellt: 13. Mrz 2013, 19:25
Ich glaube nicht an Klangverbesserungen von Hifi-Klassikern durch eine Restaurierung. Wenn man eindeutig hört, dass mit einem Gerät etwas nicht stimmt, sollte man die Ursache dafür beheben.Oft liegt es an verschmutzten/oxidierten Kontakten von Relais, Schaltern oder Potis. Diese Ursachen sind meist leicht zu beheben, indem man die Kontakte reinigt. Relais muss man dafür öffnen und die Kontakte mit Schmirgelleinen, Q-Tips oder Glasfaserradierer reinigen, falls sie nicht zu abgenutzt sind. Sonst hilft nur der Austausch. Potis und Schalter sind leicht mit Ballistol zu reinigen und zu versiegeln, ich habe schon etliche Hunderte von Geräten damit kuriert. Auch defekte Kondensatoren, meist Elkos können den Klang eines Gerätes negativ beeinflussen. Man hört dann entweder ein Brummen (z.B. bei defekten Netzteilelkos) oder ein Brizzeln (oft in Klangregel- oder Treiberstufen von Verstärkern). Da hilft nur das Herausfinden des defekten Bauteils und der Austausch. Richtige Defekte machen sich durch den Totalausfall des Gerätes bemerkbar, z.b. wenn das Lautsprecherrelais eines Verstärkers nach dem Einschalten nicht anzieht, verursacht z.B. durch defekte Endstufentransistoren.

Gute Erfahrungen habe ich fast immer mit japanischen Klassikern bis in die frühen 80er Jahre gemacht. Da muss man meist keine Elkos austauschen, die Bauteilequalität war durchgehend hochwertig und hinreichend dimensioniert. Ist da kein Totalausfall von Bauteilen durch richtige Defekte, reicht meist das Reinigen der Potis und Schalter, ggf. auch der Relais, und die Geräte funzen und klingen wieder wie neu. 80er Jahre Hochleistungsverstärker, wie z.B. die beliebten Luxman Verstärker der L-410 - ... Serie sollte man einer gründlichen Elkokur durch Austausch unterziehen, ehe die Endstufen von selbst hochgehen. Dies auch bei deutschen Klassikern, in denen oft Frako oder Roederstein Elkos verbaut sind. Davon sind einige nach längerem Nichtgebrauch immer defekt oder sie gehen in nächster Zeit kaputt. Die tausche ich weitgehend aus, um langfristig Ruhe zu haben. Das erfordert manchmal aber viel Aufwand. Bei meiner Revox A-Anlage, bestehend aus A76, 77 und 78 habe ich alle Frako bzw. Roederstein Elkso ausgetauscht, ebenso fast alle Trimmpotis, was mich ein komplettes Wochenende gekostet hat. Klang und Empfang der Geräte waren danach nicht besser, aber das ich hatte das gute Gefühl, von weitergehenden Defekten in Zukunft verschont zu bleiben.

Diese Erfahrungen habe ich in über 25 Jahren des Sammelns und Restaurierens gemacht.

Gruß

Andreas
raphael.t
Inventar
#10 erstellt: 13. Mrz 2013, 19:56
Hallo Andreas!

Mein Luxman L 81 kracht weder beim Umschalten, noch macht er andere Störgeräusche.
Er spielt ohne Probleme, aber das eher lustlos, ohne viel Schwung und Power, einen straffen Bass hat er mit Sicherheit keinen, er klingt aber anständig, ohne zu begeistern.
Angenommen, ich ließe ihn restaurieren, bekäme er dann das an Klang, was mir fehlt?
Übrigens war der Luxman R 1050 her in der Klangcharakteristik ganz ähnlich.
Da vermute ich eben die von mir beschriebene Klangabstimmung schon ab Werk, oder irre ich mich?

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der Sansui 990 so abgestimmt war, sein etwas jüngerer Verstärker-Bruder AU D 9 macht einfach alles besser, ich habe den Vergleich.
In der Betrachtung ist der 990 natürlich schöner, aber ist das alles?

Ich habe diesen Thread gestartet, weil ich nicht nach einer teuren Restaurierung enttäuscht werden will.
Wie gesagt, offensichtliche Fehler zu beheben, ist primär das Wichtigste, mein Marantz 2275 hat zwei gleiche Kanäle verdient, einer ist leiser und höhenärmer, da sehe ich eine Reparatur als sehr sinnvoll an.
Aber würde der 990 davon einen strafferen Bass bekommen?

Mit freundlichen Grüßen
Raphael


[Beitrag von raphael.t am 13. Mrz 2013, 19:57 bearbeitet]
hucky50
Stammgast
#11 erstellt: 13. Mrz 2013, 20:14

raphael.t (Beitrag #1) schrieb:

Ändert sich die Klangcharakteristik durch die Restauration eines Klassikers?
Wird der Klang straffer, klarer und dynamischer?

Ich meine ja,nur hat mir der Klang vor dem Tausch sämtlicher Elkos(beim Luxman C-120A) bei weitem besser gefallen.
Warm klingender Bass und brilliante Höhen waren einmal.Dafür hat er enorm an Dynamik zugelegt.
Er "klingt" immer noch sehr gut,vor allem als Phono Pre und in Verbindung mit einem Marantz CD-Player,aber vor der Reparatur war die Klangfarbe eine andere,sprich schönere.


Gruß hucky50
detegg
Inventar
#12 erstellt: 13. Mrz 2013, 20:17
Moin,

mein Verständnis von Restaurierung ist Herstellung des Originalzustandes!
Dann "klingt" hinterher auch nichts anders.

Ein Entwickler eines Klassikers hat sich bei Schaltung und Bauteilewahl etwas gedacht. Dieses möglichst originalgetreu wieder herzustellen, ist Sinn einer Restaurierung. Ein Problem ist, dass abgekündigte Bauteile nicht zu bekommen sind - dann nimmt der kundige Restaurator halt möglichst(!) ähnliche Ersatztypen.

Alles andere - auch das Aufbohren des Netzteils - ist Verschlimmbesserung

;-) Detlef
Ralf_Hoffmann
Inventar
#13 erstellt: 13. Mrz 2013, 20:23
Sollte sich nach der Revision tatsächlich eine relevante Klangänderung einstellen, hatte man vorher ein (teil)defektes Gerät.


Timo (Beitrag #6) schrieb:
Keine Ahnung, ob ein restauriertes Gerät besser klingt, aber es gibt einem vermutlich ein besseres Gefühl. Wenn mein Auto nen Ölwechsel bekommen hat und frisch gewaschen und poliert wurde, habe ich auch immer den Eindruck, dass es besser fährt...irgendwie leichtgängig ....

Ist natürlich totaler Quatsch, wirkt aber immer wieder :prost


Genau so ist das.
hucky50
Stammgast
#14 erstellt: 13. Mrz 2013, 20:34
@detegg
Full Ack,ich hab` auch mit dem Gedanken gespielt das Gerät in die Hände von Dieter Kühnhold(luxman-forever.de) zu geben,nur hatte ich Bedenken ob der finanzielle Aufwand für ein ca. 30 Jahre altes Gerät vertretbar ist-ich hatte zuvor für einen orginalen Basspoti(ohne Drehknopf) 25 € (incl Versand) bezahlt.

Edit:Es war keine Revision sondern eine Reparatur,Grund war ein lautes Brummen.


[Beitrag von hucky50 am 13. Mrz 2013, 20:37 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#15 erstellt: 14. Mrz 2013, 01:07
Ich möchte hier noch mal den Vergleich zu einer Werkzeugmaschine ziehen. Im Laufe des Nutzens laufen die Führungsbahnen ein, die Geometrie wird schlechter, die erreichbaren Maß- Toleranzen werden schlechter. Aber wann ist die Maschine deshalb kaputt?
Nach XX Jahren überhole ich die Maschine, baue neue Linearführungen ein. Die sind nun inzwischen besser als die die ehemals in der Maschine eingebaut wurden. Die Maschine wird also in ihrer Geometrie wieder komplett hergestellt und fertigt genauer als sie es je vorher konnte. Sie ist deshalb nicht schneller, auch nicht stabiler. Der Arbeitsraum wird auch nicht größer.

Nun kann sich ja jeder selber überlegen wie es bei älteren HiFi Schätzchen aussieht: Die Kondensatoren sind heute meistens besser als vor 30 Jahren, viele Folien- Typen die es heute im 5 mm Raster gibt gab es früher gar nicht, der Netzteil Trafo bleibt aber sicher gleich.

Wir wissen ja auch nicht wie die Geräte genau vor 30 Jahren geklungen haben. Wir können nur alte unbehandelte Geräte mit alten überarbeiteten Geräten vergleichen. Und dann klingen die überarbeiteten Geräte eben besser als die nicht "gewarteten" Geräte. Wenn man aus originalitäts Gründen keine Bauteile tauschen möchte ist das ja auch in Ordnung Dann ist manchmal eben der strikte Originalzustand wichtiger als der Klang. Wie immer: Jeder soll seinen Weg finden.

Broesel02
rosenbaum
Stammgast
#16 erstellt: 14. Mrz 2013, 01:28

Ralf_Hoffmann (Beitrag #13) schrieb:
Sollte sich nach der Revision tatsächlich eine relevante Klangänderung einstellen, hatte man vorher ein (teil)defektes Gerät.


Timo (Beitrag #6) schrieb:
Keine Ahnung, ob ein restauriertes Gerät besser klingt, aber es gibt einem vermutlich ein besseres Gefühl. Wenn mein Auto nen Ölwechsel bekommen hat und frisch gewaschen und poliert wurde, habe ich auch immer den Eindruck, dass es besser fährt...irgendwie leichtgängig ....

Ist natürlich totaler Quatsch, wirkt aber immer wieder :prost


Genau so ist das. :*


so isses
raphael.t
Inventar
#17 erstellt: 14. Mrz 2013, 09:27
Hallo Leute!

Ich danke für eure rege Beteiligung!

Ich möchte ja nur wissen, warum ein an sich von den Daten kräftiger Sansui 990 (schwarzer 9090) im Bass bei weitem nicht die Kontur hat, wie sein wenige Jahre jüngerer Verstärker-Bruder AU D9 und ob das natur- sprich konstruktionsbedingt ist oder ob das doch auf verminderter Kapazität von Netzteilelkos oder ähnlichem beruht. Dann könnte eine Revision doch was bringen, oder?! Brummen tut allerdings nichts...

Detegg: Auf keinen Fall will ich eines meiner Geräte aufgebohrt oder aufgemotzt haben!

Ich besitze zwei Receiver, die mir klanglich ausnehmend gut gefallen, das sind der Harman Kardon 800+ und der HK 930. Ersterer kracht und grummelt, letzterer ist leider halbseitig defekt.
Bei beiden möchte ich nichts lieber, als den Originalzustand, weil der so gut war.

Es kann aber doch nicht sein, dass ein 40 Watt-Receiver (HK 930) ein 120 W -Gerät (Sansui 990) im Bass so deutlich aussticht, ohne dass an letzterem irgendwas wäre, was man richten könnte, oder ist mein Denken da ganz falsch? Mein Sansui Eight ist da dem 990 auch überlegen, obwohl er aus der selben Familie kommt.

Sansui 9090-User, bitte meldet euch! Wie klingt solch ein Bolide bei euch?

Mit freundlichen Grüßen
Raphael


[Beitrag von raphael.t am 14. Mrz 2013, 09:28 bearbeitet]
Timo
Inventar
#18 erstellt: 14. Mrz 2013, 11:08
Natürlich ist ein (professionell) revidiertes Gerät grundsätzlich wünschenswert und sicherlich eine Aufwertung. Auch eine Ausstattung mit neuen Netzsteckern usw. Ist sichtlich nicht von Nachteil.

Und: wer kann schon eindeutig sagen wie früher Geräte geklungen haben? Das ist wohl kaum möglich...

blademage
Stammgast
#19 erstellt: 14. Mrz 2013, 11:20
Den Klang kann man bei einer Restauration / beim Reparieren durchaus beeinflussen. Es kommt drauf an, ob man was verändert oder nicht. Man kann messtechnische Werte optimieren (z.B. mit sekeltierten gleichen Bauteilen, somit den "Klang" verbessern, ohne die Charakteristik zu ändern oder man kann auch die Charakteristik ändern, wenn man andere Bauteile verwendet. Oft helfen schwachbrüstigen Endstufen schon größere Elkos um einfach etwas mehr Dynamik zu erreichen oder selektierte Widerstände und Cos einem Phono-Pre zu besserer Auflösung oder einfach nur besserer Kanaltrennung.

Man muss halt auch unterscheiden, was da restauriert, repariert oder getunet (wie auch immer man das schreibt) wird. Quelle, Vorstufe, Endstufe oder Lautsprecher. Digitale Quellen kann man kaum in der Charakteristik beeinflussen (ohne den Wandler anzutasten), hauptsächlich in der Dynamik, Vorverstärker sind sehr empfindliche Teile, die auf Kondensatoren und Widerstände empfindlich reagieren. Endstufen je nach Aufbau (kommt drauf an, wie viel Signalverabeitung bzw. beeinflussung dort noch passiert). Da lassen sich aber mit anderen Transistoren besseres Rauschverhalten oder Auflösung, mit anderen Netzteilen (Trafo, Elkos, ...) mehr Dynamik etc. erreichen. Lautsprecher ändern mit jedem Handgriff ihren Charakter. Sei es nun eine Änderung am Gehäuse, an der Elektrik oder an der Bestückung. Die Elektrik an der Weiche sollte man immer mit selektierten Bauteilen paarweise durchführen.

Das schönste ist IMHO dann, wenn das Gerät wieder klingt wie vorher, die Charakterzüge da sind, die man liebt, wegen derer man das Gerät erworben hat.
P.W.K._Fan
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 14. Mrz 2013, 13:30
Gerade bei Verstärkern habe ich die Erfahrung gemacht, das 70% der Geräte ihre elektrischen Spezifikationen noch einhalten, und sogar übertreffen.
Bei gut 20% der Verstärker waren kleinere Abgleicharbeiten notwendig.
und bei den letzten 10% waren die Spezifikationen soweit abgedriftet, das es hörbare Unterschiede geben könnte. Messtechnisch machte es sich hauptsächlich durch einen höheren Klirr, einen höheren Ripple in der Betriebsspannung, und sogar zur beeinträchtigung der Frequenzgangslinearität bemerkbar.

Verstärker sind diesbezüglich also ziemlich unproblematisch.

Bei tunern und Receivern sieht die Sache wieder etwas anders aus. Dort waren bis jetzt gut bei 30-35% der Geräte Abgleicharbeiten notwendig.
Diese hatten aber keinen Einfluss auf den Klang, sondern nur auf die Empfangseigentschaften.

Bei "mechanischen" Baugruppen sind die Alterungserscheinungen schon viel ausgeprägter. Da könnte ich seiten damit voll schreiben
germi1982
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 14. Mrz 2013, 18:40
Die Halbleiter sind auf jeden Fall gut gealtert und da ändert sich dann auch kaum mehr was. Bei Neugeräten hat man evt. immer noch eine Langzeitdrift bei den Bauteilen die sich dann im Laufe des Alters immer mehr verringert.

Früher hat man Bauteile deswegen auch bei ca. 60°C erstmal künstlich vorgealtert damit die dann nicht mehr "weglaufen", gerade im Bereich der Spannungsstabilisierung mittels Referenzdioden. Die wurden früher bei uns im Betrieb selbst hergestellt durch künstliche Alterung von Z-Dioden über Wochen hinaus und regelmäßiger Selektion. Die waren um Welten besser als die gekauften Dioden mit Zertifikat!


[Beitrag von germi1982 am 14. Mrz 2013, 18:42 bearbeitet]
classic70s
Inventar
#22 erstellt: 14. Mrz 2013, 21:10
Meiner Erfahrung nach bringt eine Restauration eines noch einwandfrei funtionierenden Klassiker keine klanglichen Verbesserungen.
Über Tuning reden wir hier ja nicht, das wäre ein völlig anderes Thema.

So ein altes Gerät klingt erst dann nach einer Reperatur/Restauration besser, wenn vorher vielleicht kaum bemerkbar der Klang durch falsche Einstellungen oder teildefekte Bauteile bereits eingeschränkt war.
Man muss nicht immer und unbedingt bemerken, das ein funktionierender Klassiker nicht mit 100% Klangpotential läuft.
Ich konnte einige Geräte die ich im doppel hatte vergleichen, einmal restauriert, gegen nicht restauriert, meiner Erfahrung nach laufen 80 - 90 % der alten Japan Klassiker ohne Restauration mit 100% Klangqualität.

Dein Sansui 9090 wird wohl einfach in der Serie so abgestimmt sein, gerade die unterschiedlichen Sansui Serien haben zum Teil erhebliche Klangunterschiede!
Ich hatte mir z.B. mal einen AU-517 im 1A Top Zustand zugelegt, dieser funktionierte in allen Belangen einwandfrei, der Bass war mir jedoch viel zu üppig und tief.
Der Bass war überhaupt nicht schlecht, im Gegenteil dieser geht beim AU-517 abgrundtief mit sehr sauberer Präzision, das war mir jedoch richtig unheimlich und für meine Hörgewohnheiten einfach zu viel und unangenehm.

Dagegen bin ich mit Sansui G-7700 oder Sansui Six sehr glücklich da mir die Klangbilder dieser beiden Sansui Serien besser zusagen und diese auch völlig anders als ein AU-517 klingen, den ich mittlwerweile aus genannten Grund wieder verkauft habe. Viele Leute wären mit einem AU-517 mit Sicherheit glücklich und würden ihn genau wegen diesem abgrundtiefen präzisen Bass lieben.

Vermutlich würde mir der Klang deines 9090 zusagen und du würdest evt. den des AU-517 klasse finden.
So zählen bei Klassikern die individuellen Hör-Vorlieben, gerade bei audiophilen Musikliebhabern die großen Wert auf guten Klang legen.

Man wird nicht mit jedem Gerät glücklich, deshalb suchen und vergleichen wir ja so gerne bis wir "unsere" Lieblingsgeräte auch in klanglicher Hinsicht gefunden haben.


schönen Gruß
Dirk
raphael.t
Inventar
#23 erstellt: 15. Mrz 2013, 09:02
Hallo Leute!

Dirk: Besonderen Dank für deinen Beitrag! Der hilft mir wieder weiter.
Einen aufgeblähten Bass mag ich ja überhaupt nicht, meine Tannoy Arden III brauchen straffe Kontrolle, da ufert schnell mal was aus, besonders in meinem etwas zu niedrigen Hörraum ist das Phänomen zu beobachten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Hörraum für diese Bassüberlagerungen verantwortlich ist, ein "warm" und füllig abgestimmter 70er Marantz überlädt da gerade die kritischen Frequenzbereiche.
Deshalb schlafen auch Endstufe 250M und Vorstufe 3800 meist, was eigentlich traurig ist.
Besser ist es jedenfalls mit den B&W 640, aber ich höre ja gerne mit meinen Vintage-Boxen.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
shabbel
Inventar
#24 erstellt: 15. Mrz 2013, 10:07
@ classic70s

Das ist wohl ein wichtiger Punkt. Wenn ein vernünftiges Durchmessen eines Klassikers mit Oszilloskop und Multimeter einwandfreie Funktion anzeigt, dann dürfte das Gerät auch klanglich nicht eingeschränkt sein.
hifi-collector
Stammgast
#25 erstellt: 15. Mrz 2013, 10:15
Hallo Raphael,

das Problem sehe ich eher bei Deinen Tannoy Ardens, als beim Sansui Receiver. Die brauchen nach meiner Erfahrung weniger Kontrolle, als geeignetes Musikmaterial, um umwerfend zu klingen. Ich betreibe momentan ebenfalls Tannoy HPD385er in einem alten Berkeley Gehäuse an einer Leak Stereo 20 Endstufe, mit 2 x 12 Watt Leistung ein eher schwacher Verstärker. Wird diese Kombi mit der richtigen Mucke befeuert, egal ob von CD oder Platte, klingt das einfach nur geil und die Kombi macht alles richtig. Spiele ich damit Musik ab, die nicht optimal aufgenommen wurde, klingt es manchmal grauslich. Die Tannoys sind halt wählerisch und decken schlechte Aufnahmen gnadenlos auf. Sie werden dann leicht lästig.

Übrigens habe ich gestern Spaßes halber mal meinen alten Sansui 8080 Receiver hervorgekramt, vom Staub der Jahre befreit und im Schnelldurchgang überholt. Das Ding ist technisch einwandfrei in Ordnung, klingt aber etwas lästig und zu hell abgestimmt. Der zum Vergleich gehörte Marantz 2385 klang da wesentlich angenehmer. Der Vergleichtest war aber nur kurz und erfolgte mit Kopfhörer.

Letzten Endes ist es schwierig, eine richtige Aussage zu Deinem Sansui zu machen. Wenn er Dir klanglich nicht gefällt, ersetze ihn durch ein Gerät, das Dir besser zusagt.

Gruß

Andreas
ratfink
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 15. Mrz 2013, 13:12
Hallo, ich habe selber Tannoys und muss auch sagen das sie von Leistung vor allem im Bassbereich profitieren.
Ausserdem kenne ich Raphael und seinen Hörraum und weiss was er meint.
raphael.t
Inventar
#27 erstellt: 17. Mrz 2013, 17:47
Hallo Leute!

Andreas, du hast vollkommen Recht! Nun bin ich mir ganz sicher:
Meine Tannoy Arden III aus dem Jahr 1976 vertragen sich mit kaum einem meiner Klassiker-Receiver/Verstärker aus der Zeit. Paradox, oder?
Daran trägt zunächst einmal mein Hörraum Schuld, der zu niedrig ist.
Die kritischen Arden dazu und füllig abgestimmte Receiver in meinem Hörraum, das geht schlecht zusammen. Ich habe aber die Tannoys auf Rollbretter stehen, auch die B&W DM 640 und verwende Bananenstecker, so ist ein rascher Boxenwechsel möglich.
Bei einer ausgiebigen Hörsitzung mit einem kritischen Freund zeigte mein Sansui 990 nicht die geringste Schwäche im Bass an den 640, wir hörten mit meinem TD 125 eine Jazz-Platte nach der anderen, so gut war die Performance. Danach mit dem Pioneer SX 939 dasselbe, wunderschöne Klangfarben, meinem Freund gefiel der sogar besser als der Sansui, mir allerdings taugte der straffere Bass des 990 mehr.

Somit habe ich den kuriosen Fall, dass ich zu meinen Vintage-Geräten modernere Boxen verwenden muss, aber Schlimmeres soll einem nie passieren!

Danke für all eure Beiträge, besonders dir, Andreas!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael


[Beitrag von raphael.t am 17. Mrz 2013, 17:48 bearbeitet]
Gelscht
Gelöscht
#28 erstellt: 17. Mrz 2013, 20:25
Natürlich könnte man nun jeden Elko einer genauen Prüfung unterziehen und die Ergebnisse jeweils auf die spezielle Funktion in der Schaltung hin interpretieren. Aber warum sollte man sich, sofern man hierzu überhaupt in der Lage wäre, diesen Aufwand machen? Gibt es irgendeinen historischen Wert eines z.B. ELNA - bzw. "NoName Japan" - Elkos aus den 70er/80er oer gar 90er Jahren? Ich meine Nein.

Da der mögliche Schaden bzw. die mögliche Funktionsbeeinträchtigung in keinem Verhältnis zum Aufwand des Ersetzens stehen, neige ich hier nachwievor sehr stark zu der Verfahrensweise die Elkos nach Möglichkeit komplett durch hochwertige aktuelle Kondensatoren zu ersetzen da:

1.) fest steht das die Elkos Ihre Beschaffenheit offensichtlich über die Jahre erheblich verändern.

2.) der Hersteller diese Elkos vermutlich in dem Zustand nicht in die damaligen Neugeräte eingebaut hätte.

3.) es keinen erkennbaren historischen Aspekt in der Erhaltung der Originalbestückung gibt.

Meine Vorgehensweise bei einem JVC T-X5 Tuner war deshalb normale Elkos bis 1µF gegen Wima Folienkondensatoren zu ersetzen. Weiterhin besondere Elkos wie (Low Leak Current - geringer Leckstrom oder N.P. No Pol) auch bis 10 µF herauf durch ebenso Wima Folienkondensatoren. Ansonsten alle anderen Elkos gegen passende bzw. in Ermangelung desselben der nächst höher liegenden Spannungsfestigkeitsklasse zugehörigen hochwertige Panasonic Elkos zu ersetzen.

Die Platinen danken es einem nicht zuletzt durch eine durchaus schön anzusehende Optik. Die dagegen ohne Frage im Vordergrund stehende Funktion des Tuners schien mir durch diese Aktion auch erheblich verbessert zu sein. So erlangte z. B. die Skalen-Beleuchtung auch nach Umschaltung auf 240V Betrieb wieder eine ausreichende Helligkeit. Aber auch das m. E. etwas spitz zum lispeln neigende Klangbild des Tuners wich einem jedenfalls in meinen Ohren wesentlich harmonischerem Gesamteindruck. Ist aber natürlich subjektiv. Demgegenüber standen keinerlei negative Auswirkungen weshalb ich keinen Grund zu einer vorsichtigen Gangart zu erkennen vermag.

Ich würde sogar soweit gehen das in dem Bereich vielfach im Netz angebotene gewerbliche "Restaurationen" die sich in weiten Teilen mit Lämpchen ersetzen und im polieren Cinch-Anschlussleisten zu Auffrischung der Optik verliert keine Restauration sondern Verarsche darstellt...
Highfidelist
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 30. Mrz 2013, 20:37
Wo wohnst du? Ich wohne in Dortmund und habe meine beiden Endsufen, die zwei Apogee Duettas Ref. Betreiben, letztes Jahr für 500 € in einer renommierten Fachwerkstatt überholen lassen. Der Reparateur - ein absolutz Kenner - hat mich mehrfach angerufen, über die Arbeitsscritte informiert und vorgeschlagen, was noch gemacht werden sollte. Ich kann nur sage, die Sonne ging auf, als ich die Geräte zurück bekam. Die Dinger klangen wie neu, es war ein Genuss, sie zu hören. Das ist wie bei einer Neonröhre. Du bemerkst kaum, dass sie ständig dunkler wird. Schraubst du eine neue Röhre rein, geht die Sonne auf......
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