Klein+Hummel Telewatt TX-4 Lautsprecheboxen

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wombel69
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 19. Jun 2016, 22:40
Guten Abend Zusammen,

ich lese schon längere Zeit hier immer mal mit. Heute habe ich mich angemeldet, weil ich einige Fragen zu o.g. Lautsprecherboxen habe.
Ich bin 47 Jahre alt und habe vor einiger Zeit wieder begonnen, mich mit Hifi-Technik und Vintage Hifi zu beschäftigen.
Ich habe selbst schon einige Geräte, die sich im Laufe der Jahre so angesammelt haben.
Außerdem habe ich in den letzten Monaten einige günstige Geräte und auch Lautsprecherboxen bekommen.
Mein Schwerpunkt liegt bei Geräten von Grundig, Saba und seit neuestem auch Revox.

Letztes Wochenende sind mir nun ein paar Telewatt TX-4 von 1965 zugelaufen. Ein paar sehr schöne, große Boxen mit einem tollen Klang.
Obwohl ich meine, dass sie im Tiefton (30 cm Bass) nicht ganz an meine Braun L 810 (2 x 20 cm Bass) herankommen.
Aber gerade gezupfte Gitarren und Bläser klingen darüber, vermutlich wegen der Mittel- und Hochton-Hornlautsprecher, wirklich sehr "knackig" und sauber.

Laut einem Prospekt bei Neumann, "PDF: Telewatt Hifi-Speaker" sind folgende Lautsprecher eingebaut:
- TT: Telewatt TR-10
- MT: Electro-Voice T-8 M
- HT: Electro-Voice T-35 B

Damit komme ich dann auch zu meinen Fragen:

1. Bei meinen Boxen scheint ein anderer Basslautsprecher verbaut zu sein. Auf der Staubschutzkappe steht groß EV für Electro Voice.
Er sieht, bis auf diese Kappe und einem zusätzlichen Schwirrkonus, aber dem Originallautsprecher sehr ähnlich, zumindest nach dem einzigen Bild von der TX-4 ohne Abdeckung, das ich im Internet auftreiben konnte Bild: Telewatt TX-4 auf einer russischen Webseite.
Kann mir jemand sagen, was das für ein EV-Lautsprecher ist? Ich habe keine weitere Typenbezeichnung auf der Rückseite gefunden. Und ob er zu dieser geschlossenen Box mit ca. 60l Volumen passt? Hat jemand ein authentisches Bild von dem Originalbass? Oder ist meiner einfach nur eine Variante der TX-4 die offiziell so hergestellt wurde? Der Einbau sieht professionell aus, so als wäre das immer so gewesen.

2. An einem der Basslausprecher ist der Schwirrkonus etwas eingerissen und erzeugt Flattergeräusche bei lauteren Bässen. Wie und womit würdet ihr das kleben bzw. reparieren. Bei Weißleim habe ich Angst, das der zu hart wird

3. Das Anschlusspanel mit DIN-Buchse und Pegelreglern auf der Rückseite steht auf dem Kopf, wenn der Basslautsprecher unten ist. Ist das so original?

4. Hat jemand noch eine Bedienungsanleitung und genauere Frequenzgangschriebe zu diesen Boxen?

Ich habe mal einige Bilder von den Boxen gemacht und einen Schaltplan der Weiche und der Verdrahtung heraus gezeichnet, die ich hier gerne Anhänge. Vielleicht hilft der Plan ja auch noch dem ein oder anderen Suchenden. Die Induktivitäten der Luftspulen will ich demnächst noch ausmessen, die würde ich dann hier noch ergänzen.

Bilder Telewatt TX-4
Die Box von vorne, Bass von EV mit Schwirrkonus.

Bilder Telewatt TX-4
Der Basslautsprecher von hinten

Bilder Telewatt TX-4
Das Anschlußpanel mit den Pegelreglern

Bilder Telewatt TX-4
Die Typenbezeichnung der Weiche, Filter FW-4.

Telewatt TX-4 Frequenzweiche
Schaltbild der Frequenzweiche FW-4 mit Werten der Bauteile, soweit diese lesbar waren.

Ich hoffe, ich konnte neben meinen Fragen auch einen kleinen Beitrag leisten.

Viele Grüße
Wolfgang
highfreek
Inventar
#2 erstellt: 20. Jun 2016, 05:51
hallo,
sehr interessant deine K&H Boxen.
Leider kann ICH Dir keine Auskunft zur Originalität geben. Aber ein "Schwirrkonus" (ich denke du meinst das Gebilde um die Staubschutzkappe) macht bei einem Bass LSP eher keinen Sinn. Denn er soll bei einem Breitbänder die Höhen abgeben.
So fürchte ich das das Chassis leider nicht original ist.Und klar kannst Du holzleim nehmen, der Konus sollte so stabil wie möglich sein.

Na ja ich hoffe mal Du findest jemand der die Dinger schon mal besessen hat. Wir schwer ,gibt es sicher nicht oft.
gruß


[Beitrag von highfreek am 20. Jun 2016, 05:55 bearbeitet]
shabbel
Inventar
#3 erstellt: 20. Jun 2016, 09:34
Das könnte tatsächlich original sein, weil Telewatt schonmal die gleichen Boxen in verschiedenen Bestückungen vertrieben hat. Der EV-Tieftöner sollte deutlich offener spielen als der TR-10. Falls der EV falscherweise verbaut wäre, würde irgendwo im Bereich der höheren Stimmlagen etwas zu laut sein, was auch nicht durch die Pegelregler korrigierbar ist. Ob die Gehäusegrösse stimmt, ergibt sich aus dem Tiefbass. Die tiefsten Töne eines E-Basses sollten da sein. Dann ist das Gehäuse gross genug. Bei 60-er Jahre Boxen sollte man mit mehr Dämmmaterial experimentieren.

Du hast ja kein Foto von dem Riss im Schwirrkonus hochgeladen. Der beste Kleber für Papiermembranen ist Tapetenkleister. Und dann eventuell von hinten eine Verstärkung aus einem passenden, möglichst dünnen Papiermaterial. Durch befeuchten lässt sich Kleister immer wieder lösen.
wombel69
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 20. Jun 2016, 11:21
Hallo shabbel,
das mit dem Tapetenkleister ist eine gute Idee, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Das werde ich auf jeden Fall versuchen, vielen Dank.

An dem Basslautsprecher irritiert mich einfach der Schwirrkonus sehr, der ja eher zu einem Breitbandlautsprecher gehört, wie ja auch Dieter schon schrieb.
Ich habe den Eindruck, dass es eine Überhöhung im oberen Bassbereich gibt, kann es aber noch nicht richtig eingrenzen. Am Besten sweepe ich die Box heute Abend mal durch, vielleicht kann man eine auffällige Resonanzstelle schon so raushören.
In der Box ist auch erstaunlich wenig Dämmmaterial, es sind nur die Wände mit relativ fester Glaswolle beklebt, der sonstige Innenraum ist frei, was ich für diese Zeit ungewöhnlich finde. Die meisten Boxen waren ja eher Vollgestopft mit Dämmmaterial.

Ich habe den Eindruck, dass der Bass besser geworden ist, seit ich die Boxen am Samstag teste. Ich vermute, dass sie länger gestanden haben und sich erst wieder einspielen müssen. Oder meine Ohren haben sich dran gewöhnt !
Die 30er Bässe sind sehr weich aufgehängt und haben eine Gewebesicke, die sich Ok anfühlt, kein bröseln und kein kleben.

Vielleicht hat ja hier noch jemand die TX-4, und kann hier ein paar Bilder einstellen, damit wir die Bässe mal vergleichen können.

Klanglich gefallen mir die Boxen insgesamt recht gut. Sehr saubere und präzise Mitten und Höhen. Ich muss mir noch einen zweiten Kabelsatz mit DIN-Steckern anfertigen, damit ich die mal im direkten A/B Vergleich zu meinen L810 hören kann.

Gruß
Wolfgang
shabbel
Inventar
#5 erstellt: 21. Jun 2016, 09:49
Du kannst sowohl die Gewebesicken als auch die Elkos der Frequenzweiche nach lager Standzeit "einspielen". Dein Höreindruck kann genau das wiedergeben. Wenig Dämmmaterial war vor 1970 keine Seltenheit.

Die pdf mit dem Lautsprecherprogramm sagt folgendes:

Unbenannt - 3

Ich hatte mal mit der TL2 geliebäugelt, die den TR-4 mit den Lüftungsschlitzen verbaut hatte. Die TL-2 hatte einen kreisrunden Papierhochtöner, es gab aber auch eine Studioversion mit Hochtonhorn. Somit hatte die Heimversion einen Höhenabfall ab 5.000 Hertz, während die Studioversion wohl bei linearen Höhen deutlich schärfer klang.

Der TR-10 ist der Beschreibung nach kein Breitbänder, während Du einen Breitbänder verbaut hast. Die Trennfrequenz des EV-Mitteltöners nach Deiner Frequenzweiche wäre nach Butterworth bei 3500 Hertz (angenommene 4 Ohm). Es wäre sinnvoll, jetzt herauszufinden, wie der EV-Tieftöner von Electro Voice abgetrennt worden ist. Vorausgesetzt, der Tieftöner bringt in dem Gehäuse genügend Tiefbass, kann man bei vernünftiger Trennung sogar einen Klang erreichen, der offener und klarer ist als bei dem TR-10 Tieftöner.
Ingor
Inventar
#6 erstellt: 21. Jun 2016, 11:05
Ich finde das Bemerkenswerteste an diesen Lautsprechern ist das Preis-Leistungsverhältnis: 2200 DM war fast ein halber Sparkäfer.

Dafür bekam man zwei Lautsprecherboxen mit einer Belastbarkeit von 30 W Musik und Druckkammerlautsprechern, die im Abstrahlverhalten eher problematisch sind. Das ganze in einer häßlichen Kiste mit Stoffbespannung.

Meine Güte bin ich froh, dass wir heute deutlich bessere Boxen für viel weniger Geld bekommen.
raphael.t
Inventar
#7 erstellt: 21. Jun 2016, 11:10
Hallo!

Risse in Membranen sind mit Tapetenkleister und dem Papier eines aufgeschnittenen Teebeutels sehr gut zu richten.

Grüße Raphael
kinodehemm
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 21. Jun 2016, 11:48
... ..war unsinn..


[Beitrag von kinodehemm am 21. Jun 2016, 12:44 bearbeitet]
wombel69
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 21. Jun 2016, 12:16
Guten Morgen Zusammen,

@shabbel
Dann bist du der Meinung, dass der EV Tieftöner besser ist, als der original vorgesehene TR-10?
Vielleicht war das eine Tuningmaßnahme des Vor-Vor-Besitzers. Die Lautsprecher waren wohl viele Jahre lang in einer Schrankwand eingebaut.
Der Vorbesitzer hat dann die Kondensatoren für Mittel- (8 µF bopolar gegen 2 x 4,7µF Folie) und Hochtöner (komme ich nicht dran ohne ablöten) getauscht. Die 50 µF Bipolaren Elkos für die Bässe will ich dann noch tauschen.
Bei dem Schwirrkonus habe ich mir schon überlegt, ob ich den nicht komplett heraus schneide anstatt ihn zu reparieren. Wäre aber auch schade um diese historischen EV-Tieftöner.
Das ist vielleicht die Gelegenheit, mal meine selbst gebauten Messmikrofone (leider nicht kalibriert) mit ARTA zu testen. Damit lässt sich sicher zumindest eine Tendenz erkennen.

@Ingor
Gut das sind keine schlanken Designer-Boxen, aber so schlimm finde ich die auch nicht. Die haben auch ihren Charme. Leider fehlen die Abdeckrahmen dafür, die werde dann mal neu machen und einfach mit schwarzem Stoff beziehen. Es sei denn, mir läuft günstig ein original anmutender Stoff über den Weg. Oder es hätte hier jemand die Rahmen abzugeben.
Bis jetzt scheint diese Boxen aber niemand sonst zu haben!?

@Raphael
Der Tipp mit den Teebeuteln ist auch gut, da habe ich noch einige im Schrank, die so alt sind, dass sie mal entsorgt werden müssen. Das ist dann die Gelegenheut :D.

Gruß
Wolfgang
kinodehemm
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 21. Jun 2016, 12:59
Moin

der EV BB ist sicher eine schlechte Bestückung , was den Bassbereich angeht.
Ich kenne keinen EV 12", der in einem kleinen Gehäuse wie diesem sowas wie (Tief)bass machen würde.
Wenn die LS allerdings in einer Schrankwand eingeabut waren, könnte das sogar gepasst haben

Ich würde nach einem CB-fähigen 12' Bass Ausschau halten, der hinsichtlich der Impedanz zur FW passt.
Heco Vintage, Pioneer, Onkyo, auch in einer Goodmans Eleganza war ein 12" CB verbaut.
Der TR10 sieht ein wenig nach dem RT75 von Radiotechnika aus (welcher aber ein 10" ist..)

Ich denke aber, das unsere 'Archivare' den thread noch entdecken..
shabbel
Inventar
#11 erstellt: 22. Jun 2016, 09:00
Durchmessen mit Messmikrophon ist schonmal gut. Die Tiefbassfähigkeit lässt sich tatsächlich nicht über Frequenzweichentuning korrigieren. CB heisst ja geschlossenes Gehäuse.

Der EV Tieftöner spielt breitbandig. Das heißt, der Ton wird nicht nur mittels Hub erzeugt, sondern ein beträchtlicher Anteil der höheren Frequenzen kommt von Deformationen der Membran. Das ist von der Natürlichkeit und Offenheit besser, von den Verzerrungen schlechter. Heute verbaut sowas niemand mehr, weil die Testzeitschriften die Messwerte zerreissen würden.
wombel69
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 22. Jun 2016, 10:50
Ist das denn wirklich ein Breitbandlautsprecher? Ich habe angenommen, dass der Schwirrkonus vielleicht nur etwas den oberen Bass-Frequenzbereich unterstützen soll. Der Bass ist schon recht weich aufgehängt, anderseits ist die Membrane in sich auch ziemlich weich, ich kann mir schon vorstellen, dass durch sog. Partialschwingungen der Membran ein höherer Frequenzbereich unterstützt wird, so wie shabby das wohl auch meinte.
Allerdings liefern meine Braun L810 mit den beiden 20er Bässen einen wesentlich tieferen und trockeneren Bass als die TX-4 mit diesen EV-Bässen.

Ich habe mal im Internet bei Visaton und Mivoc gestern nachgesehen. Da gibt es ja auch kaum einen Lautsprecher, der bei 30cm und 60l einen brauchbaren Tiefbass erzeugt. Meist ist dabei ein größeres Gehäuse notwendig, oder man geht auf Bassreflex.

Ansonsten habe ich gestern Abend mal die Spulen durchgemessen, ich komme auf 2 mH für den Bass und 0,45 mH für das MT-Horn.
Laut Hifi Jahrbuch sind die Übergangsfrquenzen bei 800 und 3500 Hz.

Hier mal die aktualisierte Weichenschaltung und noch ein paar Bilder:

Frequenzweiche K+H Telewatt TX-4 (Ver. 1.1)--

Frequenzweiche aktualisiert


K+H Telewatt TX-4

Die Frequenzweiche mit großen Luftspulen für Bass und Mittelton, unter den Pertinaxplatten, leider etwas ungünstig nebeneinander.


K+H Telewatt TX-4

Ansicht von hinten

Gruß
Wolfgang
Ingor
Inventar
#13 erstellt: 22. Jun 2016, 13:09
Der Schwirrkonus ist tatsächlich für den Mittel und Hochtonbereich gedacht. Für alles im Bassbereich spielt er keine Rolle. Durch den etwas anderen Frequenzgang könnte es zu einer Überhöhung der Mitten um 800 Hz kommen.

Ob der Bass beim Lautsprecher trocken klingt entscheiden die Hochtöner nicht der Basslautsprecher.

Was meinst du mit Tiefbass? 50 Hz oder 25 Hz? Wie tief ein Lautsprecher runtergeht hängt auch von der gewünschten Lautstärke der Gesamtbox ab. Man kann eine Box so abstimmen, dass die Hoch und Mitteltöner einfach leiser gegen über dem Bass sind. Eine geschlossene Box kommt sogar tiefer runter, aber mit weniger Pegel, als eine gleichgroße Bassreflexbox, da letztere unterhalb der Resonanzfrequenz des Gesamtsystems kaum noch Schallleistung abstrahlt.
wombel69
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 22. Jun 2016, 17:38
Hallo Ingor,

Mit trocken meinte ich eher, dass die Bässe sauber sind und nicht zum dröhnen neigen. Keine Überbetonung im oberen Bassbereich.
Die L810 empfinde ich da sehr linear, eher zurückhaltend im oberen Bassbereich. Und mit Tiefbass meinte ich eher 25 Hz. Über die L810 sind auch 20 Hz im Abstand von ca. 5-6 m sehr gut zu hören, bei der TX-4 sind sie da eher nur zu erahnen.

Ich habe heute noch eine Webseite mit Bildern zur TX-4 gefunden. Die Tieftöner dort sehen meinen extrem ähnlich, nur das meine eben diesen Schwirrkonus mit der EV Kalotte haben. Ich habe auch schon genauer nachgesehen, ob die Tieftöner nicht nachträglich umgebaut worden sind. Es sind aber auf der Membran keine Klebestellen von einer alten Kalotte zu sehen. Es sieht alles original aus, so wie es ist.

EV Bass in meinen TX-4EV Bass in meinen TX-4EV Bass in meinen TX-4

Die EV-Tieftöner von meinen TX-4


Die TR-10 / TR-14 Tieftöner

Quelle: verro.ru
Die TR-10 / TR-14 Tieftöner Die TR-10 / TR-14 Tieftöner
Quelle: tubebbs.com
Die Bilder zum Tieftöner, die ich im Internet gefunden habe.

Die Membrane und auch der Korb und dessen Lackierung sehen für mich völlig identisch aus. Der einzige Unterschied ist der Schwirrkonus und die Staubschutzkappe. Ich finde das schon sehr erstaunlich!!

Gruß
Wolfgang


[Beitrag von wombel69 am 22. Jun 2016, 17:56 bearbeitet]
shabbel
Inventar
#15 erstellt: 22. Jun 2016, 21:58
Das mit 800 Hertz Trennfrequenz für den Mitteltöner kann meinem Gefühl nach nicht stimmen. Die Widerstände vor dem Mitteltöner gehen mit in die Impendanz ein (Kirchhoffsches Gesetz). Ich kenne jetzt nicht die Widerstände von Mittel- und Tieftönerchassis. Es wäre wichtig beide Trennfrequenzen zu haben. Dann kann man genau sehen, wie der Abstand der Trennung ist. Das könnte doch eine vernünftige Konzeption mit dem EV Tieftöner sein.

Die Tieftönerfotos sind Magnetfabrik Dortmund. Hier mal ein paar Fotos von 60-er Jahre Magnetfabrik WHD, 11 Zoller. Ist auch nicht so weit hergeholt. Electro Voice haben um 1980 in der Schweiz hergestellt.

IMGP0055IMGP0054
wombel69
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 22. Jun 2016, 22:41
Vielleicht hat Electro Voice ja auch die Lautsprecher für Klein + Hummel normalerweise ohne Label produziert?
Auf den beiden Hörnern habe ich auch keine Markenkennzeichnungen gefunden, dass die von Electro Voice sind, weiß ich auch nur aus dem Prospekt von K+H.
Vielleicht sind diese anderen Tieftöner auch mal als Austausch wegen eines defekts verbaut worden, und es wurden direkt Lautsprecher von EV eingebaut, die nur geringe Abweichungen zum "Original" von K+H hatten. Ich finde die Original- und meine EV-Tieftöner schon sehr ähnlich, bis auf den Konus.

Der Lautsprecher auf deinem Bild, Shabbel, hat schon einen sehr ähnlichen Korb, aber der Magnet ist anders und er hat natürlich eine Papier statt einer Gewebesicke. Es wäre schon möglich, das der Tieftöner auch aus der Ecke kommt.

Die Übenahmefrequenzen habe ich auch nicht aus dem Aufbau der Weiche ermittelt, die stehen so im Hifi-Jahrbuch II 1965/66.

Da ich mit Lautsprecherboxen und Weichen nicht viel Erfahrung habe, bereitet es mir doch etwas Schwierigkeiten, aus den gegebenen Bauteilen die gegebene Übernahmefrequenz zu ermitteln. Für den Weg anders herum, aus der Eckfrequenz die Weichenbauteile zu ermitteln, dazu findet sich sehr viel im Web.

Gruß
Wolfgang
Detsi_Bell
Stammgast
#17 erstellt: 06. Jul 2016, 13:40
Hallo Wolfgang!

Weder Korb noch Magnet noch Membran passen zu dem, was ich von EV kenne, daher denke ich, daß jemand den Hochtonkegel transplantiert hat.

Technisch ergibt das in einer 3-Wege-Box überhaupt keinen Sinn, denn der Kegel bekommt keine Töne in seinem Arbeitsgebiet. Und wenn doch, dann gibt es Interferenzen weil bestimmte Frequenzen von zwei verschiedenen Orten abgestrahlt werden.

Best: Detsi
shabbel
Inventar
#18 erstellt: 07. Jul 2016, 09:07
Jetzt, wo Detsi es sagt, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Nur der Hochtonkegel ist getauscht.
wombel69
Ist häufiger hier
#19 erstellt: 07. Jul 2016, 09:42
Guten Morgen,

den Verdacht, dass der Hochtonkegel und die Kalotte getauscht worden sind, habe ich ja auch. Aber wenn dem so sein sollte, dann ist das absolut professionell gemacht worden. Auf der Membrane finden sich keinerlei Kleberreste von der alten Kalotte und der Hochtonkegel und die Kalotte sitzen perfekt gerade und fest auf dem Lautsprecher bzw. der Schwingspule.
Auch frage ich mich, was das bei einem Basslautsprecher für einen Zweck haben soll (nur Optik?). Die Weiche erscheint mir soweit Original, außer das die Kondensatoren für Mittel- und Hochtöner getauscht wurden.

Ich habe schon überlegt, den Hochtonkegel vorsichtig abzuschneiden, um dem Original wieder näher zu kommen. Das möchte ich aber erst tun, wenn ich die Boxen vom Frequenzgang her grob ausgemessen habe, um den Effekt beurteilen zu können.
Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, mal einen Messung mit ARTA und einem Mikrofon vorzunehmen. Auch wenn mein Mikrofon nicht kalibriert ist, habe ich vor einigen Jahren dafür die recht linearen Panasonic Kapseln ECM 2000 noch bekommen. Damit sollte im mittleren Frequenzbereich ja zumindest eine Tendenz gut erkennbar sein. Hörmässig vermute ich eine Überhöhung im unteren Mitteltonbereich.
Ansonsten bin ich von der Präzision im Mittel- und besonders im Hochtonbereich begeistert. Wenn die höhen der jeweiligen Aufnahme unsauber sind, so ist das über diese Boxen gnadenlos zu hören. Andererseits sind gute Aufnahmen darüber ein Genuss :D!
Seitdem ich jetzt länger darüber gehört habe, ist der Bass auch einiges besser geworden. Vermutlich mussten sich die Lautsprecher nach längerer Ruhepause erst einmal wieder einspielen. Oder ich habe mich daran gewöhnt ... :D.

Wenn ich es geschafft habe, ein paar Messungen zu machen (wären auch meine ersten), stelle ich gerne die Diagramme hier mal rein.

Viele Grüße
Wolfgang
Detsi_Bell
Stammgast
#20 erstellt: 07. Jul 2016, 12:52
Mir fallen auch die Augen aus dem Schuppen...

Ich glaube, daß ich grad ein Chassis vom gleichen Hersteller zur Reparatur da hab.

unbekannter Tieftöner

Auch hier gibt es keinerlei Kennzeichnung, aber die Machart läßt doch ziemlich klar auf einen der typischen süddeutschen Hersteller schließen, WHD oder Wigo würde ich sagen.


wombel69 schrieb:
und der Hochtonkegel und die Kalotte sitzen perfekt gerade und fest

Schon, aber mir scheint, das Logo ist etwas verdreht zur Korbachse.


Auch frage ich mich, was das bei einem Basslautsprecher für einen Zweck haben soll (nur Optik?).

Keinen. Aber es gab schon immer Leute, die meinten, ganz leicht eine Verbesserung bewirken zu können, auf die der Hersteller im Leben nicht gekommen wäre. Gibt es auch heute noch, Stichwort Kondensatoren und Kabel....

Vielleicht wollte aber jemand auch eine "alles ElectroVoice" Box haben, das macht ja was her.


Best: Detsi
wombel69
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 08. Jul 2016, 18:15
Hallo Detsi,

ich habe eben mal die zweite Box aufgeschraubt. In beiden Boxen sind Anschlussfahnen des Basslautsprechers oben. Aber bei einem steht das EV-Emblem auf dem Kopf, wie auf meinen Fotos zu sehen. Bei dem zweiten ist es um 90° links gedreht.

K+H Telewatt TX-4, zweiter Bass

Ich denke, da sind hochtonkegel und Kalotte tatsächlich mal transplantiert worden. Ich hatte angenommen, einer der Bässe verdreht eingebaut, dem ist aber nicht so.
Erstaunlich, dass sich jemand die Mühe macht, den Kegel und die Kalotte so sauber anklebt, aber dann dabei verdreht. Es sieht wirklich aus, als wäre das immer so gewesen.
Ich gehe dann mal davon aus, dass das nun doch die Original-Basslautsprecher für diese Box sind.

Haben die angeklebten Hochtonkegel einen negativen Einfluss auf das Klangbild, wenn die Trennfrequenz der Weiche bei ca. 800 Hz, oder sind die einfach wirkungslos? Wäre es besser die Kegel vorsichtig mit einem Skalpel abzuschneiden, so wie das auch bei manchen Bauvorschlägen für die BG20 von Visaton gehandhabt wird? Dann kann ich mir auch die Reparatur des einen eingerissenen Kegels sparen, der macht nämlich Flattergeräusche bei größeren Lautstärken.

Ich hoffe, dass ich am Wochenende mal zu einer Messung komme, auch einfach, um es mal gemacht zu haben.

Viele Grüße
Wolfgang
eckibear
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 08. Jul 2016, 19:19
Ich würde den Konus wegen des OP-Risikos lieber drauflassen. Wenn er nach dem Tapetenkleister-Fix nicht mehr flattert und ohnehin nicht zur Abstrahlung im MT-HT-Bereich beiträgt schadet er auch nicht.
EV hatte in jenen Jahren (bis in die 80er) einige Modelle mit Konus (SP12C, SP15A ...). Recone-Kits konnt man auch bekommen, die evtl. auch in Fremdfabrikaten verwendet wurden. Der Korb sieht jedenfalls garnicht nach EV aus, da hätte ich soliden AlMg-Guss erwartet.
Beim T8 Horn sind 800Hz als Übergangsfrequenz spezifiziert, beim T35 sind es 3500Hz.
Detsi_Bell
Stammgast
#23 erstellt: 08. Jul 2016, 21:33

wombel69 (Beitrag #21) schrieb:
Wäre es besser die Kegel vorsichtig mit einem Skalpel abzuschneiden, so wie das auch bei manchen Bauvorschlägen für die BG20 von Visaton gehandhabt wird? Dann kann ich mir auch die Reparatur des einen eingerissenen Kegels sparen, der macht nämlich Flattergeräusche bei größeren Lautstärken.


Der Bass hat ja die einzige Weiche 2ter Ordnung, der akustische Einfluss wird daher eher gering sein. Normalerweise wirken so große Kegel im Bereich von ca. 3-7kHz.

Ob das am Ende besser ist, weiß ich auch nicht. Kommt ein bisschen auf Dein Geschick an. Optisch kann das natürlich schlechter werden als so. Eine neue Staubkalotte wird evtl. auch drauf müssen.

Best: Detsi

Nachtrag:

Wir sind uns wohl einig, daß diese Box in technischer Hinsicht ein Produkt vergangener Zeiten ist, schon damals stark kompromißbehaftet. Ich finde es immer interessant, so etwas mal hören zu können.

Ich persönlich würde im Sinne einer erhaltenswerten Originalität versuchen den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Meine Aussagen bzgl. fehlender Wirksamkeit sind eigentl. Argumente gegen den erfolgten Umbau auf HT-Kegel, daher würde ich das rückgängig machen. Ein Operationsrisiko gibt es ganz klar, da stimme ich zu.


[Beitrag von Detsi_Bell am 09. Jul 2016, 09:59 bearbeitet]
shabbel
Inventar
#24 erstellt: 10. Jul 2016, 10:05
Die Gewebesicken dieser Tieftöner sind oft zu steif. Da kann man wesentlich den Frequenzgang beeinflussen. Zum Weichmachen habe ich mit Aceton und Tiefenpflege (A1 oder Armour All) gearbeitet. Das Aceton löst die chemischen Bindungen in der Gewebetränkung. Dabei die Sicken von rechts auf links und zurück stulpen. Das Ganze mehrmals. Schliesslich kräftig Tiefenpflege drauf. Man merkt deutlich, wie viel leichter sich der Tieftöner danach bewegen lässt. Die Tendenz ist tieferer Bass und weniger Mitten.
eckibear
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 10. Jul 2016, 12:45
Ooh, besser nicht! Das Aceton löst fast sicher auch den Kleber auf oder das Ganze verzieht sich unkontrolliert. Warum sollte der TE seine LS erst so weit ruinieren, noch spielen sie.
wombel69
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 11. Jul 2016, 09:45
Guten Morgen,

@Detsi Bell
Die Wiederherstellung des Originalzustandes wäre natürlich am Besten, aber dafür müsste ich den Schwingkonus und die EV Kalotte entfernen und eine größere Kalotte, entsprechend der Originalen, aufsetzen. Das ist für meine Fähigkeiten etwas zu viel, da hätte ich Angst, die Lautsprecher zu beschädigen. Den Schwinkonus vorsichtig abzuschneiden, traue ich mir noch zu, das hätte aber den Nachteil, das die Verbleibende Kalotte die Schwingspule nicht komplett abdeckt, es gibt dann einen Leerraum zwischen dem vorstehenden Aussenrand der Schwingspule und der Membrane, da die EV Kalotte ja nur auf den Rändern der Schwinspule aufsitzt und nicht auf der Membran.
Wenn also der Schwingkonus keine weiteren negativen Auswirkungen hat, würde ich den dann doch lieber drauf lassen.

@shabbel
Ich empfinde die Gewebesicken eigentlich als ziemlich weich, sie sind nur sehr dünn beschichtet. Auf jeden Fall haben sie keine dicke klebrige Beschichtung. So eine Operation mit Aceton halte ich schon für sehr gewagt, da muss man nur auf eine falsche Stelle kleckern und schon passieren unschöne Dinge. Die Aussicht auf etwas mehr Tiefbass ist aber doch verlockend
Mich würde vor allem die Meinung von Detsi Bell (Winfried?) dazu interessieren, er scheint mir da die meisten Erfahrungen zu haben.

Zu Messungen bin ich am Wochenende leider nicht gekommen, habe mit Magen/Darm flach gelegen, jetzt geht es wieder einigermaßen.

Gruß
Wolfgang
Detsi_Bell
Stammgast
#27 erstellt: 12. Jul 2016, 13:51

wombel69 schrieb:
Mich würde vor allem die Meinung von Detsi Bell (Winfried?) dazu interessieren, er scheint mir da die meisten Erfahrungen zu haben.

Der Einfluß einer geringfügig weicheren Einspannung auf die gesamte Wiedergabe eines Chassis ist zu vernachläßigen, das kann Dir jeder sagen, der sich mit der Materie etwas auskennt. Bei Visaton meine ich, gibts irgendwo einen Grundlagenartikel über das Einspielen von Basschassis und wie wenig sich der Parametersatz als Ganzes ändert und bei Hifi-Selbstbau habe ich diesen Text kopiert:

hifi-selbstbau schrieb:
Die Änderung der Nachgiebigkeit der Einspannung hat zwar für die TSP des Chassis alleine sehr große Auswirkungen auf Fs, Qms und Qes, aber für die Kombination Lautsprecher + Gehäuse sind die Einflüsse (zumindest beim geschlossenem und Bassreflex-Gehäuse) erstaunlich gering.

Es bringt nichts, also lass es. Ganz nebenbei: Das ist der gleiche Antrieb, wie der, der Dir den HT-Kegel beschert hat....


wombel69 schrieb:
.... da die EV Kalotte ja nur auf den Rändern der Schwinspule aufsitzt und nicht auf der Membran.

Ich hab von einem SP8C mal den Kegel runtergeschnitten, auch gerissen, und weil ich anders nicht an die Spule rankam. Dort saß die Kalotte etwas höher im Trichter, das Ganze ist als ein Teil auf die Membran aufgesetzt. Insofern ist es wohl so, daß Du eine neue Staubkalotte brauchst, um alles abzudecken. Schrub ich bereits...

Best: Detsi
shabbel
Inventar
#28 erstellt: 13. Jul 2016, 08:06
Ich war jetzt davon ausgegangen, dass die Gewebemembran mit den Jahren ausgehärtet ist. Liegt daran, dass mir schonmal solche Tieftöner mit genauso aussehenden Gewebesicken in die Hände gekommen sind. Die waren damals richtig steif geworden. Ich spiele halt immer durch, wo der Schuh drückt. Wie Detsi schon sagt, ist der Einfluss sehr gering. Normal ist bei den Rückstellkräften eines Tieftöners (ohne Gehäuse) etwa 2/3 Magnetkräfte und 1/3 mechanische Kräfte. Von den mechanischen fällt dann noch der größere Teil auf die Zentrierspinne und der kleinere auf die Sicke. In der Physik sagt man, ein schwingendes System wird von der größten einwirkenden Kraft bestimmt. Ist die Sicke stark ausgehärtet, wird der Einfluss auf die Rückstellkräfte relevant.

Da wäre jetzt die Frage nach der geigneten Staubkalotte...
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