Ich werde 80er behalten.

...Atomtod und NDW mal ausgenommen Aber als Hifi der Mittelklasse noch hervorragend verarbeitet und nicht aus dem Bauteilekasten layouted war.
Aber der Reihe nach:
Im Frühsommer dachte ich daran, meinen 18 Jahre alten Musical Fidelity B1 Vollverstärker (Der B1 hatte seinerzeit 850DM gekostet) gegen einen zeitgemässen Stereotrumm auszutauschen, soll heissen solide und schwer verabeitet, halt für die nächsten 18 Jahre gebaut.
Seitdem hatte ich 3 Geräte zu Hause gehabt, die alle wieder zurückgingen.

Der erste Kandidat war ein Shanling SLM-A40mkII, es dauerte fast 8 Wochen, bis das Gerät aus HongKong bei mir eintraf (in Deutschland ist es ausverkauft).
Auf dem ersten Blick solide, aber beim Finish hatte Shanling geschlampt, das Alu des Gehäuses war matt mit grauen schlieren, (schlecht eloxiert) die Anschlüsse wirkten korrodiert. Es liess sich nie ganz der Verdacht ausräumen, dass das Gerät schon in Gebrauch gewesen ist oder zumindestens Ewigkeiten in einer feuchten Ecke stand (Selbst ein paar Eisenschrauben waren korrodiert) Der Sound war o.K, doch nach drei Tagen fiel der rechte Kanal aus.
Es dauerte noch weitere 6 Wochen, bis ich mein Geld zurück bekam, abzüglich Transfergebühren, versteht sich...

Dann bei Amazon einen unschlagbar preiswerten Yamaha A-S1000 gesehen. Retro! Überall Blech! Wie damals! Bestellt, ausgepackt - und gleich wieder eingetütet, die Vorderfront hatte ein paar Kratzer. Sehr fein zwar, aber dennoch bitte ohne Eile übers Fliessband ziehen, denn ein Ausstellugsstück dürfte der A-S1000 nicht gewesen sein;
die Kippschalter waren (ah, doch Rotstift:Kunststoff!) noch mit Klebeband gesichert.
Diesmal lief die Rückgabe unkompliziert, auch die Versandkosten hatte Amazon erstattet. Reingehört habe ich sicherheitshalber AGB-mässig nicht mehr.
Die 25 Kilo wieder zur Post zurück zu schleppen spüre ich noch heute im Kreuz.

Heute dann ein Vincent-SV121, schon besser, "nur" 10 Kilo, wirkt ebenfalls solide, das Finish ist o.K.
So auch nicht vorher gesehen, alle Anschlüsse hatten für den Transport Staubkappen bekommen, schick.
Hörprobe: gegen den sehr weich klingenden B1 wirkt jeder Verstärker aggressiv, und ich bin seit 18 Jahren auf den B1 geeicht.
Auch der Vincent klang für meine Ohren aggressiv, da aber mehr Feindynamik da war, dürfte der Vincent mehr an der Realität liegen. Ich würde mich schon daran gewöhnen...
Und hey, endlich mal eine Fernsteuerung für einen Verstärker in der Hand zu halten, so muss sich der Mensch mit der ersten Glühbirne gefühlt haben.
Doch was ist das? Nach einer Stunde Probehören über meinen Parasound Dac-1500 (bzw. Nakamichi OMS-5E) lege ich eine CD von Freunden ein: Ensemble Nu:n, Radices Musicae. Aufgenommen wurde die CD vor vier Jahren in der Klosterkirche Schulpforte. Auf Radices Musicae improvisieren a capella zwei Sängerinnen zusammen mit Bariton- und Tenorsaxophon und akustisch aufgenommener E-Gitarre (oft mit E-Bow gespielt für "sphärische" Klänge) über liturgische Musik des Mittelalters. Die CD ist absolut highendig aufgenommen, nur ein Schöps-Kugelmikrophon, das war´s (das Schöps kostet aber auch schlappe 15.0000€ und beherbergt 6 Mikrophonkapseln. Also eine Art Fortentwicklung des Kunstkopfes)
Lange Rede, kurzer Sinn, diese CD, wie in guten Direktschnittzeiten ohne Effektgeräte aufgenommen, ist durch den Raumhall extrem obertonreich - und plötzlich zerrte der Vincent SV-121 !!!
Der Übeltäter war dabei jedoch genau genommen der Parasound DAC. Er liefert 3V Linepegel an 600 Ohm 2 bis 2,5V sind Norm. Bei impulsreicher Musik fiel vorher nicht auf, wenn die Peaks beim Vincent Eingangsseitig in den roten Bereich kamen, bei der sphärischen "Radices Musicae" schon.

Nur, den B1 haben die hohen Linepegel des Parasound nie gejuckt, den Shanling auch nicht.

Somit befindet sich der Vincent seit heute Abend wieder auf der Heimreise zum Händler.

Nach diesen drei Pleiten werde ich den B1 mit seinen uralt 2N3055 Transistoren behalten und auch meine restlichen Hifigeräte weiterhin gut pflegen, die ja teilweise schon im Twenalter liegen...
Grüsse,
Sal