Mein Weg zur Sonus Faber Cremona M

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waraba
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 26. Dez 2009, 00:29
Hallo Musikfreunde,

vor ein paar Wochen hat es mich gepackt. Nach 14 Jahren mussten meine Lautsprecher auf den Prüfstand. Es handelte sich um Jean Marie Reynaud Studio 2, kennt vermutlich fast niemand hier, da dieser französische Hersteller eher ein Nischenprodukt ist. Wie auch immer, ich habe mit dem Paar JMRs viele Jahre begeistert Musik gehört. Sehr räumlich, sehr audiophil, sehr schön. Aber ok, nicht vollkommen neutral, im Bass begrenzt und in der Dynamik bei Wagner oder auch Pink Floyd irgendwann am Anschlag. Damals gingen sie so für 3500 DM über die Theke und für den Preis fand ich sie immer super.

Als ich meine Pioneer/Technics-Kette vor einiger Zeit gegen Marantz PM/CD-17 mkIIM getauscht habe, hat sich nochmal ein Riesen-Sprung im Klang getan, aber die typischen Begrenzungen des Lautsprechers haben sich natürlich nicht geändert.

Das Vergleichsobjekt: Ein Paar nagelneue Sonus Faber Luito für etwa 5500 Schweizer Franken.

Ergebnis: Die Luito konnten vieles locker 2 Klassen besser. Vielleicht etwas weniger räumlich als die JMRs, aber viel natürlicher, viel neutraler, viel offener. Die Instrumente klingen hier viel echter, die Grösse der Bühne ist viel realistischer und egal, was man für Musik auflegt (Pop, Weltmusik, Klassik, Jazz), machen die Boxen einfach nur Freude. Grosse Nachteile konnte ich bei den Luitos keine ausmachen, aus meiner Sicht ein super Allround-Lautsprecher, der in allen Bereichen überdurchschnittliches bietet. Dazu noch sehr schön und toll verarbeitet. Das wäre also durchaus ein Kandidat für die nächsten Jahre Musikgenuss gewesen, aber es kam anders:

Ich bat den Händler noch zum Abschluss kurz ein Paar doppelt so teure Cremona M anzuschliessen. Und da ich bei den Luitos mit Simply Reds "Picture Book" aufhörte, fing ich bei den Cremonas mit dem Musikstück an zu hören. Seit vielen Jahren eines meiner Lieblingsmusikstücke von dem gleichnamigen Debütalbum, was klanglich hervorragend aufgenommen ist und auch hörtestmässig viel zu bieten hat.

Und nach weniger als einer Minute war klar: Ich hatte ein Problem. Es ging nicht um eine Anschaffung von 5500 sondern von 11000 Franken. Die Cremonas klangen einfach auf Anhieb so, wie ich es mir immer gewünscht hatte. In allen Bereichen nochmal deutlich hörbare Welten von den sehr guten Luitos entfernt. Absolut neutral, super Bass, super räumlich, super homogen, super musikalisch.

Zwei weitere Hörtermine (einen zusammen mit meiner Freundin, einen an meiner Kette zu Hause) und ein kritischer Blick auf mein Konto später ("Anschaffung fürs Leben", "wenn dann was richtiges kaufen", usw.) stehen die Sonus Faber Cremona M in ahorn hell nun in meinem Zimmer und ich bin von Stunde zu Stunde mehr begeistert, auf welch hohem Niveau die Dinger Musik wiedergeben.

Hab ich noch andere LS im Vergleich gehört? Nein. Obwohl im gleichen Laden Burmester, B&W und anderes Zeug in dem Preisbereich rumstand und ich immer gern mal die Isophon Vescova hören wollte, habe ich mich für diese LS ohne langes Vergleichshören entschieden. Vielleicht weil sie mich klanglich einfach begeistert haben, aber sicher auch, weil sie auch noch dazu wunderschön sind - und das Auge hört ja bekanntlich mit.
lorric
Inventar
#2 erstellt: 26. Dez 2009, 20:42
Hi,

schöner Bericht. Glückwunsch und noch sehr viel Spaß mit den Cremonas.

Finde ich gut, dass Du nicht noch baffzig andere LS probehören musst. Mache ich ähnlich. Wenn mir gefällt was ich höre, dann suche ich auch nicht mehr viel. Habe dann auch nicht das Gefühl irgend etwas zu "verpassen"

Erstaunlich finde ich, dass man zu den Cremoras sehr unterschiedliche Meinungen lesen kann. Zu kaum einem anderen hochwertigen LS gehen die Meinungen so auseinander. Es scheint, dass man die Cremonas entweder mag oder völlig ablehnt.

Ich jedenfalls mag sie!

Gruß
lorric
waraba
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 27. Dez 2009, 14:25
Hallo Iorric,

danke. Zum Glück habe ich jetzt ein paar Tage frei und kann die Cremonas jeden Tag geniessen.

Was die unterschiedlichen Meinungen zur Cremona anbelangt, so hab ich davon noch nicht viel mitbekommen. Sicher der eine oder andere bevorzugt die eine oder andere Box. Aber ich habe noch nie gelesen, dass die Cremona herausragende "objektive" Schwächen hat.

Nach meinem Eindruck ist sie recht ausgeglichen und "vollständig". Der Rest scheint mir Geschmackssache.

Grüsse
Frank
kammerklang
Stammgast
#4 erstellt: 22. Jan 2010, 03:16
Hallo,

obwohl ich sehr gut verstehen kann, dass einen diese Box in den Bann zieht, bin ich mir dennoch sicher, dass sie klanglich einen gewissen "objektiven Mangel" hat. Er fällt vielleicht nicht jedem auf, besonders wenn man eher selten obertonreiche akustische Instrumente hört. Aber wenn man weiß wie Violinen oder gute Flügel oben herum klingen, dann muß man sofort bemerken, dass der Ringradiator der Cremona in den Höhen den Klang strähnig verfärbt. So schön die Cremona auch sonst sein mag, in den obersten Lagen verfälscht sie natürliche Instrumente. Ich hatte meinen Höreindruck hier näher beschrieben:

Probehören Cremona M

Mir ist allerdings aufgefallen, dass die Cremona M mit dieser klanglichen Auslegung nicht allein dasteht. Mein Eindruck ist, dass es gegenwärtig einen gewissen Modetrend im Boxenbau gibt, höheren Detailreichtum und besondere Brillianz ohne Schärfe und Härte anzustreben, und dass dies leider auf Kosten des natürlichen Klangfarbenreichtums geht. Natürliche Obertöne sind vielfarbig, dabei zurückhaltend, und nicht so plakativ, überbrilliant und einfarbig. (Mir drängt sich dabei der Vergleich zu Flachbildfernsehern auf, die Gesichter meist immer noch in zu grellen Tönen, dabei aber seltsam flächig und leblos wiedergeben, ohne differenzierte natürliche Farben und ohne Plastizität)

Die Sache hat glaube ich nichts mit dem Preis zu tun. Ähnliche Probleme im Hochton habe ich auch vor kurzem bei der vollaktiven Meridian DSP 7200 gehört, die mit komplett digitaler Ansteuerung, digitalen Frequenzweichen, Raumklangkorrektur und allem Pillepalle auf 40.000 Euro kommen sollte. Trotz aller digitaler Raffinessen bekommt man mit diesen LS aber nur einen sehr kleinen sweet spot geboten, und trotz aller beachtlicher Qualitäten was Detailfülle, Dynamik, Raumabbildung, Tiefbaß etc. angeht gibt es auch hier eine -sogar noch viel deutlichere- unangenehme Klangfarbenverfälschung im Hochtton. Für mich sind falsche Klangfarben ein k.o.-Kriterium, so schön und gut eine Box sonst auch sein mag.

Aber da vieles Geschmackssache ist, bei Lautsprechern wie bei Flachbildfernsehern, soll jeder nach seiner Facon seelig werden.


[Beitrag von kammerklang am 22. Jan 2010, 03:20 bearbeitet]
lorric
Inventar
#5 erstellt: 22. Jan 2010, 09:26

kammerklang schrieb:

Mir ist allerdings aufgefallen, dass die Cremona M mit dieser klanglichen Auslegung nicht allein dasteht. Mein Eindruck ist, dass es gegenwärtig einen gewissen Modetrend im Boxenbau gibt, höheren Detailreichtum und besondere Brillianz ohne Schärfe und Härte anzustreben, und dass dies leider auf Kosten des natürlichen Klangfarbenreichtums geht.


Moin,

möglicherweise hast Du aber auch ein ausgeprägtes Gehör in diese Richtung bzw. bist unempfindlicher für die hohen Töne?

K.A. ob das jetzt im Stereobereich so zutrifft wie Du schreibst, aber so ist man z. B. vor Jahren im Car-Hifi davon abgegangen Fahrzeuge einzumessen. Das war mal Usus, aber dann wird das Hören gerade im hier angesprochenen Bereich auf Dauer unangenehm. Und hört man ein Violinen- oder Klavierkonzert live, dann haben diese Instrumente natürlich eine gewisse Brillianz und ein Volumen nach oben hin, sie werden aber (Raumakustik gegeben) niemals nervig. Und so empfinde ich heute auch einen guten LS. Der darf einfach niemals nervig werden.

Mag natürlich sein, dass die Cremona dort eine gewisse Zurückhaltung zeigt. Ich fände es sehr interessant wie Du z. B. eine rega R7 im Klang einschätzt. Da ich die sehr genau kenne, würde das für mich persönlich ein Hinweis zu Deinem bevorzugten Klangbild sein.

Gruß
lorric


[Beitrag von lorric am 22. Jan 2010, 09:56 bearbeitet]
M.Andersen
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 23. Jan 2010, 12:43
Hallo,

herzlichen Glückwunsch zur Anschaffung der Cremona. Ich
habe sie vorige Woche eingehend gehört, weil ich selbst auf
der Suche nach einem neuen Standlautsprecher war.

Ich denke, nachdem der Verkäufer mir aus Spass auch nicht
in Frage kommende Lautsprecher wie die KEF Reference und
zuletzt im Nachbarhörraum die neue Wilson vorführte mit, wie er sagte, 50.000,-- € Electronic, kein Lautsprecher
das Live-Concert ersetzen kann.

Insofern ist jeder Lautsprecher irgendwie " gesoundet ".

Andererseits hat jeder Hörgewohnheiten und so habe ich
gelernt, dass nicht alleine der Preis, sondern die
Hardware und der Raum die überragende Rolle spielt.

Natürlich habe ich auch gelernt, dass gerade Lautsprecher
anhand der Marktposition und des Images des Herstellers
im jeweiligen Land preispositioniert sind.

Rabatte auf UVP´s von 30 ja 40 % sind eher die Regel.
So wird das Hören einer Canton Reference zur Überraschung,
wenn der Paarpreis von 5.000,-- € auf 2.800,-- € angeblich zum Sonderpreis reduziert wurde und das Hörerlebnis
einen 800,-- € Lautsprecher vermuten läßt.

Denn neben den ganz subjektiven Kriterien der persönlichen
Hörgewohnheit, gibt es natürlich objektiv nachvollziehbare
Qualitäten eines Lautsprechers. Es ist barer Unsinn, wenn
in Testzeitschriften beispielsweise behauptet wird, eine
Klipsch Reference RF-83 habe "Popgene ". Er ist in Wahrheit
zu diesem Preis einfach Schrott oder netter ausgedrückt
völlig überteuert.

Bei der Cremona verhält es sich, was die Positionierung
anbelangt, ähnlich:

Der Lautsprecher kann alles, ist aber leicht " warm "
abgestimmt, was meinem persönlichen Geschmack entgegenkommt.
Andererseits kommt beim aufgerufenen Preis nach Verhandlung
die Frage auf, was bezahle ich für´s Image, was für die
überragende Verarbeitung und was für die Klangqualität.

Überdies gibts hier grundsätzlich weniger Rabatt.
So gesehen ist die Cremona deutlich überteuert. Sie
hat bei allen 3 Kriterien die Nase vorn, halt wie
die Mercedes E T-Modelle, die auch nicht besser in den
objektiven Kriterien dasteht als etwa ein Passat Variant, subjektiv aber besseres Image und höhere Preispositionierung durchsetzen kann.

Ich bin selbst Gitarrist und habe in Bands gespielt; wie
Instrumente klingen müssen kann ich sicher beurteilen.

Ich habe nach intensiven Hörtests bis 4.000,-- € Endpreis
die Opera Quinta gekauft, die ganz nah an der Callas Serie
spielt und damit auch nah an der Cremona. Die Cremona
gehört daher m.E., wie ein Mercedes T Modell, zum überteuerten Mainstream. Den Beweis tritt die Liuto an;
Nicht umsonst hast Du einen Hörsprung zur Cremona gemacht,
denn die Liuto ist ein überteuerter Massenlautsprecher mit
dem Label eines Edelanbieters. So seh´ich das.

Viel Spass mit den tollen Cremonas, die überdies traumhaft
schön aussehen und jedes Wohnzimmer bereichern.
Nick11
Inventar
#7 erstellt: 30. Jan 2010, 14:44
Ich kann die hier geäußerten Kritiken nicht ganz nachvollziehen. Für mich und andere zählt die Cremona zu den schönsten Boxen, die man sich so ins Hörzimmer stellen kann, und die Verarbeitung kostet nunmal.

Zudem, und das halte ich für ganz wichtig: wenn ich eines in den vielen Jahren gelernt habe, dann dass Klangwahrnehmung doch sehr subjektiv ist. Beispiel Manger, von vielen verehrt, für mich irgendwie nur dumpf und merkwürdig klingend. Das gilt auch für Breitbänder ohne dezidierten Hochtöner. Die große Audax-Kalotte aus den 90'ern (oder gar 80'ern?) in den Beck-Lautsprechern von kammerklang wären ganz sicher auch nicht meine erste Wahl, aber wenn man eine bestimmte Ausrichtung mal als Benchmark verinnerlicht hat, klingen andere Sachen oft nur "falsch". Ist eben alles sehr subjektiv, das sollte man nicht vergessen, gerade wenn dies als Antwort auf die ehrlich empfundene Freude des TE kommt.

M.Andersen schrieb:
Ich bin selbst Gitarrist und habe in Bands gespielt; wie
Instrumente klingen müssen kann ich sicher beurteilen.

Das kommt immer wieder gut, denn: du hast Peilung und die anderen nicht, oder?
Meine Frau spielt seit vielen Jahren Flöte, Klavier und Gitarre, meine Töchter Klavier und Geige, und höre sie jeden Tag. Kann ich jetzt auch was sicher beurteilen? Aber keine Bange, war nur ein Spaß.


[Beitrag von Nick11 am 30. Jan 2010, 14:49 bearbeitet]
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