Mordaunt Short Carnival 2 - Erfahrungsbericht eines Anfängers

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Godot1621
Neuling
#1 erstellt: 22. Apr 2011, 21:28
Liebe HiFi-Foristen,

als absoluter Anfänger auf dem Gebiet des HiFi, habe ich mich nach langem Einlesen in diesem Forum auch dazu entschieden, mich auf dieses komplexe, aber äußerst interessante Terrain zu begeben.

Meine ersten Hörerfahrungen begannen schon vor einigen Jahren mit der Anlage eines Kumpels (Denon DRA-1000 an B&W DM 603 S3). HiFi war für mich bis vor kurzem ein Buch mit sieben Siegeln und ich befand mich lange in dem Irrglauben , ohne ein ordentliches Budget so oder so keine annehmbare Anlage aufzubauen. Zum Glück wurde ich jetzt eines Besseren belehrt.

Mein Budget war immer noch nicht sehr hoch und so trieb ich mich einige Zeit in der Bucht herum. Dort fand ich einen Onkyo A-8430, der leider seit kurzem ein Kratzen auf dem linken Kanal hat. Zwar steht eine Reparatur durch einen Elektriker an, jedoch benütze ich bis dahin einen Kenwood KA 550D. Als Zuspieler dient mir ein Onkyo CD R1, mit dem ich sehr zufrieden bin.

Nun kam jedoch die nächste große Aufgabe: die Auswahl der Lautsprecher. Aufgrund der Größe und dem damit einhergehenden Platzmangel in meiner Studentenbude entschied ich mich für die Kategorie Regallautsprecher. Nach langen Recherchen freundete ich mich immer mehr mit den PSB Alpha B1 an, die laut vielen Tests als absolute Referenz in ihrer Klasse gelten. Allerdings spielte meine Haushaltskasse hier nicht so mit, wie ich es gerne hätte. Nun denn, aufmerksam geworden auf die Seite www.soundpick.de, fielen mir dort vor einigen Wochen die Mordaunt Short Carnival 2 ins Auge. Nach einer langen Suche nach Testberichten im Internet, bin ich auf einen einzigen Artikel gestoßen (stereo.about.com), in dem die LS als durchaus empfehlenswert angepriesen wurden. Auch hier im Forum habe ich leider nicht allzu viel gefunden. Dies ist auch der Grund, warum ich jetzt versuche meinen ersten Erfahrugnsbericht auf die Beine zu stellen.

So weit, so gut. Bei einem Preis von ca. 115€/Paar wagte ich einen Blindkauf, mit der Option, diese wieder hinterher in der Bucht verkaufen zu können.

Die Daten lt. Hersteller (http://www.mordauntshort.com/specifications.php?PID=41&Title=Specifications) sehen wie folgt aus:

Sensitivity 90dB
Frequency response 55Hz - 20kHz
Nominal impedance 4 - 8Ω
Drive units 1 x 5.5" Woven Composite Cone - with shielded motor assembly, 1 x 25mm Soft Dome
Crossover 2-Way 1st Order
Recommended amplifier power 15 - 100 Watts
Magnetically shielded Yes

Angeschlossen an meinen anfangs noch funktionierenden Onkyo-Verstärker, gönnte ich den beiden erst einmal eine Einspielzeit. Angegeben sind ~20 - 30 Std.

Meine vorwiegende Musikrichtung ist Rock/Metal und drifte desöfteren auch mal in die Klassik und den Jazz ab.

Hier lagen auch meine ersten Befürchtungen, da ich mir nicht sicher war, ob diese Lautsprecher den im Metal vorherrschenden knackigen und schnellen Bass widergeben können oder ob mich vielleicht gar eine dröhnende Schallwand erwartet. Aber dazu gleich mehr.

Aussehen,Verarbeitung:
Die LS sind rundum in einem schlichten schwarz gehalten, kein großer Schnick-Schnack. Mit 4,6kg/Stück haben sie ein angenehmes Gewicht und strahlen somit schon eine, zumindest für mich, gewisse Hochwertigkeit aus. Diejenigen, die kein Freund der Frontabdeckung sind, können diese getrost weg lassen, denn auch ohne diese machen die LS einen sehr edlen und dezent zurück haltenden Eindruck. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Auch die an der Vorderseite liegenden Bassreflexrohre fügen sich angenehm in das Gesamtbild ein. Das Gehäuse scheint, soweit ich das mit meinem laienhaften Wissen und Blick beurteilen kann, sehr solide, es sind keine scharfen Kanten vorhanden, zudem scheint alles verklebt zu sein. Eine Besonderheit in dieser Preisklasse ist das vergoldete Bi-Wiring-Terminal, das mit dem Gehäuse verschraubt ist. Allerdings nutze ich das Bi-Wiring nicht, somit kann ich auch leider nichts zu sagen.

Kommen wir zum Wichtigsten, dem
Klang:
Wie ich oben schon geschrieben habe, höre ich vorwiegend Rock/Metal, somit ist mir ein guter Bass schon wichtig. Das dieser mit einer beim LS gegebenen Mindestfrequenz von 55Hz und einer Membran von 5,5" nicht perfekt erreicht werden kann, war mir vorher bewusst. Aber: Probieren geht über studieren.
Als Referenz-CDs nahm ich mir für die ersten Hörproben zur Hand: Dire Straits - dto. (remastered), Red Hot Chili Peppers - Stadium Arcadium, Metallica - Death Magnetic, Vivaldi - The four seasons (Naxos) und Dvorak - Aus der neuen Welt.

Dire Straits:
Besonders gespannt war ich, wie sich diese Scheibe auf den LS anhört, da sie zu meinen Lieblingsalben gehört und ich die Songs ziemlich gut kenne. CD rein, Titel 1, Down to the waterline. Das Lied beginnt mit einer sehr leisen Passage, die auf schlechten Boxen entweder erst gar nicht wahrnehmbar ist oder in einem Geschwamme untergeht. Sodann setzt Knopfler mit seinem exzellenten Gitarrenspiel ein, bis endlich auch die Drums und der Bass starten. Die LS sind zu meinem Erstauen sehr gut in der Lage, diese leise Anfangspassage abzubilden, um dann nach und nach mit Spannung das Lied richtig einzuläuten. Dabei hebt sich das Gitarrenspiel sehr schön vom Bass und den Drums ab, die allerdings auch sehr gut zur Geltung ankommen. Was mir besonders gut gefällt sind die einzelnen HiHat-Schläge, die man anfangs unauffällig wahrnimmt und sich bei genauerem Hinhören perfekt in das Klangbild harmonieren. Der erste Eindruck zeigt, dass die LS absolut auf die Hoch- und Mitteltöne ausgelegt sind, was ihnen auch wirklich gut gelingt. Der Bass ist angenehm, könnte aber etwas knackiger sein. Nachdem ich den Pegel um +2dB erhöht, kommt auch der Bass sehr schön rüber.
Fünf Lieder weiter, Sultans of Swing. Hier war ich besonders auf Knopferls Gitarrensolo gespannt. Auch hier sind die LS in der Lage, das schnelle Spiel differenziert abzubilden, man kann jede gespielte Saite perfekt ausmachen.

Red Hot Chili Peppers:
Stadium Arcadium habe ich gewählt, da diese Scheibe, lt. Fachpresse, wieder sehr viel mehr Dynamik bringen soll und sich nicht am berühmt-berüchtigten Loudness-War beteiligt.
Auch hier das gleiche Klangergebnis wie bei den Dire Straits. Die Drums kommen auf den Punkt gebracht rüber, wieder sind sehr angenehm die HiHats und auch die Snare auszumachen. Besonders beeindruckt Frusciantes Gitarrenspiel. Wieder einmal zeigt sich, die LS scheinen in ihrer Klasse zu den Besseren für Hoch- und Mitteltöne zu gehören.

Metallica:
Jetzt musste sich zeigen, was die LS wirklich bringen. Scheibe rein, All nightmare long. Durch die reichlichen Rhythmen- und Tempiwechsel bei Lars Ulrichs Schlagzeugspiel und Kirk Hammets Gitarrenspiel sollten die LS nun an ihre Grenzen getrieben werden und die wurde auch ziemlich schnell erreicht. Zwar gefiel mir auch hier der Bass für die Größe der Lautsprecher recht gut, aber bei dem Tempo machen sie schnell einen Schlappen. Ein präziser und knackiger Bass ist leider nicht mehr auszumachen, auch wenn es aber nicht zu einem Gedröhne kommt. Wiederum gefällt das Gitarrenspiel sehr gut, hier kann die Box mit der Geschwindigkeit mithalten. Aber man merkt schnell, für Metal ist die Box einfach nicht gemacht. Ein kleines Minus für mich, ein größeres Plus für Klassik-Fans, wie sich wie folgt zeigt.

Vivaldi:
Hier zeigt sich, was die LS wirklich wollen: Feine klassische Musik. Die Streicher kommen sehr angenehm und warm rüber. Für ihre Größe bauen sie eine schöne Bühne vor einem auf, die auch die einzelnen Instrumente orten lässt. Selbst das Vibrato der Violinen wird gut dargestellt. Es macht einfach nur Spaß, den einzelnen Jahreszeiten zu lauschen.

Dvorak:
Und wieder bin ich einfach nur baff. Der Klang der einem aus den LS entgegenkommt, ist einfach nur phänomenal. Selbst bei den lauten Passagen kann man immer noch nach den einzelnen Instrumenten differenzieren und es bricht keine unangenehme Schallwelle auf einen ein. Gerade der Wechsel von leisen in laute Passagen meistern die Boxen sehr gut.


Fazit:
Die Carnival 2 sind LS, die vor allem mit Klassik und Jazz sehr viel Freude bereiten, da sie, für ihre Preisklasse, Höhen und Mitten sehr gut abbilden kann. Aber auch Gitarren- und Bluesrock lässt sich durchaus mit Spaß an der Musik hören. Was ich nicht empfehlen kann ist Metal, da der Bass aus den Drums einfach nicht präzise und knackig genug herüber kommt.

Alles in allem ein sehr feiner, warmer Klang. Die angegebene Einspielzeit muss aber auf jeden Fall eingehalten werden.
Auch, wenn ich mit dem Metal nicht befriedigt werden konnte, werde ich die LS auf jeden Fall behalten, was jedoch auch an dem äußerst attraktiven Preis liegt, den ich bezahlt habe.


Für konstruktive Kritik zu meinem Bericht wäre ich sehr dankbar. Ich bin auch gerne bereit, weitere Sachen in Augenschein zu nehmen oder Musikstile zu testen, soweit mir dies möglich ist. Zu guter letzt möchte ich noch erwähnen, dass mir als Neuling auf diesem Gebiet viele HiFi-Fachtermini nicht geläufig sind. Sollten also Irritationen wegen der Wortwahl bestehen, darf dies gerne erwähnt werden

Gruß
Chris
mccollibri61350
Stammgast
#2 erstellt: 22. Apr 2011, 21:55
Sehr ausführlicher und guter Beitrag.
Bis kurzem habe ich auch noch nach Lautsprechern gesucht und bin mit meinen ASW Cantius 404 fündig geworden.
Wahrscheinlich hätte ich den Testbericht zu meinen LS ähnlich geschrieben.
Da die ASW Box auch die Stärken bei Jazz und Klassik (gute Detailwiedergabe,gute räumliche Auflösung) hatte und bei Metal u. Techno einfach irgenwie zu ruhig wirkte.
Bei leichterem Rock wie Joe Bonamassa war sie noch sehr überzeugen aber bei Metallica o.Megadeath hörte es den auch auf.
Könntest du die Mordaunt Short Carnival 2 auch mal bei Blues u. Jazz genauer unter die Lupe nehmen?
Gruß,
Aljoscha.
Godot1621
Neuling
#3 erstellt: 22. Apr 2011, 22:15
Hallo,

vielen Dank für dein Lob

Ich werde demnächst nochmal Miles Davis, Cannonball Adderley und John Coltrane einspielen. Mit Blues sieht es bei mir eher mau aus, aber ich gucke mal, ob ich was auftreiben kann.

Ich will auch mal versuchen, mir demnächst einen Sub zu besorgen, um zu hören, was dann in Sachen Metal rüberkommt.

Bis denne
Chris
mccollibri61350
Stammgast
#4 erstellt: 22. Apr 2011, 22:27
Danke für deine Mühe.
Ich glaube mit einem Sub wird das alles sich ganz anders anhören.
Hab selber den vergleich mit einer KompaktLS von Nubert.
Ohne Lautsprecher wirk der LS eher schmächtig u. klein .
Der Sub läßt die LS groß wirken und bringt auch mehr BAss und im unteren Frequenzbereich geht deutlich mehr.
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