Hornmanufaktur Allegro NT: Backloaded Horn aus Österreich

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Lunarrmann
Stammgast
#1 erstellt: 20. Mai 2014, 19:39
Der Impuls

Nachdem ich mein letztes „low budget projekt“ mit den klangmeistergetunten Hans Deutsch ATL 304 S mit einem Lächeln auf den Lippen abgeschlossen hatte Testerfahrungsbericht ATL HD 304 S und feststellen musste, dass man für einen ambitionierten und ernsthaften Einstieg in die Hifi-Welt nicht immer Unsummen von Geld ausgeben muss wurde der Wunsch in mir laut, mal wieder einige Jahre mit einem für mich kompromisslosen Lautsprecher zu verbringen. Mein Weg dorthin sollte mich zurück zu meinen Wurzeln bringen-zu einem backloaded Horn mit einem Fostex-Breitbänder. Gelandet bin ich schließlich in Österreich, genauer gesagt in Jennersdorf bei der dort ansässigen Hornmanufaktur Hornmanufaktur. Meine Entscheidung ist dann letztendlich auf die überarbeitete Version der Allegro, die Allegro NT mit deren stark modifizierten Fostextreiber gefallen. Was heißt eigentlich Fostextreiber, wenn von diesem nach der Modifikation nur noch der Korb übrig bleibt!?!? Soweit zu den Zutaten, denn sonst gibt’s nichts im Signalweg: Kein Weichenbauteil, keinen Sperrkreis, nichts. Das ganze mit einigen Festmetern Holz in Hornform verheiratet und ab gehts; aber wie?

Ich wollte weg von den „Spaßbremsen“, die sich linear messen und totlangweilig klingen. Mir war bzw. ist auch egal, ob dieser Lautsprecher als mehrheitsfähig eingestuft wird und auf eine große Zustimmung stößt-egal, ich bin meine eigene Mehrheit und was mir gefällt, muss kein Testsieger sein! Im Lastenheft stehen allerdings auch einige undiskutierbare Punkte:

•natürliche Klangfarben
•sollte höhere Lautstärken können
•Dynamik, Mühelosigkeit
•räumliche Abbildung und das Loslösen des Klangbildes von den Lautsprechern
•knackiger Bass

Seit einigen Tagen steht nun eine Allegro NT in meinem Wohnzimmer und spielt, als ob der Leibhaftige hinter ihr her wäre … Wenn das nicht geradezu nach einem Test/Erfahrungsbericht schreit …

Optik/Haptik

Bose und andere Piccolos waren gestern. Wer es gerne klein und unauffällig hat darf hier gerne den „zurück-Button“ drücken. Eine Höhe von 1,25 m stellt man nicht so einfach unter die Treppe. Warum auch? Die Allegro NT ist nicht nur Lautsprecher, sondern auch Klangmöbel und-wie ich finde-Skulptur. Das ist freilich Geschmacksache und alles darf, nichts muss! Mir gefällt das Design und hier vor Allem die Rundungen. Die Allegros sind handwerklich superb verarbeitet. Zumindest was den Holzbau betrifft. Das ist Handwerk auf höchstem Niveau. Die hochwertigen Terminals sind spaltgenau eingepasst und die Treiber mit Zierringen ebenfalls erstklassig eingelassen. Die Lackierung, bei mir nextelschwarz, ist insgesamt noch gut. Gleichmäßiger Farbauftrag über das gesamte Gehäuse geht mit einigen Lufteinschlüssen und Rauigkeiten in den Rundungen der Rückwand und im Hornmund einher. Hier haben wir es eben mit einem Kleinserienprodukt einer Manufaktur zu tun und nicht mit einem glattgeleckten Großserienprodukt. Ich denke, dass die Furniere bei dieser Holzbauqualität eher allererste Wahl sein dürften. Auch interessant: Die M8er Gewinde müssen laut Aussage des Entwicklers Herrn Hüpfel nicht mit irgendwelchen sauteuren Absorberspikes oder ähnlichem versehen werden, sondern laut seiner Aussage reichen hier auch einfache, robuste Möbelfüße. Auch mal schön …

Allegro NT

DSCF4034


Raum und Elektronik

Mein Hörraum ist halboffen, ca. 25 qm groß, allerdings unregelmäßig geschnitten, da er sich verjüngt. Also ein mittelgroßer Hörraum mit einer guten Mischmöblierung und einer normalen bis guten Bedämpfung. Gehört wird von der kurzen zur kurzen Wand, Hörplatz auch recht wandnah. Dieses Setting hat schon mit verschiedensten LS gute Ergebnisse gebracht, nur der Bass muss aufgrund der Wandnähe oft domestiziert werden. Hörabstand ca. 3m, die Lautsprecher stehen ca. 2,5 m auseinander.
Die Elektronik besteht aus zwei Zuspielern: Einem Planet MK II von Rega und einem Ipad von Apple via Airplay vom Anbieter WIMP; das bedeutet Streaming in CD-Qualität. Mein Amp ist ein Vincent SV 234 und ein (optionaler) Subwoofer der Velodyne SPL Ultra 10 mit eigener Raumeinmessung. Über Kabel rede ich nicht, aber alles ist ordentlich und hochsolide verkabelt und die Geräte sind ausgephast.


Der Klang

Vor einigen Tagen habe ich hier im Forum ein Zitat zu Hörnern gelesen, dass sinngemäß meinte, wenn man auf Bass und Höhen verzichten kann, man unbedingt zu einem Horn greifen sollte! Ich selber habe bisher auch keinen Breitbänder erlebt, der für mich genug Hochton generierte. Also habe ich im Vorfeld schon die Möglichkeit in Betracht gezogen, eventuell noch den Zusatzhochtöner „Rondo“ nachzuordern, oder einen Druckkammerhochtöner von Fostex wie den T 90 A anzupassen. Ich mache es hier kurz. In meinem Hörraum und für meinen Geschmack unnötig. Punkt! Wer jahrelang mit einem Bändchen oder einem Diamanthochtöner gehört hat wird hier eine gewisse Finesse vermissen, aber von der reinen Hochtonenergie, die am Hörplatz ankommt und vom Auflösungsvermögen her, das sich gut und unauffällig ins Gesamtklangbild integriert, fehlt nichts. Allerdings musste ich die Allegro leicht zum Hörplatz anwinkeln, um diesen Effekt zu erzielen. Danach kam nie mehr der Wunsch nach mehr Hochton auf. Wenn ich eines Tages mal Lust verspüren sollte würde ich vielleicht mit einem rückseiten Dipol experimentieren …
Und am anderen Frequenzbandende? Was macht denn so der Bassbereich? Was vorher klar war, das der Bass nicht bis zur letzten Oktave reichen würde; da müsste das Horn doch schon etwas länger ausfallen. War mir aber egal, solange der Bass eben die oben genannten Kriterien erfüllen sollte. Trocken und schnell ist er. Spielt schlackenfrei und ansatzlos. Auch wandnah sauber und ohne Aufdickung. Hier kommt mein erstes persönliches “aber“: Ich habe jahrelang mit tiefstbassfähigen Systemen gehört und habe den möglichen Tiefgang quasi im Ohr. Es fehlt mir aber nicht an der schieren Tiefe, sondern an etwas Wärme und Rundheit im Bass. Ich habe einen Freund, der absolut allergisch auf Bassdröhnen und Überhöhungen reagiert. Der ist mit dieser Abstimmung, die bei dünnen Aufnahmen auch mal leicht asketisch wirken kann, glücklich. Ich finde diese nur deshalb gut, weil der saubere und schnelle Bass die Integration eines hochwertigen Subs erleichtert. Ein kleiner Knopfdruck, der dezent eingeregelte Velodyne spielt nun mit und die Sonne geht auf! Kaum zu glauben, was ein wenig mehr an Tiefe und ein Ticken Wärme bewirken. Wer das nicht glauben kann bzw. wer nicht nachvollziehen kann, was das für das gesamte Klangbild bedeutet, ist herzlich eingeladen. Hier passt es nun auch. Der schnelle Oberbass ist luftig und knackig und eine Klasse für sich. Aber was ist mit dem Rest?!?
Sahne, Sahne, Sahne! Stimmen kommen sauber, feinst artikuliert und sehr gut durchhörbar. Die Klangfarben, egal ob bei Klavier, Saxophon, Trompete, Streicher oder Gitarre passen. Da gibt es kein Vertun. Absolut natürliche Klangfarben, eine ausgeprägte räumliche Darstellung und eine Lässigkeit und Selbstverständlichkeit auch bei höheren Pegeln sorgen für ein entspanntes Hören. Nur bei sehr hohen Lautstärken beginnen die Allegros zu pressen und etwas die Ordnung im Klangbild zu verlieren.
Eigentlich wollte ich Musik hören, um die Lautsprecher zu beurteilen. Habs dann einfach vergessen und weiter und weiter gehört. Meine Frau meinte, dass unsere kleinen ATL ein helles Licht angesteckt hätten, wenn Musik ertönte. Die Allegro würden einen Konzertsaal erschaffen. Hier wichtig: Meine Frau liest keine einschlägigen Hifigazetten, sondern hat`s einfach mal so rausgehauen.

Fazit

Was bedeute das alles in meiner Beurteilung? Manche LS haben fantastische Höhen, manche einen herausragenden Bassbereich, andere können Klassik … Die Allegro stückeln nicht. Sie spielen in sich homogen, dynamisch, stressfrei und selbstverständlich auf und brillieren mit einer selten gehörten Natürlichkeit. Da ragt auch nix heraus-sie spielen einfach und lassen sich nach ein paar Takten einfach verschwinden. Und da kommt dann nur noch Musik!
Schlechte Aufnahmen macht die Allegro auch nicht besser und der Bassbereich könnte für meinen Geschmack definitiv etwas runder und wärmer abgestimmt sein. Aber sie haben das gewisse „Etwas“! Soll jetzt nicht geschwollen klingen, aber die „über alles Performance“ ist es, was die Allegro NT zu einem besonderen Lautsprecher macht. Die Allegros sind in sich stimmig und klingen herausragend räumlich und natürlich. Ich habe im letzten Jahr bei RaumTonKunst in Frankfurt zwei Ketten gehört, die weit über 100.000 Euro gekostet haben. Die waren mit Sicherheit nicht schlecht, aber der Funke ist da bei mir nicht übergesprungen. Hier schon. Das sagt alles.

lunarrmann
Lunarrmann
Stammgast
#2 erstellt: 07. Jun 2014, 19:52
Update

nach Tagen intensiven Hörens wird es Zeit, meine eigenen Einschätzungen mal "upzudaten" ...

Zum Thema gelungene Räumlichkeit und natürliche Klangfarben möchte ich mich nicht mehr äußern. Das passt auch weiterhin absolut. Die Allegro NT klingt aber manchmal anders und ich habe einige Zeit gebraucht um zu erkennen, was das ausmacht. Hier meine Einschätzung:

Ich hatte ja bereits beschrieben, dass Stimmen sehr genau und plastisch wiedergegeben werden. Dagegen treten Instrumente, die ich auf einer Ebene gehört habe, deutlicher in den Hintergrund, sind nicht mehr so dominant. Beispiel: Max Herre "MTV Unplugged" in Berlin-Tel Aviv: Das klezmerartige Klavier spielt jetzt deutlich tiefer im Raum und wirkt nicht mehr so prägend, bleibt aber trotzdem gut hörbar. Diese Spielart habe ich auch bei weiteren Begleitinstrumenten und anderen Alben verschiedener Künstler wahrgenommen. Anders bei Vocals. Beispiel Lionel Richie "Tuskegee" Deep river woman; da werden die backround vocals sehr deutlich und differenziert wiedergegeben, ohne aber den Sänger zu überdecken. Die Einzelstimmen sind deutlich aus dem Chor herauszuhören und in ihrer Unteschiedlichkeit wahrnehmbar. Percussive Instrumente dagegen sind immer sehr präsent und "rhythmusführend"; Beispiel: Cassandra Wilson "New moon daughter" in Until spielen die percussiven Schlagwerke immer auf Augenhöhe mit der Gesangsstimme, aber ohne diese zu dominieren oder zu überdecken; trotzdem entsteht hier quasi neben der Melodie (der Gesangsstimme) eine Rhythmusmelodie. Das habe ich auch schon bei anderen Hörnern mit Breitbändern so wahrgenommen und es hat mir persönlich sehr gut gefallen.

Bei Abmischungen, die deutlich zu dünn in den Mitten ausfallen, macht sich diese Abstimmung weniger bezahlt. Da wird man schon mal vom Sänger blechern angeschrien und dreht dann einfach etwas leiser. Wenns aber bei der Aufnahmetechnik nur annähernd stimmt passiert so etwas nicht.

Nach wie vor lasse ich für den Tiefstton und für einen Ticken mehr Basswärme/runden/fülligeren Bass den Velo mitlaufen. Ich werde aber auch mal einen Versuch starten, eine Röhre als Amp zu integrieren. Bei einem Wirkungsgrad von über 97 db lässt sich das sicherlich sinnstiftend realisieren. Ich habe die Vermutung, dass bei der Bassabstimmung auf eine Röhre abgezielt wurde und nun bei einem Transistor etwas Schmelz verloren geht. Nur eine Hypothese, die ich zeitnah überprüfen werde.

Ja, die Allegros klingen einfach "live": sehr unmittelbar und anspringend. Gut zu hören bei Jeff Cascardo "The other man" beale street. Ich hatte ein Musikerehepaar zu Gast die diesen Eindruck mit offenen Mündern bestätigt haben. Allerdings ist bei aller Räumlichkeit die Ortung eher "flächig" ausgeprägt. Wer schon immer die ultragenaue Abbildung und Ortungsschärfe von Studiomonitoren geliebt hat kommt hier auf Entzug. Geschmackssache ...

Zu guter Letzt ein paar harte Fakten zum Lautsprecher:

- Hornmanufaktur Allegro NT
- Backloaded Horn mit stark modifiziertem Breitbänder
- Wirkungsgrad über 97 db
- Höhe 125 cm
- Preis ab 8250 Euro

Genießt euer Pfingstwochenende

lunarrmann
Lunarrmann
Stammgast
#3 erstellt: 11. Aug 2014, 22:37
Update II:

Es ist mir noch nie so schwer gefallen, Unterschiede auf hohem Niveau zu beschreiben wie bei dem folgenden Vergleich; schudig bin ich euch noch den "versprochenen" Vergleich bzw. einem Test eines Röhrenverstärkers an den Allegro (quasi gegen einen Transistor). Hier meine Eindrücke:

Der Platzhirsch:
Ein Vollbluttransistor mit üppig Leistung, eher satt mit ein wenig Hochtondemut abgestimmt und sauber in Doppelmono aufgebaut mit einem kochtopfgroßen Ringkerntrafo. Vincent SV 234, ca 2000 Euro

Vincent Forum

Der Herausforderer:
Ein Röhrenamp, der nicht so neutral wie z.B. ein Octave, aber auch nicht so füllig wie eine Single Ended Konzept abgestimmt ist und wahrscheinlich irgendwo dazwischen liegt. Nominal deutlich im Rückstand (50 gegen 300 Watt), aber zählen Röhrenwatt nicht mindestens doppelt? Magnat RV 2, ca 2500 Euro

Magnat RV 2 Forum

Der Vergleich:

Eigentlich eine saublöde Überschrift, denn ich wollte keinen Ampvergeich, sondern über "Versuch macht kluch" schlicht und einfach ausprobieren, ob eine Röhre meine Allegro besser musizieren lässt als ein Transistor. Aber letztendlich läuft es auch auf einen Vergleich der beiden Verstärker und deren Verstärkungskonzepte heraus. Und ich finde, dass es gleich mit einem Paukenschlag beginnt. Da ich für heute leider unvorhersehbar schließen muss, folgen morgen nun die"harten Fakten" ...

Olaf


[Beitrag von Lunarrmann am 11. Aug 2014, 22:40 bearbeitet]
Lunarrmann
Stammgast
#4 erstellt: 12. Aug 2014, 17:16
... weiter gehts ...!

Wie bereits angesprochen halte ich beide Verstärker für richtig gute und praxistaugliche Geräte und ohne zuviel vorwegnehmen zu wollen ist es insgesamt ein oft sehr knapper und auch schwieriger Vergleich zweier ausgezeichneter Amps. Vielleicht noch ein Satz zu meiner Vorgehensweise: Ich schalte nicht permanent um, sondern höre über mehrere Stunden Musikstücke, die ich aus dem Effeff kenne. Manche Passagen wiederhole ich dann solange, bis ich mir eine Meinung gebildet habe. Es kann aber auch sein, dass ich eine ganze CD durchhöre. Das entspricht natürlich nicht einem klassischen, normierten A/B Vergleich, was mir auch bewusst ist. Trotzdem traue ich mir nach über 25 Jahren intensivem Hören eine aussagekräftige Beurteilung zu...


Die ersten beide Punkte gehen an den Platzhirsch Vincent SV 234!

Bei hohen Lautstärken, ordentliche Aufnahmen vorausgesetzt, entstehen die Töne beim Vincent "aus dem Nichts", ohne hörbares Rauschen und aus einem schönen "schwarzen" Hintergrund. Schwurbelpresse lässt grüßen, aber wie kann man`s besser beschreiben? Der Magnat RV 2 rauscht auch bei hohen Lautstärken kaum, aber es gibt dieses minimale Hintergrundrauschen. Für eine Röhre sicherlich eine exzellente Leistung, aber es entsteht nicht ganz diese erhabene Ruhe. Gut zu hören bei Micheal Buble`/Call me Irresponsible/The best is yet to come: Zu Beginn ein Fingerschnipsen, dann setzt druckvoll die Bigband ein. Das Schnipsen muss absolut aus dem Nichts kommen und kein Rauschen sollte es ankündigen. Der Vincent schafft das, der Magnat fast. Ein weiteres Beispiel: Jennifer Warnes/The well/ Prairie melancholy: Das Stück beginnt nur mit ihrer Stimme, die ebenfalls plastisch vor einem schwarzen Hintergrund stehen sollte.

Ein weiterer Pluspunkt für den Vincent ist der Druck, den er bei Drums entwickeln kann. Dazu eignen sich viele Stücke von Toto, Dire Straits oder auch Supertramp. Der Vincent lässt es richtig krachen, die Schläge sind furztrocken und knallen einem richtiggehend um die Ohren. Der Magnat ist dort etwas weicher, voluminöser, aber auch etwas druckloser, ohne aber schwachbrünstig zu klingen. Also 2:0 für den Vincent!


Jetzt bricht langsam die Zeit des Magnat an.

Ich wollte mit der Röhre etwas mehr Schmelz, Volumen und Wärme in den Oberbass bringen. Da spielt mir der Vincent zu trocken. Das schafft der Magnat ausgezeichnet. Die Fülle im Bass scheint gut zur Abstimmung der Allegro zu passen, die jetzt auch (mal) ohne Sub einen vollwertigen und geschmeidigeren Eindruck macht. Tiefer spielen die Allegro jetzt natürlich nicht, aber das passt jetzt. Tonal sind sich der Transistor und die Röhre recht ähnlich. Das hat mich verblüfft. Es gibt beim ersten, beiläufigen Reinhören definitiv keine gravierenden Unterschiede. Die fallen dann oft erst beim "richtigen" Hören auf, allerdings ohne, dass man sich zwanghaft darauf konzentrieren muss. Da wären:

Die Stimmwiedergabe:
Beide super, aber unterschiedlich. Der Vincent schlanker, scheinbar präziser, die Ortung eher vor der Hörachse, dadurch präsenter. Wie sagt man so schön: Zum Greifen nah! Der Magnat mit mehr Volumen (wie ich finde aber nicht zu dick aufgetragen), mehr Schmelz, scheinbar nicht ganz so präzise, eher auf einer Ebene mit der Hörachse. Nicht ganz so präsent, aber ungeheuer fesselnd. Bei den vielen Stimmen, die ich mit beiden gehört habe, schlägt das Pendel trotzdem klar in Richtung Magnat aus.

Detailreichtum/Feinauflösung:
Noch sauberer hört sich scheinbar der Vincent an. Sicherlich ist der nicht analytisch abgestimmt, aber ich hatte immer wieder den Eindruck, dass er genauer spielt und mehr Details aus der Aufnahme hörbar macht. Hat sich aber nach einiger Zeit ins Gegenteil verkehrt. Der Magnat zeigt z.B. bei Christopher Coss in der gleichnamigen CD von 2009 bei "Never be the same" kleine Details, die der Vincent schlicht verschweigt. Das habe ich auch auf weiteren Aufnahmen so wahrgenommen. Immer im Bereich von Kleinigkeiten, aber die läppern sich ja bekanntlich mit der Zeit. Auch dynamische Abstufungen,gerade bei Orchestern/Streichern wie z.B. bei Secret Garden/Inside I`m singing/Did I not love you sind über den Magnat besser wahrnehmbar, ich würde fast sagen besser erlebbar. Beim Vincent hat man dagegen oft den Eindruck, dass er den Lautsprecher "klar und sauber im Griff" hat, wogegen der Magnat die Musik besser laufen lässt.

Hochton:
Machen wir´s kurz. Der Magnat löst im Hochton etwas besser auf, klingt dort insgesamt auch heller, was sich auch auf den Gesamteindruck übeträgt. Obwohl der Magnat insgesamt mit mehr Volumen und Wärme abgestimmt ist, wirkt er teilweise hörbar heller als der Vincent. Allerdings könnte ich die Allegro wieder weg vom Hörplatz, also gerade ausrichten. Mal sehen...

Fazit:

Bis auf die ersten beiden Punkte, Rauscharmut und Punch bei den Drums, geht der Magnat als "Sieger" aus meinem persönlichen Hörvergleich hervor. Er bildet die bessere Symbiose mit den Allegros, ohne aber den Vincent zum Stümperamp zu degradieren. Hätte ich Platz, würde ich beide behalten! Auch wenn die Unterschiede manchmal scheinbar marginal ausfallen, haben die Allergro in der Summe nachvollziehbar profitiert!. Es gibt einige CD´s, die so deutlich an Ausdruck und Klang gewonnen haben dass ich sie noch einmal neu höre. Als neuere Aufnahme wäre hier von "Nünning/Schallenberg from a wooden house" zu nennen. Wenn ich das jetzt beschreiben müsste würde ich in eine Ecke mit all den "Ihr wisst schon Zeitschriften" gestellt.Ich lass´ es deshalb einfach bleiben. Ältere Aufnahmen wie die bereits oben genannte Platte von Christopher Cross erleben auch ihre Auferstehung; die Musik wirkt stimmiger, runder, "läuft mir einfach gut rein".

Verstärker verändern sicherlich nicht gänzlich den Klangcharakter eines Lautsprechers, aber gerade im Vergleich von Transistoramps und Röhren macht Versuch kluch und schafft so mach gelungene Symbiose. Ich werde noch mindestens eine weitere Röhre ausprobieren, die deutlich mehr in Richtung einer klassischen Röhrenabstimmung tendiert.

Bis dahin

Olaf
Casper71
Stammgast
#5 erstellt: 15. Sep 2014, 21:41
Hallo Olaf,

ein sehr sehr schöner Bericht :-)

Viele Grüße

Frank
Lunarrmann
Stammgast
#6 erstellt: 15. Sep 2014, 21:53
Hallo Frank,

schön, endlich mal eine Rückmeldung zu erhalten! Ich habe schon einige Berichte geschrieben und auch immer ein Feed Back erhalten, aber in diesem Thread hier gab's nix, bis jetzt. Mein Anliegen ist nicht nur ein Testerfahrungsbericht, so gut wie ich es eben kann, sondern auch ein Austausch und Fachsimpeln mit anderen Forenteilnehmern.

Olaf
MichaelHX
Stammgast
#7 erstellt: 16. Sep 2014, 12:08
Hallo Olaf,

ein toller Bericht. Hat mir viel Spass gemacht ihn zu lesen.

Viele Grüsse

Michael
docali
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 30. Sep 2014, 14:12
Hallo Olaf,

ein wirklich toller Bericht, den ich voll und ganz nachvollziehen kann, da ich selbst ein solches Paar Lautsprecher besitze. Ich habe sie sogar lange mit einer 45-SE betrieben, also nur etwa 1,5 Watt. Die Leistung reicht aber in der Regel völlig aus. Habe seinerzeit sogar meine Audio Note AN-Es für diese Lautsprecher verkauft, die dann auch im direkten Vergleich hier nicht ansatzweise diese Schnelligkeit, Direktheit und Emotionalität rüberbringen konnten wie es die AllegroNT schafft.

Und dazu kommt noch eine 1a Verarbeitungsqualität. Ich hatte hier diverse Besucher, die völlig begeistert von den Furnierarbeiten waren. So ist das auch fast ein echtes Möbelstück

Viel Spass weiterhin damit!

VG!
Docali
Lunarrmann
Stammgast
#9 erstellt: 30. Sep 2014, 16:21
Hallo Docali,

bei mir waren die Besucher weniger vom Furnier begeistert (ich besitze die Allegro in nextel-schwarzem Lack), sondern vom Klang ...

1,5 Watt erscheinen dir wirklich ausreichend? Welche Lautstärken hörst du denn, wie groß ist dein Raum?

Gerade in der Seitenansicht finde ich auch, dass die Allegro ein "Tonmöbel" ist bzw. was skulptureskes hat. Man muss es mögen, mir gefällts. Aber die Allegros bedienen ja eh nicht den gängigen Mainstream.

Grüße

Olaf
docali
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 30. Sep 2014, 16:33
Hallo Olaf,

auf den Klang wollte ich nicht detaillierter eingehen. Das hast Du bereits ausführlich gemacht

Im Übrigen wird Leistung meistens überbewertet. Der Raum ist etwas über 20qm und Lautstärke ist mit 1,5W kein Problem. Von Ton her ist die 45 eine der besten Röhren und die Allegros funktionieren tadellos mit 1,5 Watt. Meistens habe ich bei einem Bruchteil dieser Leistung gehört!

Das i-Tüpfelchen brachten dann noch die phase plugs von planet10hifi. Die passen perfekt in den Treiber und verbessern das Abstrahlverhalten.

VG!
Bernd
Lunarrmann
Stammgast
#11 erstellt: 30. Sep 2014, 16:44
Hallo Bernd,

wie äußert sich das in der Praxis? Hast du mit den phase plugs einen größeren sweet spot?

Olaf
docali
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 30. Sep 2014, 17:11
Hallo Olaf,

ja, so könnte man das beschreiben und etwas "sanftere" Höhen. Das Schöne an der Sache ist, dass die Plugs voll reversibel sind, weil im Holz drei Schrauben auf der Rückseite eingelassen sind, so dass sich der Phaseplug magnetisch "festhält" und je nach Geschmack auch wieder herausgezogen werden kann. Was will man mehr. Mir gefällt es jedenfalls besser mit Phaseplug.

VG!
Bernd
ic3fir3
Stammgast
#13 erstellt: 14. Okt 2014, 15:44
toller Bericht
Lunarrmann
Stammgast
#14 erstellt: 25. Okt 2014, 18:33
Servus zusammen,

in bälde gibts was Neues:

a) Phase Plugs: Welchen Einfluss auf den Klang/Hochton haben die PP?

b) CNC-gefräste Traversen aus Aluminium: Verrutschen/justieren leicht gemacht auf schöne ART ...

Wird Bilder und jeweils eine Kurzkritik geben.

Olaf

PS: Danke für die netten Kommentare!
exim
Stammgast
#15 erstellt: 04. Sep 2015, 18:35
Hi Olaf,

danke für den tollen Bericht.

Dein Update hätte mich auch interessiert.
Ist aber schon fast ein Jahr her seit Deinem Bericht.

Danke und Grüße
exim
Lunarrmann
Stammgast
#16 erstellt: 06. Sep 2015, 07:36
Guten Morgen exim,

ja,da habe ich wohl etwas geschludert ... Durch den Kauf eines sanierungsbedürftigen Hauses hatte ich in den letzten Monaten kein Milligramm Zeit mehr. Bin jetzt aber fast fertig und habe außerdem einen wunderbaren neuen Hörraum, der allerdings akustisch dringend optimiert werden muss!

Ich persönlich finde den Vergleich der Phase Plugs, genauer einmal mit und einmal ohne, schwierig. In meinem jetzigen Hörraum habe ich kaum Unterschiede gehört. Messungen ohne und mit PP habe ich nicht vorgenommen. Das werde ich eventuell in meinem neuen Hörraum nachholen, da ich diesen sowieso "vermessen" muss. Habe da u.a. eine grausam lange Nachhallzeit ... Die Wirkung der PP liegt also in einem nicht eindeutig und sofortig nach vollziehbaren Bereich. Ich habe mich mit mir zumindest dahingehend geeinigt, dass sich nichts verschlechtert hat . Für meinen Geschmack sehen die Allegros aber deutlich eleganter aus, seit das "Loch" im Breitbänder geschlossen ist.


Ähnlich verhält es sich mit den Aluminiumtraversen. Allerdings ist deren praktischer Nutzen deutlich höher, da man beim Einwinkeln oder Umstellen nicht mehr unter den Lautsprecher greifen muss, um ihn stabil auszurichten. Und die Ausleger sehen wirklich gut aus! Bilder gibt's erst nach dem Umzug, da ich schon alles demontiert habe.

Vielleicht noch eine Anmerkung: Auch nach monatelangem Hören haben die Allegros nichts von ihrer Faszination und ihrem Charme verloren. Oft folgt ja nach einem kurzen, heftigen Intermezzo beim dauerhaften Hören die Ernüchterung. Blieb hier aus ...

Ein schönes Wochenende


Olaf
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