Boxenbau-Hochzeitsgeschichte & Umbauthread

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10_BGS
Stammgast
#1 erstellt: 06. Nov 2008, 03:09
Hi beeinander,

für alle die es interessiert hier ein Bau- oder besser Erlebnisbericht zu einem Paar Lautsprecher für die
Beschallung einer Garten-Hochzeit im weiteren Verlauf genannt das "EVENT". Stattgefunden hat das Ereignis am 13.
September und betraf meinen Bruder sowie natürlich meine (nun offizielle) Schwägerin. Aber der Reihe nach...

Der Termin stand schon seit einigen Monaten fest und die umfangreiche Planung wurde mit Akribie angegangen.
Ich bot an mich um eine adäquate Anlage zu kümmern. Die Rahmenbedingungen waren die folgenden: Gut 100 Leute im
Freien bzw. Mietzelt die sich größtenteils noch unterhalten können sollten (und wollten). Bereichsweise Partypegel
trotzdem erwünscht mit einem Musikmaterial zwischen Reggae und Punk.
An Elektronik standen mir u.a. eine Behringer DCX 24/96 und eine recht potente 6-Kanal-THX-Endstufe zur Verfügung.
Damit hätte sich zumindest eine Playlistwiedergabe vom Laptop problemlos darstellen lassen sollen. Boxentechnisch
wären meine Überlegungen Richtung Udos Mystery-PA gegangen mit Unterstützung durch zwei Subwoofer auf Basis zweier
Eminence Kappa 15 LF die ich noch hatte.
Nach kurzer Zeit (Anfang Juli?) sagte aber eine befreundete Band zu aufzutreten. Mit deren Equipment hätte
man dann natürlich auch die Beschallung des restlichen Abends bestreiten können. Ich legte meine Bastelpläne also
auf Eis.

- Zeitsprung -

Am 5. September spätnachmittags (oder anders ausgedrückt ca. 185 Stunden vor dem EVENT) trudelt eine Mail meines
Bruders ins Postfach: Die Band hätte abgesagt und wir müssten reden. Na klar! An dem Abend habe ich mich hingesetzt
und ein Päarchen Not-Lautsprecher bis ins Detail durchgeplant. Not- deshalb weil natürlich keinerlei Zeit mehr zur
Verfügung stand irgendwelche Chassis oder sonstige Bauteile zu bestellen. Es musste also genommen werden was da war.
Außer der angesprochenen Elektronik und der beiden Kappa 15 LF waren das zwei Beyma 8AG/N (Zu den Treibern sind
wohl keine weiteren Erklärungen notwendig ;-) ) bei denen ich schon vor einer Weile die Dustcap gegen einen
selbstgedrehten Phaseplug ersetzt habe.
Am nächsten Vormittag (167 Stunden vor dem EVENT) habe ich meinem Bruder also vorgeschlagen in der verbleibenden
Woche ein vollaktives F.A.S.T.-Päarchen zusammenzuklopfen (nicht genau mit diesen Worten). Die Pegelmöglichkeiten
schilderte ich ihm dabei als begrenzt aber ausreichend.
Wo war jetzt eigentlich das Problem? Im nächsten OBI zwölf Spanplatten zurecht schneiden zu lassen, die zu zwei
Kisten zu verleimen, je zwei Löcher reinsägen und ein bißchen probehören dauert keine Woche. Der Knackpunkt war
mein Anspruch. Besonders da mir genau dieses Projekt ohnehin schon länger im Kopf herumspukte zusammen mit einem
bestimmten Gehäusedesign wollte ich es richtig(!) erledigen.

Das KONZEPT:

Wegen der Hektik ist das Projekt schlecht dokumentiert. Das hier war meine Skizze:



Die jetzt nachträglich noch grafisch aufzuarbeiten ist mir zu aufwändig. Stattdessen beschreibe ich einfach mal:

Einen 38er in die Schallwand zu setzen hätte eine mir unsympathische Gehäusebreite zur Folge gehabt. Außerdem hatte
ich noch gut einen Quadratmeter Al-Riffelblech im Keller mit dem ich jeweils Front und Deckel verkleiden wollte. Aus
den zur Verfügung stehenden Stücken ergab sich dann auch die Boxenbreite von 26,2 cm. Deswegen sind die Tieftöner
seitlich angeordnet. Als Trennfrequenz wurden ca. 160 Hz gewählt, was einen ganz guten Kompromiß darstellt. Bei
dieser Frequenz gibt's noch keine großen Probleme im Abstrahlverhalten und der Summenbildung wohingegen der
Breitbänder von tiefen Frequenzen schon deutlich entlastet wird. Für einen Treiber mit einer Freiluftgüte von über 1
ist die entsprechende Kammer mit knapp 18 Litern trotz starken Ausstopfens natürlich ziemlich klein, aber die
Überhöhung die sich dadurch oberhalb von 100 Hz einzustellen drohte wird durch die Filterung schon ausreichend
unterdrückt.
Die Seitenwände der Boxen habe ich in 18 mm Buche-Leimholz ausgeführt. Die Optik finde ich einerseits äußerst
reizvoll und zum anderen ist die Oberflächenbehandlung mit einem (Lein-)Ölauftrag bereits abgeschlossen. Und zum Lackieren war
schließlich gar keine Zeit. Der Nachteil an dem Material ist allerdings, daß es arbeiten kann wodurch Rißbildung
und somit Undichtikeiten nicht ausgeschlossen sind. Deswegen sitzt auf der Innenseite noch eine 12 mm-Schicht MDF.
Also zusammen immerhin 30 mm. Boden und Rückwand bestehen aus 21 mm starkem Birke MPX. Hinter der 1,5 mm starken
Blechverkleidung von Front und Deckel sind jeweils 19er MDF-Platten zu finden.
Da ich die Teile größenmäßig nicht völlig ausufern lassen wollte habe ich die Höhe auf 130 cm (ohne Füße und Sockel)
und die Tiefe auf 45 cm begrenzt. Trotz dieser stolzen Abmessungen blieben den Tieftönern nach Abzug aller
Verstrebungen und dem was sie selbst verdrängen jeweils nur noch ca. 76 Liter Nettovolumen. Machte aber gar nichts,
denn ich wollte von Anfang an geschlossen bauen und bei Bedarf elektronisch etwas entzerren. Mir gefällt eben der
trockene, schnell ausschwingende Bass den eine Reflexbox so kaum hinbekommt.

Wir waren beim Samstag stehengeblieben:

Im Anschluß an das konstituierende Telefonat mit meinem Bruder bin ich durch etliche Baumärkte gefahren und hab über
200 kg Material eingekauft. Sollte ja schließlich stabil werden. Wieviel da letztlich zusammenkam wurde mir aber
erst hinterher so richtig klar. Ich hatte mich mit der Dichte der Werkstoffe beim überschlägigen Abschätzen etwas vertan.
Außerdem war etwas Verschnitt dabei. Buche-Leimholz gibt's halt nur in Form ganzer (Arbeits-)Platten.

Baubeginn (162 Stunden vor dem EVENT) mit dem Sockel. Der bestand jeweils aus einer 50 x 50 cm² Betonplatte (ca. 30
kg) um die Kippsicherheit der Konstruktion auch bei rüden Rempelattacken sicherzustellen. Bei den Mengen an
hervorragendem Wein die zur Verfügung stehen war nämlich nicht davon auszugehen dass jeder nüchtern bleiben würde.

Die Verbindung zur Box wurde über M10er Gewindemuffen hergestellt und zwar dergestalt, dass die Endmontage erst vor
Ort erfolgen sollte. Denn fertig zusammengabaut wären pro Box schon drei Leute nötig gewesen um das Ganze noch zu
schleppen (ca. 80 kg pro Seite).
An dem Abend gönnte ich mir noch den Luxus eines Discobesuchs den ich schon ausgemacht hatte und nicht absagen
wollte (155 - 152 Stunden vor dem EVENT). Ein teuer erkaufter wie ich im Nachhinein weiß.

Sonntag (144 - 130 Stunden vor dem EVENT):

Sechs Tage ab jetzt. Das muß zu schaffen sein! Fräsarbeiten an den Seitenteilen und Bearbeitung vieler weiterer
Zuschnittteile. Und ein Planungsfehler wird entdeckt: die Verstrebungen sind allesamt 24 mm zu breit (entsprechend
der 2 x 12 mm MDF-Lagen in den Seitenwänden die ich vergessen hatte weg zu rechnen). Mist! Anstatt die zu
kürzen entschloß ich mich dazu stattdessen die MDF-Platten zur Seitenwandaufdopplung passend zu zerschneiden und so
den nötigen Platz zu schaffen. Daher die eigenartige Rohbau-Optik wie weiter unten zu sehen.

Montag (124 - 104 Stunden vor dem EVENT):

Vor der Arbeit eine Stunde im Keller basteln und natürlich gleich nach dem nach Hause kommen. Erste Klebungen,
irrsinnige Staubproduktion beim Lochsägen der Versteifungen (19 er MDF) und weitere Teilevorbereitungen.

Dienstag (100 - 79 Stunden vor dem EVENT):

Wieder eine Stunde Kellerdienst vor dem Job. Anschließend geht's unverdrossen weiter. Unter anderem weitere
Lochsägerei (44 Löcher insgesamt). Das Schlafdefizit ist inzwischen schon recht ansehnlich und ich huste Dreck. Aber
immerhin beginnt da langsam aber sicher etwas zu wachsen:









Was man auf diesen (und den folgenden) Bildern erkennen kann ist ein interner Helmholtz-Absorber oberhalb des
Breitbänder-Abteils. Ca. auf 140 Hz abgestimmt soll der die noch im Übertragungsbereich des Tieftöners befindliche
Gehäuselängsresonanz unschädlich machen. Die praktische Wirkung konnte ich leider nicht mehr eingehend überprüfen
(ihr wißt schon: Zeitmangel). Bei den flüchtig durchgeführten Messungen zeigte sich aber keine Überhöhung
in diesem Bereich.

Mittwoch (76 - 55 Stunden vor dem EVENT):

Ich kann mir diese üppigen 4 Stunden Schlaf pro Nacht nicht mehr erlauben! Ansonsten gleicher Ablauf wie die beiden
Tage zuvor. Mein Bruder bekommt einen Zwischenstand durchgegeben:
Fertigstellungsgrad ca. 50 % und die Zusicherung es auf jeden Fall irgendwie rechtzeitig hinzukriegen. Von ihm
gibt's dafür die aufmunternden Worte dass es neben den drei Tagen Zeit - also 72 Stunden - die mir noch blieben ja
auch noch die Nächte gäbe und ich solle doch am besten einfach 60 Stunden Arbeit am ersten erledigen und 60 Stunden
am zweiten. Dann hätte ich immer noch einen ganzen Tag Zeit für Unvorhergesehenes.
Die Zahl der größeren zu verbauenden Einzelteile (also Schrauben und den ganzen Kleinscheiß natürlich
unberücksichtigt gelassen) ist inzwischen auf 66 gestiegen und wird zum Ende hin die 80 nur knapp verfehlen.









Donnerstag (52 - 31 Stunden vor dem EVENT):

"Chef, ich bräuchte am Nachmittag Urlaub!" Ich hänge nämlich dem Plan hinterher, aber die Moral ist noch intakt.
Die Hände dagegen nicht mehr. Die sind mit Schrammen überzogen.

Freitag (28 - 5 Stunden vor dem EVENT):

Heute habe ich glücklicherweise sowieso frei. Die Toleranz der Nachbarn verblüfft mich allmählich. Bisher hat sich
noch niemand wegen nächtlichen Lärms oder der Staubspur die direkt zu meiner Wohnungstür führt beschwert. Allmählich
ist die Materie aber echt am letzten. Um halb fünf in der Nacht ist aber schließlich das letzte Chassis verschraubt
und ich falle völlig erledigt ins Bett.

Samstag morgen (2 Stunden vor dem Event):

Nur weil ich glatt eine Stunde verpenne sind's auch diesmal drei Stunden Schlaf. Blöderweise hab ich bisher noch
nicht einen Funken getestet, gemessen, oder eingestellt. Bei einem vollaktiven System allerdings eigentlich kein
unerheblicher Aufwand. In weniger als einer Dreiviertelstunde gelingt es mir jedoch zu meinem eigenen Erstaunen eine
zwar nicht perfekte aber doch vielleicht 80 %ige Abstimmung hinzupfriemeln. Dann nur noch rein damit ins Auto und
Abflug. Mit nur sechs Minuten Verspätung treffe ich schließlich vor Ort ein. Geschafft!!

Nach den Terminen die nun mal zu so einer Hochzeit dazu gehören geht's am Nachmittag an letzte Aufbauten für das
Fest auf der Wiese. Es klappt alles auf Anhieb. Eh klar! Nur den Bass mache ich noch eine Spur leiser und
filtere ihn nach unten hin etwas früher, dann paßt's. F3 landet dadurch bei knapp 50 Hz. Die 15-Zölller werden dabei
jeweils von zwei gebrückten Verstärkerzügen versorgt. Die beiden verbleibenden kümmern sich um die Beymas. Zwischen
Laptop und DCX hängt noch eine kleine Musical Fidelity Vorstufe. Ein reales Lautstärke-Poti wollte ich mir nämlich
nicht verkneifen.
Ich muß zugeben dass ich mächtig stolz auf mich bin. Die Optik finde ich nämlich sehr gelungen und noch besser als
erwartet. Auch die Proportionen sind stimmig. Offenbar bin ich mit dem Urteil nicht alleine denn an dem Abend hätte
ich die Lautsprecher sicherlich dreimal verkaufen können. Aber seht selbst:













Auch klanglich finde ich das Ergebnis überzeugend. Besonders wenn man den Gesamtpreis der Chassis von damals 250 €
berücksichtigt. Die deutliche Bündelung ist systemimanent aber bei diesem Anwendungsfall gar nicht mal unwillkommen.
Die räumliche Darstellung klappt breitbändertypisch hervorragend und der Baß hatte den erwarteten trockenen
Punch der einen verleitet immer noch ein bißchen lauter zu drehen. Kein Problem da der verfügbare Maximalpegel
deutlich höher als "ausreichend" lag. Ausgefahren werden mußte das System jedenfalls nie. Desöfteren saß ich bei
über 100 dB mit einem breiten Grinsen im Stereodreieck und hab die Anspannung der letzten Tage von mir abgleiten
lassen.
Bilanz der Woche: 30 Stunden Arbeit, 60 Stunden basteln, 30 Stunden Schlaf. Aber hat sich absolut gelohnt. Es sind zwei
richtig schicke HiFi-Party-Boxen geworden.
Das Fest war überhaupt ziemlich super was aber sicher zum kleinsten Teil an der Beschallung lag.

Anzumerken sei noch dass die Fotos vom Bau deswegen so einen blöden Winkel zeigen, weil ich in meinem fünf
Quadratmeter-Kellerabteil in dem die Trümmer entstanden sind einfach nicht weit genug von ihnen weg konnte.

Inzwischen habe ich mit diesen Lautsprechern noch weitere Pläne, die ich vielleicht in einigen Tagen hier vorstellen
werde (falls es jemand lesen mag).

Ist ja echt viel Text geworden. Chapeau wer meinem Erguß bis zu dieser Stelle gefolgt ist.

Grüße!

edit: kleine Fehler verbessert


[Beitrag von 10_BGS am 06. Nov 2008, 14:36 bearbeitet]
eisi1987
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 06. Nov 2008, 14:05
Respekt

Ich hätte in dieser kurzen Zeit wohl nicht die Ruhe für ein solches Projekt bewahren können und hätte das Ganze weniger aufwändig gestaltet.
10_BGS
Stammgast
#3 erstellt: 06. Nov 2008, 21:32
Hallo eisi,

deine Huldigung wurde erfreut zur Kenntnis genommen.
Direkt ruhig bin ich übrigens durchaus nicht geblieben. Ohne einen ausreichenden Streßlevel hätte ich's nicht rechtzeitig hinbekommen. Aber zum Glück weiß ich daß ich auch mit wenig Schlaf noch ganz gut funktioniere.

Grüße!
rene.p
Stammgast
#4 erstellt: 06. Nov 2008, 23:32
Gratulation!
Das Ergebnis spricht für sich!
...und das in der Zeit.
MBU
Inventar
#5 erstellt: 07. Nov 2008, 02:15

10_BGS schrieb:
daß ich auch mit wenig Schlaf noch ganz gut funktioniere.


Instant human - just add coffe

Im übrigen - wen interessieren die Lautsprecher? Wo sind die Bilder des Brautpaars?
10_BGS
Stammgast
#6 erstellt: 07. Nov 2008, 09:19
Ich bin völlig drogenfrei geblieben! Auch kein Kaffee.

Ein Bild vom Brautpaar? Das müßte ich erst um Erlaubnis fragen...

Grüße!
Mechwerkandi
Inventar
#7 erstellt: 07. Nov 2008, 13:22
Genialer Beitrag.
Leider blockt mein Provider alle Bilder von imageshack wg. "fragwürdiger Inhalte".

Lässt sich aber auch so gut nachvollziehen, wenn man schon mal ähnliche Aktionen gestartet hat...
10_BGS
Stammgast
#8 erstellt: 07. Nov 2008, 19:57
Was waren das denn bei dir für Aktionen?
hugaduga
Inventar
#9 erstellt: 07. Nov 2008, 20:18


Man, klasse erzählt, klasse Bilder, wahnsinns Arbeit und verdammt schöne Lautsprecher.

HUT AB!
10_BGS
Stammgast
#10 erstellt: 07. Nov 2008, 23:05
Danke für die Blumen!

Die etwas technische Optik der Boxen durch das Riffelblech und die Bügel über den Tieftönern ist zwar wahrscheinlich nicht jedermanns Geschmack. Aber einigen scheinen sie offenbar ebenso gut zu gefallen wie mir.

Grüße!
10_BGS
Stammgast
#11 erstellt: 17. Nov 2008, 06:19
Hallo erneut,

ich hatte ja angekündigt noch was darüber zu schreiben was mit den Lautsprechern nun geschehen soll. Denn es war
mir in dieser recht intensiven Woche tatsächlich gelungen kaum einen Gedanken an das "Danach" zu verschwenden.
Fest also vorbei - und jetzt?
Da sie kein Teil des Hochzeitsgeschenks gewesen waren, ich sie auch nicht an einen der Anwesenden verscheuert hatte
und in meinem Wohnzimmer für solche Trümmer kein Platz ist, blieb momantan nur der Speicher der Eltern. Schade drum!
Natürlich nagte das an mir. Aber zum Glück steht bei mir in einem Vierteljahr ein Umzug an der das Stellproblem
eventuell beheben könnte.
Gleichzeitig fand ich das Gehäuse so gelungen dass mir die preiswerte Bestückung dafür schon etwas unangemessen
schien. So begann mein Hirn ungefragt ein Umbau-Aufmotz-Konzept zu ersinnen und ließ sich durch die Vielzahl an
rationalen Argumenten die dagegen sprachen nicht beirren. Einzig notwendige Rechtfertigung: "Weil's geil ist!".


Wohlan:

Wenn schon Umbau dann wollte ich auch eine signifikante Verbesserung in Bezug auf Klangqualität und Pegelfestigkeit
(Bitte nicht fragen wieso. Begründung siehe oben. ) erreichen. Damit fiel ein Ersatz des Beyma-Breitbänders
durch ein anderes, vermeintlich besseres Exemplar schon mal flach. Denn durch ihre der Hochtonwiedergabe geschuldete
Leichtbauweise sind bei der Chassisgattung nunmal keine belastbaren Schwingspulen und große Hübe drin.
Also drei Wege.
Gesucht waren damit ein 20er Tiefmitteltöner (Schallwandbreite war ja vorgegeben) und ein angemessen
lautstarker Hochtöner mit - wichtig wegen meiner limitierten Bearbeitungsmöglichkeiten - runder
Montageplatte.
Da mir außerdem nur eingeschränkte Messmittel zur Verfügung stehen (ATB PC) und es ohnehin immer hilfreich ist auf
solche Erfahrungen zurück greifen zu können sollte es sich nach Möglichkeit um Chassis handeln die in einer der
beiden bekannten Zeitschriften schon verbaut worden sind.
Ein Bauvorschlag kam diesen Wünschen schon recht nahe: Die Voice 3 aus HH. Eine Zweiwege-Party-Box bestehend aus
P.Audio WN-10 R und P.Audio PHT-407 T. Bei dem TMT handelt es sich zwar um einen 25er aber netterweise gibt's noch
einen kleineren Kollegen, den P.Audio WN-8 R:

http://www.intertech...s=4354&kat=Pro+Audio

Die zwangsläufig geringeren Möglichkeiten im Bassbereich brauchten mich hier nicht stören. Die untere Trennfrequenz
sollte schließlich bei 160 Hz bleiben. In der Erwartung dass das kleinere Exemplar ein ähnlich tolles Bild
(Frequenzganglinearität, Wirkungsgrad) abgeben würde habe ich mir zwei besorgt.





Die Verarbeitung ist schonmal erstklassig muß ich sagen. Sehr stabiler Gußkorb, großräumig hinterlüftete
Zentrierspinne, gelochter Schwingspulenträger, Anschlußklemmen - super!
Das Pärchen Hochtöner harrt auch bereits seines Einsatzes:



Zwar günstig aber offenbar dennoch ziemlich fehlerfrei die Teile.
Blieb noch der Bassbereich. Hier haben mir ziemlich bald diese Chassis den Mund wässrig gemacht:

http://bmspro.com/15N850.bms_15n850.0.html

Die sollen es nun auch tatsächlich werden. Allerdings muß ich mich wegen Lieferschwierigkeiten des Vertriebs noch
gedulden, bis ich sie bekomme. Im vorhandenen Gehäuse sollten sie jedenfalls gut zurecht kommen. Da das nach wie vor
ein geschlossenes ist nimmt man das enorme Hubvermögen dankend an. So kann auch im Tiefbass noch die volle
Endstufenleistung in Schalldruck umgesetzt werden ohne dass der lineare Auslenkungsbereich verlassen wird. Aus dem
gleichen Grund kann man sich ein Subsonic-Filter eigentlich schenken (außer man will Verstärkerleistung sparen). Die
Gruppenlaufzeit freut's.

So weit der mechanische Teil. Seitens der Elektronik war von Anfang an die Maßgabe die DCX nicht weiter analog
anzusteuern (Zu den damit verbundenen Einbußen ist im Forum schon viel geschrieben worden.) sondern digital. Als
hauptsächliche Quelle ist ein Laptop vorgesehen der über dieses schicke Kästchen mit der Weiche verbunden wird:





Als Lautstärke-Regelung wird ein 6-fach Thel-Poti zum Einsatz kommen.

http://www.thel-audioworld.de/bauteile/regler/Potis.htm

Nachgelagerte Spannungsteiler sollen den enormen Ausgangspegel der DCX (den man eben am besten auch so ausnutzt)
wieder auf ein endstufenverträgliches Maß zurecht stutzen.
Durch die Erweiterung von zwei auf drei Wege werden natürlich noch zwei weitere Verstärkerkanäle benötigt. Aus einem
früheren Projekt standen mir noch zwei AMP 80-Module von Schuro nebst Trafo und Netzteil zur Verfügung.

http://www.diy-selbstbau.de/produkte/a80-de.htm



Schien mir gut geeignet um die beiden Hochtöner anzutreiben. Das Gehäuse bietet absichtlich noch Platz. Hier kann
das Poti gleich mit einziehen. Den Knopf dafür gibt's schon (selbst gedreht ):



Eine Netzleiste hab ich mittlerweile auch:



Ein weiterer Wunsch war die Elektronik standesgemäß unterzubringen. Dafür bot sich natürlich der Leimholz-Verschnitt
vom Gehäusebau an. Wegen ungünstiger Plattenlängen konnten nämlich nur 60 % davon zu Lautsprecher verarbeitet werden.
Im Nachhinein ein günstiger Zufall. Hier sind schonmal die Seitenteile des zukünftigen Miniracks zu sehen. Die Schlitze
sollen der Lüftung dienen und geben natürlich auch gute Grifflöcher ab wenn's mal transportiert werden muß:



Was hier zu sehen ist sind vier mit Hutmuttern als Quasi-Spikes versehene Stahlprofile die den neuen Unterbau der
überarbeiteten Boxen darstellen. Die Betonklötze sind mir dann doch nicht wohnraumtauglich genug. Würden die
Muttern andererseits direkt unter das Gehäuse geschraubt wäre die Konstruktion entschieden zu kipplabil.



Und zum Schluß noch ein ansehnlicher Haufen Kupfer (größtenteils abgestaubt). Damit werde ich die notwendige Dreifach-
Verkabelung der Lautsprecher bestreiten.



So, das ist momentan der Stand. Im Moment hoffe ich noch dass ich mit dem gesamten Umbau bis Ende Januar (diesmal
nicht alles in einer Woche ) durch sein werde. Mal sehen... Würde euch jedenfalls - so gewünscht - auf dem
Laufenden halten.

Und falls jemand konstruktive Kritik an diesem Vorhaben äußern mag: Tät mich freuen.

Grüße!
10_BGS
Stammgast
#12 erstellt: 18. Nov 2008, 09:04
@uibel:

Mit freundlicher Genehmigung des Bräutigams hier das gewünschte Foto.



Grüße!
10_BGS
Stammgast
#13 erstellt: 05. Dez 2008, 00:44
Bei mir gab's heute vorgezogene Bescherung. Die Basschassis sind doch schon fünf Wochen früher als erwartet eingetroffen :









Man merkt doch deutlich dass es sich bei den Treibern nicht um noname-Ramsch von eBay handelt. Die Magnete beispielsweise bringen solch ein Gewicht auf die Waage dass man sich schon keine Sorgen über einen womöglich unterdimensionierten Antrieb machen würde wenn sie aus Ferrit bestünden. Ist hier aber Neodym. Eine solche Ansammlung von dem Zeug ist mir bisher noch nicht begegnet.
Und die Polkernbohrung wirkt eher wie ein Baßreflexrohr. Zusätzlich ist die Zentrierspinne großräumig hinterlüftet und die untere Polplatte weist jeweils zwölf Bohrungen auf um auch an dieser Stelle keinen Stau aufkommen zu lassen. Macht den Eindruck als wäre es BMS ernst mit den 1200 W die diese Chassis angeblich verdauen können sollen. Aber darauf kommst mir eigentlich nicht unbedingt an.

Mit dem ganzen Umbau werde ich aber wohl trotzdem nicht im Januar fertig. Mein Umzug wird nämlich konkreter und hat natürlich Vorfahrt. Dafür werde ich die Lautsprecher dann immerhin halbwegs angemessen aufstellen können.

Vorfreude...


[Beitrag von 10_BGS am 05. Dez 2008, 00:46 bearbeitet]
MBU
Inventar
#14 erstellt: 05. Dez 2008, 01:45

10_BGS schrieb:
@uibel:

Mit freundlicher Genehmigung des Bräutigams hier das gewünschte Foto.



Grüße!


Richte unbekannterweise meine Glückwünsche aus.

Meine Hochzeit ist etwas über 20 Jahre und ca. 20 kg (aber nur bei mir) her.

10_BGS
Stammgast
#15 erstellt: 06. Dez 2008, 03:06
Intime Geständnisse...
Die 20 kg - das sind doch bestimmt nur Muskeln und Samenstränge, oder?!
MBU
Inventar
#16 erstellt: 06. Dez 2008, 03:40
Pressluftvorrat für den Hammer!
Sommi
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 16. Dez 2008, 04:36
Wie schauts aus? bin gespannt ... finde es nur schade so einen schönen Subwoofer mit ein paar zweifelhaften Chinateilen zu verheiraten

Ben
10_BGS
Stammgast
#18 erstellt: 16. Dez 2008, 11:36
Hi Sommi,

danke für dein Interesse! Wie's ausschaut? Mir stehen einige arbeitsreiche Wochen ins Haus
und im Februar wird umgezogen. Von daher lohnt es sich nicht die Kisten (die wie geschrieben
nach wie vor im Speicher meiner Eltern verweilen) erst nochmal zu meiner jetztigen Bleibe zu
schleifen um sie kurz darauf wieder rum zu schleppen. In der neuen Wohnung habe ich dann
einen anständigen Kellerraum in dem ich mich austoben kann. Dauert also leider noch. Bin
ja selber gespannt. Bis dahin wird's aber bestenfalls ein paar Kleinigkeiten außenrum zu
vermelden geben.
Um die Qualität der"zweifelhaften Chinateile" mache ich mir allerdings keine Gedanken. Der
MT hat eine durchdachte, aufwändige Konstruktion vorzuweisen, so dass es mich sehr wundern
würde wenn hinten nur Müll rauskäme. Zum HT kann man allein anhand des Augenscheins
natürlich nicht viel sagen, aber ich habe die Chassis wie gesagt aufgrund des
HH-Bauvorschlags "Voice III" ausgesucht. Jetzt gibt's zwar die unterschiedlichsten
(vielleicht auch berechtigten) Vorbehalte gegenüber Herrn Timmermanns aber davon dass jemand
fände seine Konstrukte würden nicht klingen ist so gut wie nichts zu hören. Bin also sehr
zuversichtlich.
Klar wirkt es erstmal eigenartig, wenn der Bass grob dreimal soviel kostet wie die beiden
anderen Chassis zusammen, aber das wird ihm nichts von seinen Qualitäten nehmen.

Grüße!
TKsys
Neuling
#19 erstellt: 18. Dez 2008, 12:07
Hi 10_BGS,

ich interessiere mich auch für den wn-8r und brauche für meinen Röhrenverstärker eine hohe Impedanz. Kannst du mal mit einem Multimeter den Widerstand der Schwingspule messen?

Grüße,
TKsys
10_BGS
Stammgast
#20 erstellt: 19. Dez 2008, 01:26
Hi TKsys,

das klingt als würdest du der Angabe im Datenblatt (Rdc = 6,8 Ohm) mißtrauen.
Jedenfalls hab ich der Vollständigkeit halber auch noch nachgemessen. Kamen jeweils ungefähr 6,5 Ohm bei raus. Auf mein Multimeter gebe ich jedoch nicht allzu viel sei noch dazu gesagt.
Interessant war dabei wie sich der kräftige Antrieb der Chassis auswirkte. Selbst Blasen auf die Membran reichte aus, um den angezeigten Wert einen Moment hektisch tanzen zu lassen.

Gute Nacht!
TKsys
Neuling
#21 erstellt: 19. Dez 2008, 11:16
...vielen Dank, dass Du den Datenblattwert bestätigen konntest. Das Chassie wirkt insgesamt sehr positiv.

Viel Spaß noch beim Boxenbauen. Ich werde diesen thread aufmerksam weiterlesen.

Frohes Fest,
TKsys
10_BGS
Stammgast
#22 erstellt: 18. Jan 2010, 22:36
Hi zusammen,

ich möchte mich mal bei denjenigen entschuldigen, die eventuell eine Weile vergeblich drauf gewartet haben,
dass hier was vorwärts geht. Zeitmangel hat das Ganze lang genug verzögert um mir neue Flöhe ins Ohr, oder
besser gesagt Projekte ins Hirn zu setzen. Ausgehend von dem was hier entstehen sollte bin ich schlußendlich
bei diesem Konzept gelandet:

Hier geht's weiter.

Die F.A.S.T-Gehäuse mit dem Beyma 8AG/N und dem Eminence Kappa 15 LF stehen übrigens in unveränderter Form
hier herum. Hätte vielleicht jemand Interesse daran? Für ein Kellerdasein sind die nämlich eigentlich zu schade,
wie ich finde.

Gruß,
Simon.
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