Knall-Fehler Technics SE-A100 erfolgreich repariert - Reparaturbericht

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childofman
Stammgast
#1 erstellt: 27. Mrz 2013, 11:28
Zunächst: Hallo Zusammen!

Nachdem ich selbst - dank diverser Hinweise und nach der Recherche im Internet - in der Lage war eine HiFi Endstufe zu reparieren möchte ich mich nun revanchieren und die gewonnen Erkenntnisse zur Verfügung stellen. Möglicherweise erleichtert das Anderen die Problemlösung.

Zuerst zum Fehler und zum Gerät: Ich habe vor rund 14 Monaten bei Ebay eine Technics SE-A100 ersteigert. Das Gerät war in einem optisch anständigen Zustand und - da ein echtes Sammlerstück - nicht gerade billig. Der Verkäufer versicherte folgendes: Gerät von Fachwerkstatt generalüberholt - durchgemessen und voll funktionsfähig. Der Nachbesitzer wird noch viele Jahre Freude daran haben...

Aus Zeitmangel stand das Gerät nach der Auktion und einer optischen Prüfung zunächst über 12 Monate im "Lager" - auch weil eine SE-A5 von Technics seit knapp 30 Jahren erfolgreich im Einsatz war. Geplant war ein Austausch der Endstufen, um dann die SE-A5 in aller Ruhe einer Überprüfung und Renovierung zu unterziehen. Im Februar war es soweit. Gerät getauscht angeschlossen und zunächst positivst überrascht: Noch bessere räumliche Auflösung, noch etwas klarer und dynamischer - wenn auch nur marginal. (Boxen: 4 Wege mit Swans Bass, Magnat Mitteltöner, Visaton Hochtöner und Technics Bändchenultrahochtöner im asynchron (Dynaudio) bedämpften 60 Liter Gehäuse).

Nach rund 40 Minuten kam die Ernüchterung: Zunächst kündigte sich das drohende Unheil durch ein etwas lauteres einmaliges Knacken im rechten Kanal an. Das Geräusch entsprach in etwa einem leisen Entladungsknall oder Funkenüberschlag. Man könnte auch sagen ein kleines Krachen, wie eine Stromstörung durch einen betätigten nicht entstörten Lichtschalter.

Nach rund zehn Minuten wiederholte sich das Geräusch und war etwas lauter. Im Abstand von rund 30 bis 45 Minuten knallte es dann zunehmend lauter jeweils ein Mal im rechten Kanal. Ich überprüpfte zunächst sämtliche Zuspieler, die Boxen die Verkabelung und den Netzanschluss und konnte den Fehler definitiv der Technics SE-A100 zuordnen und dort der rechten Endstufe. Ich entschied (auch auf die Gefahr eines Lautsprecherschadens hin) die Endstufe mehrere Tage durchgehend in Betrieb zu halten um das Verhalten zu beobachten. Relativ naiv war meine erste Vermutung es könne sich um einen Elektrolytkondensatorschaden handeln, der möglicherweise durch die lange Lagerzeit verursacht wurde und der Dauerbetrieb könne möglcherweise zu einer Verbesserung beitragen - auch eine kalte Lötstelle wollte ich nicht ausschließen. Ergebnis: Nach drei Tagen Dauerbetrieb (teils ohne Last) war der Fehler verschwunden. Offenbar hatte die Endstufe eine stabile Betriebstemperatur erreicht. Kurz vorher hatte es mehrfach wirklich laut geknallt und die Schutzschaltung der Endstufe hatte angesprochen. Der Basslautsprecher zeigte dabei typische Symptome eines Gleichstromimpulses und überstand das Martyrium aber unbeschadet. Die Endstufe wurde nach dem Versuch und dem "Verschwinden" des Fehlers "normal" behandelt: Heißt nach Benutzung abgeschaltet, kein Dauerbetrieb mehr. Die nächsten zwei Tage zeigte die Endstufe den Fehler nicht mehr. Dann ging es wieder los: Nach drei Stunden knallte es wieder im rechten Kanal, das wiederholte sich dann in völlig unabsehbaren Abständen im Abstand von etwa 1 bis zwei Stunden, gelegentlich auch alle 15 Minuten.

Reparaturtechniker lieben solche Fehler.- Ich weiß. Ich beschloß zunächst selbst auf Fehlersuche zu gehen und mich im Internet so weit wie möglich sachkundig zu machen. Ein Servicemanual hatte ich bereits vor der Auktion organisiert. (Wohlwissend dass nicht alles Gold bei Ebay ist). Der erste Hinweis aus einem Forum schien schon in die richtige Richtung zu gehen: Der Differentialverstärker könnte Ursache des Übels sein, insbesondere dort häufig eingesetzte Transistoren vom Typ 2SA1123 seien "gefährdete" Kandidaten (zum Beispiel in Kenwood Verstärkern). Sie würden zu Durchschlägen unter Temperatureinfluss neigen - das schien mir plausibel. Tatsächlich findet sich im Current Drive AMP Teil der SE-A100 diese Transistortype. Da relativ billig und die Technics Endstufe (zumindest teilweise) modular aufgebaut ist: Steckplatine entfernt, Ersatz bestellt und ersetzt. Wieder eingebaut, getestet und nach einer Stunde derselbe Fehler.

Beim Öffnen des Gerätes war mir allerdings aufgefallen, dass zwei andere Steckplatinen (jeweils der Voltage Control Amp) im Gerät vertauscht eingebaut waren: Der rechte links und umgekehrt. Ich steckte diese Platinen wieder so wie ursprünglich vorgesehen - und: Der Fehler wechselte von rechts nach links. Damit war klar: Der Fehler liegt im Voltage Control Amp. Und ein Verdacht liegt nahe: Nämlich, dass die Endstufe bereits vor dem Verkauf auf Ebay diese Macke hatte und sie deshalb in Reparatur war - ohne allerdings einer Fehlerbeseitigung.

Fehlerbeseitigung

Reparatur Knallfehler Krachen Technics SE-A100

Nach Durchsicht des Servicemanuals stand fest: Falls es die Transen dort erwischt hat könnte es kompliziert werden: Unter anderem ist dort ein Toshiba (bzw. Panasonic) 2SK389 GR verbaut - der nur noch schwierig zu bekommen ist. Zunächst alle passiven Bauelelemente durchgemessen und dabei einen Fehler im Servicemanual gefunden: Die Widerstände R147 R149 R148 und R150 sind NICHT, wie im Servicemanual angegeben 100 Ohm Widerstände, sondern 470 Ohm Widerstände. Kondensator C105 getauscht (220uF 63V), Lötstellen nachgelötet - Test. Fehler weiter vorhanden. Lötstellen und Kondensator sind bzw. waren nicht die Ursache. Bei Reichelt sämtlich verfügbare und notwendige Ersatztransistoren bestellt (Gesamtwert rund 20 Euro). Schaltbild analysiert: Da es sich um krasse Spannungsspitzen handeln musste, die Theorie aufgestellt, dass nur Transistoren in Frage kommen, die deutliche Potentialgefälle in der Schaltung zu halten haben. Insbesondere folgende Kandidaten kamen da in Frage: 2SA1309 (AR) , 2SA1370 (D) und 2SD1512 (AR) - Nach zwei Tagen von Reichelt erhalten. Weitere Typen waren zwar ebenfalls lieferbar allerdings leider nur mit anderen hfe Werten, also Endbuchstaben. Habe sämtliche Typen die 1:1 verfügbar waren (oben aufgeführt) auf der Steckplatine gewechselt. Ergebnis: SE-A100 läuft nun seit vergangenen Sonntag völlig problemlos.

:-) Ein Dankeschön an solche Foren wie hier! - Ein neues Mitglied. Ach ja: Noch was zu meiner Reperaturreputation: Löterfahrung: Ja. Messgeräte: Multimeter. Elektroniker: weniger - nur Logiker. Hifiausstattung: 2x SE-A5, 1x SE-A100, SE-A007, SU-6, SU-6Mk2, SL-M1, SL-1210, RS-1500, DA10, 4xSU-7, und weiterer Technics Schnickschnack (ich liebe es) .
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