USB Mikroskop gesucht

+A -A
Autor
Beitrag
Bügelbrett
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 01. Jul 2013, 18:25
Hallo
Ich suche ein möglichst gutes und einigermassen erschwingliches USB Mikroskop zur Tonabnehmer bzw Nadel Kontrolle
Wer hat Erfahrung und weiß Rat ??

Grüße
Jens
bukongahelas
Inventar
#2 erstellt: 01. Jul 2013, 21:07
Suche ich auch .
In Geizmärkten nach "einer Kamera mit der man eine Fliege in DIN-A-4 Größe bildfüllend fotografieren kann" gefragt.
Außer "Haben wir nicht" nichts Konstruktives.

Die Fa Pearl bietet all so Plastik-Billig-Zusatzkram für PC an.
Ich meine in deren TV-Shoppingkanal mal so ein Teil gesehen zu haben.
War rund mit vorne einem Kranz BeleuchtungsLed und darin mittig das Cam-Auge mit der Mikroskoplinse.

bukongahelas
Forest357
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 01. Jul 2013, 22:14
So was gabs mal bei Lidl oder Aldi.
Wir haben eines im Geschäft um damit Pilzerkrankungen an Blättern zu erkennen.
Ist gar nicht schlecht das Teil. Bildquali ganz gut.

Adrian
anymouse
Inventar
#4 erstellt: 02. Jul 2013, 13:40

bukongahelas (Beitrag #2) schrieb:
In Geizmärkten nach "einer Kamera mit der man eine Fliege in DIN-A-4 Größe bildfüllend fotografieren kann" gefragt.


Damit dürfte man auch nicht weit kommen, weil die Vergrößerung einer normalen Kamera zu gering ist und es vermutlich Probleme mit der Beleuchtung/Abschattung geben wird.

Im Internet mal kurz nach "USB Mikroskop" gegooglet. Zwei Arten gefunden:
Einmal das Klassische, mit entsprechendem Tisch, hauptsächlich Durchlicht. Zum anderen die handzuhaltenden Auflicht-USB-Zylinder.

Für den Bereich "Nadelbetrachtung" (und ggf. Reperatur-Betrachtungen ) würde ich eher die zweite Variante vorziehen, die kann man freier positionieren. Für die Nadel sollte aber (aufgrund der sehr großen Vergrößerung) ein Stativ erhältlich sein.
Bügelbrett
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 02. Jul 2013, 17:50
...sowas in der Art dachte ich. Die Frage wäre nur ob das Preis/Leistungs Verhältnis passt.

ELV
anymouse
Inventar
#6 erstellt: 02. Jul 2013, 18:54

Bügelbrett (Beitrag #5) schrieb:
...sowas in der Art dachte ich. Die Frage wäre nur ob das Preis/Leistungs Verhältnis passt.

ELV


Nein, da gibt es etwas günstigeres:

http://www.reichelt....1&START=0&OFFSET=16&

Edit: Habe es mir gerade mal angeschaut, bei der Vergrößerung sieht man schon deutliche Farbsäume, das klingt nach einer schlechten Optik; aber für den Preis?

Lt. Dual-Forum sollte ~200x Vergrößerung möglich sein. Das ganze auch mit guter Tiefenschärfe -- da dürfte es bei vielen haken.


[Beitrag von anymouse am 02. Jul 2013, 19:11 bearbeitet]
Bügelbrett
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 05. Jul 2013, 22:19
ok Danke
dann werde ich mir das Teil mal anschauen. Bei amazon ( ) ist es sogar noch einen Tacken günstiger
Grüße
Jens
Bügelbrett
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 10. Jul 2013, 22:56
so, erste Testaufnahmen ...naja so ganz das gelbe vomm Ei ist das Ding nicht da ich das Einstellen relativ mühsam finde, aber für ab und zu mal schauen ists ok.

om10

das Ortofon OM 10 hab ich unter dem Chassis eines gebrauchten Dual 505- 3 gefunden, scheint ok
shabbel
Inventar
#9 erstellt: 11. Jul 2013, 13:48
So ein sauberes Bild mit solcher Tiefenschärfe bekommt man mit den meisten Mikroskopen schwer hin.
Bügelbrett
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 11. Jul 2013, 14:03
...dann ists ja wohl doch ok habe soweit keine andere Erfahrung, naja das hat auch nicht beim ersten mal geklappt
und dann noch ein wenig mit Photoscape nachbearbeitet...


[Beitrag von Bügelbrett am 11. Jul 2013, 14:06 bearbeitet]
max130
Inventar
#11 erstellt: 18. Jul 2013, 09:48
Servus,
von 200x ist das aber noch weit entfernt.
Ist es möglich, das Mik. so einzustellen, dass man den Nadelverschleiß beurteilen kann?

VG
Stefan
cmoss
Inventar
#12 erstellt: 18. Jul 2013, 12:59
Hallo,


Ist es möglich, das Mik. so einzustellen, dass man den Nadelverschleiß beurteilen kann?


Ich habe noch nie einen Verschleiß an einer Nadel erkennen können, auch nicht mit einem Mikroskop. Die sterben meist dadurch, dass der Lagergummi verhärtet oder eher einen gewaltsamen Tod, oft durch Frauen (Putz- und Haus-) ;-) oder oder dass man die Nadel mal statt auf der Platte auf dem Filz aufsetzt.

Immerhin ist das Ding aus Diamant und die Platte aus weichen Vinyl. Die Beurteilung von Verschleiß wäre auch, so wie die Nadel gehalten wird, auf dem Photo nicht möglich, da der Verschleiß, wenn er denn je sichtbar sein sollte, an den Flanken auftreten würde, also müsste die Nadel von vorne oder von hinten betrachtet werden.

Gruß
Claus


[Beitrag von cmoss am 19. Jul 2013, 11:32 bearbeitet]
Bügelbrett
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 20. Jul 2013, 20:14
So Ungefähr ? Ist schon Fummelei mit dem Ding, aber mit ein wenig Übung werden die Bilder besser.

y


[Beitrag von Bügelbrett am 20. Jul 2013, 23:58 bearbeitet]
cmoss
Inventar
#14 erstellt: 21. Jul 2013, 14:03
Wow, alle Achtung, das schaut ja schon fast aus, wie mit einem Raster-Elektronenmikroskop! Und offensichtlich keinerlei Verschleiß an der Nadel. Jetzt kannst du das Mikroskop für die nächsten 1000 Betriebsstunden wieder einpacken!

Gruß
Claus
bukongahelas
Inventar
#15 erstellt: 21. Jul 2013, 19:54
Die Flanken der Diamantnadel "reiben" dauernd an den Spurflanken.
Die Spurflanken kommen nur 1x kurz unter die Nadel.
Dieser Effekt überwiegt den Härteunterschied zwischen Vinyl und Diamant.
Also tritt der Verschleiß an der Nadel dauernd auf , der der Platten verteilt sich.
Der Druck auf die Flanken entspricht "einem VW-Käfer auf einem Pfennigstück"(Zitat Hifi Magazin) und "die Temperatur der Rille und der Nadelflanken erreicht bei der Platte kurzfristig und an den Nadelflanken dauernd mehr als 100 Grad".
Die Nadel muß das also dauernd aushalten , aber das Vinyl huscht so schnell unter ihr durch , daß es sich nur wenige Grad erwärmt und so nur minimal verformt.
Nun wird auch verständlich , warum Naßabspielen schmiert , kühlt und somit
- Verzerrungen vermindert
- Verschleiß reduziert
- die Skatingkraft vermindert
- Statische Aufladungen verhindert bzw ableitet
- die Platte sich nicht erwärmt (das wurde durch Infrarotbilder belegt)

Es müßte den Verschleiß verringern , wenn man die Schallplatten vor dem trockenen Abspielen einfriert.
Je kälter das Vinyl desto härter sind die Rillenflanken.
Wird aber nur bei fast null Prozent Luftfeuchtigkeit funktionieren...
Oder die Platten mit einem ultradünnen Chrom oder anderem Hartmetall im Vakuum bedampfen , so wie die Präparate von Elektronenmikroskopen
oder der "Vater" , "Mutter" , "Tochter" bei der Plattenfertigung.

bukongahelas
shabbel
Inventar
#16 erstellt: 21. Jul 2013, 22:30
Wo wir schonmal dabei sind, wie wäre es mit Silicon Gleitspray? Einsprühen der Platte, abwischen und dann Turbo-spielen.
cmoss
Inventar
#17 erstellt: 22. Jul 2013, 21:59

an den Nadelflanken dauernd mehr als 100 Grad


Da Diamant der beste Wärmeleiter ist, müsste die Wärme über den Nadelträger abgeführt werden ... javascript:insert('%20;)%20','')

Gruß
Claus
Bepone
Inventar
#18 erstellt: 22. Jul 2013, 22:30
Hallo,

Nadelverschleiß wird bei dem oben gezeigten Bild kaum sichtbar werden.
Man braucht die Diamantspitze von senkrecht oben und zwar den ganz vordersten Teil. Dann kann beurteilt werden, wie weit der elliptische Schliff schon abgearbeitet ist.

Die Anzahl kritisch verschlissener Nadeln, die ich gesehen habe, reicht übrigens schon in die hunderte und da waren allesamt Nadelträger und -lager noch gut



Da Diamant der beste Wärmeleiter ist, müsste die Wärme über den Nadelträger abgeführt werden ...

Der hängt aber in einem Gummilager und somit ziemlich gut isoliert. Kann Wärme also kaum "weitergeben", höchstens durch Abstrahlung, was aber sehr uneffektiv ist.


Gruß
Benjamin


[Beitrag von Bepone am 22. Jul 2013, 22:32 bearbeitet]
Bügelbrett
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 23. Jul 2013, 11:20
Moin Leute
vielen Dank für euere sehr Lehrreichen Erläuterungen vor allem in Bezug auf Wärmeentwicklung und mgl. Folgen. Für eine genau Inspektion scheint das Mik dann doch nicht geeignet, denn mehr als auf dem letzten pic ist einfach nicht zu machen. Naja, wenigstens kann ich damit schon mal " gröbere " Fehler der Nadeln ausschließen ...
Grüße
Jens
Pilotcutter
Administrator
#20 erstellt: 23. Jul 2013, 11:39
Bei den großen Stores wie Lidl und Aldi gibt es fast regelmäßig um die Vorweihnachtszeit sog. Schüler-Miksoskope für recht kleines Geld mit ordentlichen Features. Ansonsten mal den Kleinanzeigen-Markt abgrasen. Beispiel

Gruß. Olaf
anymouse
Inventar
#21 erstellt: 23. Jul 2013, 12:57
Irgendwo gab es hier mal einen Thread (oder war es in einem der Plattenspieler-Foren?), wie man die Abnutzung einer Nadel mittels Mikroskop beurteilt.

Wenn ich das damals Gelesene richtig verstanden habe, schaut man aus Richtung des Diamanten, und kann dann durch Drehung anhand der Reflexionen an der Spitze die Abnutzung beurteilen.
cmoss
Inventar
#22 erstellt: 23. Jul 2013, 15:31

Der hängt aber in einem Gummilager und somit ziemlich gut isoliert.


Na ja, es wird aber auch extrem wenig Wärme erzeugt, dafür reicht der Nadelträger mit Sicherheit aus, abgesehen davon, dass dem Diamanten 100°C schlicht wurscht sind.

Gruß
Claus
app712
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 09. Mai 2017, 15:01
Das Thema ist ja schon was älter, aber vermutlich immer noch aktuell.

Auch ich habe inzwischen allerhand ausprobiert, mit USB und ohne.
Ein Ausschnitt der Gerätschaften, mit denen ich mich beschäftigt hatte:
- "300X USB Endoskop Digital Mikroskop 4 LED HD"
- Bresser USB Mikroskop Digital (20-350x, 1.3MP)
- Bresser MikrOkular Full HD Okularkamera (Full-HD, 2MP) an einem Labormikroskop

Um es kurz auf einen Punkt zu bringen: Ich habe keine (einfache) Lösung gefunden, die auch nur annähernd Bilder liefert, mit denen eine Verschleißbeurteilung möglich wäre.

In letzter Ausbaustufe habe ich eine günstige Canon-DSLR mittels T2-Adapter an ein Leitz Labormikroskop angeflanscht.
An den Objekttisch wurde eine variable Beleuchtung in 4 Ebenen mit 3W-LED Spots angebaut um definierbare Ausleuchtungssituationen chaffen zu können (es hätten auch je 1W LED genügt, die zusätzliche Helligkeit schafft aber mehr Spielraum bei der Belichtungswahl).
Zusätzlich habe ich mir einen x/y-Objektfüher gegönnt um die Nadeln im Sichtbereich bequemer und feiner Ausrichten zu können.
Bildaufnahmen wurden mittels EOS-Tools remote aus der Live-View gemacht.

Das Ergebnis an einer sphärischen Shure N92E (die eigentlich elliptisch sein müsste, aber das ist ein anderes Thema...) sieht dann so aus:
Shure N92E sphärisch(!)
(Ausschnittsvergrößerung)

Deutlich zu erkennen sind die "abgefahrenen" Bereiche an den Flanken der Verrundung, deren Durchmesser bei geschätzt 10µm (ca. 4mil) liegen dürfte.
Entscheidend ist hierbei die Wahl der Ausleuchtung.

Eine solche Bildqualität mit preiswerten USB-Mikroskopen zu erreichen halte ich für utopisch. Mit denen kann man zwar auch nette Bilder machen (so z.B. hier), aber das war's dann auch schon.


Noch ein paar Impressionen mit demselben Aufbau von einer Shure N95ED Nachbaunadel (die auch schon bessere Zeiten gesehen hat):

Shure N95ED Nachbau

Shure N95ED Nachbau

Shure N95ED Nachbau

Vielleicht kann ich mit diesem Statement dem ein oder anderen helfen, Fehlinvestitionen in Zeit und Gerätschaften zu verhindern.

Aber auch mit passendem Equipment bleibt die passende Ausleuchtung der Nadelspitze ein essentielles Thema.
Hier muss abhängig vom Lage und Orientierung des Nadelträgers, Nadelschliff und gewünschter Aussagekraft(!) immer wieder anders ausgeleuchtet werden.

Viele Grüße,
Michael
app712
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 15. Mrz 2019, 19:10
Das Thema ruhte nun ja schon eine Weile, ich möchte das aber nochmal aufgreifen, nicht zuletzt weil detaillierte Bilder gerade Neueinsteigern in das Thema eine Orientierung geben können, in welchen Dimensionen sich überhaupt der Kontakt der Nadel mit der Plattenrille abspielt und sich immer wieder mal die Frage stellt, ab wann man einen Nadelverschleiß denn überhaupt optisch beurteilen kann.

Nach kleineren Verfeinerungen meiner Apparatur bin ich nun in einem Bereich angelangt, der vermutlich das Ende dessen aufzeigt, was auf optischem Wege erreicht werden kann.

Als Demonstrationsobjekt habe ich mich für eine Audio Technica ATN440MLa Nadel entschieden, die noch jungfräulich und unbespielt ist:
Audio Technica ATN-440MLa

Soweit so bekannt, nähern wir uns der Nadelspitze mal von beiden Seiten an:

Audio Technica ATN-440MLa
Audio Technica ATN-440MLa

Das Ganze nochmal etwas größer und mehr von oben (was Probleme mit Streulicht von den polierten Facetten verursacht )

Audio Technica ATN-440MLa

Deshalb Perspektivwechsel und nochmal größer:

Audio Technica ATN-440MLa

Ich kann es mir nicht verkneifen, den Erschaffern dieser Nadel eine faszinierende Ästhetik und Schönheit im Objekt zuzusprechen.

Man kann hier schon sehr gut die dem Schliff namensgebende MicroLine erkennen, das Bild hat aber noch Reserven für eine Ausschnittsvergrößerung:
Audio Technica ATN-440MLa
Nur um den Maßstab nochmal deutlich zu machen: Der Diamant hat eine Breite von ca. 120µm (also 0,12mm), das entspricht etwa der Stärke eines kräftigen menschlichen Haares.

Das ist nun auch die Größenordnung, in der ein Nadelverschleiß einigermaßen aussagekräftig beurteilt werden kann.
Dazu müsste man aus dieser Perspektive den Abschliff beurteilen, der links und rechts an der Spitze von der Schallplatte erzeugt wird. Da dieser sich jedoch auch im µm-Bereich bewegt ist das sehr schwierig, weil man diese kleinsten Änderungen überhaupt erst mal scharf abgebildet bekommen muss. Zudem fehlt jegliche Bezugsorientierung zum Originalzustand, denn die ist ja schon abgeschliffen.

Die Verschleißbegutachtung wird deutlich einfacher, wenn wir nochmal die Perspektive wechseln und den Diamanten genau von Oben begutachten.
Der Abschliff an den Berührungsflächen erzeugt am Diamanten abgeflachte Stellen, deren Durchmesser mit zunehmendem Abtrag zu Anfang sehr schnell zunimmt. Bei den elliptischen Schliffen mit 0.2x0.7mil kann man das schon nach relativ wenigen Spielstunden beobachten.
Je weiter der Verschleiß fortschreitet, desto langsamer nimmt die Größe der abgeschliffenen Fläche zu.
Das macht es möglich, gerade die erste Halbzeit der Nadel-Lebensdauer besonders präzise einzuschätzen, denn diese abgeflachten Stellen sind in der Reflektion schon sehr gut erkennbar, während im Profil da noch kaum eine Veränderung erkennbar wäre.

Entscheidend dabei ist jedoch die richtige Ausleuchtung, bei der uns folgender Umstand sehr zugute kommt:
Die Flanken unserer Stereo-Schallplatten stehen in einem Winkel von 45° zur Plattenoberfläche, beide Rillenflanken im 90°-Winkel zueinander.
Das bedeutet, dass auch unser Diamant von beiden Seiten im Winkel von 45° abgenutzt wird (korrekte Justage vorausgesetzt).
Stellt man nun zwei in der Waagrechten gegenüber angeordnete Lichtquellen auf und platziert die Nadel auf gleicher Höhe genau dazwischen, dann wird das Licht an den angeschliffenen Stellen von der Waagerechten genau in die Senkrechte abgelenkt. Alles was wir dann genau von oben sehen, sind leuchtend hell die verschlissenen Stellen. Ich habe die beiden Perspektiven mal gegenüber gestellt:

Audio Technica ATN-440MLa

Im unteren Bildteil nochmal das Profil (also entlang der Rille gesehen), im oberen Teil der korrespondierende Ausschnitt genau von oben mit seitlicher Beleuchtung (die Lichtreflexion franst zu den Außenseiten immer mehr aus wegen zu kleiner Schärfentiefe).
Man kann erkennen, dass auch das winzige Staubkorn (gelb) in beiden Perspektiven sichtbar ist.
Der grün eingerahmte Teil ist die (theoretische) Auflagefläche eines Stereokanals (in der Praxis liegt nicht die der ganze Teil auf, sondern nur ein Stück davon).
Die hell reflektierenden Linien sind dann genau die (theoretische) Berührungsfläche des Diamanten zur Rille.

Gert Redlich hat sich hier ausführlich mit dieser Thematik beschäftigt und schreibt, dass die Wellenlänge eines 20kHz Tones auf der innersten Rille (bei 12cm) etwa 10µm beträgt.
Möchte man die innerste Rille also noch sauber bis 20kHz abtasten, geht das nur, wenn die Auflagefläche unseres Diamanten in Längsrichtung nicht größer als 10µm ist.
Ist die Berührungsfläche breiter als 10µm (immer in Laufrichtung gesehen) kann man eine Nadel eigentlich an der Verschleißgrenze angelangt einordnen.

Sofern der Abbildungsmaßstab der Optik zur Bildauflösung bekannt ist, lassen sich Größenverhältnisse gut umrechnen. Ich habe mir dazu ein Mess-Fadenkreuz (Radius 15µm, Durchmesser 30µm) erstellt, mit dem ich durch Überlagerung im Bild messen kann.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass durch Unschärfen oder Lichtreflexion Messfehler entstehen können, es kann also nur in den wirklich scharf abgebildeten Bereichen gemessen werden. Das sieht dann so aus:

Audio Technica ATN-440MLa

Ich habe mich bei meinem Mess-Fadenkreuz entschlossen, den roten Bereich auf 9-12µm zu legen, was normalerweise gerade noch akzeptabel sein dürfte. Wohlgemerkt: Die Einstufung akzeptabel gilt nur für die innerste Rille, weiter außen liegende Rillen werden immer noch problemlos abgetastet, aber es kann ab da nur noch schlechter werden.
Der grüne Bereich geht nicht bis ganz nach innen, da auch im Neuzustand immer eine gewisse Berührungsfläche vorhanden ist (sonst würde ja nichts abgetastet). Nach meinem Mess-Fadenkreuz wäre die Berührungsfläche der abgebildeten ATN-440MLa also ungefähr 3µm breit.
Schaut man sich folgende Übersicht der Nadelschliffe an, dann wird dort die Berührungsfläche einer MicroLinear Nadel mit 3,5µm angegeben, die Sache passt also erstaunlich gut.

Mein persönliches Ziel ist damit erreicht, ich muss den Verschleiß nun nicht mehr schätzen, sondern kann ihn messen.

Grüße an alle,
Michael


[Beitrag von app712 am 15. Mrz 2019, 19:38 bearbeitet]
ParrotHH
Inventar
#25 erstellt: 15. Mrz 2019, 19:29
Sehr schön!

Parrot
Burkie
Inventar
#26 erstellt: 15. Mrz 2019, 19:39
Hallo,

welches Mikroskop verwendest du dafür?

Gruß
app712
Ist häufiger hier
#27 erstellt: 15. Mrz 2019, 20:24
Es ist ein umgebautes Leitz SM Lux Labormikroskop, grob auch schon in Beitrag #23 beschrieben.

Eckdaten:
- Leitz SM Lux Labormikroskop mit 5-fach Revolver und Stereotubus, Objektive 2.5/0.08 Pl, 4/0.17 NPl, 6.3/0.20 NPl, 10/0.25, Okular 10x Weitfeld, alles Leitz Optiken.
- Canon EOS 1200D Spiegelreflex mit T2-Adapter am linken Tubusrohr
- rechtes Tubusrohr verlängert, so dass Abbildungsebenen von Bildsensor und Okular identsich sind
--> Dem professionellen Mikroskopierer stellen sich jetzt bestimmt die Haare auf weil man damit eigentlich massiv nachteilig in das optische System eingreift. Das führt u.a. zu einem Verlust der Gleichfokussierung der Objektive, man muss also nach jedem Objektivwechsel nachfokussieren. Außerdem ändert sich der Tubusfaktor (bei mir auf ca. 1.41). Damit gewinnt man aber eine zusätzliche Vergrößerung, da der Tubusfaktor darin mit eingeht (Objektiv 10x, Okular 10x, Tubus 1.41 ergibt dann 141-fache vergrößerung statt sonst 100x).
Dafür hat man aber den Vorteil, dass das Bild auf der Spiegelrelex immer gleich scharf ist, wie im Okular. Man kann also im Okular bei bester Sicht fokussieren und ungesehen die Kamera auslösen. Außerdem profitiert die Kamera auch vom durch dem T2-Adapter verlängerten Tubusfaktor.
- Objektträger mit Kreuztisch zum einfacheren "Navigieren", darin eingespannt Träger mit geschlitztem Schaumstoff als Nadelhalter
- LED-Beleuchtung am Objektträger aus 3 Richtungen, in der Ausrichtung verstellbar (selbstgebaute Halter mit 50mm China Einbauspots je 3W), jeweils einzeln schaltbar, vorgesetzte "Diffusoren"
- Bildabnahme über LiveView aus den Canon EOS Tools
- Focus Stacking über CombineZP oder Picolay

Kostenpunkt knapp 200€ (ohne Kameras).

Mein "Meßplatz" (das kleine Stativ mit der DigiCam ist für "normale" Nadelfotos):
Umgebautes Leitz SM Lux Mikroskop

Hier zur Anschauung noch eine Autio Technica ATN-430E Nadel, die ihre Zeit hinter sich hat. Man sieht deutlich die abgeschliffenen leicht tropfenförmigen Stellen (gelbe Pfeile), die inzwischen so groß sind, dass die Platte schon extrem leidet (die Kanten an den Schleifstellen werden immer Schärfer -> Rillenhobel). Außerdem ist der Verschleiß schon so weit, dass die Nadel bei weiterem Verschleiß bald den Rillenboden beschädigen würde.

Audio Technica ATN-430E

Viele Grüße, Michael


[Beitrag von app712 am 15. Mrz 2019, 20:47 bearbeitet]
tovow
Stammgast
#28 erstellt: 15. Mrz 2019, 22:29
Hi,

Danke für die tollen Bilder und einfach Chapeau!

Kann man den Verschleiß auch Hören?
Z.B. im Hochton durch leichte Verzerrungen bei bestimmten Tönen vs Frequenzen?
Und erhöht eine falsche AS Einstellung den Verschleiß?

ciao
tovow
app712
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 16. Mrz 2019, 15:40
Je nach Güte der eingesetzten Ohren kann man das früher oder später hören, ja. Es fällt besonders bei perkussiven Klängen oder Zischlauten als erstes auf.
Es gibt aber noch andere Faktoren (Falschjustage, zu geringes Auflagegewicht usw.), die zu hörbaren Beeinträchtigungen führen. Es muss also nicht immer der Verschleiß schuld sein.

Bei falschem Antiskating erhöht sich der Verschleiß auf der höher belasteten Seite der Nadel in ähnlichem Maß, wie bei einer zu hoch eingestellten Auflagekraft. Das kann auch nicht dadurch kompensiert werden, dass der Verschleiß auf der gegenüberliegenden Diamantsate dadurch niedriger wird, denn eine Nadel ist nur so gut, wie ihre schlechteste Seite. Zudem treten auf der Sete mit zuwenig Antisakting dieselben akustischen Artefakte auf wie bei einem zu gering eingestellten Auflagegewicht.

Eine grob falsche Antiskating-Einstellung ist im Verschleißbild aber gut und früh erkennbar (bei hoher lateraler Compliance auch schon vorher an der einseitigen Nadelauslenkung), so dass bei gelegntlicher Begutachtung immer noch genug Zeit besteht, den Effekt durch eine Korrektur abzumildern.

Man wird sich damit abfinden müssen, dass es DIE perfekte Antikatig-Einstellung nicht gibt, da der erforderliche Wert immer auch von der Dynamik der Platte (also vom "Reibungswiderstand" in der Rille) beeinflusst wird. Deshalb taugt auch die auf manchen Testplatten vorhandene plane Bahn ohne Rillen nur als grober Anhaltswert. Leute mit guten Ohren können eine dafür bestimmten Tracks der Meßschallplatten verwenden, damit wird das schon präziser, stimmt aber im Zweifelsfall auch nur für diese eine Messplatte exakt.

Hat man den Punkt erreicht, an dem es einigermaßen stimmt und man "nah dran" ist, macht es nach meiner Meinung mehr Sinn sich dem Hörvergnügen hinzugeben, ich glaube das verursacht mehr Freude als akribisches Ausrichten bis auf das allerletzte Tüpfelchen. Im Zweifel wechselt man die Nadel dann etwas eher, ganz "aufbrauchen" sollte man die sowieso nicht.

Für mich kommt die Freude an der Musik immer noch zuerst.

Viele Grüße, Michael
tovow
Stammgast
#30 erstellt: 16. Mrz 2019, 16:06
Danke für deine Erklärung.


Für mich kommt die Freude an der Musik immer noch zuerst.




ciao
tovow
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Nadel vom Tonabnehmer verbogen?
korbiXXL am 08.12.2014  –  Letzte Antwort am 08.12.2014  –  3 Beiträge
C.E.C. Chuo Denki ST520 Plattenspieler- Tonabnehmer?
Buggyburg am 23.01.2008  –  Letzte Antwort am 24.01.2008  –  5 Beiträge
Welcher Tonabnehmer samt Nadel ist für denn Technics SL-1610MK2
qadland am 27.01.2008  –  Letzte Antwort am 27.01.2008  –  2 Beiträge
Dynavector Tonabnehmer kaputt, was tun?
Julius_Ta am 08.06.2019  –  Letzte Antwort am 13.06.2019  –  2 Beiträge
Lenco L55S Tonabnehmer
Caperucita am 22.05.2017  –  Letzte Antwort am 22.05.2017  –  6 Beiträge
Wer kennt diese Elektrostaten und weiß Rat?
arachnophil am 13.03.2011  –  Letzte Antwort am 28.07.2011  –  20 Beiträge
Nadel für Braun PS 500
nonno_dei_nipoti am 06.01.2008  –  Letzte Antwort am 30.03.2011  –  11 Beiträge
Technics SL 1700 Tonabnehmer
paddy0815 am 23.06.2020  –  Letzte Antwort am 24.06.2020  –  3 Beiträge
Thorens TD 124 Tonabnehmer schwebt über Platte
robotiger am 04.11.2009  –  Letzte Antwort am 06.11.2009  –  7 Beiträge
Audio technica Tonabnehmer für Schallplattenspieler
Black_X-fire am 11.07.2009  –  Letzte Antwort am 15.07.2009  –  7 Beiträge

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.708 ( Heute: 6 )
  • Neuestes MitgliedAudioR
  • Gesamtzahl an Themen1.551.038
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.536.495