Loewe Atlas 3790W Anodenspannung

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michi1106
Stammgast
#1 erstellt: 14. Aug 2014, 14:49
Hallo liebe Röhrenfreunde,

von einem Bekannten zur Reperatur erhalten habe ich (u.a.) ein sehr schön erhaltenes Radio Loewe Atlas 3790W. Er hatte es von einem Flohmarkthändler gekauft und zuhause gleich in Betrieb genommen (ohne hineinzusehen oder eine Lampe davorzuschalten). Es spielte eine Stunde, dann flog die Feinsicherung. Nun liegt es an mir, den Fehler zu finden. Ich habe den ein- oder anderen Forumseintrag gelesen und folgendes bereits ausprobiert:

- Ersatzsicherung (gleicher Typ 250V/0,7A) sofort wieder durchgebrannt
- Trafo abmontiert - funktioniert tadellos, Pri/Sek Spulen sind OK, richtige Spannungen.
- Alle Röhren-Heizungen durchgemessen (alle ok, kein Kurzer)
- Röhren und Lämpchen abgezogen, unendlicher Widerstand zwischen den beiden Heizdrähten (ohne angelöteten Trafo) also kein Kurzschluss im Heizkreis
- Selengleichrichter war defekt - habe B250C100 durch B250C185 getauscht.

Ergebnis: Die Sicherung flog nicht mehr - zumindest nicht gleich - und das Radio ging an (alle Röhren glühen, alle Lämpchen leuchten) - und der Netztransformator brummt sehr laut, begleitet von knisternden Geräuschen aus der Endstufen/Netzstufengegend. Habe natürlich sofort wieder ausgesteckt. Wenn ich den Pluspol des Brückengleichrichters von der Schaltung trenne und die Spannung am Gleichrichter messen möchte, fliegt sofort die Sicherung. Ist mir unerklärlich, da er ja mit dem Chassis nur noch über Masse verbunden ist. Wenn ich beide Kontakte der Anodenwicklung des Transformators abklemme, also nur die Heizung angeschlossen ist, brummt der Trafo erheblich leiser (Lämpchen leuchten) - jedoch knistert es leise heraus und stinkt nach Drahtlack. Ich habe daraufhin die drei Kondensatoren welche im Heizkreis liegen verdächtigt und abgeklemmt, die linken beiden indem ich den UKW-Block abgelötet habe. Mit dem Hintergedanken dass sie einen Kurzschluss zwischen Heizkreis und Anodenkreis o.ä, erzeugen, jedoch die Sicherung brennt wieder durch.

Ich habe den Becherelko gemessen, kein Kurzschluss, wird normal geladen und entladen.

Jetzt bin ich mit meinem Latein am Ende. Schaltplan ist vorhanden:

20140814_155818
20140814_155831

Vielleicht weiß noch jemand was.

Gruß
Bertl100
Inventar
#2 erstellt: 17. Aug 2014, 10:10
Hallo zusammen,

ich würde mal fast annehmen, dass der Trafo defekt ist. Miss doch mal nach, ob die Anodenwicklung einen Schluß zu einer anderen Wicklung oder Masse hat. Das muß hochohmig sein.

Leider sind gerade die Loewe Opta Netztrafos sehr empfindlich. Wenn da mal der Gleichrichter kaputt war, dann überlebt das der Trafo eigentlich nie ... :-(

Gruß
Bernhard
hf500
Moderator
#3 erstellt: 17. Aug 2014, 16:48
Moin,
das sehe ich genauso, der Trafo wird Windungsschluss haben.

73
Peter
Bertl100
Inventar
#4 erstellt: 17. Aug 2014, 17:25

knistert es leise heraus


... und das ist eigentlich das sicherste Zeichen für eine defekte Anodenwicklung. Ich kenne das Geräusch zu gut :-)

Gruß
Bernhard
michi1106
Stammgast
#5 erstellt: 25. Aug 2014, 16:18
Meine Herren, vielen Dank für die Ratschläge / Tips.

Sie hatten auch tatsächlich recht. Ich messe einen Widerstand von ca. 800 Ohm zwischen Anodenwicklung und Heizwicklung. Das ist nun äußerst ärgerlich, betrachtet man den Zeitaufwand und die vielen Sicherungen, die ich verschwendet habe. Und immer diese Suche nach deinem defekten Kondensator... Immerhin merke ich mir das mit den Trafowicklungen mit Sicherheit für den Rest meines Lebens.

Haben Sie vielleicht noch eine Idee, wo man solch einen Trafo mit einigermaßen passenden Daten herbekommt? Das Gerät mit seiner Gegentakt-Endstufe und den vielen Skalenlampen hat ja dann doch höhere Ansprüche an den Netztrafo als so ein 08/15-Gerät mit den sieben Standardröhren. Ich habe noch nie ein Radio zur Reperatur bekommen, bei dem der Netztrafo kaputt war. Diesesmal waren es gleich beide auf einmal.

Viele Grüße aus Mainburg
Bertl100
Inventar
#6 erstellt: 26. Aug 2014, 08:19
Hallo zusammen,

ja, das ist ärgerlich. Aber bei Loewe Opta in der Zeit leider keine Seltenheit ...
Wie wäre es denn mit Bürklin, Bestell Nr. 12C150?

Gruß
Bernhard
michi1106
Stammgast
#7 erstellt: 27. Aug 2014, 15:13
Hallo,

vielen Dank für den Tip. Jetzt müssen es meinem Bekannten die 50 Euro nur noch wert sein.
Sollte ja theoretisch auch mit diesem Trafo hier funktionieren, oder ? Der ist günstiger und ließe sich vermutlich einfacher montieren, mit einer Bohrung seitlich vom Chassis. Oder ist der Bürklin von der Qualität her besser?

Viele Grüße
hf500
Moderator
#8 erstellt: 27. Aug 2014, 16:32
Moin,
die Anodenwicklung koennte passen, wenn auch etwas knapp. Die Belastung der Heizwicklung muss man anhand der Heizdaten der Roehren zusammenaddieren.

73
Peter
michi1106
Stammgast
#9 erstellt: 27. Aug 2014, 17:11
EM84--------0,21A
ECC85------0,43A
ECH81------0,30A
EF89---------0,20A *2
EABC80----0,45A
ECC83------0,15A
EL86---------0,76A *2

Lampe-------0,3A * 5

Ohne Skalenlampen ca. 3,5A; mit Lampen leider knapp 5 Ampere, wäre also zuviel. Da gibts auch bei Buerklin nichts. Wobei das das kleinere Übel wäre. Man kann ja auch Lämpchen mit geringerem Strom verwenden oder die beiden Lämpchen die nur die Zeiger beleuchten weglassen.

Und irgendjemand hat die beiden EL84 wohl mal gegen EL86 ausgetauscht. Hat aber vermutlich genauso wenig geschadet, wie es genutzt hat.

MfG


[Beitrag von michi1106 am 27. Aug 2014, 17:16 bearbeitet]
hf500
Moderator
#10 erstellt: 27. Aug 2014, 17:29
Moin,
wie war das noch?
Trafo mit Windungsschluss und Gleichrichter defekt?
Und dann noch EL86 statt EL84?

Ich wuerde sagen: Bingo!

Mit EL86 wird naemlich die Anodenversorgung hemmungslos ueberlastet. Die EL86 ist eine PL84 mit dem Brenner der EL84. Sie ist fuer Ua/Ug2 von 170V ausgelegt und dazu auf eine Gittervorspannung von -12,5V (EL84: 250/250V, -7,6V). Das heisst nichts anderes, als dass die EL86 in der Schaltung der EL84 allen Strom zieht, der geliefert werden kann. Zuviel fuer das Netzteil...

73
Peter
michi1106
Stammgast
#11 erstellt: 27. Aug 2014, 17:55
Hallo,

das erklärt einiges...!
Mir ist das mit den EL86 erst sehr spät aufgefallen. Ich habe irrtümlich angenommen, dass es sich wie bei Pentoden häufiger der Fall um eine geringfügig verbesserte Version der EL84 handelte, - welch eine fatale Fehlannahme..! Das zeigt wieder, warum man soviel Erfahrung bei der Reperatur von solchen Geräten benötigt. (welche ich selbst auch nur sehr bruchstückhaft habe , wie man sieht.)

Damit ist der Fall nun aufgeklärt. Händler bekommt Radio mit defekten EL84, steckt mangels Ersatzteile einfach zwei EL86 rein, probiert es 5 Minuten und verkauft es als funktionierend. Bekannter kauft Radio, betreibt es eine Stunde und wundert sich, wieso es durchbrutzelt. Und schließlich und letztendlich kommt noch der Depp - (ich) - und rauft sich alle Haare aus weil er ein Brett vorm Kopf hat, der Länge eines Meterstabs.


Sehr ärgerlich, wenn man bedenkt dass das Gerät immer noch im Originalzustand sein und tadellos funktionieren könnte. Ich warte jetzt mal ab, ob mein Bekannter die Ersatzteilkosten noch auf sich nehmen möchte.

Ansonsten kann ich mich bloß für die rege Beteiligung und die Klärung dieses "Falles" bedanken.
hf500
Moderator
#12 erstellt: 27. Aug 2014, 20:05
Moin,
die PL84 ist eine Tonendroehre fuer Fernsehempfaenger. Die haben ein Allstromnetzteil, was bedeutet, dass die Betriebsgleichspannung fuer den Anodenkreis hoechstens etwa 200V betraegt. Die Endroehre sollte aber auch die "ueblichen" etwa 5W liefern, also wurde die EL84 so modifiziert, dass die PL84 die gleiche Leistung bei kleinerer Betriebsspanung liefert (die Zeilenendstufe erzeugt sich ihre Spannung von etwa 600V mit Hilfe der Boosterdiode/Boosterkondensator selbst).
Dann hatte Philips die Idee, eisenlose Gegentaktendstufen zu bauen, um den teuren und qualitaetsbegrenzenden Ausgangsuebertrager loszuwerden. Die Schaltung bedingt, dass beide Endroehren fuer die Betriebsspannung in Serie liegen, mit den in den Radios ueblichen 250-290V kommt man da nicht weit, weil fuer jede Roehre nur 120-150V zur Verfuegung stehen. Also hat man die PL84 (300mA Heizstrom bei ca. 15V) genommen, den Brenner der EL84 hineingesteckt (6,3V, ca. 0,76A) und das Ergebnis EL86 genannt. Man bekommt damit bei den ueblichen Betriebsspannungen etwa 10-12W, allerdings braucht man Lautsprecher mit 800 Ohm Schwingspulenwiderstand.

Die Typnummer ist also keine Revisionsnummer, "je hoeher, desto besser", sondern der Bezeichner der Roehre. Gleichzeitig beschreibt der europaeische Roehrenschluessel die Roehre ziemlich ausfuehrlich, man hat zumindest die wichtigsten Heizdaten (Spannung, bzw. Strom), den Systemaufbau und Verwendungszweck sowie die Art des Sockels.

Ansonsten koennte man meinen, die EL90 sei "besser" als die EL84. Sie haben sogar aehnliche Daten, aber die EL90 ist eine Miniaturroehre auf Pico-7 Sockel, die EL84 eine Novalroehre (Sockel Pico-9). Fuer eine Miniaturroehre ist eine 12W-Pentode wie die EL90 schon ziemlich ausgereizt.

73
Peter
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