Sony TAN-5550 V-FET Endstufe, wer hat schon mal eine restauriert?

+A -A
Autor
Beitrag
fastnixdigitales
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 21. Dez 2016, 21:21
Guten Abend zusammen. Nach langer Zeit hatte/habe ich nun mal wieder Zeit, eine meiner "Kellerleichen"
zu restaurieren.
Und zwar eine dieser sagenumwobenen Sony V-FET "Diven", die kleine TAN-5550 Endstufe.

Bisher gemacht:

Als erstes halt (das Gerät wurde über 20 Jahre nicht genutzt und von mir quasi blind/ungeprüft gekauft)
diese berüchtigten VD1221 Dioden ausgelötet, durchmessen-puhhh noch okay.

Getauscht gegen 2 x 1N4148 in Serie. Alle Kondis, außer den beiden dicken Siebelkos, gegen 105°
Typen gewechselt, Platine nachgelötet, nach der Servicemanual abgeglichen und yeahhh, läuft.

Da die V-Fets ja doch als sehr anfällig gelten und ich sie gerne mal nicht an meinen Testböxchen
hören will, hätte ich dann halt noch die Frage, was man unbedingt noch unternehmen/erneuern sollte,
damit ein Endstufendefekt unwahrscheinlich wird (oder noch schlimmer, meine Rogers ins Nirwana
schießt).

Eventuell hat ja jemand auch schon einen der V-FET Vollverstärker von Grund auf überholt.

Wäre für alle Tipps dankbar. Weihnachtszeit ist halt Bastelzeit... (-:
eckibear
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 22. Dez 2016, 16:13

fastnixdigitales (Beitrag #1) schrieb:
Als erstes ... diese berüchtigten VD1221 Dioden ausgelötet, durchmessen... Getauscht gegen 2 x 1N4148 in Serie. Alle Kondis, außer den beiden dicken Siebelkos, gegen 105° Typen gewechselt, Platine nachgelötet, nach Servicemanual abgeglichen...

Das waren schon einmal ein Paar wichtige Schritte zur Vorsorge.

Da die V-Fets ja doch als sehr anfällig gelten und ich sie gerne mal nicht an meinen Testböxchen hören will, hätte ich dann halt noch die Frage, was man unbedingt noch unternehmen/erneuern sollte, damit ein Endstufendefekt unwahrscheinlich wird.

Solange die Schutzschaltung funktioniert sind die Boxen geschützt. Die V-FETs selbst sind, abgesehen davon, dass man sie nur noch zu Höchstpreisen aus teilweise fragwürdigen Quellen (China..) bekommt, weniger das Problem. Wichtiger ist aber, dass deren Gate Ansteuerung richtig funktioniert. Diese FETs sind sogen. Verarmungstypen und sind ohne Gatespannung vollständig bzw. maximal leitend. Wenn die Gate Spannungen ausfallen bekommt man also einen satten Kurzschluß zwischen den +/-53V Rails. Beim TAN5550 werden die höheren Gate Vorspannungen aus einer separat abgesicherten (F803, F806) Versorgung gewonnen. Diese Sicherungen sollten unbedingt TRÄGE sein, ggf. erneuert und vor Inbetriebnahme durchgemessen werden.
Genau gesehen hat der Amp eine etwas hoppelige Einschaltung, denn Gate und Railspannung werden gleichzeizig aufgebaut. Besser wäre eine gewisse Verzögerung, um den hohen Stromfluß zu vermeiden.

Vor diesem Hintergrund darf man auch NIEMALS diesen AMP an einem Regeltrafo "langsam hochfahren" oder netzseitig eine Glühlampe in Serie schalten, im Glauben, dies schütze den Verstärker. Genau das Gegenteil ist der Fall, die FETs würden dadurch sehr hohen Belastungen ausgesetzt, die sie schädigen oder zerstören können. Im Servicemanual wird dies auch an erster Stelle der Abgleichvorschriften vermerkt.

Außer dem Servicemanual gibt es mehrere Bulletins von Sony, die verschiedene Änderungen bei diesem und ähnlichen Amps der Serie dokumentieren: http://www.hifiengine.com/manual_library/sony/tan-5550.shtml

Generell kritisch sind einige ältere Widerstände mit dem Merkmal "non-flammable". Diese sitzen gerne in kritischen Leistung-Bereichen und sollen sich abschalten, bevor ein Brand entsteht. Viel häufiger fallen sie aber einfach so aus und verschieben dadurch die Arbeitspunkte sonstwo hin. In diesem Fall ist das aber eher ein FET Killer. Am besten die Stücklisten durchgehen und prüfen wo sie sitzen. Im Zweifel erneuern oder durch andere Typen ersetzen, die nicht so leicht ausfallen. Auf den ersten Blick fallen mir aber keine dieser Übeltäter im TAN5550 Manual auf.


Eventuell hat ja jemand auch schon einen der V-FET Vollverstärker von Grund auf überholt.

Nicht genau Den, aber den ein oder anderen TA-N88ES. Der ist zwar ein digitaler PDM Amp der ersten Stunde, hat aber sehr ähnliche Problemzonen.
Er benutzt auch sehr ähnliche VFET, es sind nur leicht weiterentwickelte Versionen (höhere Strombelastbarkeiten). Leider auch so schwer zu bekommen.
Man muß sich mit dem Gedanken vertraut machen, eine vom Aussterben äußerst bedrohte Art zu erhalten.


[Beitrag von eckibear am 22. Dez 2016, 19:14 bearbeitet]
Dominik.L
Inventar
#3 erstellt: 22. Dez 2016, 17:06
Eigentlich schon fast alles erwähnt, bis auf:
das Versterben der VD Dioden ist im "rohen" Zustand leider nicht messbar.
Viele der vermeindlich als iO gemessenen Typen sind im Betriebsfalle dann doch "knack-knack" defekt.

Der allgemeine "Ersatztyp" 2x4148, sollte man nicht aus Ebay-China 2Ct´s Typen gekauft, ersetzen sondern aus
bestätigter Quelle nehmen. Die Chinatypen, die leider auch einige Händler haben, haben selbst in gleicher Charge recht unterschiedliche Werte, die
idR oft weit entfernt von den "originalen" sind. Also wer sich nicht sicher ist, was er da in Händen hat -> Messen !!!

Grüße
Dominik
fastnixdigitales
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 22. Dez 2016, 21:58
Guten Abend, erst mal vielen Dank für die beiden Antworten. Evtl. werde ich mir dann doch noch ein
paar 4148 Qualitätsdioden zulegen.

Leider habe ich dann heute doch noch ein paar Problemchen festgestellt ):

Zum einen hat die Endstufe nach dem Anschalten, also im kalten Zustand eine Art statisches
Knistern auf einem Kanal. Wird langsam weniger und ist nach ca. 4-5 Minuten verschwunden.

Wäre es hier vielleicht ratsam, die FETs (die ja offenbar gesteckt sind) auszubauen und die Steckkontakte
zu reinigen? Zeitgleich vielleicht auch neue Wärmeleitpaste, da die Wärmeentwicklung ja durchaus
beachtlich ist.

Und ein 2.Problem ist leider ein Hintergrundbrumm (ähnlich Massefehler), der erst verschwindet, wenn
man das Level auf ca. 4 heruntergedreht hat.
Schaltet man die Vorstufe übrigens aus, so verschwindet auch der Brumm.

Also irgendwie hat es mir diese Endstufe jetzt angetan... (-:
eckibear
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 23. Dez 2016, 14:06
Das Knistern ist schon etwas besorgniserregend. Es könnte bereits ein Anzeichen für therm. Schäden eines Chips sein. Reinigen der Stecksockelkontakte ist hier eine gute Idee, denn diese Kontakte und besonders der Stift am FET sind nicht gerade dauerhaft oxidationsbeständig.
Unter gewissen Voraussetzungen kann man auch die FETs einzeln oder paarweise (dann jeweils einen P und einen N) herausnehmen und den Amp betreiben, um einen evtl. beschädigten FET zu identifizieren. Auf keinen Fall darf man dabei "aufdrehen", die Last sollte auch mindestens 8 Ohm sein. Am besten schaltet man einfach 10 Ohm zusätzlich in Serie zum Lautsprecher. Sobald der "Knisterer" involviert ist weiß man bescheid. Hoffentlich liegt es an etwas anderem! Da es offensichtlich eine thermisch beeinflusste Störung ist, sollte man noch einmal alle Lötstellen nachprüfen und auf matte Erscheinung oder feine Risse achten.
Eine gute Werkstatt könnte messtechnisch den Strom in den FET (paarweise) mit hoher Bandbreite messen. Knistern würde man als Spike erkennen. Oder eben die FET einzeln auf einen speziellen Prüfstand setzen.
fastnixdigitales
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 25. Dez 2016, 21:14
So, also nochmals die Transistoren Stück für Stück ausgebaut, die Steckkontakte und die Stifte

der FETs säuberlich gereinigt et voila. Das war es. !!!

Kein Knistern mehr, keine Hintergrundgeräusche.

Und, ich bin zwar eher Röhrenfreak, aber zugegeben, das Teil klingt echt knaller. (-:

Besonders den CD-Player direkt drangehangen ohne Preamp (Lautstärke über die Levelregler).

Ich bedanke mich auf jeden Fall für die Hilfe. Und bin nun ebenfalls V-FET Fan.


P.S.: Kann mir vielleicht noch jemand erklären, was es mit diesen ominösen "Rankings"
auf den FETs auf sich hat? Und warum man nur gleiche Rankings verwenden darf?
eckibear
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 25. Dez 2016, 21:27

fastnixdigitales (Beitrag #6) schrieb:
Kann mir vielleicht noch jemand erklären, was es mit diesen ominösen "Rankings"
auf den FETs auf sich hat? Und warum man nur gleiche Rankings verwenden darf?


Die FETs haben, damals herstellungstechnisch bedingt, recht hohe Serien-Streuungen einiger Parameter. Kritisch ist oft die sogen. "gate-source pinch voltage" VGSp. Bei dieser Spannung macht der FET zu, der Strom fällt dann unter einen sehr kleinen vorgegeben Wert. Die eigentliche Steuerkennlinie verläuft aber selbst bei deutlich unterschiedlichen von VGSp fast mit dergleichne Steigung (Steilheit S). Wenn nun mehrere FET parallel geschaltet werden (wie hier) muss darauf geachtet werden, dass diese Spannung einigermaßen gleich ist, anderenfalls übernimmt ein FET verzweifelt die Last des anderen, der sich bequem zurücklehnt. Die VGSp Werte werden daher in der Produktion nachselektiert und die verschiedenen Werte in Gruppen AKA "Rankings" einsortiert. So wie EU-Bananen oder Kartoffeln.
fastnixdigitales
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 25. Dez 2016, 22:37
Super, vielen Dank für die Info.
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Sony Endstufe TAN 80 ES
Hifideldei am 27.02.2011  –  Letzte Antwort am 03.03.2011  –  5 Beiträge
Sony Tan-77ES
seychellenmanus am 25.05.2013  –  Letzte Antwort am 26.08.2013  –  16 Beiträge
Endstufe SONY TAN-15F Diode auf Endtransistor
-Wellenreiter- am 21.08.2020  –  Letzte Antwort am 24.08.2020  –  11 Beiträge
Sony TAN 8550 Transistoren/Vergleichstypen
tuffy am 20.02.2012  –  Letzte Antwort am 20.02.2012  –  3 Beiträge
Sony PS-X65 Plattenspieler wer hat ihn schon mal restauriert?
fastnixdigitales am 07.04.2021  –  Letzte Antwort am 08.04.2021  –  2 Beiträge
wer restauriert mir meine SAE-Komponenten?
wer_kent_di? am 03.09.2007  –  Letzte Antwort am 05.09.2007  –  6 Beiträge
Pioneer SX-850 erstanden, wer restauriert ihn?
Mik75 am 01.09.2018  –  Letzte Antwort am 03.09.2018  –  7 Beiträge
Onkyo M-5550 / P-3370
JtM90 am 05.03.2023  –  Letzte Antwort am 05.03.2023  –  3 Beiträge
Uher UMA 1000 oder Onkyo M-5550?
ikrone am 02.08.2015  –  Letzte Antwort am 16.08.2015  –  13 Beiträge
Endstufe Sony TA-N55ES
Mäuserich am 10.04.2007  –  Letzte Antwort am 10.04.2007  –  4 Beiträge
Foren Archiv
2016

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.669 ( Heute: )
  • Neuestes Mitglied
  • Gesamtzahl an Themen1.550.887
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.533.198