Grundig RPC 300 - Tuner-Totalausfall - Vorgehensweise?

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HiFi-Boy61
Stammgast
#1 erstellt: 16. Aug 2018, 00:36
Hallo Forums-Kollegen,

konnte sehr günstig eine wirklich top erhaltene Grundig RPC 300 zu meiner Sammlung zufügen. Auch die Haube ist noch komplett 1a, was ja auch selten ist. Neben üblichen, geringfügigen Problemen mit dem Dual 1226 (Steuerpimpel, Altfett, Nadel, Lift usw.) ist dafür das Kassettendeck (CN 500) in quasi einem ladenneuen Zustand. Lief anscheinend so gut wie nie. Da ich ja viel mit Tapes mache, sieht man das ja gleich. Beide Geräte geben auch soweit gut wieder. Leider ist aber der Tunerteil das Problemkind: Der NF Teil funktioniert bis auf etwas Brumm eben (alte Elkos) bei TA / TB / Cassette alles ok - jedoch außer etwas brummen absolut nichts bei U / L / M / K. Komplett tot, weder rauschen noch sonst was. Skalenseil und Drehko laufen, alle Schalter des gr. Tastenteils haben Oszillin bekommen, heftig bewegt worden, die Kontakte des Drehko auch, Steckverbinder raus/rein, kontrolliert, Platinen etwas bewegt (Kontaktprobleme prüfen), nichts ist sichtbar kaputt oder wird heiß. Tunerteil hat Spannung, allerdings nicht die Meßpunkte bislang durchgegangen. Sicherungen alle ok. Dank Anleitung hier war der Ausbau PS und Tape, sowie Oberschale sehr easy.

Komischerweise geht auch die Sensoranzeige UKW nicht, dort leuchtet nichts, schaltet nichts um. Bei einer der Feststationen bewirkt ein drehen des Abstimmpotis unter dem Sensorknopf eine ca. 20% Bewegung des Frequenzanzeigeinstrumentes, aber nicht über die gesamte Empfangsbreite. Hören tut man trotz bewegen nichts. Bei den anderen Abstimmpotis ist das allerdings nicht so, da steht das Instrument still. Kurzer "Dummytest" noch gemacht: Geht man mit den Schraubendreher im HF Teil bei L/M/K an manche der Styrolkondensatoren "knackt" es zumindest - mehr aber auch nicht. Krokobehelfantenne war jeweils immer angeschlossen.

Gibt es einige (bekannte) Standardfehlerquellen im Tunerteil? Ich habe gesehen, es sind etliche Tantal verbaut, die ja oft nach der Zeit "taub" sein können. Zudem las ich, dass TCA 440, LM 3401 auch mal hinüber sein können. Bspw. bei den Sensortasten die Schalt-IC SAS 580 o. 590. Das Zeugs gäbe es alles noch, habe ich recherchiert. Im NF-Teil ist neben den Siebelkos auch einer mit Elko mit der bekannten roten Hülle der etwas "Sommersprossen" hat (vermutlich Risse in der Hülle mit etwas Elektrolytaustritt) allerdings sollte das eher nicht den Tuner stillegen, soweit ich weiß.

Original-BDAs waren komplett dabei, sowie Schaltplan habe ich schon von hifi-archiv.info.

Bevor ich also mit dem großen messen + testen anfange, freue mich auf Hilfestellung und ein paar Tipps. Vielleicht kann man das ja etwas einkreisen. Wäre schön, daß Teil wieder komplett spielend zu bekommen. Damals, als Schüler reichten Konfirmationsgeld + Sparbuch plündern + Omas Zugabe gerade für eine Studio 3010 und es war auch nicht so easy, die 20kg vorgestern ins 3. OG zu schleppen:-) Danke vorab.

Gruß HiFi-Boy61
eckibear
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 16. Aug 2018, 10:30
Am besten beginnt man damit, die internen Versorgungsspannungen nach Angaben im Manual zu prüfen. Danach ggf. weitere Spannungen innerhalb der Schaltungszweige, die unter Problemen leiden.
Tantalelkos werden, abgesehen von sehr teuren MIL-Typen, nicht "taub" (consumer class Tantals sind ab Werk trocken), sondern schlagen öfters durch und werden dann zum Kurzschluß. Normale Elkos sind dagegen nasschemisch unterwegs, können austrocknen, auslaufen, verlieren Kapazität, werden hochohmig oder zum Kurzschluß. Manchmal platzen oder explodieren sie auch. Das ganze Spektrum also.
HiFi-Boy61
Stammgast
#3 erstellt: 16. Aug 2018, 14:49
Hallo eckibaer,

Danke soweit mal für die Tipps. Werde mir das so in Ruhe mal alles anschauen und durchmessen, Schaltplan hilft da ja schon einmal enorm weiter bei der Fehlersuche.

Gruß HiFi-Boy61
hf500
Moderator
#4 erstellt: 16. Aug 2018, 18:22
Moin,
sieh dir auf jeden Fall die Elkos im weinroten Kunststoffbecher genau an. Der kann rissig werden (erkennt man auch an sandfarbenen Kruemeln auf dem Elko) und dann sind die an sich guten Kondensatoren trocken.
Im Endverstaerker stehen um die beiden grossen Elkos vier 47µF/25V(?) Elkos, die in Ordnung sein muessen, Sie sorgen wesentlich fuer die Stabilitaet der Endverstaerker.
Der gegebene Hinweis, bei solchen Fehlern erstmal saemtliche Betriebsspannungen zu ueberpruefen, ist unbedingt richtig. Ohne Strom funktioniert so ein Ding nunmal nicht und wenn Strom in Teilen fehlt, dann eben nur teilweise ;-)
Das IC mit der hoechsten Ausfallwahrscheinlichkeit im Geraet ist das TCA530 der Abstimmspannungserzeugung. Es wird geregelt beheizt, was fuer Alterung sorgt. Die zum IC gehoerenden Elkos muessen ok sein. Das IC wird im Betrieb deutlich warm, es darf nicht gekuehlt werden (sonst steigt der Heizstrom an, immerhin max. 300mA bei 15V) Das IC steuert auch die mehr oder weniger umfangreiche Mutingschaltung im Geraet, es muss also auf jeden Fall ok sein. Es wird seit etwa 1984 nicht mehr hergestellt, zuverlaessiger Ersatz ist schwierig. Grundig bot dann eine Ersatzschaltung an, kann man im Netz wohl finden.

73
Peter
HiFi-Boy61
Stammgast
#5 erstellt: 16. Aug 2018, 21:41
Hallo Peter,

herzlichen Dank für die weitere Hifestellung. Ja, die weinroten Elkos ... da hat ja schon einer ordentliche "Sommersprossen" von denen, direkt neben den Siebelkos, die fliegen alle raus dann. Was den TCA 530 betrifft, so hatte ich das schon gelesen, dass er zwecks Stabilität geheizt ist und warm wird. Meiner nur eben nicht, der bleibt kalt, das fiel mir schon bereits auf. Im Schaltplan sind für den IC für jeden Pin die Meßspannungen angegeben, auch für die anderen ICs. Das "klat" bleiben liese u.a. schon mal auf entweder Fehler im IC oder partitielle Stromversorgung zum IC schließen. Werde ich dann ja beim durchmessen sehen was dort Sache ist.

Ich habe im HiFi-Archiv im 76´er Grundig-Katalog sowie bei Gebrauchtangeboten gesehen das dieses RPC 300 sowohl mit Dual 1226 (Reibrad) als auch Dual 1237 (Riemen) erhältlich war. Oder ist Letzteres die Variante wo "Super HiFi" :-) drauf steht ?

Gruß HiFi-Boy61


[Beitrag von HiFi-Boy61 am 16. Aug 2018, 21:42 bearbeitet]
HiFi-Boy61
Stammgast
#6 erstellt: 04. Sep 2018, 00:13
Hallo,

Danke für alle Tipps. So, das Schätzchen läuft nun wieder :-) C904 (Elko 220 uF 100V) war durch, sowie die Sicherung davor als Folge. Nach wechseln ging beim einschalten gleich noch ein Tantal mit Rauch und nettem Feuerwerk ebenfalls hoch. Egal, hatte ja schon Ersatz hier, da ich vorsichtshalber alle Elkos / Tantals auf der NF-Platine tauschen will, die auf den anderen Boards tausche ich später noch. Der Tuner ging danach sofort wieder, ebenso die Sensortasten, erstklassiger Empfang aller Bänder. Nun wird der Rest noch fit gemacht: Skalenbeleuchtungen, Birne Frequenzanzeige, Stereobirne, beim CN 500 Riemenwechsel und am Dual 1226 neuer Steuerpimpel, reinigen alles und abschmieren sowie Nadel. Lohnt sich aber, da sehr gut erhaltener optischer Zustand von allen Teilen.

Gruß HiFi-Boy61
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