Marantz PM7003 - Ein Kanal geht nicht

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toshi187
Stammgast
#1 erstellt: 02. Apr 2023, 12:18
Hallo zusammen!

Ich habe kürzlich einen Marantz PM7003 Verstärker bekommen. Er wurde von meinem Vater 2011 neu gekauft.

Am Verstärker ist ein Plattenspieler, ein CD-Player, ein Dat-Rekorder und die 2 kleinen Standlautsprecher angeschlossen. Ich beschreibe mal das Fehlerverhalten. Vielleicht kann dazu jemand was sagen, was es sein könnte...

Wenn ich den Verstärker anschalte und die Musik anfängt zu spielen, ist es oft so, dass der linke Kanal komplett stumm bleibt. Drehe ich nun etwas am Lautstärkeregler, so kommt auch aus dem linken Kanal ganz normal die Musik. Und das bleibt dann auch so. Und zwar so lange bis ich entweder den Verstäker erneut anschalte oder am A-B-AB-Schalter die Kanäle umschalte. Wie gesagt, dieser Fehler zeigt sich oft. Manchmal wenn man den Verstärker anschaltet oder am AB-Schalter umschaltet, funktioniert aber auch alles auf Anhieb. Der rechte Kanal bleibt nie stumm. Jedoch verzerrt manchmal hier der Ton direkt nach dem Anschalten. Aber auch das lässt sich durch kurzes Drehen am Lautstärkeregler beheben.

Dieser Fehler tritt auf, egal ob der Verstärker von CD, Dat oder Phono spielt. Am Kopfhörer zeigt sich der Fehler nicht. Wenn ich die beiden Lautsprecher auf B anschließe, tritt der Fehler auch nicht mehr auf - sondern nur auf A.

Die Potis habe ich schon mit Deoxit behandelt. Soweit das bei gekapselten Potis halt geht. Ansonsten bin ich ein Elektronik-Laie mit Multimeter. Im Prinzip kann ich damit leben, die Lautsprecher einfach auf Kanal B zu betreiben - der geht ja tadellos. Aber es interessiert mich einfach, ob hier jemand was dazu sagen kann. Vielleicht ist es ja ein "klassisches" Problem und man kann durch meine Fehlerbeschreibung eingrenzen, was es sein kann.

Danke vorab!

pm7003

Marantz PM7003 (1)
Knulse
Stammgast
#2 erstellt: 02. Apr 2023, 13:13
Nach deiner Beschreibung liegt die Ursache in verschlissenen Kontakten (abgebrannt, korrodiert) des Ausgangsrelais L751 für LS-Gruppe A.

Das ist ein häufiges Fehlerbild bei älteren Verstärkern mit Lautsprecherschutzrelais.

001 pm7003

Entweder Kontakte reinigen oder Relais ersetzen.

Service Manual


[Beitrag von Knulse am 02. Apr 2023, 15:46 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#3 erstellt: 02. Apr 2023, 14:27
Vielleicht sollte sich dennoch ein Fachmann das Gerät ansehen.
Ich gebe auch nur noch meinen "Senf" dazu, weil ich auf der Hauptplatine eine Reihe von "verdächtigen" (= hitzegeschädigten) Elkos ausgemacht habe. Da könnte man das Relais austauschen und eventuell auch die betreffenden Elkos prüfen oder prophylaktisch tauschen.

p.s.
Potis sollte man nicht mit Deox behandeln. Zumindest muss man dann alles mit einem Pflege-/Konservierungsspray wieder ausspülen.
toshi187
Stammgast
#4 erstellt: 02. Apr 2023, 15:45
@Knulse Vielen Dank schonmal. Nochmal zu dem Foto von der LS-Terminal-Platine, dass Du angehängt hast: Als ich den Verstärker geöffnet hatte, lag genau da oben auf der LS-Platine ein ganz kleines Stück Kupferlitze - so klein wie ein Wimper etwa. Keine Ahnung wie lange die da schon lag. Kann das sein, dass die da Kontakte verbunden hat, die eigentlich nicht verunden sein sollen und es dadurch zu einem Defekt kam?

@CarlM. Auch Dir danke. Geschädigte Elkos sind zumindest mir jetzt gar nicht aufgefallen. Da war nix ausgelaufen oder aufgequollen. Wenn notwendig, dann gebe ich das Ding sowieso zur Reparatur an einen Fachmann. Das Relais, dass Knulse eingekreist hat, schaue ich mir aber mal an. Wild in der Gegend rumdockern mach ich aber nicht. Keine Sorge. Ich bin einfach nur interessiert.
CarlM.
Inventar
#5 erstellt: 02. Apr 2023, 16:09
Solche Kupferdrähte können auch bei bestimmten LS-Klemmen von den Anschlusskabeln ins Innere gelangen. Der Relaisdefekt entsteht durch Korrosion und auch Abbrand (der Kontakte), weshalb auch nicht immer eine Reinigung Sinn macht ----> deshalb die relativ geringen Kosten (ca. 5 €) investieren und Relais tauschen.

Zu den Elkos:
Ich sehe Elkos, bei denen sich die Plastikhülle bereits zusammengezogen hat. Dies kann auf Wärmeschäden hindeuten, die dann wiederum zur Austrockung von Elkos führen.
Man würde also 2-3 Elkos zur Prüfung auslöten und dann Kapazität, ESR und Leckstrom messen. Sind alle geprüften Elkos okay, dann lässt man es so.

Knulse kann sich das ja auch noch ansehen ....
Knulse
Stammgast
#6 erstellt: 02. Apr 2023, 16:10

toshi187 (Beitrag #4) schrieb:
...Kann das sein, dass die da Kontakte verbunden hat, die eigentlich nicht verunden sein sollen und es dadurch zu einem Defekt kam?...

Ich glaube kaum; war wohl eher Zufall.
Das Relais ist einfach nur verschlissen, weil vermutlich immer nur an Gruppe A Lautsprecher angeschlossen waren.


toshi187 (Beitrag #4) schrieb:
...Das Relais, dass Knulse eingekreist hat, schaue ich mir aber mal an...

Da wirst du wohl nicht viel sehen, es sei denn, du kannst es öffnen; in dem Fall kannst du auch gleich einen Reinigungsversuch machen.
Knulse
Stammgast
#7 erstellt: 02. Apr 2023, 16:23

CarlM. (Beitrag #5) schrieb:
...Knulse kann sich das ja auch noch ansehen ....

Du meinst die beiden links oben vor der Ausgangsplatine, neben dem weißen Relais? Ja, die sehen schon etwas verdächtig aus.
CarlM.
Inventar
#8 erstellt: 02. Apr 2023, 16:34
Genauer angucken würde ich ...

pm7003_1201639

Ich habe aber nicht geprüft, ob der Unterboden abnehmbar ist. Falls nicht, würde es die Kosten für den Relais-Austausch deutlich übertreffen.
toshi187
Stammgast
#9 erstellt: 02. Apr 2023, 16:35
Ja genau, die Litze kam wohl vom Groundkabel vom Plattenspieler. Meine Vermutung....

Zu den Elkos: Ok, da hab ich zu wenig Ahnung. Wenn da noch Fehlfunktionen auftauchen, müsste das Ding zum Fachmann. Ich hab keine Ahnung von Leckströmen etc.

Und auch ja: Die Lautsprecher waren bis jetzt ausschließlich immer nur an A angeschlossen. Es spricht aber auch nix dagegen, wenn ich jetzt halt das LS-Paar einfach an B anschließe, oder? Denn B funktioniert ja einwandfrei.

Wenn ich jetzt doch das Relais selbst austauschen würde, denn das würde ich hinbekommen: Welches soll ich kaufen? Das original eingebaute (f4ak024t) scheint es nicht mehr zu geben außer bei Aliexpress.

relais pm7003
Knulse
Stammgast
#10 erstellt: 02. Apr 2023, 16:44
Das hier hat sogar vergoldete Kontakte:

https://www.reichelt...-425024-p314265.html

Nimm gleich zwei.

Da müssen nur die beiden mittleren Pins abgezwickt werden, damit sie in die Platine passen.

@Carl: schau dir das o.g. Relais auch mal an, ob das OK ist. Vier Augen sehen mehr...


[Beitrag von Knulse am 02. Apr 2023, 16:50 bearbeitet]
Knulse
Stammgast
#11 erstellt: 02. Apr 2023, 17:16

toshi187 (Beitrag #9) schrieb:
... Es spricht aber auch nix dagegen, wenn ich jetzt halt das LS-Paar einfach an B anschließe, oder? Denn B funktioniert ja einwandfrei....

Dagegen spricht nichts.
CarlM.
Inventar
#12 erstellt: 02. Apr 2023, 17:36

Knulse (Beitrag #10) schrieb:
@Carl: schau dir das o.g. Relais auch mal an, ob das OK ist. Vier Augen sehen mehr...


Das passt nicht.
Benötigt wird in Längsrichtung der Kontaktabstand:
X ----15mm------X -5mm-X
Die meisten Relais (auch das verlinkte) haben aber:
X -----20mm------Y----------X -5mm-X (Y: die ggf. abzukneifenden ungenutzten Kontakte)

Geeignet sind:
Panasonic ALA2PF24
OSA-SS-224DM5 (DM3 ist im Handel (z.B. Conrad) verfügbar, hat aber nur 3A).

Anlage (Datenblatt Original):
www.mouser.de/datasheet/2/164/ftr_f4-1084629.pdf
siehe Seite 4


[Beitrag von CarlM. am 02. Apr 2023, 17:38 bearbeitet]
toshi187
Stammgast
#13 erstellt: 02. Apr 2023, 17:37
Super. Daaaanke!!

Ich hab nochmal bessere Aufnahmen gemacht von den Kondensatoren. Sieht man da schlechte Kandidaten?

Kondensator 1

Kondensator 2
toshi187
Stammgast
#14 erstellt: 02. Apr 2023, 17:39
Auslöten kann man von der Hauptplatine sowieso nichts einfach so, denn von unten gibt es da keinen Zugang. Aber es würde mich interessieren, was da ein Kenner dazu sagt: Machen die Kondensatoren einen alten Eindruck oder sind sie rein äußerlich noch ganz gut zusammen?
CarlM.
Inventar
#15 erstellt: 02. Apr 2023, 17:41
Vergleiche einmal das Aussehen von C511 und C512 mit dem der anderen Elkos. Im Hintergrund gibt es auch noch zwei Elkos, bei denen sich das Plastik zusammengezogen hat.

Entwarnung:
Ich habe inzwischen Photos von fabrikneuen Geräten gefunden, bei denen diese Elkos (22 µF 25V) auch so aussehen. Es scheint eine seltene Type mit dieser ungewöhnlichen Optik zu sein. Elko-Tausch ist also vermutlich nicht erforderlich.

Fazit:
Gerät so mit Speaker "B" nutzen oder Relais tauschen.
Da die Relais immer schwieriger zu beschaffen sind, würde ich mir aber auf mittlere Sicht welche besorgen und in Reserve halten. Es müssen aber 5A-Relais sein.

Die kleinen weißen Relais für die Input- und Optionswahl sind im übrigen häufiger von Kontaktproblemen betroffen.


[Beitrag von CarlM. am 02. Apr 2023, 18:08 bearbeitet]
toshi187
Stammgast
#16 erstellt: 02. Apr 2023, 18:01
Ah ok, stimmt! Die Ummantelung ist eindeutig zusammengezogen. Ich dachte in meiner Unwissenheit, das gehöre so. Vielen Dank!
CarlM.
Inventar
#17 erstellt: 02. Apr 2023, 18:07
siehe oben!
toshi187
Stammgast
#18 erstellt: 02. Apr 2023, 18:22
Alles klar. Ich hab deinen Nachtrag gelesen. Dann kenn ich jetzt meine Optionen!

Danke nochmal, dass Du dich so in mein Problem reingefuchst hast!
Knulse
Stammgast
#19 erstellt: 03. Apr 2023, 09:02

CarlM. (Beitrag #12) schrieb:
...Das passt nicht.
Benötigt wird in Längsrichtung der Kontaktabstand:
X ----15mm------X -5mm-X
Die meisten Relais (auch das verlinkte) haben aber:
X -----20mm------Y----------X -5mm-X (Y: die ggf. abzukneifenden ungenutzten Kontakte)

Geeignet sind:
Panasonic ALA2PF24...

Das ALA2PF24 kam mir doch gleich so bekannt vor. Das hatten wir doch erst im Oktober , da bin ich auch schon dem falschen Pinabstand auf den Leim gegangen.
CarlM.
Inventar
#20 erstellt: 03. Apr 2023, 11:00
Der Teufel liegt im Detail. Deshalb bin ich auch immer froh, wenn andere Foristen meine Empfehlungen angucken und ggf. korrigieren.
Dazu ist ein Forum da ...
toshi187
Stammgast
#21 erstellt: 11. Apr 2023, 17:58
Hallo CarlM. und Knulse,

Ich melde mich nochmal zurück, weil es hervorragende Neuigkeiten gibt

Ich hatte noch 2 originale LS-Relais organsieren können. Jetzt habe ich vorhin jenes, das hier im Thread von Euch als defektes identifiziert wurde, aus der Platine herausgelötet und das neue eingelötet. Jetzt geht der Verstärker wieder so wie er soll. Ich bin euch beiden wirklich sehr dankbar. Vielen Dank!
CarlM.
Inventar
#22 erstellt: 11. Apr 2023, 18:03
Super! So soll es sein. Und "Danke!" für die Rückmeldung.

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