Igor Levit "Life" zwei ungewöhnliche CD's

Es ist die Zeit, in der man sich den geschenkten „Weihnachts-CDs“ widmen kann. Daraus möchte ich eine ganz außergewöhnliche Musikinterpretation und Musikzusammenstellung hier vorstellen. Es sind zwei CD’s unter dem Titel „Igor Levit, Life“ (Sony 2018) herausgegeben.
Igor Levit realisierte hier ein Projekt, das zwar schon länger geplant war, dann aber durch den plötzlichen Tod seines besten Freundes eine ungeplante Dringlichkeit als eine Art „Trauerarbeit“ gewann. Die Musik (Busoni, Bach, Schuhmann, Liszt …) wird durch die betont langsame und konzentrierte Spielweise von Levit zusammengehalten und gewinnt einen gemeinsamen Charakter von Wehmut. Ich möchte jedoch empfehlen das im Klassikbereich übliche „Zusammenflechten“ von Tonfolgen und biografischen Details des Komponisten hier nicht anzuwenden, sondern einfach dem unglaublich transparenten Spiel des Pianisten zu lauschen.
Oft habe ich das Gefühl, dass Pianisten statt eines Pianos lieber eine Geige spielen würden so sehr wollen sie das Klavier zum „singen“ bringen. Bei Levit wird jeder Ton klar angeschlagen und darf verklingen, da wird nichts verhuscht oder verbunden - wie gesagt : außergewöhnlich.
Die Aufnahmetechnik ist von einer Qualität, die ich ohne Zögern mit ECM verbunden hätte. Die Herz-Jesu Kirche in Berlin als Aufnahmeort gibt eine superben zarten Hall – empfehlenswert.
Für diejenigen mit einem etwas breiteren Musikinteresse sei auf die beiden Stücke von Rzewski und Bill Evans hingewiesen – Andeutung eines politischen Statements (?).

Gruß Rainer
Quelle JPC