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Mahler: Die Sinfonien

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Mellus
Stammgast
#453 erstellt: 07. Sep 2008, 14:14

enkidu2 schrieb:
Der kambodschanische Diktator hieß Pol Pot, um genau zu sein. Aber was hat das mit Mahlers Sinfonien zu tun?


Z.B. dass eine Mahlersinfonie einem kambodschanischen Jungen unterm dem Pot-Regime als utopische Vision dienen kann.


Mellus

PS: Martin, danke für die Rosettenaufklärung! Ein Auszeichnung des Penguin-Guide, hätte man drauf kommen können.
arnaoutchot
Moderator
#454 erstellt: 01. Okt 2009, 17:14
Irgendwie finde ich schade, dass dieser Thread, der mal zu den heiss diskutiertesten und für mich interessantesten hier im Forum gehörte, so völlig eingeschlafen ist. Nun gut, einige der kontroversesten Teilnehmer haben sich inzwischen ausgeklinkt und die wesentlichen existierenden klassischen Aufnahmen haben wir durchgekaut.

Nichtsdestotrotz erscheinen doch gerade von Mahler unaufhörlich neue Aufnahmen, die man ab und zu hier würdigen oder vor denen man ggf. auch warnen könnte. Gerade mit Blick auf 2010 und 2011 wird die Flut von Veröffentlichungen sicherlich nicht abreissen. Das ist bestimmt auch für neue Leser interessant.

Ich will versuchen, den Thread mit einer Empfehlung einer neuen 9. von Mahler zu beleben. Schon alleine aus fränkischem Lokalpatriotismus verfolge ich aufmerksam die Veröffentlichungen von Jonathan Nott mit den Bamberger Symphonikern auf dem schweizerischen Label Tudor. Angenehm fällt auf, dass die bislang vorliegenden 4 Symphonien nicht nur durchgängig als Mehrkanal-SACDs vorliegen und auch zu einem recht käuferfreundlichen Preis angeboten werden (um die 12 - 13 Euro).

Die Bamberger in ihrer akustisch feinen Konzerthalle heben sich durch den frischen, eleganten und schlanken Ton von der zahlreichen Konkurrenz ab. Nott hat ein herausragendes Geschick, die richtigen Tempi zu finden und hat meines Erachtens bei den langsamen Sätzen schon in der 4. und jetzt auch in der 9. Symphonie einen Volltreffer gelandet. Da passt einfach alles, die Adagios strahlen in einem überirdischen Licht. Besonders gefällt mir die hervorragende Durchhörbarkeit der Stimmen, insbesondere der Bläser, was sich im 2. und 3. Satz der 9. zeigt. Da geht keine Stimme im Tumult verloren, jedes Detail wird präzise herausgearbeitet. Unterstützt wird das durch den hervorragenden Klang der SACDs, die auch die abgrundtiefen Bässe gehörig zur Geltung bringen.

Ohne hier schon wieder eine "Hitparade" einführen zu wollen, kann ich sagen, dass diese 9. bei mir klanglich und musikalisch ganz weit oben steht. Auch die 4. ist schnell zu einer meiner favorisierten Aufnahmen geworden. Die 1. habe ich noch nicht gehört, die 5. fiel dagegen etwas ab, was aber in diesem Fall auch an meinem persönlichen Geschmack liegen mag.



Ich würde mich freuen, wenn wir uns hier in loser Folge etwas über das Thema "Mahler Symphonien" weiter austauschen könnten. Mich würde z.B. interessieren, ob schon jemand die von den Originalbändern remasterten New Yorker Bernstein-Aufnahmen gehört hat und ob sich ein Neukauf zur "alten" Sony-Box wirklich lohnt.

Grüße Michael
Hüb'
Moderator
#455 erstellt: 01. Okt 2009, 19:42
Hallo Michael,

vielen Dank für Deinen Hinweis und die Reanimation.
Nott hat mit seinen Bambergern sicher schon einiges Gute auf die Beine gestellt (auch Bruckner, Janacek, Schubert).

Ist das hier die Neufassung des ersten Lennyzyklusses, mit der uns erneut das Geld aus der Tasche gezogen werden soll?:



Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 01. Okt 2009, 19:44 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#456 erstellt: 01. Okt 2009, 19:51

Hüb' schrieb:
Ist das hier die Neufassung des ersten Lennyzyklusses, mit der uns erneut das Geld aus der Tasche gezogen werden soll?
Grüße
Frank
:prost


Ja, genau, die isses. Auch auf amerikanischen Seiten konnte ich bislang keine überzeugenden Argumente finden, die Box zu kaufen. Es gibt inhaltlich auch einige Abweichungen zur Sony-Box (Details siehe "Audiophile-Klassik-Thread", Mahler).

Grüße Michael
op111
Moderator
#457 erstellt: 02. Okt 2009, 17:43
Hallo Michael,

arnaoutchot schrieb:
die wesentlichen existierenden klassischen Aufnahmen haben wir durchgekaut.

vielen neueren Produktionen (Gielen, Norrington etc. ) konnte ich nichts entnehmen, was so ganz anders wäre, als klanglich akzeptable Aufnahmen bis ca. 1990 geboten haben.
Norringtons pauschales Non-Vibrato raubt m.E. den Werken auch einiges an Ausdruck.
Andere, wie Abbados Luzerner Liveaufnahmen, habe ich eher als enttäuschenden Mainstream ohne Wagnisse in Erinnerung.
In hervorragender Erinnerung geblieben ist mir einzig der Mahler Zyklus von Altmeister Boulez.
Das interpretatorische Spektrum, das in den 50er bis 80ern durch so markante Persönlichkeiten wie Stokowski, Klemperer, Bernstein, Solti oder auch Tennstedt aufgefächert wurde, ist weitgehend einem routinieren Mainstream gewichen.
Schneewitchen
Inventar
#458 erstellt: 02. Okt 2009, 20:20


Diese Neuauflage der Mahlersinfonien mit Bernstein ist nicht nur DSD-neugemastert sondern auch neuabgemischt von den originalen Mehrspurbändern.
Aus alt macht neu.Remix bedeutet einen drastischen Eingriff im Vergleich zu den bisherigen Remaster.
Neuabgemischt bedeutet natürlich,daß man an den Reglern des Mischpultes beliebig drehen konnte.So kann man Instrumente(ngruppen) in den Vordergrund oder Hintergrund verlagern usw.Das Ergebnis kann ein völlig neues Hörerlebnis sein,ähnlich wie bei den neuen Beatles-Remixen.
Dabei hätte bereits das DSD-Mastering gereicht,um den Klang aufzupolieren und ihn in die Nähe einer SACD zu bringen.
Mir liegt nur die 1.Sinfonie als SACD (Stereo) vor.Auch die ist DSD-Remastered aber nicht remixed.Aber vom Klang her konnte man das Alter der Aufnahme nicht verbergen,dünn und harsch.Die neuen Remixe machen mich neugierig.
Die neue Box könnte als Remix und DSD-Remaster besser klingen,aber ob Lenny damit einverstanden wäre,fragt niemand.
arnaoutchot
Moderator
#459 erstellt: 03. Okt 2009, 14:26

Schneewitchen schrieb:
Die neue Box könnte als Remix und DSD-Remaster besser klingen,aber ob Lenny damit einverstanden wäre,fragt niemand.


Es dürfte auch schwierig sein, ihn zu fragen ...

Grüße Michael
Hüb'
Moderator
#460 erstellt: 03. Okt 2009, 14:29
Es sei denn, man verfügt über eine gewisse mediale Begabung...
Thomas133
Hat sich gelöscht
#461 erstellt: 05. Okt 2009, 00:17

Hüb' schrieb:
Es sei denn, man verfügt über eine gewisse mediale Begabung...
:prost


Das wäre sozusagen ein Fall für Peter Jan Marthé der ja angeblich schon Verbindung zu Bruckner aufgebaut hat, bei soviel Vitamin-B müßte es eigentlich ein leichtes sein auch an
Bernstein ranzukommen.
Bernstein selber hat übrigens einmal Interesse an den "aufgeschriebneen Stücken" Rosemary Browns gezeigt und bei einem angeblich von Rachmaninoff übermittelten Klavierstück meinte "this is real Rachmaninoff"
(nur so beiläufig und mal etwas off-topic )
op111
Moderator
#462 erstellt: 05. Okt 2009, 08:39
Hallo zusammen,
für alle denen Frau Brown nichts sagt, ein Link:
wikip. Rosemary Brown
Eine Aufnahme der "Werke" gab es unter Kompositionen aus dem Jenseits mal auf LP.
teleton
Inventar
#463 erstellt: 08. Okt 2009, 12:03

Das wäre sozusagen ein Fall für Peter Jan Marthé der ja angeblich schon Verbindung zu Bruckner aufgebaut hat, bei soviel Vitamin-B müßte es eigentlich ein leichtes sein auch an Bernstein ranzukommen.


Hallo Thomas133,

nein, das geht bei Marthe nicht.
Das funktioniert bei ihm nur mit Bruckner !

------------
Aber Spaß beiseite. Ich habe die Erfahrung gemacht, das (nicht nur) SONY die Remastering-Technik immer weiter entwickelt. Ältere remasterte CBS-Aufnahmen klingen bei SONY eindeutig schlechter, als neuere Auflagen.
Ich kann mir daher auch sehr gut vorstellen, das die Neuauflage der Mahler-Sinfonien mit Bernstein nur Vorteile haben kann.
Ich behaupte einfach mal: Bernstein wäre einverstanden gewesen !
Hüb'
Moderator
#464 erstellt: 08. Okt 2009, 12:06
Hi,

man sollte allerdings keinesfalls verkennen, dass das Rohmaterial für ein Remastering zunehmend schlechter wird, wenn man von analogen Bändern redet.

Grüße
Frank
Mero42
Ist häufiger hier
#465 erstellt: 21. Jan 2010, 00:19
Moin,
was meint Ihr, was von dieser Box zu halten ist:



GUSTAV MAHLER
10 Symphonien
Hendricks · M. Price · Blegen · Zeumer
Wittek · Baltsa · Ludwig · T. Schmidt
Riegel · Prey · van Dam
Concertgebouw Orchestra · New York
Philharmonic · Wiener Philharmoniker
Leonard Bernstein
CD |A|D|D| / |D|D|D| 000289 477 8668 9 |G|B 11|
11 Compact Discs
Collectors Edition
Int. Release 01 Feb. 2010
11 CDs

Grüße,
Simon
arnaoutchot
Moderator
#466 erstellt: 21. Jan 2010, 01:04

Mero42 schrieb:
Moin, was meint Ihr, was von dieser Box zu halten ist


Recht viel. Das sind die Aufnahmen Bernsteins für die Deutsche Grammophon aus den 1980er Jahren. Wenn man Bernsteins pathetischen Angang mag, sind es sicherlich sehr empfehlenswerte Aufnahmen.

Die Covergestaltung dieser Neuausgabe ist aber definitiv daneben !!!

Grüße Michael
Mellus
Stammgast
#467 erstellt: 21. Jan 2010, 01:41
Hallo Mero42,

für etwa den gleichen Preis gibt es bei zweitausendeins.de die Gesamtaufnahme der Mahler-Sinfonien von Michael Gielen. Nimm doch lieber die.

[Kleine Seitenbemerkungen: Warum möchtest Du Dir durch den Kauf einer Box den Spaß und (möglicherweise) die Entdeckerfreude der Sinfonien einzeln, nacheinander verderben? Aus eigener Box-Erfahrung kann ich sagen: die Vorgaukelung von "Gesamt" allein durch den Besitz von solchen Boxen macht musikalische auch nicht klüger.]

Viele Grüße,
Mellus
arnaoutchot
Moderator
#468 erstellt: 21. Jan 2010, 11:59

Mellus schrieb:
Hallo Mero42,

für etwa den gleichen Preis gibt es bei zweitausendeins.de die Gesamtaufnahme der Mahler-Sinfonien von Michael Gielen. Nimm doch lieber die.

[Kleine Seitenbemerkungen: Warum möchtest Du Dir durch den Kauf einer Box den Spaß und (möglicherweise) die Entdeckerfreude der Sinfonien einzeln, nacheinander verderben? Aus eigener Box-Erfahrung kann ich sagen: die Vorgaukelung von "Gesamt" allein durch den Besitz von solchen Boxen macht musikalische auch nicht klüger.]

Viele Grüße, Mellus


Hallo Mellus,

ich darf mich kurz mal einmischen. Wenn Du Mero42 den Gielen empfiehlst, solltest Du auch begründen, warum. Ich vermute, Du bevorzugst Gielens nüchterneres und moderneres Mahler-Bild. Ich persönlich würde vermutlich statt der Bernstein DGG-Aufnahme sogar eher die neu remasterten Sony-Aufnahmen aus den 60ern wählen, aber das sind geschmackliche Nuancen.

Gerade für einen Einsteiger halte ich eine gute Gesamtaufnahme für keine so schlechte Idee. Aus Kostengründen sowieso. Wenn er sich die CDs einzeln kauft, wird es sicherlich teurer. Und Highlights kann er sich dann - nach ausführlicher Lektüre dieses Threads - nachkaufen.

Grüße Michael
Kings.Singer
Inventar
#469 erstellt: 21. Jan 2010, 12:22
Hi.

Für einen Einsteiger bzgl. Mahler halte ich den Gielen auch für nicht 100%ig geeignet. Ich hatte mir seinen Symphonien auch zugelegt und den Gielen nach einiger Zeit wieder verkauft.
Würde entsprechend meinem Vorposter auch zu Bernstein (eher 60er Sony als 80er DGG) oder aber zu Solti (Decca - leider hochpreisig) raten.

Viele Grüße,
Alex.
Mellus
Stammgast
#470 erstellt: 21. Jan 2010, 12:34
Gerade für Einsteiger halte ich eine präzise, strukturell klare Wiedergabe für geeignet, angemessen und richtig. Und "nüchtern" ist der Gielen keineswegs.

Viele Grüße,
Mellus
Mero42
Ist häufiger hier
#471 erstellt: 21. Jan 2010, 17:21


Mellus schrieb:
Hallo Mero42,

für etwa den gleichen Preis gibt es bei zweitausendeins.de die Gesamtaufnahme der Mahler-Sinfonien von Michael Gielen. Nimm doch lieber die.

[Kleine Seitenbemerkungen: Warum möchtest Du Dir durch den Kauf einer Box den Spaß und (möglicherweise) die Entdeckerfreude der Sinfonien einzeln, nacheinander verderben? Aus eigener Box-Erfahrung kann ich sagen: die Vorgaukelung von "Gesamt" allein durch den Besitz von solchen Boxen macht musikalische auch nicht klüger.]

Viele Grüße, Mellus



Hallo Mellus,

ich darf mich kurz mal einmischen. Wenn Du Mero42 den Gielen empfiehlst, solltest Du auch begründen, warum. Ich vermute, Du bevorzugst Gielens nüchterneres und moderneres Mahler-Bild. Ich persönlich würde vermutlich statt der Bernstein DGG-Aufnahme sogar eher die neu remasterten Sony-Aufnahmen aus den 60ern wählen, aber das sind geschmackliche Nuancen.


Erstmal ein Dank an alle.
@Mellus
Eine Box ist für mich die einfachste und günstigste Lösung mich mit Mahler zu beschäftigen. Für mich ist das "Gesamt" kein Vorgegaukel - ich betrachte
es eher als Grundstock. Danach kann ich ja weiter suchen.


@Michael
Ich denke, dass ich die neue Bernstein vorziehen werde, da ich bei dieser einen besseren Klang (technisch gesehen) vermute. Das ist mir besonders wichtig,
da ich fast ausschließlich Kopfhörer verwende. Und die neue Box ist 'nen 10er billiger als die 60er.
Meine Geschmack kann ich ja immer noch ausloten - falls erforderlich. Momentan bin ich mir allerdings noch keiner interpretatorischen
Geschmacksrichtung bewusst.
Hüb'
Moderator
#472 erstellt: 21. Jan 2010, 17:23
Mit Lennys zweitem Zyklus machst Du sicherlich keinen Fehler.
Klanglich vermute ich allerdings bessere Alternativen, auch wenn die Aufnahmen auch in dieser Hinsicht alles andere als schlecht sind.
arnaoutchot
Moderator
#473 erstellt: 21. Jan 2010, 17:46
Also wenn die Klangqualität über Kopfhörer im Vordergrund steht, dann wüsste ich noch was Besseres: Gary Bertini mit dem Kölner Rundfunkorchester. Ein interpretatorisch wie klanglich herausragender Zyklus. Ist leider nicht seiner Qualität angemessen bekannt und mehr ein Geheimtipp. Kostet über den amazon-Marktplatz aktuell EUR 41 zzgl. Versand.



Im Zweifel machst Du auch mit Bernstein nichts falsch.

Grüße Michael
op111
Moderator
#474 erstellt: 21. Jan 2010, 17:49
Hallo zusammen,

Mellus schrieb:
Gerade für Einsteiger halte ich eine präzise, strukturell klare Wiedergabe für geeignet, angemessen und richtig.


Mellus stimme ich generell zu, obwohl ich das nicht so streng sehe.

Ich habe (zu einer Zeit, als es nur wenige Mahler- und erst recht Gesamtaufnahmen und Liveaufführungen gab) viele Werke durch Rundfunksendungen und aus Aufnahmen, die aus aktueller (Mode-)Sicht z.T. gerade noch im Mittelfeld und darunter angesiedelt werden, zum ersten Mal gehört, vom Klang reden wir besser gar nicht.
Es hat meiner Begeisterung für die Musik keinen Abbruch getan.
Sicher musste manche seinerzeit masstäbliche Aufnahme mächtig Federn lassen und wurde ersetzt. Im derzeitigen Mahlerüberangebot verblasst wiederum bei wiederholtem Hören so manche Sensationsaufnahme gegenüber dem altbekannten.

Bernsteins Mahler nimmt (unter den für mich akzeptablen (Gesamt-)Aufnahmen) m.E. teilweise genauso eine Extrempostion ein wie die Haitinks auf der anderen. Willkürlich der eine - neutral bis zur Pedanterie der andere - immerhin Dirigenten, die sich für die Musik engagier(t)en und nicht eine Pflichtübung ihres Labels absolvier(t)en.

Das ist vielleicht keine optimale Voraussetzung für den Einstieg.
Mir erscheint (da es noch keine preiswerte Boulez-Gesamtaufnahme gibt) Gielens-GA als hervorragender Kompromiss.
op111
Moderator
#475 erstellt: 21. Jan 2010, 18:04
Michael,
ich bitte dich schon einmal um Nachsicht.

Mit Bertinis-Mahler konnte ich mich bisher so gar nicht anfreunden.
Diese Aufnahme steht (wie u.a. Karajans Mahler) auf meiner schwarzen Liste.
Dagegen erscheint mir Haitik als dämonisch besessener Temperamentsmusiker.
Alle, Sinopoli, Tennstedt, Barenboim ... aber bitte nicht Bertini mit Mahler!

Hüb'
Moderator
#476 erstellt: 21. Jan 2010, 18:06

Und ich schielte bereits gen Amazon-Warenkorb...
op111
Moderator
#477 erstellt: 21. Jan 2010, 18:11

Hüb' schrieb:
Und ich schielte bereits gen Amazon-Warenkorb...

Und noch schnell Thielemanns 5te (Beethoven+Bruckner) dazupacken ...


[Beitrag von op111 am 21. Jan 2010, 18:11 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#478 erstellt: 21. Jan 2010, 18:12
Dessen Frisur ist mir eh zu...deutsch...
arnaoutchot
Moderator
#479 erstellt: 21. Jan 2010, 18:27

op111 schrieb:
Mit Bertinis-Mahler konnte ich mich bisher so gar nicht anfreunden. Diese Aufnahme steht (wie u.a. Karajans Mahler) auf meiner schwarzen Liste. Dagegen erscheint mir Haitik als dämonisch besessener Temperamentsmusiker. Alle, Sinopoli, Tennstedt, Barenboim ... aber bitte nicht Bertini mit Mahler!


... was mich doch etwas erstaunt. Bertini scheint mir sehr klar in den Strukturen und ist dabei doch nicht unemotional, z.B. in seiner sehr gelungenen langen Lesart des Finales der Neunten oder umgekehrt dem korrekt zügig gespielten Adagio der Fünften. Er hat sich meiner Meinung nach vertieft mit der Materie befasst. Von Haitink kenne ich nur Teile des Zyklus auf Philips, komplett nur die Kerstmatinees, die mich allerdings auch nicht so angesprochen haben, aber seine Dritte mit dem CSO ist eine der Spitzenaufnahmen.

Nun gut, die Geschmäcker sind verschieden. Allerdings haben die Qualität von Bertini auch andere bestätigt, denen ich den Zyklus empfohlen hatte.

Jeder wird seinen Weg letztendlich selbst finden müssen.

Und weil wir schon dabei sind: Die "Alpensinfonie" des Scheitelträgers finde ich klasse !

Grüße Michael
op111
Moderator
#480 erstellt: 21. Jan 2010, 18:43
Hallo Michael,

arnaoutchot schrieb:
Jeder wird seinen Weg letztendlich selbst finden müssen.


So ist es!

Deshalb verstehe bitte auch die Anmerkung als ganz persönliche Wertung. Ich habe mich selten bei Mahler so gelangweilt.
Eine rein geschmackliche Unverträglichkeit.
Mero42
Ist häufiger hier
#481 erstellt: 21. Jan 2010, 19:40

Hüb' schrieb:
Mit Lennys zweitem Zyklus machst Du sicherlich keinen Fehler.
Klanglich vermute ich allerdings bessere Alternativen, auch wenn die Aufnahmen auch in dieser Hinsicht alles andere als schlecht sind.
:prost


Soweit so gut - jetzt bin ich aber neugierig. Welche besseren Alternativen vermutest Du denn?
Wie gesagt, der Interpretationsgedanke steht im Hintergrund, solange nichts "vermurkst" wurde.
Hüb'
Moderator
#482 erstellt: 21. Jan 2010, 19:43
Die beiden Decca-Zyklen von Solti und Chailly sind klanglich wirklich gut und auch nicht sooo teuer.
Ansonsten wird MTTs San Fraziscoer-Zyklus ebenfalls hoch gelobt. Weiß aber nicht, ob es eine Box gibt. Zudem Hochpreis.

Bei sehr gutem Preis-Klangverhältnis wäre auch Maazel auf Sony mit den Wienern ein sehr guter Tipp.
http://www.jpc.de/jp...Nr-1-10/hnum/6069078


[Beitrag von Hüb' am 21. Jan 2010, 19:47 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#483 erstellt: 21. Jan 2010, 21:23
Ja, Solti und Chailly gehören auf jeden Fall zu den klanglich guten und "klassischen" Mahler-Aufnahmen.

Hüb, meinst Du der Fragesteller kann mit der Kürzel "MTT" was anfangen ?
Mero, er meint Michael Tilson Thomas. Klanglich aktuell sicherlich "top of the list", es sind alles hybride Mehrkanal-SACDs. Viele der Interpretationen würde ich ebenfalls "top of the list" sehen. Allerdings gibt es bislang keine Box und der Kauf der SACDs dürfte aktuell geschätzt mindestens EUR 200 verschlingen, da einige auch nur noch im San Francisco Symphony Store erhältlich sein dürften (mit den unschönen Nebeneffekten hohe Versandkosten und EUSt).

Blättere mal zwei oder drei Seiten in diesem Thread weiter vor, da habe ich und ein anderer Teilnehmer eine Liste unserer bevorzugten Mahler-Einzelaufnahmen zusammengestellt. Meine ist vor dem Hintergrund hoher Klangqualität erstellt. Es hat sich nichts Wesentliches geändert.

Grüße Michael
Hüb'
Moderator
#484 erstellt: 21. Jan 2010, 21:28
Du hast natürlich recht, Michael.
op111
Moderator
#485 erstellt: 21. Jan 2010, 21:29
Wenn der Preis keine Rolle spielt,
klanglich und interpretatorische Spitzenklasse finde ich in den DG-Aufnahmen von Pierre Boulez
Das Adagio aus der 10. wird Boulez demnächst in Cleveland aufführen und hoffentlich aufnehmen.
Ansonsten bitte Solti und ggf. Chailly.
arnaoutchot
Moderator
#486 erstellt: 21. Jan 2010, 21:45
Ja, Franz, Boulez findet - mit Ausnahmen - auch meine Zustimmung. Leider gefällt mir ausgerechnet die Dritte - meine Lieblingssymphonie von Mahler - von Boulez nicht. Die wirkt mir zu kalt. Aber die 6. und die 9. sind herausragend.

Na, ich wusste doch, dass man über Mahler immer gut plaudern kann !! Der Fragesteller weiss zwar jetzt überhaupt nicht mehr, was er nehmen soll, aber das Risiko muss er eingehen, wenn er hier anfragt ...

Grüße Michael
op111
Moderator
#487 erstellt: 21. Jan 2010, 21:58
Hallo zusammen,
steigern wir die Verwirrung doch noch, indem wir die Vorlieben europäischer Nachbarn in Spiel bringen,
z. b. United Kingdom
The Mahler Symphonies
A synoptic survey by Tony Duggan
beim musicweb
Kostprobe:

Duggan zur 6. schrieb:
Try to resist the fatal embraces of Tennstedt and Bernstein for fear of the work’s ultimate suffocation before your very ears.


[Beitrag von op111 am 21. Jan 2010, 22:01 bearbeitet]
Mero42
Ist häufiger hier
#488 erstellt: 21. Jan 2010, 22:19

Hüb' schrieb:
Die beiden Decca-Zyklen von Solti und Chailly sind klanglich wirklich gut und auch nicht sooo teuer.
Ansonsten wird MTTs San Fraziscoer-Zyklus ebenfalls hoch gelobt. Weiß aber nicht, ob es eine Box gibt. Zudem Hochpreis.

Bei sehr gutem Preis-Klangverhältnis wäre auch Maazel auf Sony mit den Wienern ein sehr guter Tipp.
http://www.jpc.de/jp...Nr-1-10/hnum/6069078


Hüüüüüüüüüb', ich könnt' Dich ....... (stell Dir bitte jetzt etwas ganz Schlimmes, aber nicht strafbares vor) MTT ist klanglich genau meine Sache, leider wirklich viel zu teuer.


arnaoutchot schrieb:
Hüb, meinst Du der Fragesteller kann mit der Kürzel "MTT" was anfangen ?

Na klar, Tante Goolge hilft mir oft und gerne.

Aber ich denke Hüb's Empfehlung mit Maazel trifft die Sache schon ziemlich gut.


Ich war in der Zwischenzeit nicht untätig und habe verschieden Hörbeispiele gesichtet, äh angehört. Ich habe mein persönliches Ranking erstellt und will Euch
natürlich daran teilhaben lassen - wie gesagt, es basiert nur auf Hörbeispielen von JPC, Amazon und buch.de:

01. MTT
02. Boulez
Beide etwas kostspielig.
03. Maazel
kommt mir stellenweise etwas langsam vor, kann das sein?
04. Chailly
hallt ein wenig
05. Solti
die Höhen sind etwas zu, äh, hoch.
06. Gielen
07. Inbal
schepperte ein wenig
08. Bernstein (60er bis 70er)
gut, aber hörbar ältere Aufnahme - schade
09. Neumann
10. Bertini
11. Haitink
ziemlich dumpfe Hörbeispiele

Jetzt muss ich nur noch warten bis ich für die neue Bernstein Hörbeispiel finde. Die muss sich für mich persönlich mit Maazel messen.
Oder ich spiele Lotto und kauf in San Francisco ein.


arnaoutchot schrieb:
Der Fragesteller weiss zwar jetzt überhaupt nicht mehr, was er nehmen soll, aber das Risiko muss er eingehen, wenn er hier anfragt ...


Keine Sorge, ich habe mich hier im Forum schon häufiger Rat geholt und weiss schon worauf ich mich da einlasse.

Viele Grüße,
Mero


[Beitrag von Mero42 am 22. Jan 2010, 23:29 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#489 erstellt: 21. Jan 2010, 22:32

Mero42 schrieb:
Jetzt muss ich nur noch warten bis ich für die neue Bernstein Hörbeispiel finde. Die muss sich für mich persönlich mit Maazel messen.
Oder ich spiele Lotto und kauf in San Francisco ein. :D


Da brauchst Du nicht zu warten, da kannst Du z.B. in diese reinhören.
http://www.jpc.de/jp...ings-II/hnum/2356198
Ich nehme nicht an, dass irgendwas am Remastering gemacht wurde.

Im direkten Vergleich zu Maazel (den ich auch komplett habe) würde ich übrigens auf jeden Fall Bernstein nehmen, Maazel ist aus heutiger Sicht gerade bei den frühen Symphonien etwas lahmarschig und konservativ.

Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 21. Jan 2010, 22:35 bearbeitet]
Mero42
Ist häufiger hier
#490 erstellt: 21. Jan 2010, 23:10

arnaoutchot schrieb:


Da brauchst Du nicht zu warten, da kannst Du z.B. in diese reinhören.
http://www.jpc.de/jp...ings-II/hnum/2356198
Ich nehme nicht an, dass irgendwas am Remastering gemacht wurde.

Im direkten Vergleich zu Maazel (den ich auch komplett habe) würde ich übrigens auf jeden Fall Bernstein nehmen, Maazel ist aus heutiger Sicht gerade bei den frühen Symphonien etwas lahmarschig und konservativ.

Grüße Michael


Danke, sehr gute Vergleichsmöglichkeit.
Ich warte mal einfach bis die neue Bernstein-Box erscheint und <Träum-Modus an> hoffe in der Zeit auf den Lottogewinn. Dann werden es die Scheiben von MTT. </Träum-Modus aus>

Weiter oben hatte ich ja auch erwähnt, dass mir Maazel etwas lahm vorkommt - aber trotzdem nicht schlecht.
Ich hadere allerdings, ob ich nicht die Maazel und die neue Bernstein kaufe, aber ich will's ja nicht überteiben.

Schließlich gibt's es auch noch andere Komponisten und bei mir ist aus unerfindlichen Gründen ein sinfonisches Fieber ausgebrochen.

Viele Grüße,
Mero
Michael_aus_LH
Stammgast
#491 erstellt: 21. Jan 2010, 23:53
Hallo,

ich kann ebenfalls die Aufnahmen von MTT und dem San Fransicso Symphony Orchestra empfehlen.

Ich stöbere regelmässig durch ebay und den Amazon-Marketplace und habe da schon einige "Schnäppchen" gemacht. Anführungszeichen deshalb weil ich noch keine der Aufnahmen unter 15€ gefunden habe.

Aber es läppert sich so auch zusammen und ich freue mich auf jede neue Aufnahme die ich ergattern kann.

Wenn man natürlich eine GA sucht und dies sofort, gibts sicher günstigere Alternativen (die auch hier schon genannt wurden).

Gruß Michael
Kreisler_jun.
Inventar
#492 erstellt: 22. Jan 2010, 01:16
Gielen ist meiner Erinnerung nach klanglich auch sehr gut, erheblich besser als Sony oder DG Bernstein.
Ich würde aber auch nicht unbedingt zu einem Zyklus raten. Wenn dann aber lieber Gielen und ggf. mit einzelnen Aufnahmen, nicht nur unter Bernstein ergänzen. (Der Preis der DG-Box ist freilich sehr attraktiv; die meisten dieser Reihe waren einzeln immer nur vollpreisig zu haben, für die hochdramatische 6. allein hat man wohl fast so viel zahlen müssen wie heute für die komplette Box.)

JK jr.
op111
Moderator
#493 erstellt: 22. Jan 2010, 10:50

Mero42 schrieb:
Ich habe mein persönliches Ranking erstellt und will Euch natürlich daran teilhaben lassen - wie gesagt, es basiert nur auf Hörbeispielen von JPC, Amazon und buch.de:


Nach meiner Erfahrung lassen die in den Shops verfügbaren Soundschnippsel kaum einen Rückschluss auf die Klangqualität zu, dazu sind sie einfach zu schlecht, zu kurz und selten mal aus charakteristischen und kritischen Abschnitten gewählt.

Ob du mit dem Klang der MTT-Aufnahmen klarkommst (die Abwesenheit von Umwelt- und Spielgeräuschen wurde schon als unangenehm empfunden), wird sich erst zeigen, wenn du mal ein ganzes Werk mehrfach gehört hast.
Mellus
Stammgast
#494 erstellt: 22. Jan 2010, 11:57

mero42 schrieb:
Ich habe mein persönliches Ranking erstellt


Siehst Du, Mero, der Bernstein ist fast gar nicht mehr in der Liste! Stell Dir mal vor, Du hättest den einfach gekauft. Und diesen Suchspaß könntest Du für jede Sinfonie einzeln haben...

Der Boulez-Empfehlung von Franz (op111) kann ich mich unbedingt anschließen!

Chailly habe ich nicht hallig in Erinnerung - ich kenne aber auch nicht alle. Akustisch dürften die Aufnahmen zu den besten Mahler-Einspielungen gehören. Zudem zeichnen sie sich durch filigranes Orchesterspiel aus.

Viele Grüße,
Mellus
arnaoutchot
Moderator
#495 erstellt: 22. Jan 2010, 15:51

Mellus schrieb:
Und diesen Suchspaß könntest Du für jede Sinfonie einzeln haben...


au ja !!!
Mellus
Stammgast
#496 erstellt: 22. Jan 2010, 17:32

arnaoutchot schrieb:

Mellus schrieb:
Und diesen Suchspaß könntest Du für jede Sinfonie einzeln haben...


au ja !!!


Und wir hätten den neun-, bzw. zehnfachen Antwortspaß!

Viele Grüße,
Mellus
Klassikkonsument
Inventar
#497 erstellt: 22. Jan 2010, 17:38
Ich hatte mir bis jetzt nur mal die 4. mit Bernstein (bei DG, also die mit dem Knaben-Sopran im Finale) ausgeliehen. Aber was der hier immer so gebasht wird, ist mir echt ein Rätsel.
Die 4. mit Chailly (Decca) hatte ich längere Zeit. Zumindest mit meinem bescheidenen Equipment ergab sich da schon ein gewisser Klangbrei. Zum Kennenlernen war die gut, aber Bernstein kam mir durchaus transparenter vor.
Bei Chailly 4. sind auch noch die 7 frühen Lieder von Alban Berg mit dabei. Aber die klangen so fett, dass ich gar nicht in die Musik finden konnte. Eine Befreiung war da die Berg-Aufnahme mit Jessey Norman & Pierre Boulez (Sony).

Bernsteins Experiment im Finale der 4. statt einer Frau einen Knaben-Sopran singen zu lassen, geht m.E. nicht so recht auf. Aber einen Versuch war's wert.

Viele Grüße


[Beitrag von Klassikkonsument am 22. Jan 2010, 17:41 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#498 erstellt: 22. Jan 2010, 17:51

Klassikkonsument schrieb:
Aber was der (Bernstein) hier immer so gebasht wird, ist mir echt ein Rätsel.


Bernstein wird doch nicht gebasht. Im Gegenteil, seine Aufnahmen wurden hier doch eigentlich recht positiv anerkannt. Nur gibt es halt gerade bei Mahler sehr unterschiedliche Meinungen und die Konkurrenz ist einfach erdrückend. Ich kenne keinen Komponisten, der so überdokumentiert ist wie Mahler. Audiophile japanische Label wie Exton haben die Symphonien z.T. jetzt schon 2 - 3 mal auf SACD vorgelegt.

Grüße Michael
Mellus
Stammgast
#499 erstellt: 22. Jan 2010, 17:54

klassikkonsument schrieb:
Aber was der hier immer so gebasht wird, ist mir echt ein Rätsel.


Bernstein wurde von niemandem "gebasht". Es ging nur darum, ob sein Zyklus als Einstieg empfehlenswert sei. Und dagegen gab es ein paar wenige Gegenstimmen. Ist das für Dich schon Bashing?

Viele Grüße,
Mellus
Mellus
Stammgast
#500 erstellt: 22. Jan 2010, 17:55
Ich tippe einfach zu langsam...
Klassikkonsument
Inventar
#501 erstellt: 22. Jan 2010, 18:14
Ok, "Bashing" ist überzogen. Bei Bernstein halte ich es für wichtig differenzierter die Vor- und Nachteile zu erwägen. Er steht nämlich für einen Musizieren, das mal was riskiert, also mit interessanten Überlegungen von den Partituranweisungen abweicht.
Nicht zuletzt mit der Etablierung der "historisch informierten" Aufführungspraxis gibt es eine Tendenz zu philologischer Genauigkeit, die sicher gute Argumente hat. Aber im Extremfall führt sie zu der Illusion, die Subjektivität des Interpreten gehöre beseitigt (so habe ich Kuijken im Booklet zur CD mit Kammermusik von Debussy jedenfalls verstanden).
Da bietet Bernstein eine erfrischende Gegenposition, die vielleicht gerade zu Mahlers Musik besonders passt. Denn die scheint mir u.a. auch gegen die Philisterei gerichtet zu sein, in die philologische Genauigkeit ausarten kann.

Viele Grüße


[Beitrag von Klassikkonsument am 22. Jan 2010, 18:15 bearbeitet]
op111
Moderator
#502 erstellt: 22. Jan 2010, 18:18

Klassikkonsument schrieb:
Bernsteins Experiment im Finale der 4. statt einer Frau einen Knaben-Sopran singen zu lassen, geht m.E. nicht so recht auf. Aber einen Versuch war's wert.

Das ist auch mein Eindruck. Mir scheint zudem, dass die Textverständlichkeit gegenüber halbwegs gut artikulierenden Sopranen auch deutlich gemindert ist.
Meine Anerkennung für das Wagnis hat Lennie.
Wüste Lennie-Exzesse finde ich in dieser 4. nicht.
Probleme in dieser Gesamtaufnahme höre ich (die 8. mal ausgenommen) vor allem in der doch extrem gedehnten 2. sowie bei den Gesangssolisten, die bei Lennies slow motion an die Grenzen ihrer Atemtechnik kommen.

Mittlerweile suche ich anders als anfangs (mit leeren CD-Regalen) nicht mehr nach einer einzelnen definitiven Gesamtaufnahme die alle oder möglichst viele Aspekte der Werke abdeckt, sondern ergänze unter dem Gesichtspunkt der Originalität. Auch teure CDs sind billiger als Konzertkarten und ich möchte wie dort nicht immer dieselbe Interpretation hören.

Aber allzu routiniert und langweilig darf's denn doch nicht sein.


[Beitrag von op111 am 22. Jan 2010, 18:36 bearbeitet]
op111
Moderator
#503 erstellt: 22. Jan 2010, 19:05

Klassikkonsument schrieb:
... ein Musizieren, das mal was riskiert,
... mit der Etablierung der "historisch informierten" Aufführungspraxis gibt es eine Tendenz zu philologischer Genauigkeit, ... der Illusion, die Subjektivität des Interpreten gehöre beseitigt


Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht.
Museumsstücke strömen oft auch einen typischen abgestandenen Geruch aus.
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