Audio Technica-Familientreffen: W10VTG, W1000, W5000, AD2000 und L3000

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sisyphos
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 12. Apr 2008, 18:28
Hallo allerseits,

bereits letztes Wochenende hatte ich bei Benjamin alias FlauschigerChillbär die Gelegenheit, in einer sehr gemütlichen und ausgedehnten Hörsitzung seine mittlerweile sehr beachtliche Sammlung von Audio-Technica-Kopfhörern auszuprobieren: namentlich anwesend waren W10VTG, W1000, W5000, AD2000 und L3000.

Eines gleich vorweg: ich werde mich zu den Kopfhörern jeweils nur kurz äußern, denn zum einen bin ich aufgrund meiner Examensvorbereitung zeitlich etwas knapp und zum andern bin ich generell der Auffassung, dass in einer sehr vielschichtigen Beschreibung klangliche Unterschiede zum krampfhaft verfolgten Zweck der Differenzierung oft übertreibend herausgestellt werden und somit ein verzerrtes Bild entsteht, bei dem manche Kopfhörer zu schlecht, andere überzogen gut weg kommen, was regelmäßig zu einem eigenartigen Hype führt. Jede derartige weitschweifige Schwärmerei will ich schon durch kursorische Kürze vermeiden. Außerdem lege ich in diesem Zusammenhang keinen Wert auf terminologische Präzision: ich schreibe hier nichts mit irgendwie wissenschaftlichem Anspruch und drücke nur meinen völlig subjektiven Eindruck mehr oder weniger intuitiv und völlig spontan aus – in anderen und mit höher-auflösendem Instrumentarium ausgestatteten Köpfen mögen die Kandidaten freilich anders klingen als in meinem.
Anzumerken ist noch, das ich mich bislang überhaupt nicht erkundigt habe, was hier sonst so über ATs geschrieben wird.
Meine Darstellung ist also in einem - vielleicht guten Sinn - als naiv zu bezeichnen.

Was die Peripherie angeht, ist noch zu sagen, dass als Quelle jeweils eine Terratec Phase X24FW diente, die Kopfhörer selbst waren entweder mit Benjamins Corda Aria, seinem ATH-HA20 oder meinem Lake People G99/2 verbunden. Die drei Kopfhörerverstärker waren für Benjamin und mich bei vorsichtiger Lautstärkeabstimmung bei einem (früher mal durchgeführten) Blindtest klanglich so gut wie nicht voneinander zu unterscheiden – daher gehe ich darauf nicht mehr näher ein. Darüber hier aber bitte keine erneute Diskussion – in diesem Thread soll es weder um Unterschiede von KHVs im Allgemeinen oder Speziellen, noch um Sinn und Zweck von Blindtests gehen – dazu gibt’s hier und bei HeadFi genügend andere Threads. Mir geht’s also nur um die Kopfhörer.
Ach so, die musikalische Palette war ziemlich bunt, es ging von Blues bis zu Progressive Metal, inklusive deutschem Hip-Hop und Jazz.

Nun aber genug der nun doch weitschweifigen Vorbemerkungen:

Im Rennen waren – wie schon im Titel genannt – Audio-Technica W10VTG, W1000, W5000 / Fitz-F5005-modifiziert, AD2000 und L3000 – eine im Gegensatz zu unseren Wald-und-Wiesen AKGs, Beyers und Senns nicht eben an jeder Ecke zu findende Sammlung. Dennoch diente mir als vertraute Vergleichsgrundlage mein Sennheiser HD650.

Zunächst zum W10VTG:
Ein schöner, hözerner AT älterer Bauart mit ganz runden Ohrmuscheln – also ohne diese leichte Kante wie bei den anderen Woodies. Insgesamt überzeugt (wie bei allen ATs) die sehr gute Verarbeitung und somit hochwertige Anmutung. Beim ersten Aufsetzen gibt’s hier die erste Überraschung: für meinen Kopf ist das wohl einer der bequemsten Kopfhörer überhaupt – anschmiegsame Lederpolster, kein Drücken, aber auch kein Wackeln, perfekt.
Klanglich ebenfalls ein sehr brauchbarer Eindruck: es gibt druckvollen Bass, saubere Mitten, ausgewogene Höhen und ein insgesamt konsistentes Klangbild. Die Räumlichkeit ist nicht spektakulär aber auch nicht schlecht, vergleichsweise kommt sie mir aber (s.u.) etwas zweidimensional vor.

Der W1000 – gut Holz:
Der kleine Bruder des W5000 ist ebenfalls ein Woody, er hat kantige Ohrmuscheln und bequeme Lederpolster, sitzt bei mir aber nicht so gut wie der W10VTG – irgendwie steht er (wie auch der W5000) links an meinem Kopf (der mir im Spiegel übrigens immer recht symmetrisch erscheint) leicht ab.
Klanglich ist er ein sehr überzeugender KH: Das Klangbild ist ausgewogen, Tiefen, Mitten, Höhen – alles ist in richtiger Proportion und hoher Qualität vorhanden, nichts sticht besonders hervor – und das ist nach meiner Ansicht eine wichtige Eigenschaft, um über längere Zeit Freude beim Hören zu haben. Räumlich ist er ebenfalls ziemlich gut: im Gegensatz zum Vorgänger W10VTG hat er eine deutliche Plastizität, auch die Instrumente sind schon ganz gut voneinander getrennt.

W5000 / F5005 – der große Woody:
Viel dunkleres Holz als bei den beiden vorigen, komfortmäßig ganz ähnlich wie der W1000 – bequem aber nicht ganz so sicher auf meinem Kopf sitzend.
Klanglich insgesamt auch sehr gut, aber im Vergleich zum W1000 nicht so konsistent – irgendwie etwas, sagen wir – blutleer – und auch im Bass für meinen Geschmack (man beachte jedoch: ich komme vom HD 650) etwas schlapp; dafür aber eine wirklich herausragende Räumlichkeit – man hat förmlich das Gefühl, um die Instrumente herumgehen und sie von allen Seiten betrachten zu können. In dieser Hinsicht ist er dem kleinen Bruder also wirklich überlegen. Anzumerken ist noch, dass es sich hier um einen zum F5005 modifizierten W5000 handelt – durch den Umbau soll er meines Wissens mehr Bass haben als die Ursprungsversion. Wenn nun das Original, das ich allerdings nie gehört habe, wirklich noch weniger Bass hat, ist der W5000 ein in der Tat eher bass-armer Kopfhörer.

Und nun – der ATH-AD2000:
OK, so stelle ich mir technische Gerätschaften fürs 21. Jahrhundert vor: einfach und schnörkellos, schwarzes Metallgitter, keine Leder-, sondern Samtpolster, einfacher und zweckmäßiger Metallstecker – als Freund einer Form-Follows-Function-Designphilosophie gefällt mir das insgesamt gut. Bequem ist der im Gegensatz zu seinen geschlossenen Holzfreunden offene AT ebenfalls, er steht aber auf meinem nach japanischen Maßstäben offenbar etwas komischen Kopf links ebenfalls leicht ab.
Klanglich ist er ziemlich anders als die Woodies: das Klangbild ist erheblich intimer und näher, eine so beeindruckende Räumlichkeit wie beim W5000 gibt’s nicht. Aber auch hier bekommt man einen guten Eindruck von der Aufstellung der Instrumente – nur eben nicht Westfalenhalle, sondern eher Jazzkeller.
In Verbindung damit bekommt man eine wunderbare räumliche wie klangliche Konsistenz – nix fehlt und nix nervt, und der Bass ist mit der beste, den ich je gehört habe: schnell und dort druckvoll, wo Druck hingehört. Vielleicht durch diese Mischung aus Intimität und Bruchlosigkeit ist der automatische Fußwippeffekt bei mir hier einfach besonders groß – und das heisst für mich schon einiges ...

Eure Exzellenz – der L3000:
Nun, ich fühle mich geradezu geehrt, eines dieser seltenen 500 Biester in die Hände zu bekommen: die Ohrmuscheln sind mit sehr schönem, aber für lange Haltbarkeit nicht zu weichem Leder bezogen. Der Kopf sowie die Ohren werden hingegen mit sehr bequemen Lederpolstern an dieses Luxusteil angekoppelt; das mit Gewebe bezogene Kabel ist überdurchschnittlich dick, aber dennoch recht flexibel. Kurzum: in der Qualitätsanmutung ist der L3000 noch eine ganze Liga über den nicht limitierten AT-Modellen, die ich bisher sonst kennengekernt hatte. Insgesamt ist die Bequemlichkeit sehr gut, sie reicht jedoch nicht ganz an die des W10VTG heran. Was den Klang angeht, muss ich wohl zunächst ein paar Worte über meine Erwartungen verlieren: anders als man meinen könnte, habe ich eigentlich gar nicht mit wirklich außergewöhnlich viel gerechnet. Denn einerseits ist mir besonders in Hifi-Zusammenhängen der abnehmende Grenznutzen durchaus bewusst – ab einem gewissen Punkt muss man für eine klangliche Steigerung um beispielsweise 10 Prozent 300 Prozent mehr ausgeben; andererseits kenne ich schon aus eigener Erfahrung so einige Kopfhörer, die sich nah am Grenzbereich des technisch zur Zeit Möglichen bewegen, daher bin ich nicht mehr ganz so leicht zu überraschen. Zudem habe ich diesen ganzen Super-Luxus-Kram unter einem gewissen Generalverdacht, eher einen durchtriebenen Exklusivitätsanspruch zu bedienen, als wirklich relevante Leistungssteigerungen abzuliefern.
Diese Befürchtung erweist sich beim L3000 als völlig unbegründet: er liefert einfach ein extrem müheloses und zugleich bruchlos-konsistentes Klangbild. Dazu bietet er einen Bass, der für meinen Geschmack (ich mag wie angedeutet auch noch den HD 650) das bisherige Optimum darstellt: wirklich druckvoll, aber dennoch mit einer Präzison, die ich bei so einem Volumen nicht für möglich gehalten habe und die den HD 650 im direkten Vergleich wie einen schlechten Ghetto-Blaster dastehen lässt. Und dann ist da diese Räumlichkeit: weniger Turnhallenstimmung als beim W1000 oder erst recht beim W5000 (vom K701 will ich hier gar nicht reden), also eine ähnliche Intimität wie beim AD2000, aber zugleich mit einer räumlichen Tiefe, die Instrumente in wirklich außergewöhnlicher Plastizität erscheinen lässt.

Fazit:
Alle hier besprochenen ATs sind Kopfhörer, mit denen ich sehr zufrieden über mehrere Stunden Musik hören kann – nicht zuletzt auch, weil die Wahrnehmung sich an wirklich ziemlich unterschieldiche Klangsignaturen in kurzer Zeit anpassen kann.
Der Sieger dieser Runde ist – wenn es denn einen geben soll – wie zu erwarten der L3000. Er klingt entspannt und dennoch sehr detailreich und hat insgesamt einfach diese Leichtigkeit in der Präsentation, die nach meiner Erfahrung richtig gute Schallwandler (auch Lautsprecher) auszeichnet. Aber selbst wer bereit ist, eine vierstellige Summe in einen Kopfhörer zu investieren – und das bin ich derzeit nicht mal bei diesem Klang, muss dann noch ein verkäufliches Exemplar finden.
Der W10VTG lohnt sich wegen seiner kosnistenten Darstellung allemal; was die Präzision betrifft, kann er aber nicht ganz mit seinen Nachfolgern mithalten.
Wer eine vor allem in den Ausmaßen außergewöhnliche Räumlichkeit sucht, ist mit dem W1000 oder dem W5000 sicher gut bedient. Ich würde hier allerdings nicht pauschal zum teureren W5000 greifen – er hat zwar eine noch differenziertere Räumlichkeit als sein kleines Pendant, dies geht allerdings auf Kosten des Klangbilds, das ich beim W1000 einfach besser finde.
Gewissermaßen das Schweizer-Messer in dieser Runde ist für mich der AD2000: Benjamin hat ihn mir freundlicherweise mal ausgeliehen, und ich habe bisher einfach noch keine Musik gefunden, die in ihrer Art nicht jeweils sehr überzeugend zur Darstellung gekommen wäre. Eine separate Auseinandersetzung mit meine HD 650 spare ich mir an dieser Stelle – dazu gibt es hier und bei HeadFi zahlreiche differenzierte Kritiken. Im direkten Vergleich mit dem AD2000 klingt er aber – pardon – schon etwas eingeschlafen. Das liegt vor allem am Bass, der langsam und bei vielen Musikstücken unkonturiert klingt und in manchen Passagen sogar die Stimmen etwas zu überlagern droht. Dieser leichte Rumpelbass kann ja wirklich Spaß machen, und dass er nicht so detailreich ist, fällt auch gar nicht auf, solange man kaum mit was anderem hört, aber es wird nun schon etwas schwer fallen, mich an diese Eigenschaft des HD 650 wieder zu gewöhnen ... hm, vielleicht muss ich mal 'nen Kassensturz ...

Ich hoffe Euch mit meiner kurzen Beschreibung einen weiteren kleinen Einblick in die in Deutschland ja nicht so weitreichend bekannte aber durchaus reizvolle Audio-Technica-Welt verschafft zu haben.

Viele Grüße,

Marco
MacFrank
Inventar
#2 erstellt: 12. Apr 2008, 18:50
Könnte der Mod, der diesen informativen Thread aus der KH-Ecke in die Kaufberatung verschoben hat, bitte auch genau dahin wieder zurück verschieben - vielleicht sogar gleich in die "Reviews"-Ecke in der Kopfhörersektion?
Bitte, danke.

@sisyphos:
Tolle Gegenüberstellung - hat sicher äußerst viel Spaß gemacht! Vielen Dank für die schön zu lesenden Eindrücke!

Interessant finde ich, dass du den W1000 als so gut bewertest - man liest immer wieder, dass er in Richtung Blechdose gehen sollte. Vor allem m00h hat hierzu einiges berichtet.
Deine Schilderung bescheinigt ihm ja eher ein neutrales Klangbild, oder habe ich das falsch verstanden?


lg,
Chris


[Beitrag von MacFrank am 12. Apr 2008, 18:50 bearbeitet]
m00hk00h
Inventar
#3 erstellt: 12. Apr 2008, 18:53
Ja, das Verschieben ist schief gegangen, tut mir leid! Mein Fehler. Wird gleich berichtigt, sobald ein Mod mit Rechten im Kaufberatungforum hier vorbeischaut.

m00h
MacFrank
Inventar
#4 erstellt: 12. Apr 2008, 18:57
Vielen Dank! Wollte keinen Wirbel schlagen, nur sicher gehen, dass der schöne thread nicht "verschwindet".
NoXter
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 12. Apr 2008, 19:19
Der W1000 ist auch ein toller Kopfhörer! Der w2002 ist aber besser und deswegen habe ich den auch nicht behalten. Obwohl Preis/Leistung, naja lassen wir das...

Ganz allgemein haben ja die 'klassischen' Woodys vermutlich alle eine sehr sehr ähnliche Abstimmung. Jeder betont mal hier und da etwas anderes, aber im Grunde genommen...
Zumindest reime ich mir das aus der bisherigen Hörerfahrung und angelesenem zusammen. W5000 und AD2000 fallen da jedoch aus der Reihe, ATs sind es trotzdem ganz eindeutig.
Nickchen66
Inventar
#6 erstellt: 12. Apr 2008, 20:26
Ich muß mir irgendwann die Dinger nochmal bei Noxter anhören. Im Laufe der Zeit gewinnen die ATs bei mir ja langsam aber sicher an Boden - mit Ausnahme meines AT-Lieblingsfeindes AD2K natürlich.

Den W5000 ist ja eh' mein Lieblings-AT, aber seit den letzten AT Sitzungen glaube ich ja manchmal fast, daß mir ein W1000 reichen könnte (was bescheiden... ). Die höhere Natürlichkeit und das etwas druckvollere Auftreten des großen ATs ist bei mir ja nicht sooo von Belang, meine zumeist langsameren Electronica fand ich bei den "kleineren" AT Woodies annähernd auf Augenhöhe mit dem Großen. Der W1000 ist (halbwegs) bezahlbar, paßt besser und sieht um einiges besser aus... **Grübel**

Jaja, beim nächsten Siegerland-Minimeet...aber wir kommen da ja chronisch zu nix, weil wir die ganze Zeit am Babbeln sind, das wäre für unsere Berliner glaube ich ein ziemlicher Alptraum.
Musikaddicted
Inventar
#7 erstellt: 12. Apr 2008, 20:36

Nickchen66 schrieb:
Jaja, beim nächsten Siegerland-Minimeet...aber wir kommen da ja chronisch zu nix, weil wir die ganze Zeit am Babbeln sind, das wäre für unsere Berliner glaube ich ein ziemlicher Alptraum.

Was ne Unterstellung.
m00hk00h
Inventar
#8 erstellt: 12. Apr 2008, 21:05

Musikaddicted schrieb:

Nickchen66 schrieb:
Jaja, beim nächsten Siegerland-Minimeet...aber wir kommen da ja chronisch zu nix, weil wir die ganze Zeit am Babbeln sind, das wäre für unsere Berliner glaube ich ein ziemlicher Alptraum.

Was ne Unterstellung. :P


Wieso...wieso hab ich gerade das selbe gedacht.

m00h
FlauschigerChillbär
Stammgast
#9 erstellt: 12. Apr 2008, 21:14
Erstmal auch von mir vielen Dank an Marco für dieses in der Tat sehr schön zu lesende Posting. Du hast es echt drauf, sehr farbenfroh, mit treffenden Metaphern und durchaus abwechslungsreich zu schreiben. Hast Dir insgesamt ja echt Mühe gemacht - und die hat sich denke ich gelohnt.
Was dem Forum bisher wirklich gefehlt hat, war ein umfassender Vergleich dieser Skala von jemandem aus erster Hand und erstem Ohr Ich hab mich bisher drum gedrückt, weil ich zu jedem einzelnen KH bereits recht detailliert Auskunft gegeben habe. Alle KH dann noch mal miteinander zu vergleichen ist dann doch etwas mühselig, aber eine gute Grundlage hast Du ja jetzt geschaffen.
Du hast das meiner Meinung nach sehr gut gemacht und eigentlich alles auf den Punkt getroffen. Ich fand es erstens spannend und zweitens erstaunlich, wie jemand anderes die ganzen ATs im direkten Vergleich erlebt. Spannend deswegen, weil ich weiß, dass die meisten in unseren Längen- und Breitengraden eher mit den von Dir angesprochenen Wald- und Wiesen-KH vertraut sind und auch Du bisher mit AT noch nicht ganz so viel am Hut hattest.
Erstaunlich auf der anderen Seite deswegen, weil Du im Prinzip wie aus der Pistole geschossen (und ohne, dass Du vorher von mir in irgendeiner Form "gespoilt" wurdest) das gehört und somit bestätigt hast, was ich auch von den KH denke.

Ich habe dennoch ein Paar Ergänzungen, die dem geneigten Leser vielleicht interessieren könnten.
Aus der Erinnerung ein grobes (!) subjektives und lediglich quantitatives Ranking der Tonalität der verschiedenen KH, soll jedoch nichts über die Qualität des KH im jeweiligen Bereich oder insgesamt aussagen. Ein KH kann auch mit weniger Quantität evtl. höhere Qualität haben oder durch das Gesamtkonzept einfach trotzdem stimmig wirken:

Bass

Bass-Quantität insgesamt:
L3000 > W10VTG > F5005 = AD2000 > W1000

Tiefbass-Quantität:
L3000 > F5005 = W10VTG > AD2000 > W1000

Kickbass-Quantität:
L3000 > W10VTG = AD2000 > F5005 = W1000

-------------------
Mitten

Mitten-Quantität insgesamt:
AD2000 = W1000 = F5005 > L3000 > W10VTG

Obere Mitten-Quantität:
W10VTG > AD2000 > W1000 = F5005 > L3000

Grundton/Untere Mitten-Quanität:
L3000 > W10VTG > AD2000 = F5005 = W1000
(finde ich aber eher schwer zu bewerten)

-------------------
Höhen

Höhen-Quantität:
W1000 > F5005 > W10VTG > L3000 = AD2000
(fällt mir auch schwer)

-------------------
Räumlichkeit

Bühnebreite (Von breit nach schmal):
W1000 = F5005 > L3000 > AD2000 = W10VTG

Bühnentiefe (Von tief nach flach):
L3000 = F5005 > AD2000 = W1000 > W10VTG


MacFrank schrieb:

Interessant finde ich, dass du den W1000 als so gut bewertest - man liest immer wieder, dass er in Richtung Blechdose gehen sollte. Vor allem m00h hat hierzu einiges berichtet.
Deine Schilderung bescheinigt ihm ja eher ein neutrales Klangbild, oder habe ich das falsch verstanden?


In der Tat, ich finde den W1000 völlig unterbewertet und er wird hier oft übersehen. Er gehört meiner Meinung nach ganz klar zu den großen Drei (gut, man kann sich darüber streiten, ob ein Denon auch noch mit aufgenommen werden sollte :D) dazu, sodass man sie die großen Vier nennen müsste. Problem ist nur, dass er in hiesigen Gefilden eben nicht so leicht erhältlich ist.
Meiner Meinung nach kann der W1000 gegenüber dem F5005 insbesondere in Sachen Natürlichkeit punkten. Der F5005 klingt im Vergleich etwas verfärbter, aber wie Marco schon richtig beschreibt, räumlich tiefer, insgesamt mehr "3D-mäßig".
Der F5005 (wir können ja hier immer nur von der gemoddeten Version sprechen, die Ursprungsversion habe ich nur 5 Minuten auf dem D'dorf-Meet gehört) ist nicht der logisch nächste Schritt nach dem W1000. Beide haben ihre eigenen Reize, in sofern würde ich auch nicht sagen, dass der F5005 der bessere Kopfhörer ist. Er macht die Räumlichkeit 3D-mäßiger, klingt jedoch einen Tacken unnatürlicher als der W1000, der einfach sehr sehr homogen spielt.

Auch in Bezug auf den AD2000 fühle ich mich bestätigt. Womit wir aus den großen Vier eigentlich die großen Fünf machen müssten, aber gut, der AD2000 ist ja noch eine kleine Ecke teurer und ebenfalls nur über einen Import oder ebay-Glücksfall günstig zu bekommen

Zum W10 möchte ich auch noch was sagen. Ich hatte ihn bisher auch noch gar nicht so kritisch hin und her verglichen, wie bei unserem Meet. Doch im Vergleich mit dem W1000 wurde mir schon sehr deutlich, dass er einfach keine Chance gegen diesen hat. Technisch ist der W1000 auf jeden Fall der bessere, ausgewogenere und ausgereiftere Kopfhörer. Das bedeutet aber nicht, dass der W10 nicht auch seinen Reiz hat. Er klingt, wie jemand bei head-fi mal sehr treffend beschrieb, irgendwie "romantisch". Mit einer leichten Bassanhebung, einer Spitze in den oberen Mitten, die (etwas auffälliger als beim AD2000) die Stimmen hervorhebt und ebenfalls leicht betonten Höhen. Insgesamt entsteht eine ganz leichte Badewanne, die jedoch durchaus Spaß macht. Der Bass hat im übrigen auch eine recht hohe Qualität, erreicht aber nicht ganz den Punch des AD2000 und nicht ganz die Differenzierung des L3000.
Trotz dieser technischen Unterlegenheit mag ich ihn nach wie vor und würde niemandem raten, ihn deswegen nicht auszuprobieren. Ist trotz alledem ein toller KH, wie eigentlich alle hier beschriebenen ATs tolle KH sind.

Mein Fazit: War wirklich ein sehr gemütlicher und aufschlussreicher Tag. Freut mich auch, dass Du Dich tatsächlich auf einem guten Weg befindest, in baldigster Bälde zum AT-Jünger zu werden. Du weißt schon, für AT-Besitzer besteht eigentlich Kennzeichnungspflicht in der Signatur als "ATist", sonst darfst Du nicht mitspielen

Viele Grüße,
Benjamin


[Beitrag von FlauschigerChillbär am 12. Apr 2008, 21:19 bearbeitet]
m00hk00h
Inventar
#10 erstellt: 12. Apr 2008, 21:25
Krass...ihr habt euch echt Arbeit gemacht. Hammer!

Nur eine Anmerkung von mir, die natürlich auch von jedem anderen stammen könnte und eh allgemeingültig ist:
Kein Text dieser Welt ersetzt das Selberhören.

m00h ,der sich seit lämgerem mal wieder seinen W100(0) aufsetzt und in der Musik versinkt
JLuecking
Stammgast
#11 erstellt: 13. Apr 2008, 10:10
Hallo,

ich habe den Bericht mit großem Interesse gelesen. Ich bin langjähriger Besitzer eines ATH-W10VTG und empfinde die räumliche Darstellung als natürlich. Gab es da Unterschiede, z. B. zum W1000. Du schreibst, dass der W1000 räumlicher ist - empfindest Du es auch als natürlicher?

Den Bass empfinde ich beim W10VTG als für meinen Geschmack als genau richtig dosiert, wie es herauslese, ist er beim W1000 schwächer.

Ich betreibe den W10VTG am Graham Slee Solo. Ich empfinde dies als sehr gut zusammenpassende Kombination. Auch im Rockgrotto Forum ist man der Meinung, dass gerade ein AT Woody (W1000) ideal zum Solo passt.

Ich finde, dass es bessere Quellen als die Phase gibt und bessere Quellen den Audio Technica noch besser aussehen lassen. Aber wichtig ist, dass die Bedingungen für alle Beteiligten gleich waren. Und die Phase ist ja auch nicht schlecht und bei mir im Einsatz. Allerdings mehr als Quelle für die Schreibtischanlage, wo sie gut reinpasst sowie als Aufnahmegerät, wo sich auch gut mit ihr arbeiten lässt. Und ich habe auch jahrelang mit meinem Kopfhörer an einer im Vergleich zur jetzigen Kombination grottenschlechten Kette viel Spaß gehabt. Siehe auch mein Profil.

Danke noch einmal für den Aufwand beim Testen und Schreiben. Hat Spaß gemacht zu lesen.

Grüße
Joachim


[Beitrag von JLuecking am 13. Apr 2008, 10:12 bearbeitet]
FlauschigerChillbär
Stammgast
#12 erstellt: 13. Apr 2008, 14:29

JLuecking schrieb:
Hallo,

ich habe den Bericht mit großem Interesse gelesen. Ich bin langjähriger Besitzer eines ATH-W10VTG und empfinde die räumliche Darstellung als natürlich. Gab es da Unterschiede, z. B. zum W1000. Du schreibst, dass der W1000 räumlicher ist - empfindest Du es auch als natürlicher?


Ja, ich empfinde den W1000 sowohl als räumlicher, wie auch als natürlicher von der Signatur her. Im Gegenzug könnte man sagen, der W10 spielt "intimer". Das Klangbild des W1000 wirkt insgesamt jedoch etwas "echter" und glaubhafter als beim W10, er zaubert auch etwas mehr räumliche Tiefe und staffelt Instrumente mehr in die Breite auf. Technisch ist der W1000 auf jeden Fall der bessere Kopfhörer.


JLuecking schrieb:

Den Bass empfinde ich beim W10VTG als für meinen Geschmack als genau richtig dosiert, wie es herauslese, ist er beim W1000 schwächer.

Das gewisse Extra an Bass des W10 (was mir ja im Übrigen auch ganz gut gefällt) wurde beim W1000 etwas mehr Richtung Höhen verschoben, sodass der W1000 weniger Gewicht und weniger gefühlten Punch als der W10 hat. Im Austausch dafür erhält man etwas mehr Brillianz und Klarheit.

Der W10 ist für mich ein Kopfhörer, wo ich Nicos Charakterisierung "quäkig" gelten lassen würde (anders als beim AD2000), ich kann eine gewisse Tendenz zur Quäkigkeit in den oberen Mitten erkennen. Nicht, dass mich das stören würde, es ist ganz einfach eine andere Signatur, die auch ihre Reize hat, z.B. stechen Stimmen hierdurch ziemlich heraus. Aber im Fall W10 finde ich die Beschreibung "quäkig" schon irgendwo nachvollziehbar.
Naja, aber wie schon gesagt, auch an diese Eigenart gewöhnen sich die Ohren recht schnell, dann empfinde man es eigentlich nicht mehr als "Verfärbung". Und es ist natürlich auch wieder von der Aufnahme abhängig, bei manchen Aufnahmen fällt es sowieso erst gar nicht auf.


JLuecking schrieb:
Ich betreibe den W10VTG am Graham Slee Solo. Ich empfinde dies als sehr gut zusammenpassende Kombination. Auch im Rockgrotto Forum ist man der Meinung, dass gerade ein AT Woody (W1000) ideal zum Solo passt.

Ich finde, dass es bessere Quellen als die Phase gibt und bessere Quellen den Audio Technica noch besser aussehen lassen.

Der W10 passt auch exzellent zum HA20 und zum Corda Aria und zum KH-Ausgang der Phase. Sorry, aber für mich macht das keinen großen Unterschied, er klingt aus jeder Klinke gut
Also bestimmt auch aus Deinem Graham Slee Solo. Aber ich will darauf jetzt gar nicht so eingehen, denn wie Marco schon schrieb: das hier ist nicht der Ort, um sich über KHV und Quellen die Köpfe heißzureden.

Viele Grüße,
Benjamin
Nickchen66
Inventar
#13 erstellt: 13. Apr 2008, 15:36
Benjamin, manchmal habe ich ja den Verdacht, daß der mir bekannte und (nicht nur von mir) so bekrittelte AD2000 (Noxter, Saibot, Ben) schlechter klingt als Deiner.
NoXter
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 13. Apr 2008, 15:42
Ich glaube eher ihm gefällt der AD2000 schlicht und ergreifend.
Nickchen66
Inventar
#15 erstellt: 13. Apr 2008, 15:53
Ja, aber "Dein" AD2000 verursachte im Laufe der Zeit auffallend längere Zähne bei Testhörern als seiner.
NoXter
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 13. Apr 2008, 16:38
Tja, immer den falschen Leuten zum hören gegeben.
FlauschigerChillbär
Stammgast
#17 erstellt: 13. Apr 2008, 17:26

Nickchen66 schrieb:
Benjamin, manchmal habe ich ja den Verdacht, daß der mir bekannte und (nicht nur von mir) so bekrittelte AD2000 (Noxter, Saibot, Ben) schlechter klingt als Deiner.


Tja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Speziell in Anbetracht der Tatsache, dass er auf dem D'dorf-Meet eigentlich ALLEN gefallen hat und nach dem Meet, bei näherem Hinhören, jeder plötzlich was zu meckern hatte.
Dagegen spricht aber, dass m00h der Ansicht war, dass "sein" AD2000 nach seiner Erinnerung genau so klingt, wie meiner auf dem Meet geklungen hatte.
Müsste man wirklich mal direkt vergleichen die beiden Schätzchen.

Jetzt stell sich einer mal die Situation vor: Nico setzt meinen AD2000 auf und von da ab läuft alles wie im Film. Er traut seinen Ohren kaum, sein Herz geht in Flammen auf, er verliebt sich Hals über Kopf in das Teil und sie leben glücklich und zufrieden zusammen, bis an ihr Lebensende.
Und die Moral von der Geschicht: mit nem schlechten AD2000 stimmt was nicht
Nickchen66
Inventar
#18 erstellt: 13. Apr 2008, 17:43
...wie romantisch...
JLuecking
Stammgast
#19 erstellt: 14. Apr 2008, 04:00
Hallo FlauschigerChillbär,

danke für die ausführliche Antwort. Ich denke, ich kann jetzt den W10VTG im Verhältnis besser einordnen und es gibt keinen Grund mit ihm unzufrieden zu sein. Ich mag seinen Charakter. Möglicherweise ein Kind seiner Zeit, eigentlich so etwas wie 80er Jahre-Abstimmung.

Was hier als "quäkig" bezeichnet wird, stimmt soweit. Fällt aber nicht als Verfärbung auf und man gewöhnt sich dran. Ich hatte es nicht einmal gemerkt, bis ich mal intesiv verglichen hatte. Es gibt Musikmaterial, wo es deutlich werden kann.

Zum KHV. Es wurde schon gesagt, dass hier nicht der Ort ist, das zu diskutiern. Der W10VTG war auch als DJ-Hörer im Einsatz und war somit an den verschiedendsten Anschlüssen und es war überall ok. Allerdings war er mir am Corda Move ein wenig hell. Jan hatte mir dann einen 120 Ohm Adapter gegeben, da ging es wieder. Aber das hatten wir woanders schon durchgekaut. Freut mich, dass er an den verschiedenen Corda KVH auch gut läuft. Es stimmt, auch an der Phase ist die Tonalität des W10VTG bestens.

Grüße
Joachim
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