Westone ES5 Custom InEar - Review

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Bad_Robot
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 01. Feb 2012, 22:13
Hallo,

so, hier ist es, mein kleines Mini-Review zum Westone ES5 Custom InEar.


1. Bilder:

Geliefert werden die ES5 in der typischen (großen) Westone-Box:

DSCF1847

Aufgeklappt:

DSCF1848

Die InEars:

DSCF1856

DSCF1859

DSCF1860

es5-2

Im Ohr:

es5

Die Verarbeitung ist sauber und tadellos. Die InEars haben auf Anhieb gepaßt, es war kein Nachbessern notwendig.

Das einzige "ungewöhnliche" ist, dass die Dinger stinken! Und zwar ganz fies nach irgend einem Klebstoff-Lösungsmittel. Das seltsame daran ist, dieser Geruch (oder besser Gestank) geht nicht weg - ich habe die Dinger jetzt schon über zwei Monate, und die riechen immer noch so. Immer noch schlägt mir beim Öffnen der Box dieser Klebstoffgeruch entgegen.

Gekostet haben sie mich 1129,- Euro (bestellt bei mp4audio.de). Die benötigten Ohrabformungen habe ich wie immer von unserem freundlichen Hörgeräteakustiker im Ort umsonst bekommen.


2. Technik:

Die ES5 sind 3-Wege-, 5-Treiber-InEars. Die Aufteilung der Treiber ist recht ungewöhnlich: ein (großer) Bass, dann ein Doppelkammertreiber für die Mitten, und ein weiterer Doppelkammertreiber für die Höhen.

Und das in einer Welt, wo der Rest der Hersteller den umgekehrten Weg geht (Doppelkammertreiber für den Bass, und "einfache" Treiber für den Rest, oder gleich Doppelkammertreiber für alles). Wie wirkt sich das auf den Klang aus? Die Antwort erfolgt sogleich ...


3. Klang (Technische Aspekte):

Technisch (unabhängig vom gewählten Sounding; mehr dazu im nächsten Abschnitt) machen die ES5 absolut nichts falsch.

Der Bass ist so trocken und präzise wie es nur irgend geht.

Die Mitten haben die beste Auflösung, die ich je bei einem InEar gehört habe. Die Auflösung der Mitten liegt nochmal deutlich hörbar über der der Westone UM3x. Irgendwann habe ich mal geschrieben "verglichen mit den ES5 haben die UM3x Scheiß-Mitten", und das stimmt (und das, obwohl die Mitten eigentlich die Domäne der UM3x sind). Und beim UM2 könnte man sich fragen, wo sind denn da bitte die Mitten? Mit diesen Mitten der ES5 höre ich bei Stimmen Details heraus, die ich so noch bei keinem anderen InEar wahrgenommen habe. Jedes feinste Zittern in der Stimme wird hörbar. Dies kommt zum einen durch eben die außergewöhnlich gute Auflösung der Mitten, zu einem maßgeblichen Teil jedoch auch durch die gewählte klangliche Abstimmung (mehr dazu im nächsten Abschnitt).

Auch an der Auflösung der Höhen gibt es nicht das geringste auszusetzen. Überhaupt keine Schärfe, kein Zischen und Hissing, und kein "Verschlucken" von feinsten Details.


4. Klang (Soundsignatur):

Soweit die guten Seiten.

Das Sounding der ES5 hingegen ist recht .... gewöhnungsbedürftig.

Leider kriegt es Westone auch nicht auf die Kette, Demo-Hörer der ES5 zu bauen. Man kauft daher im Ernstfall die Katze im Sack. Deshalb werde ich mir hier größte Mühe geben, den Klang so genau wie möglich zu beschreiben.

Direkt in der ersten Sekunde fällt die tonale Zugehörigkeit zur Westone UM-Universal InEar Serie auf: Prominenter Mid- und Oberbass, abfallender Tiefbass, ganz stark im Kickbass, seeehr präsente Mitten, keine betonten Höhen, eher kleine, direkte Bühnendarstellung.

Im Vergleich zum UM3x ist die Bühne etwas größer, aber nicht viel (lange nicht so groß wie die Bühne der "Consumer-Serie", dem Westone 2 oder 4). Er spielt wie die UM-Serie immer noch ziemlich direkt, "in your face".

Der ES5 hat, wie UM2 und UM3x auch, einen recht abfallenden Tiefbass. "Subwoofer-Effekte" sucht man vergebens. Der Mid- und Oberbass ist jedoch sehr stark und punchig. Er "kickt" sogar nochmal etwas stärker als der Bass der UM3x.

Trotz des gefühlt stärkeren Basses kommen die Mitten beim ES5 wesentlich deutlicher und klarer durch als es beim UM3x der Fall ist. Beim UM3x klingt es im Vergleich so, als ob die Mitten gegen den vielen Bass ankämpfen müssen ..... und verlieren!

Die Höhen der ES5 sind jedoch seeeeeehr abrollend. Im Superhochton kommt so gut wie nichts mehr heraus. Also keinerlei Brillianzpeak wie beim UM3x. Sogar aus den Shure SE215 kommen mehr obere Höhen heraus.

Gerade dies (wie noch 1, 2 andere Dinge, dazu später mehr) führt jedoch eben dazu, dass die Stimmen so brilliant durchhörbar sind. Man könnte sagen, der ES5 ist wie ein UM1 mit geiler Auflösung und geilem Bass.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, meinen UM3x mittels EQ so hinzubiegen, damit er wie der ES5 klingt. Dies hier ist das Resultat:

um3x to es5

Wer selbst einen UM3x sein eigen nennt, kann sich auf diese Weise einen Eindruck vom Sounding der ES5 verschaffen. Allerdings merkt man dann im direkten Vergleich, dass es dem UM3x an Auflösung fehlt. Der UM3x neigt bei dieser "Verbiegerei" zum Zischeln in den Höhen. Der ES5 hat diese Probleme nicht.

In den EQ-Einstellungen werden auch die Unterschiede zum UM3x genauer ersichtlich:

Der ES5 hat etwas mehr Pegel im Midbass.

Im Grundton um die 500Hz ist er hingegen etwas zurückhaltender als der UM3x. Dies hilft, die Mitten gegen den Bass besser abzugrenzen.

Im Bereich 4kHz hat der ES5 eine ziemlich starke Anhebung. Hier hat er locker 6dB mehr Pegel als der UM3x (welcher an dieser Stelle im Frequenzgang ein ziemliches Loch hat). Dies sorgt dafür, das Stimmen wesentlich "klarer" 'rüberkommen. Die Senke bei 500Hz, zusammen mit dieser Anhebung, sowie der genialen Auflösung, sorgt für diese einzigartige Durchhörbarkeit der Stimmen. Dieser Peak bei 4kHz ist so hoch gewählt, dass er Stimmen zwar irgendwie "klarer" gestaltet, aber ohne diese klanglich zu verfälschen (heller zu machen als sie eigentlich sind). Letzteres passiert zum Beispiel beim Shure SE215, welcher diesen "Stimmen-Helligkeitspeak" viel früher hat. Dadurch klingen Stimmen beim SE215 ziemlich "falsch". Beim ES5 passiert das nicht.

Und dann halt der Superhochtonbereich. Hier fällt der ES5 wie gesagt schon ziemlich ab.


5. Fazit:

Durch diese seeehr eigenwillige Abstimmung ist der ES5 das *ideale* Bühnenwerkzeug für Bühnenmusiker. Kein "störender" Tiefbass, kein "störender" Superhochton, der komplette Fokus liegt auf Kickbass und Stimmen.

Für den Hifi-Genuß zu Hause sehe ich den ES5 allerdings weniger geeignet, eben aufgrund dieser Abstimmung. Ich höre zwischendurch immer wieder mal gerne mit meinen ES5; einfach, um diese "andere" Art der Präsentation zu genießen. That said, gefällt mir mein ES5 sehr gut. Wäre es mein einziger InEar, wäre ich jedoch enttäuscht, bzw. würde mir schnellsten noch einen anderen "Erst-InEar" zulegen.

Viele Grüße,
Markus


[Beitrag von Bad_Robot am 01. Feb 2012, 22:52 bearbeitet]
Son_Goten23
Inventar
#2 erstellt: 01. Feb 2012, 22:50
Danke für dein Review!


Geschützter Hinweis (zum Lesen markieren):

Und sehr gut, das ich den HD800 doch nicht wieder irgendwann holen muss.
Joescrib
Stammgast
#3 erstellt: 07. Mai 2012, 22:25
danke für dein review.!!


kein interesse an dem hörer
Datapunk80
Stammgast
#4 erstellt: 11. Mai 2012, 10:49
Schönes Review. Leider muss mein UM3x mir noch eine Weile ausreichen


[Beitrag von Datapunk80 am 11. Mai 2012, 10:50 bearbeitet]
Oz36
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 17. Mai 2012, 12:56
Bad robot schrieb :
Trotz des gefühlt stärkeren Basses kommen die Mitten beim ES5 wesentlich deutlicher und klarer durch als es beim UM3x der Fall ist. Beim UM3x klingt es im Vergleich so, als ob die Mitten gegen den vielen Bass ankämpfen müssen ..... und verlieren!


Genau. Das ist mir in den letzten tagen auch aufgefallen. Vor allem bei basslastigen liedern wird das ganze stark deutlich.
Es gibt auch lieder, da sind die Mitten schoen angenehm praesent.
Aber vielen dank fuer dein review markus. Habe einen guten einblick. Mich wuerde mal ein vergleich zu den ue reference mmonitors interessieren. Liegen ja beide in der gleichen preislichen kategorie.

MfG Oz
peacounter
Inventar
#6 erstellt: 17. Mai 2012, 13:01
klanglich dürften da welten dazwischen liegen.

P
Bad_Robot
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 17. Mai 2012, 13:09
Hallo,

inzwischen gibt's bei Goldenears auch eine Frequenzgangmessung zum ES5:

es5

10 dB Bassanhebung. Und es wird in keinster Weise durch angehobene Höhen ausgeglichen (er kommt bei 10kHz gerade mal wieder an die "Null-Linie" von 1kHz heran).

Damit ist der ES5 so ziemlich der bassigste und vor allem dunkelste Custom InEar, den ich je gehört habe.

Er ist sogar noch dunkler (mehr Bass und weniger Höhen) als der Westone UM2 (die Messung stammt ebenfalls von Goldenears):

01.FR_UM2_Form

Die gut durchhörbaren Mitten kommen durch den leichten Peak zwischen 1 und 2 kHz. Etwas ähnliches macht auch der Shure SE215:

01.FR_SHURE_SE215

Selbst der Shure SE215 klingt heller als der ES5.

Ich dachte früher immer, dieser Peak ist das, was beim SE215 so klangverfälschend wirkt. Das ist er aber nicht. Für die Klangverfälschung beim SE215 ist der zusätzliche Peak bei 5kHz verantwortlich.

Viele Grüße,
Markus
Lightning_Wolf
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 17. Sep 2012, 15:41
Interessantes Review, hast du auch schon einmal den ES3X gehört?
Habe eine Frage zum Tragekomfort, ich selbst habe den UM3X und den Shure SE425-V. Beim UM3X war ich mit dem Tragekomfort äussserst zufrieden, leider sind die Complys zerbröckelt, weshalb ich dann auf den Shure gewechselt habe. Dieser hat eine etwas grössere Form und die Schaumstoffcomplys sind dermassen Dicht, dass sie in meinen Ohren unangenehme Wärme erzeugen.
Jetzt zur Frage:
Erzeugen die Customs irgendwelche Wärme, wenn ja, mehr als die Schaumstoffcomplys von Shure?
Bad_Robot
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 18. Sep 2012, 11:03
Hallo,

den ES3X hab' ich noch nicht gehört. Man sagt jedoch, er soll wie der UM3x klingen (Westone selbst behauptet, es gibt deshalb keinen Demo-Hörer für den ES3X, weil man einfach den UM3x anhören kann). Es sind jedoch definitiv andere Treiber verbaut (und soweit ich weiß, auch eine andere Frequenzweiche).

Eine unangenehme Wärme erzeugen Customs zumindest in meinen Ohren nicht. Das Ohrstück, welches in den Gehörgang ragt, ist bei Customs jedoch härter als die Aufsätze von Universal InEars, da es (wie die äußere Schale auch) aus Acryl ist. Das ist auch nicht unbedingt jedermanns Sache. Man merkt es zum Beispiel beim Kauen (oder sonstigen Kieferbewegungen). Dabei verändert sich nämlich auch die Form des Ohrkanals, und man merkt, dass man dann beim Kauen sozusagen auf dem Acryl-Stück im Ohr 'rumkaut.

Viele Grüße,
Markus


[Beitrag von Bad_Robot am 18. Sep 2012, 11:03 bearbeitet]
Lightning_Wolf
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 18. Sep 2012, 13:14
Hmm, danke für die schnelle Antwort.
Dann werde ich wohl eher zum ES5 greifen. Oder gibt es Custom InEars, die so linear wie ein DT880 oder K701 klingen?

Aber ich sehe schon, irgend einen Kompromis muss ich wohl immer eingehen


[Beitrag von Lightning_Wolf am 18. Sep 2012, 13:17 bearbeitet]
Bad_Robot
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 18. Sep 2012, 13:19
Es gibt lineare Customs (der ES5 gehört da definitiv nicht dazu) ... z.B. UE Reference Monitor.

Viele Grüße,
Markus


[Beitrag von Bad_Robot am 18. Sep 2012, 13:20 bearbeitet]
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