MC-Tape: Bandsortenwahl / Entzerrung

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AlexG1990
Inventar
#1 erstellt: 13. Jun 2013, 02:58
Hallo!

Eine Frage zu den guten alten Tapes:
Mal abgesehen von den vielen Stellschrauben wie der Wahl des Tapedecks, des vorliegenden Tape-Materials, der Azimuth-Geschichte usw...

Was genau macht die Bandsortenumschaltung bei Aufnahme und Wiedergabe?

Ich selbst habe viele CrO²-Tapes (Typ II) und einige wenige Normal-Tapes (Typ I). Metal (war das Typ IV?) und dieses Mittelding (Typ III) habe ich nie besessen. Jetzt kenne ich es von damals von meinen Eltern von einem alten (einfachen) 80er Technics-Deck, dass die Bandsorte manuell per Schalter gewählt werden kann. Meine damalige Aiwa-Plastikanlage hatte automatische Bandsortenwahl. Mein jetziges Kennwood KX-3030 ebenfalls.

Für die Automatik gibt es dann die Codierungen ("Löcher") an den Kassetten, die die Bandsorte darstellen. Das 1. Loch mit der rausbrechbaren Lasche ist für den Überspielschutz, das 2. für "Loch = CrO² / kein Loch = Normal". Bei Typ III und IV gabs dann noch an der Seite welche, die dann in Kombination mit dem oberen die Codierung darstellten.
OK.

Was ändert jetzt die Bandsorten-Einstellung genau bei Aufnahme und Wiedergabe?

Aufnahme:
Da kommt es auf BIAS (und davon abhängig den Frequenzgang) an, und auf die Aufnahmevorverzerrung (Aufnahme-EQ)

Wiedergabe:
Da kommt es eingentlich nur noch auf die Wiedergabeentzerrung an, also den Wiedergabe-EQ

Was passiert jetzt nun, wenn:
a) ein CrO²-Tape mit falscher Typ I-Einstellung bespielt, und mit ebendieser abgespielt wird?
b) ein CrO²-Tape mit falscher Typ I-Einstellung bespielt, aber mit CrO²-Einstellung abgespielt wird?
c) ein CrO²-Tape mit korrekter Typ II-Einstellung bespielt, aber mit Normal-Einstellung abgespielt wird?

d) ein Normal-Tape mit falscher Typ II-Einstellung bespielt, und mit ebendieser abgespielt wird?
e) ein Normal-Tape mit falscher Typ II-Einstellung bespielt, aber mit Normal-Einstellung abgespielt wird?
f) ein Normal-Tape mit korrekter Typ I-Einstellung bespielt, aber mit CrO²-Einstellung abgespielt wird?

Aus falschem BIAS bei der Aufnahme entstehen höchstens Verzerrungen (wenn hoch ausgesteuert). Aber der Frequenzgang wird aber wohl dadurch in Kombination mit den falschen EQ-Parametern verfäscht?!?

Im Prinzip ist der Summen-Frequenzgang (Vor Aufnahme / nach Aufnahme) von allen Kombinationen abhängig:
Line-In -> BIAS + Aufnahme-EQ -> tatsächliche Bandsorte/-Eigenschaften -> Wiedergabe-EQ -> Line-Out

Kann man irgendeine Aussage machen, wie der Frequenzgang danach aussieht und ggf. entzerrt werden muss (Bandalterung und Azimuthfehler mal außen vor gelassen)?

Gruß
Alex


[Beitrag von AlexG1990 am 13. Jun 2013, 02:59 bearbeitet]
richi44
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 13. Jun 2013, 07:21
http://de.wikipedia.org/wiki/Tonbandkassette
Hier steht alles drin.

Natürlich kann man prinzipiell einen falschen Frequenzgang nachträglich entzerren. Aber Fehler des Bias und daraus entstehende Verzerrungen lassen sich nicht nachträglich korrigieren. Es ist also nicht nur der Frequenzgang, der falsch sein wird, sondern auch der Klirr.

Solange man kein Dolby Rauschunterdrückungssystem verwendet spielt die eigentliche Lautstärke keine Rolle, der Aufnahme- und Wiedergabepegel ist im Grunde bedeutungslos (Solange nichts übersteuert wird). Bei Dolby ist aber Voraussetzung, dass der Wiedergabepegel gleich dem Aufnahmepegel ist, also ein "1:1" des Pegels.


[Beitrag von richi44 am 13. Jun 2013, 07:36 bearbeitet]
chrisz78
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 13. Jun 2013, 10:38

AlexG1990 (Beitrag #1) schrieb:

Was passiert jetzt nun, wenn:
a) ein CrO²-Tape mit falscher Typ I-Einstellung bespielt, und mit ebendieser abgespielt wird?
b) ein CrO²-Tape mit falscher Typ I-Einstellung bespielt, aber mit CrO²-Einstellung abgespielt wird?
c) ein CrO²-Tape mit korrekter Typ II-Einstellung bespielt, aber mit Normal-Einstellung abgespielt wird?

d) ein Normal-Tape mit falscher Typ II-Einstellung bespielt, und mit ebendieser abgespielt wird?
e) ein Normal-Tape mit falscher Typ II-Einstellung bespielt, aber mit Normal-Einstellung abgespielt wird?
f) ein Normal-Tape mit korrekter Typ I-Einstellung bespielt, aber mit CrO²-Einstellung abgespielt wird?


Bei ausgeschalteten Dolby (Aufnahme UND Wiedergabe) ungefähr wie folgt:

a) Aufnahme leise, übermäßig höhenbetont/baßschwach, wahrscheinlich verzerrt (als ob sie übersteuert wäre, obwohl der tatsächliche Aufnahmepegel normal war). Rauschen wie Typ I-Band. Wenn die Cassette vorbespielt war, ist sie im schlimmsten Fall nicht 100% gelöscht und man hört die alte Aufnahme im Hintergrund noch durch
b) ähnlich wie a, nur etwas weniger höhenlastig, klirrig und verrauscht durch die "freundlichere" Wiedergabeentzerrung
c) höhenlastig, mit unnötig stark hörbarem Bandrauschen, kann man mit Höhenregler oder Graphic-EQ ganz gut kompensieren

d) dumpfes, baßlastiges Klangbild ohne jede Brillanz
e) nicht ganz so dumpf wie d, aber dafür mit mehr Rauschen
f) etwas zu dumpf und baßlastig, dafür weniger Rauschen, kann wiederum mit EQ am Verstärker ausgeglichen werden

Die Aufnahmen a - b - d - e sind im Grunde ruiniert und unbrauchbar: Die Einstellung bei der AUFNAHME ist demgemäß viel wichtiger als bei der Wiedergabe! "CrO2-kompatibel" bedeutete in den 1970er Jahren in erster Linie, dass man diese Bänder mit dem Gerät aufnehmen konnte - brauchbar (wenn auch u.U. nicht perfekt) abspielen kann man jede Cassettensorte auf jedem Recorder.

Wenn allerdings Dolby-B oder gar -C verwendet wird, ist das Klangergebnis bei jeder Falscheinstellung von Bias und Entzerrung dürftig bis scheußlich, da diese Systeme sehr sensibel auf kleine Differenzen sowohl im allgemeinen Pegel als auch in der Balance zwischen Bässen, Mitten und Höhen reagieren: Eine höhenschwache Aufnahme "öffnet" den Dolby-Schaltkreis zu wenig, also werden noch mehr Höhen verschluckt und die Dynamik "pumpt". Eine übermäßig höhenlastige Aufnahme hingegen sorgt für zuviel Höhendurchlaß im Dolbyschaltkreis, mit noch schrillerem und dünnerem Klang als Ergebnis.

Aus diesem Grund haben vor allem viele Dolby-C-Geräte eine Einmeßfunktion, um nicht nur für die Bandsorte, sondern individuell für das verwendete Band aufnahmeseitig die richtigen Werte zu finden; manche Tapedecks erlauben zusätzlich eine Justage der Wiedergabeseite, um bei falsch eingemessenen Aufnahmen durch Absenken oder Anheben der Höhenwiedergabe wenigstens einigermaßen den richtigen Arbeitspunkt des Dolby-Filters zu finden. Es bleibt aber ein Glücksfall, bei dynamikreicher Musik (oder Sprache!) Dolby-C ein natürliches Klangbild ohne hörbare Regelvorgänge ("Pumpen", Rauschfahnen hinter plötzlich endenden Signalen) zu entlocken.
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