Pro-Ject Debut - Falscher Plattenspieler für meine Anlage?

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juwelsense
Neuling
#1 erstellt: 27. Jan 2017, 23:19
Guten Abend,

vorab: ich bin neu im Thema.

Ich würde meine Vinylsammlung gerne wieder mehr hören als anschauen und versuche daher meine Anlage aufzurüsten. Meine Basis: T.A.C. 88 Röhrenverstärker (irgendwann in den 00er Jahren erstanden), einen Cambridge CP2 Phonovorverstärker und den besagten Debut mit Standard-Tonarm und einem Denon 103 (ebenfalls aus den 00er Jahren; kürzlich geprüft worden). CD ist eigentlich nicht im Fokus, aber ein alter PD 8700 von Pioneer dient als Vergleich. Jetzt habe ich gerade Elac FS 407er Boxen zum Testen.

CDs klingen schon ganz ordentlich, insbesondere Funk, Jazz und das elektronische Zeug. Bei den Platten ist die Qualitätsbandbreite viel größer, manche klingen gruselig, andere ok. Ingesamt sind meine Erwartungen aber nicht wirklich erfüllt. Wenig Dynamik, eher breiig und in manche Frequenzbereiche scheinen unterrepräsentiert. Aus dem Bauch hätte ich jetzt getippt, dass der Debut als Quelle einfach nicht die Qualität hat. Da mir aber die Erfahrung fehlt, würde ich mich über Meinungen aus dem Forum freuen.

Grüße und vorab schon mal Danke.


[Beitrag von juwelsense am 27. Jan 2017, 23:22 bearbeitet]
Albus
Inventar
#2 erstellt: 27. Jan 2017, 23:42
Tag,

der Tonabnehmer, das MC Denon DL-103, passt weder zum Tonarm des Debut - bitte, die genaue Bezeichnung lautet? - noch zu den Abschlussbedingungen des CA CP2. Wenn es ein Debut-Modell mit Stahlteller ist, dann sind MCs von daher verboten (wechselseitiger Magnetismus, siehe die BDA des Debut RecordMaster, Seite 9).
Zwecks einfacherer Diskussion hier die Spezifikationen des CP2: https://www.cambridgeaudio.com/de/products/hifi/phono-stages/cp2

Das MC mit geringer Ausgangsspannung Denon DL-103 - ist (Herstellerdatum sowie Erfahrungsdatum) mit 1000 Ohm im MC-Eingang abzuschließen, der CP2 bietet im MC-Modus nur 100 Ohm an. Die Wiedergabe ist daher zu sehr bedämpft.
Hilfsweise kann auch ein Versuch am MM-Eingang mit 47 Kiloohm unternommen werden. Allerdings ist die Eingangsempfindlichkeit des MM-Modus ungünstig, es sind hohe 3,35 mV gefordert (gängig 2,0-2,5 mV), dazu ist die Verstärkung etwas niedrig, 39 dB (~90-fach) - die Ausgangsspannung des DL-103 bräuchte mehr Verstärkung. Dennoch empfehle ich einen Versuch.

Das DL-103 mit der geringen Nadelnachgiebigkeit (vertikal 10-11, horizontal 14 um/mN, entscheidend ist der vertikale Wert) ist für den Arm des Debut zu robust und der Tonarm ist entschieden zu wenig schwer (effektive Masse des Armes 6 g, BDAs der Debut-Serie).

Und also kommt einem resultierend die Wiedergabe von Langspielplatten etwas eigenartig irritierend vor.

Es sollte ein passender Tonabnehmer des MM-Typs für die Verwendung am MM-Modus des CA CP2 angeschafft werden (Eingangskapazität 220 pF).
Dann profitierte die Musik in gehöriger Weise - und der Musikinteressent dazu.

Freundlich
Albus


[Beitrag von Albus am 28. Jan 2017, 00:04 bearbeitet]
Tywin
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 27. Jan 2017, 23:42
Hallo,


Aus dem Bauch hätte ich jetzt getippt, dass der Debut als Quelle einfach nicht die Qualität hat. Da mir aber die Erfahrung fehlt,


schon mal hilft das Nachdenken über die Funktion der betroffenen Technik. Dann muss man nicht alles glauben was mittels Werbung, Marketing und Beratung vom Fachmann vermittelt wird.

Versuche hinsichtlich der Technik der Plattenwiedergabe zu überlegen, was das Chassis und das Laufwerk technisch mit der Plattenwiedergabe zu tun hat.

Dann kannst Du überlegen, wie weit wohl der Einfluss eines grundsätzlich funktionierenden Tonarms gehen könnte, wenn das Tonabnehmersystem mechanisch zum Tonarm passt und alles richtig eingestellt ist.

Vielleicht kommst Du dann auf eine gute Idee wie man die Wiedergabe von Schallplatten - also insbesondere die möglichst gute Abtastung der Unebenheiten in der Rille - verbessern könnte, wenn sich die Platte mit dem Gewicht von zwei Tafeln Schokolade mit der richtigen Geschwindigkeit dreht und der Tonarm reibungs- und spielarm das Tonabnehmersystem/den Abtaster in den richtigen Winkeln, mit dem richtigen Gewicht und der richtigen Antiscatingkraft am richtigen Platz in der Rille führen kann.

Ansonsten sollte noch der Pre elektrisch zum damit verbundenen Tonabnehmersystem (Siehe Herstellervorgaben) passen.

VG Tywin
juwelsense
Neuling
#4 erstellt: 28. Jan 2017, 00:41
Hallo Tywin,

vielen Dank für fast philosophische Einführung in das Thema. Für Erfahrung gibt es sicher keine Abkürzung und das Interesse für Technik ist auch vorhanden. Mal sehen, wohin das führt.

Zur Pre - Tonabnehmer Beziehung frage ich gleich noch mal Albus genauer.

Gute Nacht.
juwelsense
Neuling
#5 erstellt: 28. Jan 2017, 01:06
Hallo Albus,

erst einmal vielen Dank für den ausführlichen Post.


Albus (Beitrag #2) schrieb:
... der Tonabnehmer, das MC Denon DL-103, passt weder zum Tonarm des Debut - bitte, die genaue Bezeichnung lautet? - noch zu den Abschlussbedingungen des CA CP2. Wenn es ein Debut-Modell mit Stahlteller ist, dann sind MCs von daher verboten (wechselseitiger Magnetismus, siehe die BDA des Debut RecordMaster, Seite 9).


Die genaue Bezeichnug weiß ich gerade nicht, ich habe mich an den Pro-Ject Webseite orientiert. Ich suche mal die Anleitung oder den Kaufbeleg, vielleicht haben die ja die diversen Umzüge ja überlebt. Allerdings wurde mir das Gerät damals so konfiguriert im Fachhandel verkauft.


Albus (Beitrag #2) schrieb:
Das MC mit geringer Ausgangsspannung Denon DL-103 - ist (Herstellerdatum sowie Erfahrungsdatum) mit 1000 Ohm im MC-Eingang abzuschließen, der CP2 bietet im MC-Modus nur 100 Ohm an. Die Wiedergabe ist daher zu sehr bedämpft.


Laut Anleitung hat der DL-103 eine Ausgangsimpedanz von 40 Ohm (s. BDA S.12: Webseite Denon DL-103) oder verstehe ich da was falsch? Würde das dann mit dem CP2 passen?


Albus (Beitrag #2) schrieb:
Hilfsweise kann auch ein Versuch am MM-Eingang mit 47 Kiloohm unternommen werden. Allerdings ist die Eingangsempfindlichkeit des MM-Modus ungünstig, es sind hohe 3,35 mV gefordert (gängig 2,0-2,5 mV), dazu ist die Verstärkung etwas niedrig, 39 dB (~90-fach) - die Ausgangsspannung des DL-103 bräuchte mehr Verstärkung. Dennoch empfehle ich einen Versuch.


Probiere ich mal. Danke.


Albus (Beitrag #2) schrieb:
Es sollte ein passender Tonabnehmer des MM-Typs für die Verwendung am MM-Modus des CA CP2 angeschafft werden (Eingangskapazität 220 pF).
Dann profitierte die Musik in gehöriger Weise - und der Musikinteressent dazu.


Hättest Du hier eine Empfehlung?

Viele Grüße.
Wuhduh
Gesperrt
#6 erstellt: 28. Jan 2017, 02:04
Nabend !

Da hat Dir damals jemand eine falsche Kombination aus Pro-Ject und DL103 verkauft. Ein Phonovorvorverstärker braucht keine Balanceregler.

Eine Systemempfehlung ist abhängig vom Budget und auch von der eff. Masse des Tonarmes.

MfG, Erik
Albus
Inventar
#7 erstellt: 28. Jan 2017, 13:33
Guten Morgen,
und guten Morgen Juwelsense,

DL-103 hat zwar einen Gleichstrom-Innenwiderstand von 40 Ohm, die gemeinte Funktionsleistung stellt sich dann erst in einem gewissen Verhältnis zum Abschlusswiderstand ein (nach den Regeln der Spannungsübertragung, mindestens 1 : 10, d.h. 40 : 400 Ohm).
In diesem Produkt-Fall ist der gesuchte Wert, hier 1 kOhm = 1000 Ohm, auch ablesbar an der Testbedingung des Herstellers selbst, eingetragen auf der linken Seite des zum Tonabnehmer mitgelieferten Messstreifen. Es ist die Zeile "Load 1 K Ohm".
Die BDA enthält zwar auch die Notiz (mehr ist das sachlich nicht)
-- "Recommended load resistance: 100 Ohm ore more (except when transformer is provided)";
die BDA lässt den Nutzer aber allein mit der Suche bzw. informiert angeleiteten Bestimmung eines funktionalen Optimums oder wenigstens Sub-Optimums. Es fehlt dort der Hinweis auf den Messstreifen mit der Praxis des Herstellers in der Produkt-Dokumentation, nämlich 1 K Ohm = 1000 Ohm.
Einen Übertrager = Transformator in Betracht zu nehmen ist angesichts des unbrauchbaren Verhältnisses effektive Masse des Armes zu harter Nadelaufhängung des Tonabnehmers beiseite zu lassen.

Nun, Vorschläge brauchen einen Bedarfs- und Budgetrahmen, d.i. die Ansage der Anspruchsklasse und des zulässigen Geldaufwandes. Auch die Musiksparten sind durchaus von Bedeutung für die Frage Universaltonabnehmer oder Spezialausrichtung gemeint.

Freundlich
Albus


[Beitrag von Albus am 28. Jan 2017, 13:37 bearbeitet]
cone-A
Stammgast
#8 erstellt: 28. Jan 2017, 16:57
Auf meinem Debut war das originale Ortofon OM 5. Als die Ersatznadel 20 mal billig zu haben war, habe ich zugeschlagen. Ich finde, daß das gar nicht mal schlecht klingt.
juwelsense
Neuling
#9 erstellt: 28. Jan 2017, 22:14
Guten Abend,


Albus (Beitrag #7) schrieb:
... Einen Übertrager = Transformator in Betracht zu nehmen ist angesichts des unbrauchbaren Verhältnisses effektive Masse des Armes zu harter Nadelaufhängung des Tonabnehmers beiseite zu lassen.


Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, das macht es klar. Resüme: Ich habe ein schlecht/falsch konfiguriertes System gekauft, dass zudem nicht auf den Pre abgestimmt ist. M.E. habe ich zwei Möglichkeiten: (i) Ich besorge mir einen passenden (bzgl. Specs und Preis) Tonabnehmer für meinen Pro-Ject, also vermutlich ein zum Dreher passendes, günstiges MM-System (danke auch an Wuhduh und cone-A für die Tips) oder (ii) ich mache mir mal grundlegende Gedanken zu meiner Anlage, informiere mich und überlege die Anschaffung eines neuen Systems. Gut, vermutlich sollte ich (ii) eh vor (i) machen.


Albus (Beitrag #7) schrieb:
Nun, Vorschläge brauchen einen Bedarfs- und Budgetrahmen, d.i. die Ansage der Anspruchsklasse und des zulässigen Geldaufwandes. Auch die Musiksparten sind durchaus von Bedeutung für die Frage Universaltonabnehmer oder Spezialausrichtung gemeint.


Ich werde mich erst einmal breiter informieren, ich habe einfach nicht genügend Informationen, um da klare Ansagen zu machen. Vielen Dank an Dich zur Problemeingrenzung, das war extrem hilfreich.

Grüße.
Hörbert
Inventar
#10 erstellt: 29. Jan 2017, 00:29
Hallo!


........ M.E. habe ich zwei Möglichkeiten.........


Eigentlich nur eine.

.......und zwar die dir einen Abtaster zu besorgen der zum Tonmarm passt.

Hier wäre ein OM(S)-30/40 eine passende Wahl.

Der kleine Pro-Ject stellt zwar technisch gesehen nicht das Ende der Fahnenstange dar reicht aber durchaus aus handelsübliche Schallplatten korrekt wiederzugeben falls der Abtaster gut passt.

Allerdings:


..... manche klingen gruselig, andere ok. Ingesamt sind meine Erwartungen aber nicht wirklich erfüllt. Wenig Dynamik, eher breiig und in manche Frequenzbereiche scheinen unterrepräsentiert.........


Wird sich daran nicht wirklich grundlegend etwas ändern weil so etwas schlicht und ergreifend gelebte Schallplattenpraxis ist.

MFG Günther
ad-mh
Inventar
#11 erstellt: 29. Jan 2017, 00:46
Man kann das vorhandene DL 103 mit einem 1019 kombinieren.

http://www.hifi-foru...m_id=26&thread=22908

Du hast eine PN...

Gute Nacht

Andreas


[Beitrag von ad-mh am 29. Jan 2017, 00:56 bearbeitet]
Wuhduh
Gesperrt
#12 erstellt: 29. Jan 2017, 03:05
Wozu ?

Das DL-103 wird verkauft zwecks Neuanschaffung.

MfG,
Erik
CarstenO
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 29. Jan 2017, 08:41

Wuhduh (Beitrag #6) schrieb:
Da hat Dir damals jemand eine falsche Kombination aus Pro-Ject und DL103 verkauft.


Punkt.

Den 100 Ohm- statt 1 kOhm-Abschluss finde ich dabei nicht so entscheidend. An einer anpassbaren Vorstufe fand ich diesen Unterschied geringer, als den zwischen zu leichtem und passende(re)m Tonarm.
juwelsense
Neuling
#14 erstellt: 29. Jan 2017, 23:17

Wuhduh (Beitrag #12) schrieb:
Das DL-103 wird verkauft zwecks Neuanschaffung.


Das ist der Plan. Danke nochmal, mal sehen wofür es dann reicht. Grüße.
ad-mh
Inventar
#15 erstellt: 29. Jan 2017, 23:31
Das macht Sinn.
Verkaufe es an jemanden, der sich gerade einen Dual 1019 zulegt.
Wuhduh
Gesperrt
#16 erstellt: 30. Jan 2017, 00:34
Wenn kein passender MC-Eingang vorhanden ist, nützt das aktuell wenig, zumal man über ein Retipping und evtl. einen Gehäusewechsel nachdenken sollte.

MfG,
Erik
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