antiskating, mal dumm gefragt.

+A -A
Autor
Beitrag
holger63
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 15. Feb 2018, 02:34
Moin..

da ich gerade überlege, an meinem Plattenspieler eine Antiskatingeinrichtung nachzurüsten, stellen sich mir nun irgendwie grundsätzliche Fragen.
Das skating entsteht, wenn der Drehtonarm auf der laufenden Platte sitzt. Es zieht den Tonarm zur Plattenmitte. Das Aniskating soll nun den Arm wieder nach außen ziehen, so dass diese Kräfte sich aufheben. Richtig?

Das Skating entsteht an der Kontaktfläche Nadel/Rille, wo sonst? Die Nadel zieht also den Arm um den Drehpunkt nach innen. Was ja bedeutet, dass die Nadel von der Außenseite der Rille nach innen gedrückt wird, nur so kann ja der ganze Arm nach innen gedrückt werden. Der Druck Rillenaußenseite/Nadel ist größer als der Druck Rilleninnenseite/Nadel.
Mit der Antiskatingvorrichtung wird nun der Arm nach außen gedrückt, um die Armbewegung zum Innern auszugleichen. Drücke ich den Arm aber nach außen, erhöht sich der Druck Rillenaußenseite/Nadel ja noch. Wollte ich den Druck innen wie außen gleichmäßig haben, müsste ich also den Arm sogar noch nach innen ziehen. Richtig??
tomtiger
Administrator
#2 erstellt: 15. Feb 2018, 06:35
Hi,


holger63 (Beitrag #1) schrieb:
Was ja bedeutet, dass die Nadel von der Außenseite der Rille nach innen gedrückt wird,


Nein. Siehe hier.

LG Tom


[Beitrag von tomtiger am 15. Feb 2018, 06:35 bearbeitet]
lini
Inventar
#3 erstellt: 15. Feb 2018, 07:02
h63: Nein, nicht richtig.

Die Fehleinschätzung besteht in Deiner Annahme, der Arm würde von der Außenflanke der Rille nach innen gedrückt. Das stimmt so jedoch nicht. Vielmehr ist es so, dass beim gekröpften Tonarm mit "Hifi-Geometrie" die Rillenzugrichtung grob gesagt um den Kröpfungswinkel (genauer: um den Kröpfungswinkel zuzüglich/abzüglich (je nach genauer Position) des verbleibenden Spurfehlwinkels) von der virtuellen Armachse (zwischen Nadelspitze und Armdrehpunkt) abweicht, sodass der Arm eigentlich auf diese Zugrichtung einschwenken wollen würde - was er aber nicht kann, weil er ja von der Nadel in der Rille laufenden Nadel festgehalten wird.

Als Vergleich könntest Du Dir zum Beispiel einen typischen, kleinen Leiterwagen mit in Horizontalrichtung starr und rechtwinklig zur drehbaren Vorderachse angebrachter Deichsel vorstellen, der gerade zufällig mit etwas eingelenkter Vorderachse dasteht - und Du nimmst nun einfach die Deichsel auf und ziehst daran in die Richtung, in die sie eh schon gezeigt hat. Da genügt also auch bereits dieser Zug an der Deichsel, um den Leiterwagen auf die Zugrichtung einschwenken zu lassen, ohne dass noch ein zusätzliches Schieben nach innen nötig wär. Beim Tonarm passiert im Grunde dasselbe, nur dass es da eben beim "Einschwenkenwollen" bleibt - die dahintersteckende Kraft beziehungsweise Kraftkomponente verschwindet jedoch durch das Festgehaltenwerden nicht, sondern bleibt dann eben als Skatingkraft erhalten.

Wobei der Begriff "Rillenzugrichtung" vielleicht fast schon etwas zu weit geht beziehungsweise etwas irreführend sein könnte, denn eigentlich ist das Vorhandensein einer Rille für den Skating-Effekt gar nicht nötig, denn der träte auch auf einer völlig blanken Platte auf - was zugleich ein weiterer Beweis dafür ist, dass es für den Effekt keine Druckausübung seitens der Außenflanke der Rille auf die Nadelspitze braucht, weil es eben der auf die Zugrichtung einschwenken wollende Arm ist, der da schiebt. Und das zeigt sich dann halt auch entsprechend an der Nadelspitze: Wird das Skating nicht hinreichend kompensiert, nutzt sich die an der Innenflanke anliegende Kontaktfläche deutlich schneller ab als die an der Außenflanke anliegende.

Grüße aus München!

Manfred / lini
holger63
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 15. Feb 2018, 09:19
Tja, wenn man sich nachts Gedanken macht.. 😊 Ursache und Wirkung verwechselt...
Ein Tangentialarm hat ja keinen Skatingeffekt, da ja die Zugrichtung der Armachse entspricht. Hat nicht ein Drehtonarm ebenfalls "Nulldurchgänge"? Ändert sich die Skatingkraft nicht ständig?
.JC.
Inventar
#5 erstellt: 15. Feb 2018, 09:21
Ja, ja, verlinkten Text lesen und verstehen.
holger63
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 15. Feb 2018, 09:26
Grade gemacht 😊
#Darkstar#
Inventar
#7 erstellt: 15. Feb 2018, 09:48
Wie und wo kann man Antiskating denn nachrüsten?

Bei allen Drehern, die ich bisher hier hatte, war das vorhanden.
holger63
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 15. Feb 2018, 10:19
20180215_080217


Perpetuum Ebner PE 34 Hifi, gebaut von 1963 bis 1970.
Es braucht ja nur ein Gewicht an einem dünnen Faden, an passender Stelle am Arm befestigt, möglichst reibungsfrei umgelenkt. Und einstellbar bzw verschiedene Gewichte. Das bekomme ich schon noch hin..

Zur Not muss man
Holger
Inventar
#9 erstellt: 15. Feb 2018, 11:43
Komplett unnötig, meine ich.
Antiskating wird eh komplett überbewertet, bis jetzt habe ich jedenfalls noch niemanden getroffen, der überhaupt bemerkt hätte, dass sein AS-Gewicht ausgehängt oder der Regler auf Null gedreht wurde...

Einen solchen Klassiker lässt man unverbastelt.
Beaufighter
Inventar
#10 erstellt: 15. Feb 2018, 11:51
Ich würde den Klassiker auch nicht nachträglich mit einem Antiskating versehen.

Der Effekt ist da, spielt für mein dafürhalten auch keine allzu riesige Rolle.

Gruß Beaufighter
eStyle
Inventar
#11 erstellt: 15. Feb 2018, 12:23
Also einen Klassiker würde ich auch nicht mehr bearbeiten.

@Holger:

Ich frage mich nur eins - warum sind so viele Dinge bei der Justage so extrem wichtig, wo es auf wenige Millimeter ankommt, und der Plattenspieler muss absolut in Waage stehen usw, aber beim Antiskating ist es dann plötzlich egal, dass die Nadel richtung Innenseite der Flanke drückt?
Ich meine ich kann mir schon vorstellen, dass es richtig sein könnte, dass Antiskating tatsächlich überbewertet wird, aber so ganz ohne Antiskating erscheint mir das auch nicht so wirklich korrekt.
Holger
Inventar
#12 erstellt: 15. Feb 2018, 12:37
Es besteht halt ein Unterschied zwischen Theorie und Praxis... ich gehe nun mal davon aus, dass etwas nur dann wirklich relevant ist, wenn man im normalen Hör-Alltag auch Veränderungen dieser Parameter tatsächlich selbst hört und zweifelsfrei zuordnen kann.
Und das habe ich in den letzten 38 Jahren, die ich mit guter Anlage und sehr guten Plattenspielern "dabei" bin, eben noch niemals erleben dürfen.

Mir ist durchaus klar, dass ich dafür nicht selten belächelt werde, man hat mir auch schon defekte Komponenten und - extremer noch - defekte Ohren unterstellt, dennoch hat sich bisher niemand gefunden, der in einem Test mal sicher unterschieden hätte, ob ein Tonabnehmer 2mm "verkehrt" justiert spielte oder ob wie gesagt das AS-Gewicht ausgehängt war.
Und du kannst mir glauben - zwischen 1980 und 1995 habe ich so einiges ausprobiert... weil ich auch noch so "alles gaaaanz genau" drauf war...


[Beitrag von Holger am 15. Feb 2018, 12:40 bearbeitet]
eStyle
Inventar
#13 erstellt: 15. Feb 2018, 12:44

Holger (Beitrag #12) schrieb:
Und du kannst mir glauben - zwischen 1980 und 1995 habe ich so einiges ausprobiert... weil ich auch noch so "alles gaaaanz genau" drauf war...


Glauben tue ich dir auf jeden Fall, da brauchst du keine Angst haben!
Danke für deine Erklärung!
Ich selber höre da auch kaum Unterschiede raus und wenn, dann bin ich mir nicht sicher, ob es nun an einer gewissen, eben gemachten Justage liegt oder an doch etwas anderem. Für mich ist es einfach nur, wie für viele andere hier sicher auch, einfach nur das beruhigende Gefühl und somit das gute Gewissen, alles möglichst korrekt justiert zu haben. Dann kann ich den Klang auch ohne Hintergedanken genießen.
Holger
Inventar
#14 erstellt: 15. Feb 2018, 12:51

eStyle (Beitrag #13) schrieb:

Ich selber höre da auch kaum Unterschiede raus und wenn, dann bin ich mir nicht sicher, ob es nun an einer gewissen, eben gemachten Justage liegt oder an doch etwas anderem.


Meiner Ansicht liegt es zumeist an der Erwartungshaltung "jetzt hab' ich's ganz genau gemacht, jetzt klingt's auch richtig".
Zum Glück kann man ja meistens nicht mal schnell vorher-nachher vergleichen - könnte man dies, würde man womöglich über manche Dinge anders denken.


Für mich ist es einfach nur, wie für viele andere hier sicher auch, einfach nur das beruhigende Gefühl und somit das gute Gewissen, alles möglichst korrekt justiert zu haben.


Ist nix dagegen zu sagen.
Man sollte sich das Leben halt nur nicht unnötig schwer machen.
.JC.
Inventar
#15 erstellt: 15. Feb 2018, 13:08
Hi,

bei manchen Drehern kann man das AS während des Abspielens verstellen, man hört keine Unterschiede.
Aber darum geht es ja eigentlich auch nicht, sondern um die Abnutzung der Nadel.
holger63
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 15. Feb 2018, 13:08
Ich hab ja auch den eingebauten Vorverstärker überholt und mit zwei Zangen (jawoll) den Arm gerichtet, dass der Azymuth einigermassen stimmt.. und die Abschaltautomatik ausgebaut..
Ich werde es mal ausprobieren, Klassiker oder nicht.. ich werde es aber jedenfalls so machen, dass es spurenlos wieder beseitigt werden kann.
Ob man es hört? Wenn man es hören will, bestimmt.. wie immer halt ;-) Ist mehr mein Spieltrieb..
eStyle
Inventar
#17 erstellt: 15. Feb 2018, 13:23

.JC. (Beitrag #15) schrieb:
...sondern um die Abnutzung der Nadel.


Und der Platte.
ForgottenSon
Inventar
#18 erstellt: 15. Feb 2018, 23:26

eStyle (Beitrag #11) schrieb:

Ich frage mich nur eins - warum sind so viele Dinge bei der Justage so extrem wichtig, wo es auf wenige Millimeter ankommt, und der Plattenspieler muss absolut in Waage stehen usw,


Weil auch diese Dinge nicht so wichtig sind, wie viele meinen.

Da ist dann der Plattenspieler mit marginalen Effekten optimal
eingestellt, aber ob Heizung, Kühlschrank, Auto, Fahrrad, Computer
oder gar der eigene Körper optimal arbeiten, interessiert keinen.
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Antiskating
ad-mh am 12.03.2016  –  Letzte Antwort am 13.03.2016  –  4 Beiträge
Antiskating
eklektisch am 29.11.2009  –  Letzte Antwort am 22.12.2009  –  4 Beiträge
Antiskating - zum 1000. mal
Peppi-76 am 07.02.2016  –  Letzte Antwort am 10.02.2016  –  20 Beiträge
Antiskating einstellen
Ulrich54 am 23.08.2021  –  Letzte Antwort am 25.08.2021  –  5 Beiträge
Thorens Antiskating
Schnullimaus am 30.12.2003  –  Letzte Antwort am 31.12.2003  –  6 Beiträge
Antiskating einstellen
Landcruiser am 12.02.2004  –  Letzte Antwort am 12.02.2004  –  2 Beiträge
wirksamkeit antiskating
Funkster_2 am 21.02.2005  –  Letzte Antwort am 22.02.2005  –  12 Beiträge
Antiskating Einstellung
Analog_72 am 04.07.2005  –  Letzte Antwort am 06.07.2005  –  13 Beiträge
Antiskating plattenabhängig?
Mimamau am 30.11.2011  –  Letzte Antwort am 05.12.2011  –  20 Beiträge
Antiskating einstellen
vzimmerm am 30.07.2014  –  Letzte Antwort am 31.07.2014  –  9 Beiträge
Foren Archiv
2018

Anzeige

Top Produkte in Analogtechnik/Plattenspieler Widget schließen

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder926.997 ( Heute: 6 )
  • Neuestes Mitglied\Peter//
  • Gesamtzahl an Themen1.554.515
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.615.518

Top Hersteller in Analogtechnik/Plattenspieler Widget schließen