Kapazität einer Schallplatte

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KaiserClaudius
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 29. Sep 2003, 10:25
Hallo,
ich frage mich schon seit längerem, wieviel Minuten Musik man eigentlich maximal auf einer Schallplatte speichern kann. Ich besitze zwar selbst keinen Plattenspieler, habe aber viele Alben aus den 70ern und 80ern auf CD, dabei fand ich es auffällig, dass sich die Länge bei den meisten dieser Alben zwischen ca. 40 und 45 Minuten bewegt, eine Zeit lang dachte ich daher auch, dass dann wohl ca. 45 Minuten das Maximum währen. Dann gibt es aber irritierenderweise auch ein paar Alben, die um die 50 Minuten und darüber lang sind, z.B. Pink Floyd - Atom Heart Mother, Dire Straits - Alchemy, Mike Oldfield - Five Miles Out und ein Genesis-Album ist gar knapp 54 Minuten lang.
Also an alle Analogfans: Wieviel passt nun tatsächlich maximal auf eine Schallplatte?

Gruss KaiserClaudius
Holger
Inventar
#2 erstellt: 29. Sep 2003, 10:53
Das kommt auf die Musik an und wie "laut" sie geschnitten wird.
Je "lauter" der Überspiel-Pegel, desto tiefer die Rillen, je mehr Bass, desto breiter.
Ich habe eine Platte, auf der sind pro Seite über 28 Minuten drauf (The Kinks - Greatest Hits). Die muss man ziemlich aufdrehen, so leise ist sie, und da kommt dann das Laufgeräusch schön mit ins Spiel - macht also keinen Spaß.
Dagegen eine "laute" Doppel-LP von The Prodigy mit extremsten Tiefbässen, da sind nur 13 bis 15 Minuten pro Seite drauf, aber mit tollem Sound.
schmoove
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 29. Sep 2003, 11:53
sehr interessant. das wollte ich auch schon immer mal wissen. kann man dann auch davon ausgehen, dass bei platten, wo es zwei versionen gibt, einmal die normale 1-LP Version und dann eine limitierte Doppel-LP, die Doppel-LP immer besser klingt als die 1er Version ? Oder gibt es da prinzipiell dann auch die möglichkeit, die "schwachbrüstige" aufnahme eben auf 2 platten zu "dehnen" ?
cr
Inventar
#4 erstellt: 29. Sep 2003, 12:23
Habe auch schon 32 Minuten gesehen, war eine Klassikaufnahme.
Je leiser, desto mehr geht rauf.
Bruno
Stammgast
#5 erstellt: 29. Sep 2003, 12:35
hey schmoove,

"Oder gibt es da prinzipiell dann auch die möglichkeit, die "schwachbrüstige" aufnahme eben auf 2 platten zu "dehnen" ?"

Wie meinst Du jetzt ? "schwachbrüstige Aufnahmen dehnen" ? Eine Aufnahme kann ja aus verschiedenen Gründen nicht optimal klingen - wenn z.B. die Vorlage (Master) wirklich mies ist, dann ists ziemlich egal, ob die auf 1 oder 2 Scheiben, oder auf CD konserviert wird - es wird nie das Optimale rauskommen (hab ich aber lang nichtmehr erlebt).

"Dehnen" wäre nur erfolgversprechend, wenn die Verluste hauptsächlich durch die lange Spieldauer begründet wären und man das ursprüngliche Master noch hätte.


Grüsse
Bruno

PS:
Bei richtig fetten Scheiben kann man oftmals regelrecht in den Rillen lesen - eine weitere Steigerung ist dann evtl. noch, wenns 45er sind

PPS:
Übrigens kann man IMHO aufgrund dieser Zusammenhänge nicht von einer "Kapazität" sprechen - im Sinne von:
die Scheibe hat die Kapazität n,
mit n ist sie voll,
mit n + 1 ist sie ÜBERvoll & es geht nix mehr drauf

Es ist halt analog !


[Beitrag von Bruno am 29. Sep 2003, 12:42 bearbeitet]
schmoove
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 29. Sep 2003, 12:40
hm... ich hatte es jetzt so verstanden, dass man durch dickere Rillen, die Dynamik erhöhen kann.

so wie du es schilderst, kommt es aber wohl auf das master an, sprich, von einem master kommt immer ein und dieselbe rillenstärke raus.

ich dachte, wenn man das master auf 2 lps statt auf eine verteilt, dass dann die dynamik erhöht werden könnte, so dass die rillen dann dicker werden.

so wie du es erklärst, müsste dafür aber extra ein neues master angefertigt werden, was sicherlich nicht gemacht wird. somit dürfte dann wohl die 2-lp variante genauso klingen wie die 1-lp version klingt.

daher meinte ich "dehnen", also gleiche rillenstärke aber auf vier schallplattenseiten verteilt, anstatt auf 2, d.h. mehr zwischenraum ?

(vorsicht... ich taste mich ans thema vinyl erst heran ;))
Bruno
Stammgast
#7 erstellt: 29. Sep 2003, 12:52
Hey nochmal,


nein, so hab ich das nicht gemeint.

>ich dachte, wenn man das master auf 2 lps statt auf eine
>verteilt, dass dann die dynamik erhöht werden könnte, so
>dass die rillen dann dicker werden.
Das ist grundsätzlich schon korrekt.

Aber natürlich kommts eben auch drauf an, WARUM eine Scheibe mies klingt, das muss ja nicht durch eine blosse Erhöhung der "Scheiben-Zahl" (und damit übrigens der Kosten) erledigt sein .

Der "Master"-Begriff ist hier u.U. mehrdeutig:
Wenn ein (im weitesten Sinne "Klang-Ereignis") auf Vinyl gebannt werden soll, so muss man im Prinzip nochmal ein Mastering machen, welches speziell an die gewählte Form der Veröffentlichung angepasst ist. Die verfügbare Dynamik ergibt sich nämlich aus der geplanten Spieldauer / Scheibenzahl (Vorschubgeschwindigkeit des Schneidstichels) - es sind bestimmte Grenzen einzuhalten, was vermutlich ein gewisses Fingerspitzengefühl und Erfahrung erfordert.

Grüsse
Bruno

PS:
Vorsicht, hatte meinen anderen Beitrag nochmal bearbeitet, während Du schon geantwortet hast


[Beitrag von Bruno am 29. Sep 2003, 13:00 bearbeitet]
schmoove
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 29. Sep 2003, 13:07
also lag ich doch mit meiner annahme richtig, dass wenn ich die option habe eine VÖ entweder als 1er oder als Doppel-Vinyl zu kaufen, zur doppelten greifen sollte, in hoffnung auf mehr druck ? mehr bass ?

ist es nicht eigentlich so, dass gerade neue VÖ's (deren Master heutzutage ja meist eine sehr hohe dynamik und viel bass aufweisen) wenn sie es mit der vinyl variante ernst nehmen eigentlich nur als Doppel-Lp erscheinen dürften ?
Oliver67
Inventar
#9 erstellt: 29. Sep 2003, 13:16
Es gibt da aber noch den Tonabnehmer, der das Spielchen auf der anderen Seite begrenzt: kommt der nämlich nicht mehr mit (Abtastfähigkeit zu gering) dann klingt es auch nicht gut.

Oliver
cr
Inventar
#10 erstellt: 29. Sep 2003, 13:18
Das wird ja gelegentlich gemacht, dass man 2 Platten preßt, obwohls zur Not auf eine ginge zB. Bruckner-Symphonien. Dann ist auf jeder Seite nur ein Satz mit 15-20 Minuten.
Man kann dann die Auslenkungen größer schneiden und muß vor allem nicht soweit zum Mittelpunkt hin Rillen anlegen, wo wegen der langsameren Geschwindigkeit (innen wird pro Zeiteinheit nur der halbe Weg zurückgelegt im Vergleich zu außen) die Abtastung besonders problembehaftet ist.

Ich glaube, auf der 3.Beethoven mit Guilini sind auf der ersten Seite 36 Minuten (bin aber nicht sicher, jedenfalls sehr lang)
Aquarius
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 29. Sep 2003, 14:03

:D also lag ich doch mit meiner annahme richtig, dass wenn ich die option habe eine VÖ entweder als 1er oder als Doppel-Vinyl zu kaufen, zur doppelten greifen sollte, in hoffnung auf mehr druck ? mehr bass ?

Im Prinzip ja, nur wann hat man schonmal diese Auswahl zwischen 1LP und DoLP?



ist es nicht eigentlich so, dass gerade neue VÖ's (deren Master heutzutage ja meist eine sehr hohe dynamik und viel bass aufweisen) wenn sie es mit der vinyl variante ernst nehmen eigentlich nur als Doppel-Lp erscheinen dürften ?

Für Alben mit "normaler" Länge (also bis etwa 45min) gibt es da eigentlich keinen Anlaß zu. Und Neuveröffentlichungen mit längerer Spieldauer erscheinen sowieso fast immer als DoLP.
schmoove
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 29. Sep 2003, 14:15


:D also lag ich doch mit meiner annahme richtig, dass wenn ich die option habe eine VÖ entweder als 1er oder als Doppel-Vinyl zu kaufen, zur doppelten greifen sollte, in hoffnung auf mehr druck ? mehr bass ?

Im Prinzip ja, nur wann hat man schonmal diese Auswahl zwischen 1LP und DoLP?

Tja, also von Slayer gab es in den 80ern mal die "Hell Awaits" sowie "Show no Mercy" als limitierte Doppel-LP Ausgaben. Im Heavy Metal bereich erscheinen häufiger mal zuerst limitierte Doppel-LPs und später wenn die ausverkauft sind dann Einzel-LP Ausgaben





ist es nicht eigentlich so, dass gerade neue VÖ's (deren Master heutzutage ja meist eine sehr hohe dynamik und viel bass aufweisen) wenn sie es mit der vinyl variante ernst nehmen eigentlich nur als Doppel-Lp erscheinen dürften ?

Für Alben mit "normaler" Länge (also bis etwa 45min) gibt es da eigentlich keinen Anlaß zu. Und Neuveröffentlichungen mit längerer Spieldauer erscheinen sowieso fast immer als DoLP.


Da hast du natürlich recht, auf die Laufzeit bin ich gerade gar nicht gekommen...
KaiserClaudius
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 29. Sep 2003, 14:16
Hey, danke für Eure zahlreichen Antworten!
Dass bei Schallplatten die Lautstärke Auswirkungen auf die Kapazität hat, wusste ich bislang gar nicht, wieder was gelernt
Gruss KaiserClaudius
Bruno
Stammgast
#14 erstellt: 29. Sep 2003, 14:17
Hey nochmal,


ist es nicht eigentlich so, dass gerade neue VÖ's (deren Master heutzutage ja meist eine sehr hohe dynamik und viel bass aufweisen) wenn sie es mit der vinyl variante ernst nehmen eigentlich nur als Doppel-Lp erscheinen dürften ?


das ist in der Tat (und in der Praxis) auch sehr häufig der Fall - Doppel- und sogar 3-fach LPs sind sehr oft anzutreffen.
Da hier der Materialaufwand natürlich höher ist, findet man die aber meist nur dann, wenn Spielzeit und Dynamik dies sinnvoll erscheinen lassen - eine Wahl hat der Kunde da AFAIK aber selten.

Grüsse
Bruno


[Beitrag von Bruno am 29. Sep 2003, 14:19 bearbeitet]
gdy_vintagefan
Inventar
#15 erstellt: 29. Sep 2003, 16:03
Bei den LP-Samplern der 70er und 80er Jahre war es öfter so, dass jede Seite ca. 10 Lieder hatte und 30 - 36 min. spielte. Einige Labels wie Ariola oder K-tel hatten damals die Angewohnheit, die auf Samplern enthaltenen Hits zu kürzen bzw. zu schneiden. 3-Strophen-Hits wurden gern auf 2 Strophen geschnitten, bzw. wurde nach der ersten Wiederholung des Refrains sehr gern ausgeblendet, so dass z.B. ein normalerweise ca. 4:20 langer Single-Hit auf 2:40 gekürzt wurde. Sehr wahrscheinlich erfolgte das aus dem Grund, weil halt die Kapazität auf einer LP begrenzt war. Selbstverständlich waren die Lieder auf der parallel erschienen MusiCassette genau so geschnitten, obwohl da rein technisch gesehen eine längere Spielzeit drin gewesen wäre. Sampler mit 10 Liedern pro Seite hatten auch oft eine schlechtere Klangqualität als Singles oder LPs mit kürzerer Spielzeit.
ebondazzar
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 03. Dez 2003, 23:40
Pink Floyd´s "Division Bell" hat als CD eine Länge von 66:33 min (toc), das Vinyl habe ich mit etwas über 60 min gemessen (ist schon eine Weile her). Einige Titel wurden in sich gekürzt (nicht einfach ausgeblendet), "Wearing The Inside Out" sogar in sich umstrukturiert. Ein cleverer Schachzug: man Spart die zusätzlichen Kosten für eine zweite Scheibe und gibt den Fans einen Grund neben der CD auch das Vinyl zu kaufen, weil es Versionen einiger Titel enthält, die es auf keinem anderen Tonträger gibt.
gdy_vintagefan
Inventar
#17 erstellt: 04. Dez 2003, 00:21
Ich meine, das auch auf der "Innuendo"-LP von Queen gesehen bzw. auf dem Cover gelesen zu haben, dass es darauf ein bis zwei Lieder in einer speziell geschnitten "LP-Version" gibt. Das Album läuft ja auch so um die 60 min.
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