HiFi und Tonstudio - Zwei unversöhnliche Welten?

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Studiomensch
Neuling
#1 erstellt: 24. Mai 2013, 13:27
Hallo in die Runde!

Bisher habe ich dieses Forum zu Recherchezwecken verwendet und habe mich nun entschlossen, mich mal anzumelden. Danke schon mal für die vielen Jahre "außenstehendes Zuschauen".

Mein erster Ausbildungsberuf war Toningenieur (Ausrichtung Studio/Recording, keine Livebeschallung). Nachdem ich seit guten 8 Jahren in einem völlig anderen Beruf bin habe ich kürzlich endlich wieder ein rein privates Tonstudio eingerichtet. Ohne komerziellen Hintergrund, primär als Hobby und maximal für Fremdproduktionen, die mich persönlich interessieren.

Bei der Wahl nach den Abhören fielen mir diverse Aussagen eines Dozenten von uns ein (Schulfach "Lautsprecherbau"), der selber als Entwickler Freelancer für ein Lautsprecherhersteller war:
"Leute, wenn ich euch eines ans Herz lege, dann das: NIEMALS eine Hifi Box ins Studio. Schon gar keine High End. Und umgekehrt: NIEMALS eine Studioabhöre ins Wohnzimmer."

Auf unsere Frage, warum das so sei, lächelte er nur und meinte: "Fragt das die High-Ender, die können euch das sagen. Aber lasst euch auf keine Diskussion ein, das sind einfach zwei Welten."

Als einer unserer Mitschüler sagte, er hätte eine HiFi Box die echt gut klingt meinte er: "Dann schmeiß sie auf den Müll. Eine Box hat nicht zu klingen, sie hat wiederzugeben. Und das möglichst neutral. Die Musik soll klingen, nicht die Box."

Nun ist es ja so, dass ich hier sehr oft lese wie gut die Box XYZ klingt, wie "warm" diese sei, wie "smooth untenrum" oder "richtig geil reindrückt" und so weiter.

Ich möchte nun endlich die Antwort auf diese 8 Jahre alte Frage haben: Warum keine High-End Box im Studio? Warum "mögen" sich die Studiotechniker und die High-Ender nicht?
Was meinen die High-Ender mit gutem Klang einer Box?

Denn, ganz offen: Ich selber betreibe derzeit als Abhöre ein Paar Genelec 1031A und als Alternative zum "LoFi" Vergleich ein Paar Magnat Studio 110. Und, große Überraschung: Ich finde die Magnat sagenhaft neutral und ausgeglichen. Beide Paare werden im Nearfield benutzt, Abstand Ohren-Box nicht mehr als 1,50 Meter. Abstand Boxen zur nächsten Wand mehr als 2 Meter, keine Early Reflextions, diffuser Raum.

Ich selber würde jetzt akut kein Argument dagegen finden, keine HiFi Box im Studio zu verwenden, wenn auch nur als Alternative.

(Ja, ich lasse mich auf eine Diskussion mit High-Endern ein... *hahaha*)


[Beitrag von Studiomensch am 24. Mai 2013, 13:27 bearbeitet]
HiFi-Tweety
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 25. Mai 2013, 01:27
Ich persönlich gebe deinem Dozenten absolut recht.

Ein Lautsprecher hat nicht zu klingen, er soll lediglich wiedergeben.

Nun schaue dir doch einfach so manches High-End Konstrukt an. Da sind Rundum-Strahler, Flächen/Dipole, Lautsprecher mit zusätzlichen Hochtönern und Mitteltönern auf der Rückwand etc.

Das alles wird dann für einen exorbitanten Preis verkauft und mit allerlei Marketing begründet.

Letztlich ist aber HiFi eigentlich nur Mittel zum Zweck. Wenn du dich dann aber mal mit den Entwicklern von Lautsprechern unterhälst, wird es richtig lustig. Denn exakt diese haben eine Klangvorstellung, wie Musik zu klingen hat und stimmen daraufhin ihre Lautsprecherserien ab, ungeachtet davon, was sich Tonmeister und Künstler beim Recording gedacht und produziert haben.

Das wird dann in der Marketingabteilung schöngeschwurbelt und der Kunde glaubt es und hört dann jeden nur erdenklichen Furz und interpretiert da etwas für sich herein. Gerade die High-End Messe dieses Jahr war wieder perfekt um all diese Leute zu sehen und ihren Gesprächen zu lauschen.

Da du aber im Studio ein Werkzeug brauchst und kein schönfärbendes High-End, hat dein Dozent vollkommen Recht.

Und im Wohnraum möchte kaum einer im Nahfeld Musik hören, weshalb es dort eher die Aufgabe gibt, für den Wohnraum und Abhörsituation, den richtigen Lautsprecher zu finden, der dann am Hörplatz möglichst neutral wiedergibt und nicht klingt.

In diesem Sinne, weiterhin viel Spaß beim Hören.
HiFi_Addicted
Inventar
#3 erstellt: 26. Mai 2013, 04:50
Ich bin der Meinung dass die Anlage die Musik so wiederzugeben hat wie sie aufgezeichnet wurde und nicht anders. Wenn ich nur lese dass manche Lautsprecher nur für gewisse Musikrichtungen geeignet sind wird mir schon schlecht.

Ich habe eigentlich nur aus Enttäuschung über den üblichen HiFi Müll angefangen meine Anlage komplett selbst zu entwickeln. Ich habe nichts gefunden das sich neutral verhält und größere Pegel als die typischen Nahfeldmonitore erzeugen kann ohne dass die Verzerrungen überhand nehmen oder Rauchwolken entstehen wenn man ein fühlbares Schlagzeug gefordert wird oder die Transformers sich austoben.

Die Einmessung der Betriebskennlinie auf einen linearen Frequenzgang am Hörplatz halte ich für zwingend erforderlich. Über Source Direct kann ich nur noch lachen. Terzband EQ oder auch ein parametrischer EQ der richtig eingestellt ist sollte doch in jeder Anlage vorhanden sein. Richtig eingesetzt sind diese in High End Kreisen verpönten Geräte eigentlich eine Wunderwaffe. Die übliche V Einstellung sollte man aber nicht verwenden.

Hat von euch schon mal jemand eine typische Kino Installation gehöhrt ohne Einmessung? Ist ein ziemlich zweifelhaftest vergnügen. IMHO essentiell für eine gute Wiedergabe. Neutralität kann sowieso in diesem Fall nicht erreicht werden wegen der zu vielen möglichen Sitzplätze.

LG

Christoph
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